Das Weingut Planitia/Villa Bogdano 1880 liegt mitten in der Landschaft der kleinen Gemeinde Lison di Portogruaro im östlichen Venetien nahe der Region Friaul-Julisch-Venezien. Es sind nur wenige Kilometer nach Süden bis zur Adriaküste mit den berühmten Urlaubsorten wie Caorle, Bibione oder Jesolo. Gute 15 Kilometer nach Südwesten liegt Venedig mit seinen Lagunen. Im Norden erstreckt sich in etwa fünfzig Kilometer Entfernung der Bogen der Alpen mit den friulanischen Dolomiten. Die 185 Hektar Land des Weinguts mit 107 Hektar Weinbergen befinden sich auf einem einzigen Grundstück zwischen den kleinen Flüssen Loncon und Lison.
Das Weingut
wurde über drei Generationen
als Tenuta
Agricola di Lison
von einer lombardischen Familie bewirtschaftet
. 2016
kauften
Domenico Veronese
und Lucio Tessari
das Anwesen
. Dank der Visionen
und des Engagements
der beiden
wurde es mit seinem einzigartigen historischen Rebbestand
davor bewahrt
, in einen „intensiv bewirtschafteten Monokultur-Weinberg
“ umgewandelt
zu werden. Domenico
hatte im benachbarten
Portogruaro
das Abitur
gemacht und war nach dem Studium
der Betriebswirtschaft
an der Bocconi-Universität
bei
internationalen Investmentbanken
und Investmentfonds
hauptsächlich in Großbritannien
tätig
. Der Diplom-Önologe Lucio Tessari
studierte
an der G.B. Cerletti School of Enology in Conegliano
und arbeitete
anschließend beim Landwirtschaftsverband
Coldiretti
und war Partner
bei Più Se
rvizi, einem Unternehmen
, das Beratung
in der Weinherstellung
anbietet. Er gründete
das Weingut Planitia
und machte
fast 20 Jahre lang Weine
für namhafte Unternehmen
der italienischen Weinbranche
. Bei Villa Bogdano 1880
fungiert Lucio
Tessari
heute als Geschäftsführer
und Önologe
. Damit hat die Tenuta
Planitia
– was Ebene oder Fläche bedeutet – die Marke Villa Bogdano 1880
gefunden
, firmiert
aber weiter, insbesondere als Abfüller
der Weine
.
Villa Bogdano ist nicht nur ein Weingut, sondern ein Brennpunkt der Geschichte, ein Erbe großer Architektur und ein Schutzengel der Natur.
Wir sind mitten
in einer Jahrtausende alten Geschichte
. Der Geschichte des Lebens
, aber auch
des
Weins
. Seit
dem 1. Jahrhundert v. Chr.
verlief hier die antike römische Konsular- oder Versorgungsstraße
Via Annia
zwischen den Städten Padua
und Aquileia
. Fragmente
von Amphoren
bestätigten
, dass seit
jener Zeit
auch Wein angebaut
wurde. In Zeiten
der Republik Venedig
im 16. Jahrhundert
wurden weite Teile des Gebiets
bewohnbar
gemacht und für die Landwirtschaft
erschlossen
. Das aus den lokalen Gouverneuren
bestehende Gremium der Provveditorato ai Beni Inculti
vergab
das Land
an venezianische Adelsfamilien
, darunter die der Giustinian
. Sie setzten
die Flächen
für die Landwirtschaft
fest
, ließen Bewässerungsarbeiten
durchführen
und errichteten zahlreiche Gebäude
wie Klöster
und Landhäuser
und das Herrenhaus
der
heutigen Villa Bogdano
. Es wurde 1880
restauriert
und die Landwirtschaft
wurde auf
den Weinbau
ausgerichtet
– daher
der Namenszusatz 1880
. Einen engen Bezug
zur Geschichte
hat auch das Logo
der Weinlinie Selektion Villa
Bogdano 1880
mit der Figur der Jagdgöttin Diana
, von der eine Bronzegruppe
aus dem 3. Jahrhundert n. Chr.
hier gefunden
wurde und in das Nationalmuseum
Concordiese
in Portogruaro
gelangte.
