An den vier Enden der Welt
An den vier Enden der Welt
Premium Wines of Romania: Das Weingut Villa Vinèa in Transsilvanien – Cool Climate Aromatik auf höchstem Niveau
11. Februar 2020
Neben seinen Passionen als Bergsteiger und Skitourengeher pflegte Heiner Oberrauch seine Leidenschaft zum Wein und entschied sich für eine Investition in Rumänien. Er schätzte die Târnave-Region im Zentrum Transsilvaniens als perfektes Terroir ein, das den Weinen einen besonderen Charakter mitgeben würde. Wie einige andere Investoren aus westeuropäischen Ländern wollte er mit dem Weinbau Träume verwirklichen. Er hatte im rumänischen Tîrgu-Mureș bereits 2001 eine Textilfabrik aufgebaut und mitgeholfen, ein Jugendzentrum und einen Bauernmarkt für lokale Produkte einzurichten. Obwohl er Einsteiger im Weinbusiness war, wusste er, dass gute Weine gute Weinmacher voraussetzen und so holte er sich hervorragende Fachleute für sein Projekt: Der Winzer Celestino Lucin war in Italien 2009 vom Gambero Rosso zum Önologen des Jahres gekürt worden, Mihail Manolache war ein hochqualifizierter Weinbauingenieur und Mihaly Denes, ein angesehener Weinexperte.
Das kontinentale Mikroklima im Târnave-Gebiet gefällt den Reben. Es wird bestimmt durch die Höhe und die Feuchtigkeit, die von den Flüssen kommt. Grundsätzlich gibt es verhältnismäßig warme und trockene Sommer und kalte, meist schneearme Winter. Die durchgängig starke Sonneneinstrahlung, die kühlen Nächte und die dichten und anhaltenden herbstlichen Nebel vom Ende des Sommers bis September und Oktober sind für die Reben sehr vorteilhaft, da sie die Aromen in den Trauben anfeuern, ohne die Säure abstürzen zu lassen. Das ganze Jahr über sorgt der leichte Wind aus Nordwest für trockene Trauben ohne Fäulnis und Pilzbefall. Das reduziert dramatisch die Notwendigkeit des Einsatzes von Pestiziden. Die Rebstöcke des Weinguts stehen auf schweren, kalkreichen oder schluffigen Tonböden mit Einlagerungen von Marmor, Sandstein und Auflagen von Sand und Braunerde. Im Allgemeinen speichert das Terrain Wärme und Feuchtigkeit.
Transsilvanien
Transsilvania ist im Wesentlichen das historische Siebenbürgen im südöstlichen Teil des Karpatenbeckens. Etwa ab dem 13. Jahrhundert gehörte es zu Ungarn, ab 1541 war es ein den Türken tributpflichtiges Fürstentum und wurde 1687 nach dem Sieg Österreichs über die Türken bei Ofen Kronland der Habsburger Monarchie. Im Gebietsausgleich zwischen Österreich und Ungarn wurde es 1867 wieder Ungarn zugeteilt und gehört seit 1918 zu Rumänien. Transsilvanien ist etwas kleiner als die Bundesländer Baden-Württemberg und Hessen zusammen. Es wird von den Ost- und Südkarpaten und den Siebenbürger Westgebirgen umschlossen, so dass der Weinanbau vor allem auf dem riesigen, von Flüssen und tiefen Tälern durchzogenen Hochplateau „Siebenbürger Becken“ stattfindet.
Das Klima ist durch lange harsche, in den Tälern eher schneearme Winter, einen kurzen Frühling und relativ warme Sommer geprägt, die spät beginnen und im Mai und Juni die stärksten Niederschläge aufweisen. Den Rebstöcken gefällt der lange "Siebenbürger Herbst" durch seine lang anhaltenden Schönwetterperioden mit reichlich Nebel. Die Trauben reifen langsam, speichern nachhaltig die Aromen und bekommen ein starkes Säuregerüst. Dass in Transsilvanien seit jeher weiße Reben stehen, beruht nicht nur auf dem Klima, sondern auch auf den geologischen Verhältnissen. Die Böden sind sandig mit nur geringem Lehmanteil und in den verschiedenen Lagen auch durchsetzt mit Sandstein, Mergelschiefer, Tonmergel, Schieferton, Konglomerat und vulkanischem Tuff bis hin zu Braunerde. An anderen Stellen überwiegen Braunerde oder kalk- und eisenoxidreicher Lehm.
