Es gehört zu den eher kleinen Weingüter im Weinanbaugebiet Baden, gleichwohl oder vielleicht gerade deswegen hat sich Lena Flubacher Großes vorgenommen: Mal ganz einfach ihr Leben der Natur zu widmen: als Winzerin mit eigenem Weingut und einer unbändigen Begeisterung für ihren Beruf.
Lena Flubachers Weingut liegt in Ihringen am Kaiserstuhl, rund 15 km nordwestlich von Freiburg und wenige Kilometer östlich von Breisach am Rhein und von der Grenze zum Elsass. Die Gegend gehört zu den wärmsten im deutschen Weinanbau, hier meint es die Natur besonders gut mit den Winzern.
Lena Flubacher ist gleichsam im Weinbau aufgewachsen, dennoch hatte der nicht schon ihre Kindheitsträume bestimmt. Ihre Großeltern gründeten vor etlichen Jahren in Ihringen eine kleine Rebveredlung für den Hausgebrauch. Ihre Eltern vergrößerten den Betrieb als „Elmar Flubacher Rebveredlung“ und liefern außerdem nach wie vor Trauben aus 10 Hektar Weinbergen an die örtliche Winzergenossenschaft ab. Nach ihrer Winzerlehre im Staatsweingut Meersburg am Bodensee und in der Rebschule Freytag in der Pfalz studierte Lena Flubacher Weinbau & Oenologie in Geisenheim mit Praktika in der Kellerei St. Pauls in Eppan/Südtirol und im Weingut Köbelin am Kaiserstuhl.
Mit
Flächen aus dem
Weinbergbesitz der
Eltern und
zugepachteten Weinbergen gründete sie
2012 inmitten der Obstbauflächen am Westrand von
Ihringen ihr
eigenes Weingut.
2013 machte sie mit einem Weißburgunder und einem Grauburgunder ihren
ersten Jahrgang, den sie gleich mal am
elterlichen Spargelstand offerierte. Ihr
Weingut bewirtschaftet sie heute ebenso wie ihr Leben
gemeinsam mit dem
Winzer und
Weinbautechniker Christian Heitzmann.
Die drei Hektar von Lena Flubacher verteilen sich auf zwei der besten badischen Weinlagen in Ihringen: Fohrenberg und Winklerberg. Lena Flurbachers Parzellen sind mit Grauburgunder, Weißburgunder, Spätburgunder und zu einem geringen Teil mit Müller-Thurgau bestückt. Aus den Trauben macht sie derzeit ein überschaubares Sortiment: fünf Weine – Weißburgunder, Grauburgunder, Spätburgunder Rose, Spätburgunder Rotwein und neuerdings Grauburgunder Premium – sowie einen Secco. In ihrem Weinangebot verbreitet sie nicht wie manche Jungwinzer mit peinlich hohen Flaschenpreisen die Vermutung für Qualität, sondern eröffnet mit einer fairen Kalkulation ihr Weinangebot gleichsam jedermann. Sie möchte vor allem auch junge Leute erreichen, die – wie sie selbst – Wein als Ausdruck von Lebensfreude und Kultur empfinden sollen. Dafür will sie etwas Ordentliches und Schmackhaftes in die Flasche bringen, eine Plazierung im Sterne- und Gläserbereich der Weinguides kann dann gerne auch noch kommen.
Als junge Winzerin mit Besitz in Spitzenlagen wird es einem mit einem Start-up nicht leicht gemacht. Zum einen muss man zur Geltung bringen, dass man einen eigenen Weinstil kreieren und sich damit von den anderen Weinbergsbesitzern unterscheiden möchte. Zum anderen steht man im Wettbewerb mit eben jenen Weingütern, von denen einige, wie Nachbar Dr. Heger, schon ganz oben angekommen sind, und andere auf dem gleichen Weg sind, das Besondere in die Flasche zu bringen.
Im
Keller geht es
solide zu, aber mit
Inspiration.
