An den vier Enden der Welt
An den vier Enden der Welt
Das Weingut Schales in Rheinhessen: Tradition, Leidenschaft und Innovationen im internationalen Spitzenformat
15. August 2018
Im rheinhessischen Flörsheim-Dalsheim im Wonnegau, westlich von Worms, ist Vieles ganz besonders: Das Wetter und die Böden, die über die ganze Region verteilten Spitzenlagen von Weltklasse, das Ranking als höchstprämierteste Weinbaugemeinde Deutschlands und vor allem die Hauptdarsteller – die in den Lagen oder in den Orten allgegenwärtigen Weingüter mit ihren bekannten Namen. Einzigartig jedoch ist, dass hier eines der größten deutschen Traditionsweingüter auf 235 Jahre Familienbesitz zurückblicken kann: Das Weingut Schales in der Alzeyer Straße am nordwestlichen Ortsrand von Dalsheim.
Man könnte sagen, die Schales haben vielleicht nicht immer quantitativ, jedenfalls aber genetisch Wein im Blut. Denn die meisten Familienmitglieder streben seit Generationen in den Weinbau, sei es im Rheinhessischen oder auch mal im kanadischen Okanagan Valley, wohin 2003 Bernd Schales 2003 auswanderte, der dort Riesling, Grauburgunder, Chardonnay, Schwarzriesling und Merlot anbaut und durch den ersten Chardonnay-Prosecco in British Columbia auffiel.
Ermöglicht wird der Sortenreichtum von den kalk- und mineralreichen Böden und den klimatischen Eigenarten der Region entlang des 50. Breitengrads. Jede Rebsorte nimmt sich aus den unterschiedlich zusammengesetzten 65-70 Millionen Jahre alten Muschelkalk-Verwitterungsböden, dem Lösslehm und Ton oder dem Kalksteinbraunlehm-Terrain (Terra fusca), was sie braucht, um ihren Sortencharakter optimal zu entfalten. Die Sonne wird heutzutage ja freigiebig geliefert, so dass das Terroir powern und mit den Aromen verschwenderisch umgehen gehen kann. Nicht ohne Grund wird die Strecke im Schutz des Donnersbergs südöstlich zum Rhein hin als „Tal der Könige“ bezeichnet.
Bei einem Besuch des Weinguts sollte man neben der Verkostung auch den schönen alten Holzfasskeller und das hauseigene Museum besuchen mit der Weinkrug-Sammlung und den Szenen und Geräten von der Pflege der Reben, der Weinabfüllung oder der Korkenherstellung. Außerdem gibt es die Wein-Raritätensammlungen mit über 40 Jahrgängen von bekannten Weingütern aus zwei Jahrhunderten. Bei dieser Gelegenheit können Sie sich gleich ein Angebot machen lassen für den Kauf einen Geburtstags- oder Jubiläumswein – zurück bis 1945.
Wir konnten zwölf Weine des Weinguts Schales verkosten.
Riesling trocken 2017
Der Schales Riesling trocken ist der traditionsreiche Klassiker des Rebsorten-Sortiments. Es ist der Universal-Weiße, der gerade hoch bepunktet wurde im Wettbewerb Best of Riesling 2018. Er schickt intensive Aromen aus dem Glas: Zitrusfrüchte, weiße Pfirsiche, eine leichte Würze und mineralisch-kalkige Noten. Die lebendige Säure ist ordentlich untergebracht und stützt den fruchtig-süffigen Nachhall, der durch eine delikate, mineralische Schmelzigkeit zum fröhlichen Trinkfluss inspiriert. Ein harmonischer und zugleich komplexer Wein, wie er im Einstiegsbereich selten zu finden ist. Holen Sie ihn gut gekühlt aus der Box als erstklassigen Picknickwein.
Weisser Burgunder trocken 2017
Sauvignon Blanc trocken 2016
Endlich einmal wieder ein echter, klassischer Sauvignon Blanc jenseits aller Experimente, mit denen an der Rebsorte in Jungwinzerkreisen gerne und oft rumgemacht wird. Warum soll ein Sauvignon Blanc nicht mehr rebsortentypisch schmecken? Dieser hier ist jedenfalls absolut stilsicher und damit frisch, fruchtig und ausdrucksstark. Alles gut abgestimmt und nicht aufdringlich. Im Duft kommen uns gleich die Stachelbeeren entgegen, die sich mit guter Substanz auch im Mund verbreiten. Dazu gibt es grüne Paprika, Kiwis und gelbe Fruchtaromen. Ein kleiner Touch Holunderblüte topt die vegetabilen Noten. Im langen Abgang hält er seine betonte, klare und mit der Säure gut ausgeglichene Fruchtigkeit in Erinnerung. Ein schöner Wein zum kleinen oder großen Appetizer und zu einem Salatgang.