Im Weingut Planitia
/Villa Bogdano 1880
findet Geschichte
sogar in
den Weinbergen
statt. Die ältesten Rebstöcke
in den fünf ältesten Parzellen
stammen noch aus dem 19. und frühen 20. Jahrhundert
. Es sind 117 Reben
der autochthonen Rebsorte Tai
, bei uns bekannt
als Tocai Friulano
, die nach dem einst von
den Benediktinermönchen
im Mittelalter entwickelten Anbausystem
„cassone padovano
“ erzogen
wurden, das heute aufgegeben
ist. Andere
Anpflanzungen
der Sorte Tai
stammen aus den 1940er
und 1950er Jahren,
Rebstöcke
von Merlot
wurden in den 1960er Jahren angepflanzt
. Heute sind von den 106 Hektar Weinbergen
des Weinguts 18 Hektar
als historisch besonders wertvoll
definiert und Gegenstand
von önologischen Studien
und Forschungen
. Seit 2022
ist das Weingut Fördermitglied
der Old Vine Conference
, einer internationalen Vereinigung
mit Sitz
in London
, die sich den Schutz
und die Förderung
alter Weinreben
zum Ziel gesetzt hat, um die aus
historischen Weinbergen
auf der ganzen der Welt stammenden
Weine
aufzuwerten
. Die 60 bis 140 Jahre alten Rebstöcke
bringen zwar nur noch geringe Erträge
, dafür haben die Trauben einzigartige
organoleptische Eigenschaften
, die Aromen
sind hochkonzentriert
und garantieren
einen besonders intensiven
Geschmack
.
Das Leben
entwickelt sich bei Villa Bogdano 1880
aber nicht nur
in historischen Dimensionen
, sondern auch und vielleicht sogar vor allem in der Natur
. Das Weingut
liegt am Rand
von 12 Hektar Wald
, darunter sind 5,6 Hektar
eines seltenen mittelalterlichen
Tieflandwaldes
aus dem 13. Jahrhundert
. Das Grundstück
ist Teil
eines Gebiets
, das von der Europäischen Union
nach der Vogelschutzrichtlinie
und der Fauna-Flora-Habitatrichtlinie
als Schutzgebiet „NATURA 2000“
und damit als gemeinschaftlich wertvoll
ausgewiesen
wurde. Denn den Besitz
von Villa Bogdano 1880
bevölkern
zahlreiche Rehe, Frösche, Sumpfschildkröten
, gefährdete Käfer
und seltene Vogelarten
. Eulen
und Wacholderdrosseln
überwachen
die Weinberge
auf der Suche
nach Wühlmäusen
und Maulwürfen
, die hier in
einem gesunden
und geschützten Ökosystem leben
. Im Winterquartier
rasten
Grünspecht
und Graureiher
, andere
Vogelarten
kommen zur Brut
hierher. In den Weinbergen
und auf den Feldern
findet man zudem etliche geschützte Pflanzenarten
. Villa Bogdano 1880
engagiert
sich immer wieder in herausfordernden Biodiversitätsprojekten
wie etwa der Regeneration
der funktionellen Artenvielfalt
durch Anpflanzung
von Arten
, die mit dem Weinanbau
eine Synergie
bilden.
Mit der
Schönheit der Natur hat hier auch der
Mensch ein neues
nachhaltiges Gleichgewicht gefunden. Denn bereits
seit 1993 bewirtschaftet Villa Bogdano 1880 die
Weinberge ökologisch. Als in
Italien und in
Deutschland nicht einmal die
Landwirtschaft,
geschweige denn die
Winzer nennenswert daran
dachten, sich von der
chemischen Verseuchung der Natur zu verabschieden,
entschied sich das
Weingut,
alles zu tun, um das
labile und
gefährdete Ökosystem zu
schützen, zu
erhalten und zu
pflegen. Heute kann
Villa Bogdano 1880 stolz sein auf seine
innovative und
wegweisende Vorreiterrolle als
Wächter der
Natur. In den
Weinbergen werden
Unkräuter ausschließlich
mechanisch bekämpft, es werden
nur organische Dünger ausgebracht und auch gegen
Schädlinge wird
keine Chemie eingesetzt. Obendrein wurde auf einem
halben Hektar ein sogenannter „
Food Forest“
angelegt, eine
Oase der
Biodiversität, die
Nahrung bietet für
unzählige Vogelarten und
bestäubende Insekten. Das soll vor allem die
Nützlinge erfreuen, die auf
natürliche Weise Schädlinge und
Krankheitserreger von den
benachbarten Reben fernhalten. Man macht sich außerdem
modernste technische Mittel zu eigen, um die
Umwelt zu
erhalten und zu
schützen.
