An den vier Enden der Welt
An den vier Enden der Welt
Das Apfelland Südtirol auf der FRUIT LOGISTICA 2024
Mit mehr als 2.700 Ausstellern aus 91 Ländern war die FRUIT LOGISTICA 2024 in Berlin erneut Gastgeber für den weltweit größten Treffpunkt von Obst- und Gemüseunternehmen und Fachbesuchern aus 145 Ländern. Die FRUIT LOGISTICA ist damit nach wie vor die weltweit führende Leitmesse für den Obst- und Gemüsehandel.
Auch für Italien ist die Messe der wichtigste gemeinsame Marktauftritt im Ausland. Sie dient der Standortbestimmung, dem fachlichen Austausch und der Entwicklung von Zukunftsszenarien zur Sicherung der Wertschöpfung eines der bedeutendsten Wirtschaftszweige. Für die italienischen Aussteller ist die FRUIT LOGISTICA eine hervorragende Gelegenheit, auf über 1.000 Quadratmetern Ausstellungsfläche mit rund 50 Ausstellern ihre Qualitätsware herauszustellen und die Internationalisierung des Exports voranzutreiben.
Die Stabilität des Apfelsektors liegt zudem an der Internationalisierung des Geschäfts, aber auch an der Einführung neuer Sorten, nachdem die Marktanteile bei traditionellen Äpfeln wie den Delicius-Arten zurückgegangen sind. Die Einzigartigkeit einer neuen Sorte schafft immer einen Wettbewerbsvorsprung, vor allem, wenn Geschmack, organoleptische Eigenschaften und der Wiedererkennungseffekt stimmen. Die europäischen Normen dabei zu beachten, ist allerdings nicht ganz einfach, immerhin ist das Normdisziplinar 16 Seiten lang und macht genaue Vorgaben zu Größe, Gewicht, Gleichmäßigkeit, Reifegrad, Geruch und Geschmack.
An der Spitze der italienischen Apfelproduktion steht selbstverständlich Südtirol, ist es doch das größte zusammenhängende Apfelanbaugebiet Europas und nimmt weltweit eine führende Rolle im Qualitätsobstbau ein. Auch wenn überwiegend und traditionell die Genossenschaften die Äpfel vermarkten, so ist der Apfelanbau für viele Südtiroler Familien Existenzgrundlage und insgesamt einer der wichtigsten Wirtschaftsfaktoren des Landes. 3 % der gesamten Fläche Südtirols sind mit Apfelbäumen bepflanzt. Es gibt über 7.000 Apfelbauern, jeder bewirtschaftet durchschnittlich 2,5 Hektar Fläche.
Über eine Million Tonnen werden in Südtirol im Jahr durchschnittlich geerntet, das entspricht beinahe einem Drittel der Gesamternte in Italien und etwa 10 Prozent der europäischen Ernte. An der Spitze stehen dabei die Sorten Gala, Golden Delicius und Braeburn. Ein geschlossenes Anbaugebiet von rund 18.400 Hektar erstreckt sich auf einer Länge von 100 km entlang der Etsch vom Vinschgau bis ins Südtiroler Unterland. Aber auch im Eisacktal in der Nähe von Brixen ist der Südtiroler Apfel zu Hause. Die Anbauhöhe liegt zwischen 200 und 1.100 Metern Meereshöhe. Warme Tage mit rund 2.000 Sonnenstunden im Jahr und kühle Nächte schaffen ideale klimatische Bedingungen für den Anbau der Südtiroler Äpfel. Die ausgeprägten Temperaturunterschiede zwischen Tag und Nacht fördern unter anderem die Bildung von Fruchtzucker. Falls im Frühjahr während der Blüte Spätfröste drohen, beregnen die Obstbauern ihre Bäume, worauf das Wasser die Blüten mit einer Eishülle umschließt. Im Innern entsteht sogenannte Gefrierwärme und verhindert das Absinken der Temperatur unter den Gefrierpunkt. Dadurch bleiben die Blüten unversehrt und ein Ernteausfall wird vermieden.
