An den vier Enden der Welt
An den vier Enden der Welt
Der Sonnenhof in Württemberg – mit Natur und Tradition zu Charakterweinen
11. Juni 2013
Dieses hier ist ein echtes Familienweingut und noch dazu das größte private in Württemberg. Nicht eine der vielen GmbH- und KG-Familien, die sich aus Marketinggründen ein persönliches Mäntelchen umhängen. Hier, auf dem Sonnenhof, haben inzwischen die Jungs das Sagen, seit 2008, als das Weingut von Vater Albrecht Fischer und Mutter Charlotte auf die Söhne Martin und Joachim überging. Damit ist eine Tradition erhalten worden, die bis 1522 zurückreicht. Das letzte familiäre Geschäftsereignis vor 2008 war 1973, als die Familien Bezner und Fischer ihre Betriebe zum Sonnenhof zusammenlegten. Seitdem schlägt der Sonnenhof die Richtung eines nachhaltigen Weinbaus ein. Die jungen Brüder haben sich dann vollends dem Respekt vor der Natur verschrieben, ohne sich als Bioweingut ideologisieren zu lassen. Alles andere sagt der Titel ihrer Imagebroschüre: Altes Handwerk, Moderne Ideen.
Das Weingut Sonnenhof liegt im württembergischen Unterland im idyllischen Stromberggebiet mit seiner Großlage Stromberg – einst berüchtigt wegen seiner Massenweine. Der Betrieb ist in der Gemeinde Vaihingen-Gündelbach beheimatet, ganz grob im Zentrum eines Dreiecks Heilbronn-Ludwigsburg-Pforzheim, nicht weit vom weltberühmten Kloster Maulbronn entfernt.
Etwa 46 Hektar Rebfläche, die mit dem Gündelbacher Wachtkopf gleich hinter dem Hof beginnt, werden im großen Team bewirtschaftet, das nicht als Personal der Familie auf Abstand gehalten wird, sondern Taktgeber einer funktionierenden Weinbegeisterung ist. Bruder Martin, Diplom-Weinbetriebswirt, fungiert als Betriebsleiter, während Joachim als Techniker für Weinbau und Oenologie der Kellermeister ist.
Zum Betrieb gehören vier Einzellagen: Wachtkopf (Gündelbach), Heiligenberg (Häfnerhaslach), Kirchberg (Hohenhaslach), sowie Liebenberg (Ochsenbach und Spielberg). Hier wachsen landestypisch überwiegend rote Trauben und das in einer Sortenauswahl, die Brüder Fischer in die Lage versetzt, bei allen guten Rotbeeren mitreden zu können. Davon abgesehen hat man natürlich eine solide Grundlage für interessante Experimente im An- und Ausbau und in der Kreation von Cuvés. Auf dem Stock stehen also zu 60% Lemberger und Trollinger, daneben Spätburgunder, Muskattrollinger, Dornfelder, Schwarzriesling, Samtrot, Regent, Cabernet Sauvignon, Cabernet Mitos, Acolon, Merlot und Syrah. Nur 25% der Rebflächen sind mit weißen Rebsorten bestockt, auch hier ist alles vertreten, von einheimisch bis international: Riesling als drittstärkste Rebsorte im Weingut, aber auch Grauburgunder, Chardonnay, Rivaner, Kerner, Gewürztraminer und Muskateller.
Wie so viele junge Winzer haben die Brüder Fischer das Mengen-Güte-Gesetz verinnerlicht und halten durch kurzen Anschnitt der Fruchtruten und durch die „Grüne Lese“ (die Ausdünnung der Trauben im grünen Zustand) den Ertrag gezielt gering und die Qualität ihrer Weine hoch. Hinzukommt das Prinzip der Schonung aller natürlichen Ressourcen, was beispielsweise schon frühzeitig zur Schädlingsbekämpfung im Weinberg durch Nützlinge geführt hat, was aber auch im Einsatz alternativer Technologien zum Ausdruck kommt. So hat der Sonnenhof schon 1994 die erste Windkraftanlage im Bundesländle errichtet.
Klare, reine und sortentypische Weine möchten die Brüder Fischer machen, auch wenn sie gerne spannende Cuvés zusammenstellen. Ihre Weine haben sie zur Freude der Weininteressenten in Linien zusammengefasst, die sich zu einer 5-Klassen-Pyramide aufbauen: Die Basis bilden die „Vierteles-Weine“ in der Literflasche, gefolgt von Gutsweinen, den Spezialitäten und den Lagenweinen der S-Klasse. An der Spitze stehen die HADES-Barrique-Weine.