Seit kurzem befindet man sich im
Übergang zum
biodynamischen Weinbau. Das Team von
Villa Bogdano 1880 hat
verstanden, dass es auch im
Weinbau um eine
nachhaltige Zukunft, um
Natur,
Leben und
Leidenschaft geht – sowohl
draußen als auch
im Keller. Denn zu
qualitativ hochwertigen und das
Terroir authentisch widerspiegelnden Weinen gehören nun mal ein
intaktes Ökosystems,
vitale Weinberge und eine
Bewirtschaftung im
Einklang mit der
Natur.
Bei Villa Bogdano 1880
verfolgt man schon lange
den Ansatz
Qualität statt Quantität
und legt Wert
darauf
, dass die Weine
alle Eigenarten
der Region
zwischen Venetien und Friaul
erleben
lassen. Dabei stehen nicht nur die
alten Rebstöcke
im Fokus
, sondern es werden auch
die Reben
von einheimischen Sorten
wie Tocai Friulano, Refosco dal Peduncolo Rosso, Malvasia Istriana
und Glera
wiederbelebt
und erhalten
. So wurden die genetischen
Eigenschaften
des alten
und besonderen Tocai Friulano-Biotyps
geklont
und neu gepflanzt
. Weitere
Rebsorten
im Weingut
sind Pinot Grigio, Chardonnay, Sauvignon Blanc, Merlot, Pinot Nero
, Cabernet Franc
und Cabernet Sauvignon
. Es werden alljährlich
rund 30.000 Flaschen abgefüllt
. Alle Weine
sind mit dem EU-Bio-Label
und einige
zusätzlich
mit italienischen Labeln biozertifiziert
.
Die Böden in den vom Weingut bewirtschafteten Lagen sind Schwemmlandböden alluvialen Ursprungs und stark kalk- und mineralstoffhaltig. Es sind sogenannte Caranto-Böden mit einer dicken Ton- und Lehmschicht und einer dünnen Oberfläche aus Kalziumkarbonat. Die Reben müssen sich anstrengen, um nach unten zu wachsen, sie werden sehr widerstandsfähig und bilden ein dichtes Wurzelsystem aus. Derartige Böden verfügen zwar über gutes Wasserrückhaltevermögen, sind jedoch extrem schwer zu bearbeiten und bringen sehr niedrige Erträge. Den Weinen bescheren sie ein energisches Bukett und geschmacklich eine dichte Aromatik, eine gefällige Cremigkeit und weiche Tannine.
Das Klima dieser Region zwischen Meer und Gebirge wird gleichermaßen von maritimen wie alpinen Einflüssen, aber auch vom Mikroklima der umliegenden Tieflandwälder geprägt. Von der Adria und dem Mittelmeer kommt der heiß-feuchte Südostwind Scirocco, während aus dem Alpenraum der kühle, trockene Nordwind Bora weht. Dieser Wechsel gefällt den Reben, die sich mit aromatischen und geschmacksintensiven Weinen bedanken.
In den Weinbergen auf dem einzigen Grundstück
werden die Trauben
nach
Erreichen
der physiologischen Reife
überwiegend per Hand geerntet
und ohne lange Transportwege
und ohne Zeitverlust
in den Keller geliefert. Hier werden sie
sofort weiterverarbeitet
, was den Bedarf
an Sulfiten
erheblich reduziert
. Die Weine
werden regelmäßig
mindestens 11
Monate vinifiziert
, die Reserve-Weine
zwischen 24 und 36 Monaten
mit Bâtonnage
. Meist wird statt Edelstahl Steinzeugbeton
mit Glassteinen
eingesetzt, was den Vorteil
absoluter Reinheit, Neutralität
und großer thermischer Stabilität
bietet. Etliche Weine
reifen
in Eichenfässern
mit nur geringer
oder mittlerer Röstung
und vorwiegend großem Fassungsvermögen
von bis zu 45 Hektolitern
. Man will den Charakter
der Weine
, den Ausdruck
des Terroirs
und die Spuren
ihrer Herkunft
weder in der Oxidation
ersticken
noch eine schnelle Alterung
imitieren
. Im Vertrieb
werden FSC-zertifizierte Verpackungen
verwendet und eine weitere Maßnahme
zum Umweltschutz
ist die Umstellung
auf Solarenergie in den nächsten Jahren
, um für den gesamten Betrieb
eine Energieautarkie
zu erreichen
.