Schon mit dem erste Weinjahrgang 2011 fiel Villa Vinèa der Weinwelt auf, als der 2011er Gewürztraminer auf der ersten offiziellen rumänischen Weinverkostung 2012 als absolut bester Wein ausgezeichnet wurde. Seitdem werden die DOC Târnave-Weißweine von Villa Vinèa mit Weinen der berühmten französischen Region Chablis verglichen, obgleich sie eher mit norditalienischen Einflüssen gemacht werden. Jedenfalls bewahren sie mit jeder Flasche das außergewöhnliche Terroir der Târnave-Region und Transsilvaniens.
Wir konnten sechs Weine und den Sekt des Weinguts Villa Vinèa verkosten.
2015 Cuvée Celéste brut Târnave-Târnaveni DOC-CMD
Im weißgold gefärbten Glas sehen wir eine beständige Perlage mit einer feinen Mousse. Die Noten von Zitrusfrüchten, grünen Äpfeln, Birnen und Hefe verheißen schon über die Nase den Hauch von Eleganz. Das bestätigt sich am Gaumen, der verwöhnt wird von Birnen und Limetten, die im Abgang von subtilen Brioche-Aromen und etwas Vanille begleitet werden. Die knackige Säure intensiviert das Aromenpanorama und lässt einer süffigen Süßlichkeit Richtung halbtrocken viel Raum. Man kann sensorisch gut nachvollziehen, wie jede Rebsorte ihre Eigenart beigesteuert hat: die Fetească Regală die dichte Struktur und Aromatik, der Rheinriesling die Säure und der Pinot Noir die seidige Konsistenz. Ein herausragender Spitzensekt, den man als eleganten Solisten genießen sollte, er schäumt aber auch hervorragend zu einem Graved Lachs und beeindruckt als lustvoller Schmeichler zur Eröffnung jeder Sommerparty.
Die Rebstöcke für diesen reinsortigen Fetească Neagră stehen auf schweren, mineralischen Lehmböden, geerntet wurde Ende Oktober. Die Maischegärung fand im Edelstahl statt, der Wein reifte 10 bis 12 Monate in rumänischen Eichenholzfässern und ruhte noch drei bis vier Monate auf der Flasche. Er ist ein äußerst schmackhafter und hochqualitativer Beleg dafür, dass man im traditionellen Weißweingebiet Transsilvanien auch hervorragende Rotweine machen kann, die weniger Würze haben mögen als im sonnengetränkten Süden, dafür aber eine gefälligere Tanninstruktur.
Im Glas blitzt der 2017 Fetească Neagră Premium in einem dichten Rubinrot und signalisiert schon nach kurzer Öffnung, dass seine Aromatik gar nicht so weit von einem Pinot Noir entfernt liegt: dunkle Süßkirsche, Brombeere, schwarze Johannisbeere und ein kleiner Akzent Pflaume. Im Mund schmiegt er sich sanft und fruchtig an mit gut eingebundenen weichen Tanninen, etwas Mineralik, einer schönen Süßlichkeit vom Holz und einer aktiven Säure, die mit einem spielerischen Anflug von Opulenz ein elegantes Finish ansteuern. Er ist durch seine gute Balance sehr rund und samtig, macht aber gleichwohl guten Druck und zeigt Persönlichkeit. Er passt perfekt zu jeder Art von Pasta, auch mit stark gewürzten Saucen.