Die Beziehung der Barriqueweine zur mythologischen Unterwelt durch den Namen HADES kokettiert einerseits mit den Höllenfeuer-getoasteten Eichenfässern, findet anderseits aber eine schnöde weltliche Begründung: es sind die Anfangsbuchstaben der sechs württembergischen Betriebe, die sich unter dem Motto „Große Weine aus kleinen Fässern“ dem Barrique-Ausbau verschrieben und vor 25 Jahren zu einer Interessenvereinigung zusammengeschlossen haben: Weingut Fürst Hohenlohe-Oehringen, Weingut Graf Adelmann, Weingut Drautz-Able, Weingut Jürgen Ellwanger, Weingut Sonnenhof und Staatsweingut Weinsberg. Seinerzeit war der Barrique-Ausbau äußerst unbeliebt, die Weine mussten wegen ihres Holzgeschmacks häufig als Tafelweine verschleudert werden. 1986 schlossen sich daher Winzer in der Studiengruppe "Neues Eichenfass" zusammen unter wissenschaftlicher Begleitung durch die Weinbauschule Weinsberg.
Ebenso ist das Weingut Sonnenhof Mitglied im Deutschen Barrique-Forum und in der launigen Gruppe der „Gutskomplizen“, wo sie gemeinsame Sache machen mit den Weingütern Dr. Pauly-Bergweiler in Bernkastel, "Zur Schwane" in Volkach an der Mainschleife, „Nägelsförst“ in Baden-Baden und „Studler“ in der Pfalz. Martin und Joachim Fischer gehören außerdem zur Initiative Generation Riesling des Deutschen Weininstituts, mit dem sie am 15. April 2013 auf Tour waren zur erfolgreichen Präsentation in Berlin.
Wir haben es mit unseren Verkostungen der Sonnenhof-Weine fast bis an die Spitze der Qualitätspyramide geschafft und können Ihnen daher 6 Rotweine und 5 Weißweine aus den Linien Gutsweine, Spezialitäten und S-Weine vorstellen.
Die Rieslinge vom Sonnenhof gehören zu den deutschen Spitzenrieslingen. Beim DLG-Wettbewerb 2011 war das Weingut als erstes aus Württemberg für das beste Riesling-Sortiment ausgezeichnet worden und erhielt für den 2011 Riesling Gutswein feinherb den Großen DLG-Preis Extra. Auf der ProWein 2013, Ende März, bekam der Riesling Gündelbacher Wachtkopf “S” 2011 im Rahmen der Verkostungszone mit internationalen Trend- und Leitsorten mit 89 Punkten die höchste Bewertung aller hier angestellten Rieslinge.
Die Sonnenhof-Rieslinge wachsen in den höchsten Parzellen der Lagen mit bis zu einer Hangneigung von 60%, überwiegend auf Stubensandstein, der für die Mineralik in den Weinen verantwortlich ist. Viele der Rebstöcke sind 40 Jahre alt.
Der trockene Gutswein aus 2012 ist mit seinen lockeren 12,5% Alkohol duftig fein in der Nase, fruchtig allemal. Wir kennen den sortentypischen Zitrustouch, hier gesellen sich aber auch feinere Nuancen von Pfirsich und grünen Delicius-Äpfeln hinzu. Im Mund kauen wir nochmals genüsslich auf einem grünen Apfelgeschmack herum, von der Restsüße mit einer frischen Leichtigkeit umspült. Eine nette Säure sorgt für einen spritzig-fruchtigen Abgang. Stellen Sie sich diesen Riesling hin zu einem gedünsteten Wolfsbarschfilet in einer fruchtigen, nicht zu scharfen Curry-Kokossoße, dazu Jasminreis versteht sich.
2011 Gündelbacher Wachtkopf Riesling S trocken
Goldgelb funkelt dieser Riesling im Glas, mit dem wir schon kurz unterhalb der Spitze der Qualitätspyramide angelangt sind. Es ist eine Spätlese, die nach Unterbrechung der Gärung auf Feinhefen ausgebaut wurde. Er beeindruckt mit reichlich Frucht, sowohl aromatisch als auch geschmacklich. Aus dem Glas wehen intensive Pfirsich- und Aprikosen-Lüfte, auch Apfel, aber nicht grün, sondern eher Jonared. Hinzukommt eine herrliche Exotik aus Mango und Passionsfrucht. Die Fruchtskala treffen wir erneut im Geschmack, aber nicht so differenziert, sondern eher kompakt, füllig mit einer gewissen Grapefruitbühne. Die deutliche Fruchtstilistik ist in eine fein strukturierte Säure und Mineralik eingebunden, wodurch der trockene Wein von einer Art süßem Heiligenschein umrahmt wird. Womit speisen? Ganz einfach – zu einem klassischen thailändischen Entengericht, medium gewürzt.
