An den vier Enden der Welt
An den vier Enden der Welt
Die Obstkelterei van Nahmen:
mit innovativen und wohlschmeckenden Säften & Co Tradition und Natur bewahren
24. April 2024
„Dass es das noch gibt“, diesen Satz hören Peter und Rainer van Nahmen wohl oft. Obstsaft direkt aus der Natur, vom Baum in die Flasche sozusagen. Das macht die Obstkelterei van Nahmen nun schon seit Jahrzehnten. Der Stammsitz des Betriebs ist Hamminkeln am unteren Niederrhein zwischen Bocholt und Wesel, etwa 16 Kilometer von der niederländischen Grenze entfernt.
Begonnen hatte es in den Entbehrungsjahren des Ersten Weltkriegs, als der junge Kaufmann Wilhelm van Nahmen 1917 die Rheinische Apfelkrautfabrik gründete. Hergestellt wurde ein dunkelbrauner, sirupartiger Brotaufstrich, dessen Basis eingekochter Saft aus gekochten oder frischen und dann gepressten Äpfeln war. Damit konnte man damals im Rheinland gutes Geld verdienen. Die Familie war nicht nur Arbeitgeber im Rahmen der Produktion, sondern zugleich Abnehmer der bäuerlichen Apfelernten. Als die Nachfrage nach Apfelkraut nachließ und die Pasteurisierung in Deutschland üblich wurde, fiel der Übergang zur Lohnmosterei im Jahre 1930 leicht. Jetzt stieg Wilhelms Sohn, der damals 19jährige Wilhelm van Nahmen II. in den Betrieb ein und leitete ihn auch durch die harten Zeiten des Zweiten Weltkriegs, in dem das Apfelkraut wieder angeboten wurde. Die Obstbauern lieferten dank der klimatischen Verhältnisse in der Rheinebene qualitativ hochwertiges Obst, das sie als Most von Äpfeln, Birnen und Trauben oder als Saft von anderen Früchten zurückbekamen und dann selbst vermarkten konnten. Noch heute geben Obstwiesenbesitzer vom Niederrhein und dem angrenzenden Münsterland an 20 Sammelstellen ihr Obst bei van Nahmen zum Vermosten ab und erhalten dafür eine bestimmte Anzahl an Saftflaschen zurück.
2005 übernahm die vierte Generation mit dem promovierten Betriebswirtschaftler Peter van Nahmen und seiner Ehefrau Sabine die Leitung des Familienbetriebs. Eine 2007 neue und den Betrieb bis heute ganz maßgeblich tragende Idee war die Herstellung und Vermarktung sortenreiner Obstsäfte insbesondere aus alten Sorten für einen Genuss auf Gourmet-Niveau. So genial diese Idee erschien, so war sie damals nicht gleich so einfach umzusetzen. Schließlich musste während der Ernte sortiert und in der gesamten Herstellungskette sorgfältig getrennt und für jede Sorte ein gesonderter Tank angeschafft werden. Auch der Nachschub musste stimmen, um das Angebot in jedem Jahr zu sichern. Das ist für seltene alte Sorten wie etwa der als Weihnachtsapfel berühmten Roten Sternrenette nicht selbstverständlich und führte in schlechten Erntejahren auch schon mal zur Reduzierung der Flaschenanzahl.
Zugute kam dem Betrieb sein Standort: Die Region am Niederrhein ist traditionell ein Obstanbaugebiet, wo noch heute auf ungefähr 2.500 Hektar Obstbäume stehen. Hier ist das Klima mild und die fruchtbaren Lössböden fördern die süßlichen Aromen der Früchte. Während der Blüte im Frühjahr entscheidet sich, wie die Ernte ausfallen wird. Die Blüten sind empfindlich gegen Nachtfröste, Starkregen und Sturm. In der Nähe der Flussniederungen des Rheins und seiner Nebenflüsse ist zwar die Gefahr von Spätfrösten im Frühjahr gering. Droht aber tatsächlich Frost, so setzen viele Obstbauern auf eine Beregnung, bei der sich schützende Eispanzer um die Blüten bilden. Oder sie werfen Windmaschinen an, die wärmere Luft aus höheren Schichten an den Boden saugen.