2016 Kerner Premium Târnave-Târnaveni DOC-CMD
Die in Rumänien seltene Rebsorte Kerner kommt ursprünglich aus Deutschland, wo sie 1929 in Lauffen am Neckar aus rotem Trollinger und weißem Riesling gekreuzt wurde. In deutschen Anbaugebieten ist ihre Verbreitung in den letzten Jahren dramatisch zurückgegangen, zuletzt wurde sie überwiegend für billige Ramsch-Weine missbraucht. Heiner Oberrauchs Kabinett-Kerner ist eine hochwertige Kreation, die ein interessantes transsilvanisches Terroir abbildet. Die Reben wachsen in rund 350 Metern Meereshöhe auf nach Süden ausgerichteten Hängen mit mineralisch-lehmigem Boden. Die Trauben wurden Ende September geerntet und der Most bei 20°C temperaturkontrolliert im Edelstahl vergoren. DerWein blieb rund neun Monate auf den Feinhefen und ruhte drei bis vier Monate auf der Flasche.
Das fantastische Aromenspektrum reicht sortentypisch von frischen Äpfeln über Pfirsiche, Aprikosen und reifer Papaya bis zu floral-blumigen Noten, zu denen winzige Andeutungen von Gras und Heu hinzukommen. Ständig schweben auch deutlich mineralische Lüftchen und eine Anmutung von Muskat aus dem Glas. Der Geschmack folgt den Bukettaromen, macht aber eine spannende Entwicklung auf der Zunge mit: Es beginnt mit süßlichen Anklängen von Honig und weißen Pfirsichen, geht weiter mit Äpfeln und Passionsfrucht und klingt aus mit einem sanften Muskatton, einer gewissen Würze und einer leichten, modern salzigen Mineralität. Die milde Säure gestaltet den Abgang weich und geschmeidig, ohne dass der Wein an Frische verliert. Vielmehr imponiert im Gesamteindruck seine feinaromatische Süffigkeit, die einen saftigen Trinkfluss erzeugt. Das ist der Wein, der gerne vielfältige Salatvariationen oder auch Räucherlachs begleitet.
2017 Sauvignon Blanc Selection Târnave-Târnaveni DOC-CMD
Im Glas zeigt sich der 2017 Sauvignon Blanc Selection in hellgelber Farbe mit leicht grünlichen Reflexen. Er überrascht mit einer janusköpfigen Aromatik, die Stilistiken der Klassik und Moderne kombiniert: Einerseits fruchtige Noten von Holunder, weißem Pfirsich und Stachelbeere, andererseits vegetabile Aromen von Gras und Brennnessel. Dazu kommen Zitrustöne und eine liebliche Abrundung von Sommerblumen. Geschmacklich sind alle Richtungen handwerklich gekonnt integriert, darüber hinaus bemerken wir Birne, Grapefruit, Melone, Limette, Paprika und ein wenig Basilikum. Begeistert genießen wir die präsente feine Säure und die markanten mineralischen Ausprägungen im saftigen, geschmeidigen, zuweilen herrlich exotisch anklingenden, weichen Finale. Das ist ein dichter, fast fülliger Sauvignon Blanc mit einer süffig würzigen und vollfruchtigen, durchweg frischen, eleganten Struktur. Er beeindruckt als Aperitif und wertet ein schlichtes Brathähnchen ungemein auf.
2018 Fetească Albă Selection Târnave-Târnaveni DOC-CMD
In der Nase lockt der 2018 Fetească Albă Selection Kabinett langsam, aber dann stetig mit belebenden Aromen von Akazien, reifen grünen Birnen, Zitrus, grünen Äpfeln und Grapefruitschale. Auch ein gewisser Duft von Weintrauben drängelt sich immer wieder nach vorne. Der Gaumen wird gestreichelt von einer vibrierenden Mineralität, einer extrovertierten floralen Blumigkeit, die an Orangenblüten erinnert, und einem Ensemble von reifen Birnen, grünen und gelben Äpfeln, roter Grapefruit und Zitrusfrüchten. Die flippige Säure und die kernige Mineralik haben sich im Abgang längst vertragen und verströmen mit wohldosierter Frische eine ausgeglichene Harmonie und einen swingenden Trinkfluss. Das ist der charmante Weißwein, der unter seiner Jugendlichkeit große Klasse verbirgt. Wenn Sie knackige, junge Weiße mögen, dann ist dies eine Schönheit.