Am Fuß des Hangs des Wachtkopfes stehen neben den anderen Burgundern auch die Grauburgunder Rebstöcke. Es gibt hier weniger Sonne, der bunte Keupermergel ist fetter als oben am Steilhang. Die Grauburgunder Trauben bekommen daher prinzipiell eine schlankere Frucht und haben in ausgewogenen Jahren die Chance auf eine Eleganz wie man sie beim Grauburgunder eher selten antrifft. Die Fischers ernten hier überdurchschnittliche, vollreife Qualitäten und gehen bei der Ernte sehr selektiv vor. Der Ausbau erfolgt komplett im Edelstahltank. Entstanden ist aus dem Jahrgang 2012 ein fruchtiger Grauburgunder, der voll im Geschmack steht und viel zu schade ist für Leute, die nur ihren Urlaubs-Grigio suchen.
Im Glas ist sein Gelb auffallend hell und flackert orange, in die Nase rauschen gelbe Früchte von Birne über reife Mirabellen bis Sweety-Ananas. Am Gaumen kommen Aprikosen dazu, Pflanzen und Kräuter, auch Haselnüsse. Insgesamt eine aromatische, saftige Geschmacksszene mit mehr Mineralität als Säure und kernigen 13,5% Alkohol. Das baut einen starken Körper auf, der lange den Gaumen umspielt. Ein universeller, hochwertiger Wein, den man zu vielen Gerichten genießen kann, bestimmt auch als gewissen Kontrast zu Hummer oder als Harmoniewein zu einer gebratenen Dorade.
2012 Gündelbacher Wachtkopf Gelber Muskateller feinherb
Hat man die Trauben mit der Ernte unversehrt im Keller, ist das bei dieser leicht kapriziösen Sorte schon die erste Leistung im Vorfeld der Weinbereitung. Man muss die Trauben wie rohe Eier behandeln. Wer den Gelber Muskateller mit der richtigen Maischestandzeit in den Griff bekommt, insbesondere mit sorgfältiger Steuerung der Temperatur, kann herausragende Resultate erzielen.
Der feinherbe Ausbau des 2012 Gündelbacher Wachtkopf mit leichten 11,5% Volumenprozent Alkohol ist günstig für die Aromatik und Komplexität der Weine. Hellgelb duftet uns das intensive Eigenaroma an, muskatig, dazu weiße Rosen, Hollunderblüten, Zitronengras, etwas Litschi, etwas Mandarine, etwas Fenchel. Im Mund ist er saftig, herzhaft, fruchtig, blumig, einfach lecker. Wie bei den Rieslingen gelingt es Joachim Fischer auch beim Gelben Muskateller die Säure und Restsüße in Einklang zu bringen; guter Job, denn die Bändigung der Säure gehört bei dieser Rebe schon zu den Meisterleistungen. Ehe Sie wieder anfragen, sei gleich gesagt, dass die Zusammenführung von Speisen und Rebsorte immer eine experimentelle Herausforderung darstellt. Probieren Sie ihn versuchsweise mutig zu einem Geflügelsalat mit Mandarinen oder Ananas oder zu einem Waldorfsalat New York Style.
2009 Gündelbacher Wachtkopf Riesling Auslese S edelsüß
Jetzt wird es wirklich edel und süß. Gönnen Sie dem goldgelben Wein ein eher kleines Glas und servieren Sie ihn nicht zu warm. Lassen Sie das Glas dann aber ruhig etwas stehen, damit sie von der Entwicklung der Aromen mit der zunehmenden Erwärmung profitieren. Der Wein ist fraglos kraftvoll, ja imposant in der Aromatik. Eine ganze tropische Insel mit eingemachten gelben Früchten schwimmt da im Glas, mit der Brandung quillt Honig heran. Im Mund erschmatzen wir reife Mangos, Zitrusfrüchte, weiße Nektarinen, Vanille. Seine Frucht rummst nicht plump rein, sondern kommt vornehm dezidiert daher. Das ist sehr willkommen und lockt mit einer langen Erinnerung im Abgang. Ein delikater, rasanter, reifer, sinnlicher Süßer, der süchtig macht.