Einige der Obstsorten für die Säfte kommen zwar auch aus Holland und Italien, wo Peter van Nahmen die Vertragspartner regelmäßig besucht, um sich von der Einhaltung der ökologischen Anbaumethoden und der Erntequalität zu überzeugen. Ganz überwiegend kooperiert die Kelterei van Nahmen jedoch eng mit den Obstbauern der Region. Es sind die Streuobstwiesen am Niederrhein und im Münsterland, wo bis zu 60 Jahre alte Hochstämme stehen, die aromatische Äpfel, Quitten, Pflaumen und andere Früchte tragen. Im Gegensatz zu den heute üblichen Spalierplantagen mit niederstämmigen Obstsorten in engen, geschlossenen Pflanzungen sind die altehrwürdigen Streuobstwiesen oder Obstgärten „verstreut“ in der Landschaft angelegt und eine Ansammlung von Einzelbäumen mit weiten Abständen, meistens um Bauernhöfe herum oder an Ortsrändern, manchmal auch auf großen Feldern. Es kam damals nämlich weder auf eine rationelle Maschinenbewirtschaftung noch auf einen massenhaften überregionalen Absatzmarkt an. Fast immer sind die Hochstammwiesen von Grünflächen umgeben, die als sogenannte Unternutzung zur Heugewinnung oder als Weide für Hoftiere dienen. Hier leben auch gerne Tiere wie der Steinkauz, Fledermäuse oder Bienen und Schmetterlinge.
Ständig ist der unermüdliche Peter van Nahmen auf der Suche nach neuen verrückten Obstsorten, die man in die Flasche bringen könnte. Der Anbau qualitativ hochwertiger Ostsorten erfordert ein erhebliches Know-how und umfangreiche Vorleistungen bis zur Ernte. Die Bäume werden geschnitten, mit umweltverträglichen Methoden vor Krankheiten und Schädlingen geschützt und die Früchte ausgedünnt. Das Obst muss zum richtigen Zeitpunkt geerntet werden: Es muss vollreif sein, darf aber nicht zu lange hängen, damit noch Säure vorhanden ist und nicht nur aromatisches Zuckerwasser ausgepresst wird. Frost, Hagel und Starkregen stellen Risiken dar, die innerhalb von Minuten die Arbeit eines ganzen Jahres vernichten können. Wenn zudem Wert gelegt wird auf eine ökologisch ausgerichtete Pflege und den Erhalt alter Sorten einerseits und auf selektierte, reife, gesunde und aromatische Früchte andererseits, ist nachvollziehbar, dass die Verkaufserlöse für die geernteten Produkte höher sein müssen, um die Kosten zu decken und den Erzeugern ein angemessenes Einkommen zu gewährleisten. Immerhin braucht man je nach Apfelsorte zwei bis vier Kilo Äpfel für einen Liter Saft.
Van Nahmen zahlt deshalb für reifes und ungespritztes Hochstamm-Obst im Rahmen eines gemeinsam mit dem NABU aufgestellten Aufpreisprojekts rund 50 % über „Tarif“. Das Unternehmen wendet sich damit nicht zuletzt gegen das Verramschen von hochwertigen regionalen Lebensmitteln zu Niedrigstpreisen, das neuerdings so gerne unter dem Deckmantel der Stützung der regionalen Landwirtschaft vom Lebensmitteleinzelhandel durchgesetzt wird. Den Weg zum fairpreisigen Produkt hat übrigens einst die Edel-Produkt-Kette Manufactum mitbereitet, als sie 2006 bei einem Streuobstwiesenfest auf die Kelterei aufmerksam wurde. Van Nahmens Säfte landeten im Katalog und der Erfolg nahm seinen Lauf. Parallel dazu bugsierte Peter van Nahmen dank seiner Kontakte in der Weinbranche nach seiner zehnjährigen Tätigkeit bei Schlumberger Deutschland seine Produkte in die Gourmet-Abteilungen großer Warenhäuser wie KaDeWe oder Harrods.