Gelber Muskateller trocken 2016
Scheurebe Kabinett lieblich 2017
Die Scheu, wie sie salopp genannt wird, wurde 1916 gar nicht weit vom Weingut Schales entfernt aus Riesling und Silvaner geboren, aus den Züchtungen des Georg Scheu in Alzey. Die Rebe hatte jahrzehntelang im Wonnegau die größte Verbreitung in Deutschland. Der Rebsorte gefällt es gut, wenn sie, wie von Familie Schales, mild-lieblich ausgebaut wird, damit sie als potenzielle Fruchtbombe schon in der Nase ticken kann. Das kommt auch bei Trockentrinkern, die Süße sonst heimlich trinken, ganz offiziell trendy an. Im dezenten Bukett arbeiten sich die sortentypischen Aromen von schwarzen Johannisbeeren, hyperreifen gelben Birnen und gelben Pfirsichen zärtlich tastend voran. Die Zunge wird von einer feinfruchtigen Textur wohlig umhüllt, die runden Cassis-Aromen kleiden den Gaumen lüstern aus. Ein runder, reifer Lecker-Wein, der einen Abend als Solist verschönern kann, gerne aber auch zu einem üppigen Obstsalat glänzt.
Merlot Blanc de Noir 2017
Der trockene Weiße aus der roten Merlot-Sorte wurde sorgfältig im Edelstahl vinifiziert, um die Beerenhäute nicht zu verärgern, damit sie die Farbe gefälligst für sich behalten. Der Wein bringt das fruchtige Merlot-Bukett erstaunlich tief in die Nase. Offenbar wurden gut erhaltene Merlot-Trauben erster Wahl verarbeitet, während ein Blanc de Noir in deutschen Landen oftmals nur den Restbewuchs abbekommt. Wir schnüffeln und kauen an grünen Äpfeln, exotischen Litschis, weißen und roten Johannisbeeren und einigen Kräutern wie Minze herum. Auch mit der zurückhaltenden Säure bringt der Wein einen schönen Körper in den Mund, voller Substanz und saftiger Präsenz. Im sanften Finish zeigt sich eine ambivalente, mal leicht herbe, mal süßliche Frucht mit einer eleganten Seite. Ein überraschend fülliger Blanc de Noir, frisch und spritzig. Der ideale Partner für einen fröhlichen Sommerabend mit und ohne Grill.
Her mit dem schönen Leben Grauburgunder trocken 2017
Die Bezeichnung dieses Weins ist beabsichtigter Weise Programm. Es könnte durchaus wie die französische Filmkomödie „Her mit den kleinen Engländerinnen“ auf Party ausgerichtet sein. Seriöser aber sind die Spuren zu Uwe Bogens gleichnamigen Roman, der sich darum kümmert, wie Mann und Frau möglichst lange bei der großen Liebe bleiben können. Da gibt es eine einfache Lösung: dieser Wein. Ein launiger Tropfen aus der immer beliebter werdenden Sorte Grauburgunder, dem zumindest in Deutschland zunehmend ein eigener Charakter jenseits des gewöhnlichen Pinot Grigio abgewonnen wird, jedenfalls im Weingut Schales. Im Glas entwickelt sich eine frische Duftigkeit von gelben Birnen, reifen gelb-roten Äpfeln, Spuren von Ananas und getrockneten Sultaninen und ein kleiner Touch von Zitrus und Mandeln nebst einem Hauch gelber Paprikaschoten. Am Gaumen kommt er flüssig, jung und adrett an. Die lebendige Säure und eine kleine Mineralik bauen ordentlich Druck auf, ohne satt zu machen. Das ist der spritzige Typ, der einen schönen Trinkfluss fördert. Er behauptet sich gut neben einer Lasagne, verschönert einen Pizza-Abend und begleitet etwas weniger schnöde, sondern distinguierter jedes Spargelgericht.