Bekanntlich wird die Kunst der Süße hierzulande ja anders als im Ausland eher herablassend behandelt, obwohl die brutalsten Nörgler wahrscheinlich immer eine Beerenauslese im Kühlschrank offen haben. Dabei sind die süßen Künstler viel befähigter als die trockenen. Nichtstun kann auch dem drögesten Winzer einen passablen trockenen Wein bescheren; einen edlen Süßen zu machen, jedenfalls ohne große Chemiekeule, erfordert Risikobereitschaft und Können. Glückwunsch, Joachim!
2012 Spätburgunder Gutswein trocken
Jetzt sind wir bei den Roten angelangt. Dieser Spätburgunder ist solide handwerklich gemacht. Die Feingliedrigkeit, die der Keuperboden den Burgundersorten anbietet, ist genutzt worden. Wir schmecken einen vollen, stark aromatischen Spätburgunder, der mit seinem eigenen Charakter im Meer der deutschen Spätburgunder ein Inselchen bildet. Er hat Struktur und verführt mit sortentypischen Erdbeeraromen, aber auch mit Kirschen, Heu und lila Blüten. Das alles kommt wiederum mit 14% Alkohol daher, der den Wein für ein rustikales Rindergullasch prädestiniert.
2011 Cuvée Donero Gutswein trocken
Im Donero ist Lemberger, Acolon und Cabernet Mitos drin und letzterer wohl nicht zu knapp, was sich aus dem tiefdunklen Rubin im Glas schließen lässt. Denn die Cab Mitos – eine Züchtung aus Weinsberg übrigens – ist ebenso wie der Dornfelder eine Färbertraube, wobei nicht nur die Beerenhaut, sondern auch das Fruchtfleisch schön rot ist. Weil alles so schön dunkel ist, hat der Wein den Namen Donero bekommen, der aber auch Anmut und Esprit bedeuten kann.
Jedenfalls blicken wir in ein dunkles, optisch bodenloses Glas, das sich allerdings mit ordentlich würzigen Vanille-, Wacholder- und Brombeer-Nase bemerkbar macht. Am Gaumen kommen die stürmischen Tannine der Jugend an, dazwischen drängeln sich Kirsch-, Brombeer- und Cassis-Noten, abgewürzt mit einem winzigen Schlöckchen roter Pfeffer und Holzfass. Dann erscheint im Mund auch noch die Säure und sorgt für einen ewigen Abgang. Sie können diesen fülligen Wein mit seinen 13 Volumenprozent Alkohol bedenkenlos zu einem Rinderschmorbraten hinstellen.
Endlich mal eine Rebsorte, mit deren Kenntnis man angeben kann, weil sie keiner wirklich kennt. Der Muskattrollinger ist eine Rotwein-Rebsorte mit großen Beeren, sie ist farblich dem Trollinger ähnlich und bringt im Ausbau ein Muskatbukett hervor, das es zu beherrschen gilt. Es gibt nicht viele Winzer, die den Muskattrollinger zu stehen haben, und schon kaum einen, der eine lange Erfahrung mit dieser Rebsorte hat wie der Sonnenhof.
Der Wein funkelt im Glas transparent rubinrot, wir erschnüffeln Himbeeren, rote Trauben, reife Hedelfinger Süßkirschen und wir legen auch noch eine Scheibe Ananas drauf. Nicht zu überriechen ist das verspielte Blumenkränzchen, hier dürfen es gerne Rosen und Veilchen sein. Im Mund schmatzen wir lange herum an dem aromagetragenen Fruchtgenuss. Alles ist frisch, intensiv, von feinen Muskataromen eingehüllt und im sanften Rahmen von 12,5% Alkohol und eines eindrucksvollen Zusammenspiels zwischen Süße und verhaltener Säure. Mineralik sei Dank dafür, dass sich dieser geradezu süffige Wein im Abgang nur herrlich zögerlich verabschiedet.
Lassen Sie diesen Wein erstmal ausgiebig ein Solo tanzen, bevor sie ihn – wenn überhaupt – einer Speise aufdrängen. Wenn, dann dürfte ein Apfelstrudel oder ein Brownie für die Begleitung stolz sein. Es lohnt sich, einen mittleren Vorrat anzulegen, sie können mit ihm locker noch zwei, drei Jahre lang Eindruck schinden.