Villa Bogdano 1880 ist einer der führenden Weinbaubetriebe im Veneto und einer der führenden Bioweinproduzenten in Italien. Die Weine haben weltweit einen Namen und bekommen regelmäßig nationale wie internationale Auszeichnungen.
Wir haben das Weingut und diesen magischen Ort der Geschichte, der Bewahrung des Lebens und des Weinmachens in diesem Jahr besucht und wurden mit herzlicher Gastfreundschaft und großer Professionalität durch die Weinwelt von Villa Bogdano 1880 begleitet. Wir stellen sechs der verkosteten Weine von Villa Bogdano 1880 vor.
2018 185-Bianco IGT Veneto
Hinter diesem Label verbergen sich die
1943 gepflanzten, also
80 Jahre alte Reben der
einheimischen Sorte Tai. Sie stehen auf
kalkhaltigen Lehmböden mit
Kalziumkarbonat. Die
Rebstöcke sind nach dem
italienischen Sylvoz-System erzogen, bei dem die
Fruchtriebe statt von unten nach oben
„umgekehrt“,
also
von oben nach unten gebogen werden. Es gehört zu den
Kordon-Erziehungssystemen und ist eine
Variante der
Umkehrerziehung. Damit werden eine
Verbesserung der
Luftzirkulation erreicht und
Rebkrankheiten reduziert. Die
Trauben wurden
kalt mazeriert und dann zu
90 % bei 18°C in
verglasten Betonbehältern vergoren.
10 % gärten in
mittelstark getoasteten französischen Barriques. Der
Ausbau erfolgte über
18 Monate in den
Betonbehältern und den
Barriques. Der
Wein ruhte noch über
3 Monate in den auf
3.000 Stück limitierten Flaschen.
Schon durch sein Bukett beeindruckt er mit einem unverwechselbaren Profil an aromatischer Komplexität. Anklänge an tropische Früchte wie Mangos und Maracuja wechseln sich mit Zitrusnoten und Vanilletönen ab, um dann über einen Touch nasser Stein in würzige Richtungen von Minze und leicht süßlicher Salbei zu gleiten. Im Mund verbreitet sich sein im Kern warmer, würziger Charakter, der gleichwohl eine erstaunliche Frische generiert. Der herrlich cremige, lange Abgang wird mit weichen Noten von Mandeln und Waldhonig verschönt. Das ist ein unter anderem 2020 mit der Silbermedaille bei den „Decanter World Wine Awards“ und 2022 mit der Goldmedaille beim Wettbewerb „WOW! The Italian Wine Competition Civiltà del bere“ hochprämierter Wein aus den legendären alten Reben des Weinguts. Genießen Sie ihn zunächst als Solisten, um die Merkmale eines gereiften Weißweins aus Venezien kennen zu lernen. Er passt dann gut zu einer Vorspeise mit San Daniele Schinken und einem edlen Hauptgericht wie Ravioles de Royan aux truffes.
2021 Lison Classico DOC
Auch dieser Wein stammt von den Tai-Rebstöcken des in Italien so geschichtsträchtigen Jahres 1943. Der Most vergärte nach der Kaltmazeration der Trauben bei 18°C in verglasten Zementtanks, der Weine wurde über 8 Monate auf der Hefe in verglasten Betontanks mit regelmäßiger Bâtonnage ausgebaut und ruhte vor dem Verkauf drei Monate auf der Flasche. Das Etikett zeigt in laminiertem Silber eine Reproduktion der Rinde von „Fraxinus Omus“, einer Eschen-Art, die im Tieflandwald vorkommt.
Im
Glas funkelt der Wein in einem hellen Strohgelb und
sendet fruchtige
Noten von Aprikosen, Mirabellen und Melone aus sowie florale Nuancen mit weißen Blüten vom Holunder plus würzige Töne von Salbei und Minze nebst feinen balsamischen Kräutern. Dazu kommt eine leicht süßliche Abrundung von kandierten Limetten.
Dank der
alten Reben bietet er eine
intensive und
komplexe Aromatik. Wir
schmecken eine gelungene Harmonie von Frucht und Würze. Zu den Bukettfrüchten kommen noch Pfirsiche, Äpfel und reife Stachelbeeren hinzu. Die
lebendige Säure und die
modern salzige Mineralität aus dem
Schwemmland der
Lagune begleiten das geschmeidige
Finish, in dem der sortentypisch an Marzipan erinnernde Bittermandelakzent noch lange nachhallt. Ein
saftiger,
ausgeglichener und
frisch-schlanker Lison Classico, der jedes Red Snapper Filet vom Grill beeindruckt.