Die hauseigenen Qualitätsansprüche, die auf den Streuobstwiesen anfangen, setzen sich bei van Nahmen in der Kelterei fort. In bewährter, handwerklicher Mostertradition keltert der Betrieb möglichst alle heimischen Früchte selbst. Hier geht es allerdings nicht zu wie vor Jahrzehnten, denn auf den Nutzen allerneuester Technologien zugunsten hygienisch und sensorisch einwandfreier Produkte wird großen Wert gelegt. Vor der Verarbeitung werden beispielsweise die Äpfel gründlich gewaschen und auf einem Verleseband streng selektiert, um nur gesundes Erntegut zu verwenden. Die Äpfel werden in einer Obstmühle angemahlen und dann gepresst. Die Säfte sind weder mit Zucker noch Zusatzstoffen angereichert, von Konservierungsmitteln ganz zu schweigen. Deshalb sollte man die Säfte und Nektare übrigens dunkel und kühl lagern und geöffnet innerhalb von wenigen Tagen genießen. Zur Haltbarmachung wird der Saft pasteurisiert, d.h. für kurze Zeit auf ca. 82° C erhitzt.
Derzeit werden bei van Nahmen mehr als 30 verschiedene Obstsäfte und Obstnektare aus heimischem Obst und aus Südfrüchten angeboten: Jenseits mehrerer Apfelsorten reicht der Bogen von der piemontesische Wildpflaume über Rhabarber, Quitte und Stachelbeere bis hin zu Aronia, Granatapfel und einigen Rebsorten wie Riesling oder Dornfelder. Gerade die Direktsäfte entsprechen der Unternehmensphilosophie, kommt der Saft doch direkt aus der Frucht und nicht aus mit Wasser rückverdünntem Konzentrat wie rund 80 % des Apfelsafts in Deutschland hergestellt wird, von dem übrigens über 17 % aus chinesischem Apfelsaftkonzentrat stammen sollen.
Es gibt zwei Produktlinien: Die Gourmet-Linie mit reinsortigen Direktsäften und die Linie Regionale Mehrwegsäfte aus heimischen Früchten, Südfrüchten und Gemüse in Mehrwegflaschen. Die reinsortigen Gourmet-Obstsäfte werden in teilweise durchnummerierten, klaren Glasflaschen abgefüllt, so dass die farbigen Säfte ein Appetit steigernder Genuss fürs Auge sind. Alu-ausgekleidete Pappkartons oder die berüchtigten Drückerflaschen aus Plastik überlässt van Nahmen lieber der Saftindustrie. Auf den Gourmetflaschen sind die Obstsorten mit filigranen Zeichnungen abgebildet. Wie beim Wein werden einzelne Säfte mit Jahrgangsangabe vermarktet. Es liegt auch auf der Hand, dass etwa Äpfel oder Reben abhängig vom Vegetationsverlauf jedes Jahr ein unterschiedliches Verhältnis von Süße, Säure und Aromen bieten. In der Flasche sind eben das terroir und die Natur abgebildet, auch wenn das Jahr mal weniger ausbalancierte Früchte hervorbringt. Seit einigen Jahren komponiert die Kelterei auch exklusive Saftkreationen wie die Frucht-Seccos und die Juicy Teas.
Die Säfte und Nektare der Gourmet-Linie sind durchweg erlesene Produkte für Feinschmecker, die ihren höheren Preis zwischen drei und sechs Euro geschmacklich allemal wert sind. Sie sind die Referenzsäfte, an denen sich inzwischen die Getränkeindustrie orientieren muss. Erst wenn man die sortenreinen Grand-Cru-Säfte und Nektare von van Nahmen verkostet hat, weiß man, welche unglaubliche Fülle an Aromen und welch intensiven Geschmack eine Fruchtsorte bieten kann. Und der Geschmack ist schließlich unser ganz persönlicher Maßstab für den individuellen Hochgenuss. Letztendlich ermöglichen van Nahmens Säfte auch Menschen, die keinen Alkohol trinken mögen oder dürfen, einen exquisiten Getränke-Genuss. Deshalb werden die Erzeugnisse in der gehobenen Gastronomie als alkoholfreie Ergänzung zur Sekt- oder Weinbegleitung zunehmend nachgefragt und sind eine interessante Alternative zu den schnöden Mineralwässern.