Lena Flubacher ist
klug genug, bei
Erträgen von
drei Hektar nicht mit dem
Großteil der
Ernte zu
experimentieren, sondern sich erst einmal eine
Basis zu
schaffen, die
Erfahrung generiert. Auch wenn sie es
kaum erwarten kann, die
Ideen und
Wünsche, die sie von der
Ausbildung und den
Berufskontakten mitbringt, endlich
umzusetzen. Doch sie weiß, dass erst eine
beruhigende betriebswirtschaftliche Grundlage sorgenfreie Lust auf Kreativität zulässt, zumal sie mit
27 Jahren noch etliche
Jahrgänge vor sich hat. Also
bauen Sie und
Christian Heitzmann grundsätzlich die
weißen Trauben im
Edelstahl aus und lassen
rote Trauben auch
vorbelegte Barriques schmecken. Sie arbeiten
bodenständig und
zukunftsorientiert,
traditionsbewusst und
modern. Die
Weißburgunder Trauben werden
einige Stunden auf der
Maische liegen gelassen, die
Grauburgunder Trauben hingegen gleich
abgebeert und
gepresst. Der
Spätburgunder gärt in
offenen Bottichen, wobei der
Tresterhut mit Muskelarbeit dreimal täglich
untergetaucht wird. Es wird zum großen Teil mit der
eigenen Hefeflora spontan und auf jeden Fall
temperaturgesteuert und mit
zeitgemäßer Technik vergoren. Bei Lena Flubacher braucht niemand wie früher nachts zur Abkühlung die Kellertüren zu öffnen. Immer geht es darum, im
Wein die
Rebsorte und ihre
Herkunft wahrnehmbar zu machen. Dabei unterwirft sich
Lena Flubacher nicht sklavisch dem verbreiteten
Trockentrinken-
Diktat, sondern will die
Fruchtsüße, die eine 90-Öchslegrad-Plus Ernte mit sich bringt in
frischer,
geschmacksintensiver Form auch
im Wein erlebbar machen.
Sie konzentriert sich auf die Burgundersorten, wohlwissend dass diese perfekt zum Kaiserstuhl passen. Ihre familiäre Erfahrung mit der Rebveredlung hat ihr mitgegeben, dass gute Burgunderklone hier Großes leisten können und schon im Weinberg den Weg zum Erfolg ebnen. Sie lässt sich glücklicherweise nicht einreden, die Großartigkeit ihres Weinguts an der Diversität des Sortiments ausrichten zu müssen und verzichtet daher auf den Anbau von Riesling. Das ist in der Hitze der Region und in Zeiten der Klimaveränderung nicht nur weise, sondern kann ihre Ressourcen darauf lenken, den weißen Burgundern einen eigenen Stil zu verpassen und die zickige Spätburgunderrebe in ihrem Sinne zu zähmen. Natürlich will sie trotzdem innovativ sein und es auch mit anderen Rebsorten versuchen, die, wie etwa der Sauvignon Blanc, zum Terroir des Kaiserstuhls passen könnten. Da weiß Lena Flubacher dank ihres exzellenten Know-Hows aus der Rebbeschulung bestens Bescheid.
Außer mit dem eigenen Weingut, der Mithilfe im elterlichen Rebveredelungsbetrieb und zwei Arbeitstagen im Staatlichen Weinbauinstitut in Freiburg im Bereich Rebenzüchtung & Weinbauliches Versuchswesen füllt sie ihre Zeit noch mit etlichen Ämtern und Funktionen aus: So ist sie seit Jahren im Bund Badischer Landjugend maßgeblich engagiert und im Vorstand für den Weinbau zuständig. Zugleich ist sie für die Landjugend Mitglied im Verbandsausschuss des Badischen Weinbauverbandes. Sie gehört den Bewegungen GENERATION RIESLING und GENERATION PINOT an. Ihre vielfältigen Kontakte und ihre Aktivitäten in sozialen Netzwerken haben ihre Überzeugung gestärkt, dass nicht nur der individuelle Erfahrungsaustausch auf Vereins- oder Verbandsebene wichtig sind, sondern die ganze Region Kaiserstuhl und die vielen engagierten Winzer an einem Strang ziehen müssten, um die Einzigartigkeit des Terroirs und der Weine herauszustellen. Dann würde man wie von selbst herausragen aus der Vielfalt der Weinbaugebiete in Deutschland und Europa.
Wir konnten vier Weine und den Secco aus dem Weingut Lena Flurbacher verkosten.