Äpfel gehören zu den ältesten kultivierten Obstsorten. Sie haben einen hohen Gehalt an Vitaminen, Mineralstoffen, Fruchtsäuren, Pektin und Kohlenhydraten. Sie sind ein wertvoller Bestandteil der Ernährung und zudem ziemlich kalorienarm. Viele Jahrhunderte hindurch wurden Apfelbäume in Südtirol zur Selbstversorgung der bäuerlichen Familie rund um die Hofstelle herum angepflanzt. Diese „Bamgarten“ lieferten wertvolle Nahrungsmittel und standen unter besonderem rechtlichen Schutz. Die Beförderung des Obstes über die Landesgrenzen hinaus besorgten Samdienste mit Pferden und sogenannte „Kraxenträger“. Diese trugen in einem schweren Holzgerüst verschiedene einheimische Früchte über die Alpenpässe nach Norden. Die Errichtung der Eisenbahnlinie über den Brenner im Jahr 1867 erleichterte und förderte den Apfelexport. Der Apfel galt damals als Luxusgut und gelangte bis zu den Kaiserhöfen nach Wien, Berlin und St. Petersburg. Durch die Etschregulierung 1880–1890 wurde die Talsohle entsumpft, wodurch wertvolle Anbauflächen gewonnen wurden. In diesem Zeitraum errichteten Obsthändler die ersten Magazine zur Lagerung der Ernte. Ende des 19. Jahrhunderts entstanden im Burggrafenamt die ersten Obstgenossenschaften.
Immer mehr Käufer und Verbraucher suchen nachhaltige Produkte, die Themen wie Klimawandel und soziale Verantwortung von Unternehmen berücksichtigen. Darauf ist die Südtiroler Obstwirtschaft gut vorbereitet. Das Apfelland Südtirol zeichnet sich durch naturnahe, umweltschonende Anbaumethoden aus. Bereits seit den 80er Jahren hebt sich der Südtiroler Apfel durch die strikte Anwendung der Vorschriften des integrierten Anbaus von der Konkurrenz ab. Der Erfolg ließ nicht lange auf sich warten: Südtirol ist heute der größte Apfel-Lieferant der EU: Etwa 25 % der in Europa produzierten Bio-Äpfel stammen aus Südtirol. Vor einigen Jahren hat sich zudem die Initiative „sustainapple“ als Wegweiser für den innovativen und nachhaltigen Apfelanbau in Südtirol gegründet.
Die charakteristischen geografischen und klimatischen Voraussetzungen Südtirols sind für den biologischen Apfel-Anbau besonders gut geeignet. Trockene Luft bei wenigen Niederschlägen sorgt für ein geringes Risiko an Pilzbefall. Gleichzeitig steigern die starken Temperaturschwankungen zwischen Tag und Nacht den natürlichen Zuckergehalt der Äpfel und sorgen für ein festes, saftiges und aromatisches Fruchtfleisch. Zur Nachhaltigkeit gehören auch kurze Wege, damit der Apfel ein halbwegs regionales Lebensmittel bleibt. Von Bedeutung sind in diesem Zusammenhang sogar die Kühlanlagen der Genossenschaften an Ort und Stelle. Bei etwa einem Grad Celsius machen die Äpfel eine Art Winterschlaf. Sie reifen nicht weiter und alle der ungefähr 30 Nährstoffe wie Vitamine, Mineralien und sekundäre Pflanzenstoffe bleiben im Apfel enthalten.
Wie alle Obstanbieter suchen auch die Südtiroler nach neuen Ideen im Apfelsektor. So war es die VOG Products, der Verarbeitungsbetrieb der Südtiroler Obstgenossenschaften, die vor etwa mehreren Jahren mit den „Fresh-cut Apfel Snacks“ auf den Markt kamen. Dazu wurde auf Initiative der OG Biosüdtirol, einer von zwölf Mitgliedsgenossenschaften in der VOG, eine neue Abpacklinie mit 100 % biologisch abbaubarer Wellpappe eingeführt, die sogar die Sicht auf die Äpfel ermöglicht. Man macht sich auch zu Nutze, dass sich ein Apfel sowohl im Ganzen als auch im Snackformat leicht mitnehmen lässt und im Sommer unterwegs ein guter Durstlöscher ist, schließlich besteht er zu 85 Prozent aus Wasser.
In diesem Jahr war der Stand von Südtirol auf der FRUIT LOGISTICA nicht nur Treffpunkt und Plattform für Messeteilnehmer und Besucher, geboten wurde vom Südtiroler Apfelkonsortium auch eine „Tasting Corner“, wo ein Apfelsommelier Besucherinnen und Besucher mit Verkostungen in die Südtiroler Apfelwelt entführt.
Genießen Sie die Südtiroler Äpfel zu Hause im HÖRERLEBNIS mit den Klängen der herrlichen Südtiroler Berglandschaft: Über den Link am Ende des Artikels können sie durch die Jahreszeiten und mit unterschiedlichen Wetterlagen in die Südtiroler Natur eintauchen, gemeinsam mit der exklusiven und geschützten Südtiroler Apfelsorte Marlene – Tochter der Alpen.
Titelfoto sowie Hallenfoto © Messe Berlin,
übrige Fotos © IDM Südtirol-Alto Adige
26. Februar 2024