Die Obstkellerei ist heute ein kreativer Traditionsbetrieb, wie man ihn hierzulande nur noch selten findet, vor allem nicht mit einem derartigen wirtschaftlichen Erfolg und einem exponierten Einsatz für die Umwelt. Das Einzigartige bei van Nahmen ist nämlich die Verbindung zwischen dem Erhalt und der Förderung der Umwelt und der Herstellung eines qualitativ hochwertigen Produkts auf einer soliden wirtschaftlichen Geschäftsgrundlage. Damit grenzt sich der Familienbetrieb vor allem von den Flaschenfüllungen der großen Konzerne ab, die mit ihren Einheitssäften mit und ohne Biosiegel die Supermarktregale im Verdrängungswettbewerb bestücken.
Seit 2017 werden die Produkte von van Nahmen in einem neuen Hofladen angeboten, der architektonisch Tradition, Naturnähe und Modernität vereinigt und neben dem Saftsortiment mit Verkostung auch regionale Feinkost anbietet. Direkt neben dem Betriebsgelände ist inzwischen der van Nahmen-Obst-Lehrgarten entstanden, eine Art Landschaftsmuseum für Groß und Klein. Hier ist zu besichtigen, wie 25 verschiedene alte Kulturobstarten wachsen und die Früchte gedeihen – selbstverständlich auf einer Streuobstwiese. Nach dem Besuch des Hofladens kann man hier entspannen oder eine der Veranstaltungen rund um Kultur und Kulinarik besuchen. Währenddessen lädt das E-Auto oder das Pedelec an den für die Besucher eingerichteten E-Ladesäulen.
Die Produkte der Obstkelterei van Nahmen werden regelmäßig mit höchsten Auszeichnungen, Lobpreisungen und Bewertungen gewürdigt. Van Nahmen nimmt seit 1953 an den Prüfungen der Deutschen Landwirtschaftsgesellschaft (DLG) teil. 2016 wurden zwölf Säfte von der DLG mit Gold und Silber prämiert. Aufgrund der 15jährigen Gold-Prämierungen wurde die Privatkelterei von der DLG ferner mit dem „Preis der Besten“ in Gold ausgezeichnet, was bislang nur zehn Unternehmen überhaupt in Deutschland geschafft haben. Eine der bemerkenswertesten Anerkennungen ist schließlich die regelmäßige Darbietung der Säfte auf Staatsempfängen und den Sommerfesten beim Bundespräsidenten. Die Spitzenhotellerie, der gehobene Feinkosthandel, die internationale Bar-Szene und etliche Sternerestaurants bieten van Nahmens Säfte an, teilweise mit eigenen Saftkarten und passend zum Menü. Um dem Feinschmecker-Publikum auch angemessene Informationen zu bieten, hat Peter van Nahmen die ehemalige Chef-Sommelière im Gourmet-Restaurant Vendôme auf Schloss Bensberg bei Köln, Romana Echensperger, engagiert, um Aromaprofile zu beschreiben und passende Speisen und Gläser zu empfehlen. Auf der Webseite des Unternehmens lassen sich für viele Produkte neben detaillierten Nährwertangaben ausführliche Expertisen, Verkostungshinweise und exzellente Vorschläge für das Foodpairing aufrufen, denen erfreulicherweise die übliche Abgehobenheit fehlt und die daher für jedermann auch praktisch umsetzbar sind.
Saftige Irrtümer und Wahrheiten – Saft ist nicht gleich Saft
Direktsaft
Direktsaft ist der einzig wahre Saft, der Muttersaft, direkt aus der Frucht gepresst und ohne Zusätze wie etwa Farb- oder Konservierungsstoffe oder Zucker abgefüllt: 100 % Frucht.
Nektar
Fruchtnektare werden aus Früchten gemacht, die für Direktsaft ungeeignet sind. Das kann einmal an ihrer dickflüssigen Konsistenz wie beim Pfirsich liegen oder an ihrem extremen Säuregehalt wie bei Johannisbeeren oder Rhabarber. Dennoch bemüht man sich bei van Nahmen um einen möglichst hohen Fruchtsaftgehalt von bis zu 70 % je nach Obst- bzw. Gemüsesorte. Nach den gesetzlichen Vorschriften müssen Fruchtnektare nur zwischen 25 und 50 Prozent Früchte gesehen haben, bevor sie mit Wasser und ggf. Zucker angereichert werden.