2016 Ihringer Fohrenberg Weissburgunder trocken
Die
Lage Fohrenberg umringt den
Ort Ihringen im
Norden und im
Osten. Die
Weinberge sind grundsätzlich und überwiegend nach
Süden ausgerichtet, auch wenn die
Rebzeilen hier
kreuz und
quer angelegt sind, um jeweils die
ideale Sonneneinstrahlung zu erreichen. Die
großen und
kleinen Terrassen sind zumeist mit
tiefgründigem Lößlehmboden belegt. Solch Boden
erfreut die
Rebstöcke als
idealer Wasser- und Wärmespeicher, der die
Eigenarten des
mediterranen Mikroklimas am Kaiserstuhl noch
steigert. In
einigen Parzellen der Lage
überdeckt die
Lößlehmschicht allerdings nur
mäßig das einheimische
Vulkangestein, so dass die
Rebstöcke sich hier
tiefer strecken müssen und den
Trauben eine
völlig andere Struktur mitgeben. Im Übrigen
liebt die
Weißburgunderrebe die
Kombination von
Vulkangestein mit
Lößauflagen plus
Wärme plus verlässliche
Wasserzufuhr, so dass das Terroir einen
idealen Startschuss für einen perfekten
weißen Burgunder gibt.
Im Glas haben wir einen hellgelb leuchtenden, kraftvollen Wein, der mit großzügig verströmten, aber sanften Aromen von frisch aufgeschnittenen gelben Äpfeln, reifen gelben Birnen und mit Tönen sowohl von Mandeln als auch von Wallnüssen auftritt. Im Mund tummeln sich die gleichen Aromen samt einer winzigen Nuance Aprikose. Es ist ein unverfälscht trockener Wein mit einer aktiven Säure, die mit dem relativ geringen Restzucker zu einer belebenden Frische ausbalanciert ist und einen markanten Abgang pointiert. Das Frucht-Säure-Verhältnis spendiert diesem Weißburgunder einen gehaltvollen, kräftigen Charakter, der den Gaumen gleichwohl nicht aggressiv, sondern mit kleinen eleganten Richtungen weich und lebendig umspielt. Das ist der Wein, der nicht nur auf den elterlichen Spargelstand passt, sondern auch fertige Spargelgerichte beeindruckt. Außerhalb der Spargelsaison möchte er Pasta mit Meeresfrüchten begleiten, gerne auch in Ansehung einer Sahnesoße.
2016 Ihringer Fohrenberg Grauburgunder trocken
Es ist bestimmt nicht falsch, zu vermuten, dass der
Grauburgunder sich der
besonderen Zuneigung von
Lena Flubacher erfreut, zumal er besonders
geeignet ist, das
Terroir des
Kaiserstuhls abzubilden. Die
Rebe wächst in
dem Teil des Fohrenbergs, der vorwiegend
steinige Vulkanverwitterungsböden mit geringer Lößauflage aufweist. Sie fühlt sich in den
warmen Sonnenstrahlen des
Kaiserstuhls äußerst wohl. Wie der Weißburgunder ist auch der Grauburgunder
trocken ausgebaut, zeigt indes eine völlig andere Struktur. Er entfaltet
Aromen von gelben Äpfeln, frühen Mirabellen, grünen Birnen, grünen Erbsen und grünen Bohnen und sogar einige winzig kleine Zitrustöne. Am
Gaumen kommen zu den interessanten Aromen noch eine
schöne Würze und eine
wohlschmeckende, leicht salzige Mineralität hinzu. Die
jugendliche Säure macht den Wein
schlank und
rassig, ohne sich unangemessen aufzudrängen. Das vulkanische Verwitterungsgestein hat für einen
vollen Körper gesorgt, der einen
harmonischen Abgang trägt. Der
2016 Ihringer Fohrenberg Grauburgunder trocken beeindruckt zu einem Salat Niçoise oder abseits des Mainstreams zu einer herbstlichen Pfifferlingspfanne.