2016 Diamant Fetească Regală-Fetească Albă Selection Târnave-Târnaveni DOC-CMD
In der Nase veranstaltet der Diamant eine mittlere Explosion von üppigen Frucht- und dezenten Barrique-Aromen. Einheimische Birnen und Äpfel, aber auch exotische Verlockungen von Ananas und Honigmelone befreien sich aus dem Glas. Manchmal wähnt man sogar süßliche Anbahnungen von Rosen und kandierten Elstar-Äpfeln auf der Spur zu sein. Sicherer in der Nase zu verorten sind da schon die wunderschönen Strömungen von kostbarer Vanille. Am Gaumen dann eine hohe Eleganz mit subtiler Mineralität. Wieder trumpfen gelbe Äpfel, Zitrus, gelbe Birnen, Pfirsich und Vanille auf, vollmundig und samtig, süßlich und voller Saft. Noch im langen, bemerkenswert cremigen Abgang ist der Geschmack intensiv und kehrt die Grapefruit-Richtungen und eine schöne Vanille vom Holz heraus. Die potente Säure ist gut austariert und krönt den Barrique-Charakter mit einer sinnfrohen Finesse und enormem Trinkfluss. Das ist ein saftiger, sehr komplexer Wein, dem der Holzausbau eine gute Struktur und Rundung mitgegeben hat. Der noch junge Jahrgang ist eine interessante und sehr individuelle Interpretation der beiden Rebsorten. Es ist auch einer der seltenen Weißweine, deren Kraft es mit Pasta-Variationen an opulenter Käse- und Rahmsauce aufnimmt. Der Wein wurde vom Gault & Millau Romania als bester rumänischer Wein aus weißen lokalen Rebsorten ausgezeichnet.
2016 Pinot Noir Premium Târnave-Târnaveni DOC-CMD
Das ist der Pinot Noir aus der Premium- und damit mittleren Linie des Weinguts. Er reifte 18 Monate in französischen Eichenholzfässern und ruhte 12 Monate auf der Flasche. Pinot ist bekanntlich der Intellektuelle unter den Weinen, der sich im Weinberg und im Keller wie eine Diva anstellen kann. Das hat man bei Villa Vinèa gut in den Griff bekommen und ihm Frucht, Finesse und Mineralität entlockt.
Farblich präsentiert sich der Wein in einem tiefroten, relativ transparenten Rubin. Fruchtige Aromen von Erdbeeren, Himbeeren, einigen Brombeeren und vielen Sauerkirschen klettern aus dem Glas, gefolgt von überreifen Feigen, Kräutern und etwas Würze vom Eichenholz. Am Gaumen explodiert der Wein nicht, sondern tastet leicht und locker die Geschmacksknospen ab. Gleichwohl schmeckt er kräftig nach roten Beeren, getrockneten Kirschen mit feinen süßlichen Nuancen von Viktoria-Pflaumen und ein wenig Karamell, alles in einem frischen mineralischen Rahmen. Die dezente Säure und die sanften Tannine lassen sich selbst im Abgang nicht zu Aggressionen hinreißen und verhalten sich bis in den Nachhall gut erzogen. Dieser Wein ist eine der besonderen Kreationen aus der glücklichen Verbindung von Heiner Oberrauch mit Celestino Lucin und Mihaly Denes. Er ist eine kleine Hommage an eine große Rebsorte und demonstriert, auf welch hohem Niveau man in Rumänien gute Weine vinifiziert.
Im Hörerlebnis berichtet Mircea Matei, General Manager von Villa Vinèa, über die Entwicklung des Weinguts, das Sortiment und den Ausbau der Weine von Villa Vinèa (in englischer Sprache).
Fotos und Flaschenfotos: © Weingut Villa Vinèa
Etikettenfotos: © D.R.
HÖRERLEBNIS mit Mircea Matei, General Manager von Villa Vinèa
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