2019 Lison Classico DOC
Der Jahrgang 2019 des Lison Classico wurde im renommierten Magazin „The Buyer“ unter die zehn besten Weine des Jahres 2022 gewählt. Vom Master of Wine Jancis Robinson erhielt er die höchste Punktzahl für Weine der Rebsorte Tocai Friulano. Das ist ein Wein, der gut positioniert ist in der Debatte um hochwertige, traditionelle und gereifte italienische Weißweine. Denn nicht nur die Supermärkte, auch die Winzer in Italien haben uns in Deutschland beigebracht, italienische Weißweine zu trinken, die nicht mehr als zwei Jahre alt und für den einfachen, sofortigen Konsum gedacht sind. Selbst auf den Weinkarten der Restaurants auf der ganzen Welt fehlen gereifte Weißweine aus Italien weitgehend, erst recht ein gereifter Lison. Dahinter steht allerdings auch, dass die jahrelange Reifung der Weine einerseits die notwendigen Finanzen und Lagerkapazitäten voraussetzt, andererseits nicht die aufwändige Pflege der alten Rebstöcke belohnt wird, sondern der Staat die Neupflanzung neuer Sorten und Reben mit Rückerstattungen von bis zu 80 % fördert.
Dabei belegt der 2019 Lison Classico eindrücklich, welch ein sensorisches Erlebnis und edler Genuss ein gereifter Weißwein aus Venetien ist, der mit seinem einzigartigen Charakter und seiner Tiefe überzeugt. Gegenüber dem Jahrgang 2021 erscheinen im deutlich kräuterigen Bukett zudem Noten von Äpfeln, Birnen und Ananas, zu den floralen Eindrücken kommen subtile Anklänge von Lindenblüten, Glyzinien und Heu hinzu. Am Gaumen fällt sogleich seine angenehm samtige und trotz der moderaten Säure griffige Struktur auf, die der typischen Saftigkeit, Frische und der salzigen Mineralik genügend Raum lässt. Im Finale begleiten uns noch lange die dezenten Erinnerungen an Mandeln und Akazienhonig mit einer winzigen Ahnung von Botrytis-Trauben. Ein körperreicher, herzhafter Wein, dem durchaus zuzutrauen ist, sich noch einige Jahre weiterzuentwickeln. Genießen Sie ihn jetzt zu einem Antipasti-Teller mit Salami, reifem Hartkäse und Meeresfrüchten oder ganz verwegen zu einem indischen Currygericht mit Fisch oder Hühnchen.