2009 Gündelbacher Wachtkopf Trollinger S trocken
Die S-Klasse des reinsortigen Trollingers aus dem Gündelbacher Wachtkopf kommt aus einem steillagigen und nach Süden ausgerichteten Keupermergel-Stubensandstein-Terroir. Joachim Fischer macht in der S-Klasse Charakterweine aus der Einzellage, die eine möglichst unkonventionelle Note haben.
Das kann man wohl sagen für diesen Trollinger, der schon im Glas wesentlich kräftiger als in dem üblichen Zinnoberrot glänzt und mit ungewohnten Aromen und dichten Geschmacksnuancen überrascht. Er hat eine deutliche Kräuter-Würzstruktur, sowohl in der Nase als auch am Gaumen, angereichert mit Kirschobst, getrockneten Pflaumen und Aprikosen und von Heidelbeeren und Hollunderblüte, die den Weg ins Fass gefunden haben mögen. Er hat kaum Tannine nötig, das lebendige Säuregerüst und die schöne Mineralik stützen auch im langen Abgang die Fruchtigkeit. Alles ist sehr präzise, direkt und sauber. Dieser Trollinger begleitet in angemessener Weise eine Tagliatella mit Pilzen oder Tortelloni mit Trüffeln.
2009 Gündelbacher Wachtkopf Lemberger S trocken
Gut, dass wir von dieser S-Klasse nicht ein jüngeres Modell verkostet haben, denn dieser Charakter-Lemberger hat es in sich. Er stammt von alten Reben, stand lange auf der Maische, wurde im kühlen Edelstahl vergoren und war ein Jahr lang in nicht ganz neuen Holzfässern eingesperrt, anschließend noch ein halbes Jahr Flaschenlagerung. Schon im Glas gibt er mit seiner Rubinkraft an und feuert Aroma-Salven ab von Würze, dunkler Schokolade, Schwarzkirschen und Brombeeren. Aus der Weihnachtsbäckerei sind Zimt, Marzipan und Kardamom entliehen. Als Zugabe kommen in der Nase und im Mund angerauchte Röstaromen in Frage, aber ohne Vanilletouch, eher erinnert er an die Zedernbrettchen, die modischer Weise zum Grillen ausgegeben werden. Es drängeln sich eine selbstbewusste Säure und forsche Tannine in 14 Volumenprozent Alkohol, die allesamt dem Wein etliche Lagerjährchen garantieren. Dazu hat er im Abgang Pfeffer im Hintern. Der stilvolle Lemberger im dunkel-würzigen Powergewand, den man einem Hirsch aus der Bratröhre hinknallen kann.
2009 Gündelbacher Wachtkopf Cuvée Kerberos S trocken
Der Kerberos, mythologisch der dreiköpfige Bewacherhund des Hades, ist ein wertvolles Rotwein-Cuvée aus dem kraftvollen Cabernet Sauvignon, dem farb- und aromaintensiven Syrah und dem mildfruchtigen Merlot – man merke, alles keine Heimatschwaben, sondern internationale Sorten. Wie bei einer guten Hifi-Anlage kommen beim Genuss die einzelnen Klang- bzw. Geschmackskörper individuell zum Ausdruck.
Seine kräftige Aromatik präsentiert dunkle Früchte, schwarze Johannisbeeren, dunkle Kirschen, Kakao, Lakritze und dezentes, würziges Holz, das hier mit kluger Vorsicht eingebracht wurde. Er zeigt im tiefen violetten Dunkelrot und am Gaumen mit seinen 14% Alkohol hemmungslos seine Muskeln, ohne vulgär zu wirken. Frucht und nochmals Frucht, elegante Röstaromen, eingebundene Säure, gebändigte Tannine. Eine vollendete Komposition der assemblierten Rebsorten, die in einem erinnerungswürdigen Abgang dahinschmelzen. Der Jahrgang 2009 war übrigens die erste Abfüllung des Kerberos Weins.
Im Hörerlebnis treffen Sie Joachim Fischer, Jungwinzer, Angehöriger der GENERATION RIESLING. Er stellt das Familienweingut Sonnenhof und seine Ideen der Weinbereitung vor.
Joachim und Martin Fischer
Foto: © Weingut Sonnenhof
HÖRERLEBNIS mitJoachim Fischer
alle Fotos: © Weingut Sonnenhof