Cardinalis Riesling Beerenauslese 2007
Die edelsüßen Weine sind gewöhnlich die Königsdisziplin jedes Winzers, jedenfalls seit die klebrig süßen Massenweine in die Industriewelt-Weine der Discounter abgewandert sind. „Seit dem Jahrgang 1989 ist das Weingut Schales in Deutschland der führende Erzeuger edelsüßer Weine“, hat einst Weinautor Stuart Pigott festgestellt. Schon damals hatte Familie Schales in der Erzeugung der Edelsüßen Übung und Erfahrung, baut man doch seit 1961 regelmäßig Eisweine aus. Die Beerenauslese aus dem Riesling des Jahres 2007, die in der Premium-Linie Cardinalis rangiert, kann man nur noch mit verdrehten Augen euphorisch als himmlisches Engelspipi klassifizieren. Eine gediegene Aromatik von gelben Birnen und roten Datteln strömt in die Nase, umweht von karamelligen Schwaden. Am Gaumen ein dichtes, fruchtiges Krafterlebnis mit den betreffenden Aromen plus Quitten und orientalischen Gewürzen. Im Finish präsentiert er sich balanciert, energisch und komplex mit einer warmen Länge. Obendrein bietet die Beerenauslese auch noch eine brillante Säure im Eiswein-Stil. Ein Wein, nein, eine Götternahrung, der gewohnte Dimensionen sprengt. Weg mit dem Blauschimmelkäse, der Apfeltarte und dem Karamellpudding – der Cardinalis Riesling Beerenauslese 2007 muss einen Auftritt als Solist haben.
horrido! Rotweincuvée trocken 2013
Im Glas sehen wir ein tiefdunkles Rubinrot. Der Wein macht sich mit einer imposanten Duftigkeit ungeduldig bemerkbar: Blaue und rote Beerenfrüchte wie Brombeeren, Heidelbeeren, schwarze und rote Johannisbeeren, dazu kleine Walderdbeeren und ein paar Kirschen plus einem Touch Paprika. Rundherum schnüffeln wir an einer feinen Vanillenote – kann man auch verlangen, schließlich durfte die Cuvée ins große Holz. Geschmacklich beeindruckt die Harmonie aus Würze, zurückgenommener Säure und perfekter Tanninstruktur. Ausgewogenheit ist übrigens ein hochwertiges Qualitätsmerkmal, das die Weine von Familie Schales generell auszeichnet! Also gleitet der Wein ausbalanciert und sanft über die Zunge in einen langen, fruchtig-saftigen Abgang. Das ist eine komplexe Cuvée, kraftvoll und fruchtig im Geschmack, ohne schwer zu wirken. Zum Speisepairing ist nicht viel zu sagen: Wild, Wild und nochmal Wild - Halali!
Mont Donnerre Pinot Noir trocken 2013
Der Pinot Noir reifte über 30 Monate mit kontrolliertem Nichtstun im großen Eichenfass. Da konnte er seine intellektuelle Zickigkeit ablegen und Finesse und Eleganz entwickeln. Die öffnet sich mit einem animierenden, leicht süßlichen Kirsch-Bukett, das am Gaumen fein ankommt und Eindrücke von Heidelbeeren, Brombeeren, Süßholz und einer Spur Mokka teilen muss. Fast schon selbstverständlich ist die gute Balance, in der die Frucht der Rebsorte mit der leichten Mineralität und der dezenten Säure vermählt ist. Man hatte offenbar 2013 den Erntezeitpunkt gut abgepasst und ist einem übermäßigem Säureabbau zuvorgekommen. Ein klassischer Burgunder mit einer verführerischen Seidigkeit, hohen Dichte und einer Eleganz, der sich mit den Jahren weiter entwickeln wird. Wer zu diesem Wein nicht gerade ein Pfälzer Wildschwein aus dem Ofen zaubern kann, serviert ihn zu Spanferkelrippchen vom Grill, gewürzt mit Salz, grobem Pfeffer und einem Strich Butter – bitte nicht mit triefenden Grillsoßen versauen.
Cardinalis Cabernet-Sauvignon & Merlot 2011
CARDINALIS ist die High End Kollektion des Weinguts, die sich mit im wahrsten Sinne des Wortes ausgezeichneten Weinen schmückt, die etwas Besonderes bieten.
Sekt Gelber Muskateller trocken 2012
Das ist die exquisite Einstimmung für festliche Stunden, eine unwiderstehliche Begegnung to remember. Der Sekt ist flaschenvergoren und mit der Rebsorte Muskateller eher eine Seltenheit im Sektbereich. Er grüßt aus dem Glas mit einer festen Mousseux aus feinen Bläschen, die ewig anhält. Zarte Anklänge an Holunder- und Akazienblüten mit Nuancen, die an Aprikose, Mango, Wiesenkräuter und ein morgendliches Brioche erinnern. Am Gaumen tritt er saftig, erotisch prickelnd, feinnervig und elegant auf. Die feinstrukturierte Fruchtsäure trifft auf eine dezente Mineralität und sorgt für die stimmige Spritzigkeit mit herrlichem Fruchtschmelz. Ein schwungvoller Fest- und Festtags-Trunk.
Im Hörerlebnis stellt Astrid Schales anlässlich der Präsentation Rheinhessen 2018 in Berlin das Weingut und die Weine vor.
Fotos: © Weingut Schales
HÖRERLEBNIS mit Geschäftsführerin und Mitinhaberin Astrid Schales