2020 Pinot Grigio Ramato DOC Venezia
Die
Pinot Grigio Trauben kommen
nicht von
alten Rebstöcken, sondern
von 2015 auf
tonigem,
kalkhaltigen Boden im
Reberziehungssystem Sylvoz gepflanzen Reben. Die „
kupferige“
Interpretation des
Pinot Grigio hatte in der
Republik Venedig eine
lange Tradition. Diese
Variante wurde von
Villa Bogdano 1880 erstmals im
Frühjahr 2021 in der Flasche
abgefüllt. Der
Name „
Ramato“ steht
italienisch für
kastanienbraun, obwohl das selbstverständlich
nicht die
Farbe des Weins ist. Diese sehr
spezielle Art eines
Rosés beruht auf der
Verwendung hochreifer Pinot Grigio Trauben, deren
Schalen in guten Jahren
bei kompletter Ausreifung einen
leichten Rotschimmer entwickeln. Diese
Farbe muss
im Keller durch eine
Methode herausgeholt werden, die
in umgekehrter Richtung vom Blanc de Noirs bekannt ist. Es erfolgt nämlich eine
24stündige Kaltmazeration mit den
Traubenschalen, die im
Gegensatz zum Blanc de Noirs möglichst intensiv ausfallen soll und
später dem
Wein den
rosa Farbton verschafft. Die eher
kurze Vergärung des
Mosts findet
bei 18° C in
verglasten Betontanks statt. Der
Wein wurde über
8 Monate auf der Hefe in
verglasten Betontanks mit regelmäßiger
Bâtonnage ausgebaut und ruhte
drei Monate auf der
Flasche, von denen
kaum mehr als rund
2.000 Stück gefüllt werden.
Schon das zwiebelschalenfarbige Rosa im Glas ist ein Hingucker. Die Nase freut sich über eine frische, fast komplexe Aromatik mit Pfirsich, Melone, Aprikose und einigen Erdbeeren, alles mit einem leicht exotischen Einschlag. Im Mund stellen sich die exotischen Fruchtnuancen mit Zitrusfrüchten, Nüssen und dezenten mediterranen Kräuter noch breiter und lebendiger auf. Dabei sind Frucht, Säure und die leichte Mineralik gut strukturiert, fein ausbalanciert und eskortieren den Wein in einen langen Abgang. Ein animierender, eleganter Rosé, der Volumen zeigt, ohne mit Schwere zu protzen. Er überzeugt durch seine saftige Frische, die ein Meeresfrüchte-Risotto belebt, ist aber auch der interessante rosafarbene Begleiter eines Grillabends.
2018 Refosco Dal Peduncolo rosso DOC Lison-
Pramagiore
Diese alte friaulische Rebsorte stammt wahrscheinlich aus der Region zwischen dem Karst-Plateau und Istrien. Die Bezeichnung leitet sich von der roten Farbe des Stiels ab, genauer dem Teil der Rachis (Stiel), der nahe an der Traube liegt. Die Sorte reift spät, aber zuverlässig, die Trauben werden sehr reif geerntet. Knapp zwei Hektar Weinberge sind seit 1992 mit Peduncolo Rosso bepflanzt. Nach zehntägiger Mazeration im Edelstahl gärte der Most bei 26° bis 28°C. Der Wein reifte 12 Monate in verglasten Betontanks mit regelmäßiger Bâtonnage, anschließend 18 Monate in großen französischen Eichenfässern.
Er leuchtet das Glas rubinrot aus und bietet sich mit intensiven Veilchenaromen und fruchtigen Nuancen von Kirschen, Brombeeren und reifen Zwetschgen an. Hinzu kommen würzige Düfte von schwarzem Pfeffer und getrockneten Wacholderbeeren, aber auch zurückhaltende vegetabile Töne von frischem Gras. Am Gaumen treffen sich die fruchtigen Noten mit einer ausgewogenen Säure und gut untergebrachten lebendigen Tanninen. Seine vollmundige, fast druckvolle Struktur und seine freundliche Harmonie führen in ein angenehm rundes Finale voller dichter Fruchtigkeit und schöner Würze sowohl vom schwarzen Pfeffer als auch von Vanille. Er passt hervorragend zu einem klassischen Rehrücken oder zu einer kräftigen Lammkeule.
2017 186-Refosco Dal Peduncolo Rosso Riserva DOC Lison-Pramagiore
Die Trauben der Riserva Version des Refosco Dal Peduncolo Rosso kommen auch aus den 1992 bepflanzten Weinbergen. Die Nummerierung 186 entspricht die der Parzelle, in der die Reben auf stark lehmigem Boden wachsen. Der Wein reifte im Keller 12 Monate in verglasten Betontanks mit regelmäßiger Bâtonnage und anschließend 18 Monate in großen französischen Eichenfässern. Er wurde nach alter venezianischer Tradition am Karfreitag abgefüllt.
Im Glas wird die rubinrote Farbe von einem granatroten Schimmer umrahmt. Der Wein outet sich in der Nase mit kräftigen Fruchtaromen von roten und schwarzen Waldbeeren, mit moschusartigen Noten und Würze von schwarzem Pfeffer, Muskat und Wacholderbeeren. Dazu duftet es leicht nach jungem Wald, aber auch nach Vanille und Röstaromen. Am Gaumen tritt er energisch, füllig und bestimmt auf, zeigt aber sogleich auch seine distinguierte Eleganz vor. Die roten und schwarzen Fruchtnoten vereinen sich harmonisch mit dem würzigen Geschmack und den gezähmten Tanninen. Alles stürzt sich in ein markantes Finish, das seidig und ausgewogen und mit einer erstaunlichen Frische die Zunge umhüllt. Der Wein passt zur Osterzeit perfekt zu einem typisch venezianischen Perlhuhn und begleitet das ganze Jahr über einen entspannten Abend mit guten Freunden.
Im Hörerlebnis stellt Inhaber Domenico Veronese das Weingut Planitia/Villa Bogdano 1880 vor und gibt einen Überblick über die Region, die Böden, den biologischen Ansatz in den Weinbergen und im Keller und den Umgang mit Holzfässern bei der Vinifikation.