2016 Ihringer Fohrenberg Spätburgunder Rosé trocken
Dieser
reinsortige Rosé könnte nach dem Weinrecht auch als
Weißherbst gelabelt werden, was heutzutage aber eher
altbacken rüberkommen dürfte und so gar nicht zu der
Genussgruppe passt, die
Lena Flubacher mit ihren
Weinen ansprechen möchte. Der
Rosé ist von frisch geernteten
Spätburgundertrauben hergestellt, die über 24 Stunden
Maischestandzeit genossen haben, ehe der Most gezogen und im
Edelstahl ausgebaut wurde. Entstanden ist ein
klassischer, trockener Rosé, der mehr ist als ein leckerer Spaßwein. Im
Glas funkelt er in einem kräftigen Lachsrosa und entsendet fruchtige
Aromen von Erdbeeren, Roten Johannisbeeren, Birnen, einigen grünen Kräutern und roten Trockenbeeren-Trauben. Er
schmeckt fruchtig-spritzig, aber nicht süßlich, und zeigt sich mit einer
präsenten Säure, die glücklicherweise nicht weggezaubert wurde, sondern mit der
Fruchtsüße und den Beeren eine
Harmonie der Frische eingegangen ist. Auf diese Weise wird ein langer, schmelziger
Nachhall unterstützt, der uns lange
herumschmatzen lässt auf der
zarten Spätburgunderfrucht und der
dezenten Mineralität. Das ist der sichere Knaller für die Grillparty, auf der schon die Lachsfarbe die Gäste anlockt und anlacht. Er würde sich aber auch nicht gegenüber gebratener Leber mit Äpfeln wehren.
2015 Ihringer Winklerberg Spätburgunder trocken
Selbstverständlich ist der
Winklerberg die
Spitzenlage im
Weingut Lena Flubacher wie auch sonst bei den VDP-Winzern vom Kaiserstuhl. Sie erstreckt sich
westlich von Ihringen am
südlichen Ausläufer des
Kaiserstuhls, der bekanntlich in der Rheinebene, genau in der Mitte zwischen den Vogesen und dem Schwarzwald liegt. Der
Winklerberg ist von
Südsüdost über Süden bis nach Westen ausgerichtet und gilt als die
wärmste Weinlage Deutschlands. Hier ist es aber
nicht nur heiß, sondern auch
steil und
steinig. Der
Boden besteht größtenteils aus erodiertem, teils schottrigem, braunem bis rötlichem
Vulkanverwitterungsgestein, manchmal mit Einschlüssen von grünschwarzen
Augit- und roten
Tephrit-Kristallen, die bei
Sonnenbestrahlung wie
Heizstäbe wirken. In anderen Parzellen überwiegen
Flusssedimente von
Schwemmlandböden. Fast überall finden sich zudem
Auflagen mit mehr oder weniger
tiefgründigem Löß. Alles beste Voraussetzungen, um der oftmals
eigensinnigen Spätburgunder-Rebe gefällig zu sein. Der
2015 Spätburgunder wurde unter Einsatz mehrfach vorbelegter
Barriques ausgebaut, was ihm vor allem den erwünschten Umfang an
Oxidation verschafft hat,
ohne mit der
Intensität von
neuem Holz kämpfen zu müssen. Er entfaltet sich mit
Aromen aus Kirschrichtungen und von roter Beete, von würzigen grünen Kräutern, Brombeeren und einem sanften holztypischen Vanillehauch. Am
Gaumen begeistert er mit seiner brillanten Kirschfrucht und einer trockenen Würze. Die
zarten Tannine führen in ein
langes, saftiges, herzhaftes Finish, in dem sich schon jetzt eine
fein strukturierte Eleganz zeigt. Verwöhnen Sie sich und den
Wein mit einem gut gewürzten Kaninchenbraten aus dem Ofen.
Secco
Das ist das beschwingte Sprudelchen aus Müller-Thurgau und Grauburgunder. Allseits bereit mit moderatem Alkoholgehalt von 10 Volumenprozent ist es für jede Tag- und Nachtzeit als delikater Frischegenuss geeignet. Die gut plazierte Fruchtsüße erinnert an alte Ruländerzeiten und der weiche Säuretouch an grüne Wiesen im Morgentau. Geschmacklich kommen Birnen, Nüsse, Äpfel, Ananas und ein kleiner Muskatton zur Geltung und werden durch die zugesetzte Kohlensäure herrlich aufgepeppt. Ein spitziger, vollfruchtiger Secco, mit dem man den Sommer durchträumen kann.
Im Hörerlebnis stellt Lena Flubacher anlässlich der Präsentation GENERATION RIESLING ihr Weingut und die Weine vor.