Fruchtsaft aus Konzentrat
Jeder Direktsaft ist ein Fruchtsaft, aber nicht jeder Fruchtsaft ist auch ein Direktsaft. Gerade wenn kein regionales Obst verwendet wird, greift die Saftindustrie auf Konzentrate zurück. Dann wird dem Fruchtsaft durch Verdampfung Wasser entzogen und das Volumen auf rund 1/6 reduziert. Der Vorteil ist der günstige Transport und die geringe Lagerkapazität, aber auch die bessere Haltbarkeit. Vor der Abfüllung wird das entzogene Wasser wieder zugeführt.
Wir konnten von der Kelterei van Nahmen fünf Säfte und Nektare aus der Gourmet-Linie, zwei Fruchtseccos, zwei Juicy Teas und einen Cidre verkosten.
Rhabarbernektar aus The Sutton & Fambozen
Der ertragreiche Framboozen hat seinen Namen von den himbeerrot gefärbten Stielen. Die alte und frühe britische Sorte Sutton ist hierzulande eine Rarität. Sie ist aufgrund ihres exzellenten Geschmacks und dem kräftigen Aroma mit frischer Säure bekannt. Obgleich das Fruchtfleisch beider Sorten grün ist, bringt ähnlich wie bei den roten Rebsorten die Schale das Rot in den Nektar, der im Glas erdbeerfarben transparent schimmert.
Im Geschmack ist der Rhabarbernektar erstaunlich süßlich, stammt aber deutlich wahrnehmbar von einer säurehaltigen Frucht. Im Mund entfaltet sich dazu ein leicht pflanzliches Aroma von grünem Gras. Der Nektar ist stürmisch und spritzig. Eine leichte Kühlung steigert das Frischeerlebnis und den Trinkfluss. Schon wegen seiner zartrosa Farbe, aber auch wegen seines fruchtig-herben Geschmacks macht er sich eindrucksvoll als ordentlicher Schuss in einem Champagner oder in Cocktails. Sie können ihn auch in einem Prosecco brut zu Tempura-Garnelen reichen. Oder ganz einfach in schön bubbligem Sprudel als erfrischendes Sommergetränk im sonnigen Garten.
2023 Cox Orange Sortenreiner Apfelsaft Direktsaft
Aus dem Glas mit dem Direktsaft drängen vielfältige Aromen von exotischen Früchten wie Ananas und Banane, aber auch einheimische Düfte von gelben Birnen, Karamell, Vanille und weißen Blüten. Im Mund tritt er saftig, aromatisch, körperreich und süßweinig auf mit einer angenehmen Balance zwischen Süße und Säure. Auch hier imponieren die exotischen Töne, die von der verhaltenen Säure nur wenig gebremst werden. Im Finish machen sich eine gewisse dezent kräutrige Würze und ein kleiner Gerbstofftick bemerkbar und schmelzen in einer schönen Cremigkeit lange dahin. Neugierige genießen ihn aus einem großen Rotweinglas mit einem ordentlichen Schuss stillen Wassers. Als Speisebegleitung könnte er sich in einen Kalbsbraten mit Sahnesoße verlieben.
Gut gekühlt und rein ins Glas: Apfelträume für die Nase und den Gaumen. Volles Aroma, voller Geschmack, so lecker kann Apfelsaft sein. Wer van Nahmens Apfelsaftvarietäten mit dem Schönen von Boskoop beginnt, der schwelgt sogleich in Kindheitserinnerungen an Omas Apfelsaft. So hat er geschmeckt und nicht anders. Und deshalb bekommt dieser Saft das Prädikat „wie selbstgemacht“, die höchste Auszeichnung des individuellen, natürlichen Geschmacks. Den Booskop hat eben schon Oma verarbeitet, er ist eine alte Kultursorte aus Holland, wo er einst als Zufallssämling von einem Herrn Ottolander als Trieb eines Wildlings in Boskoop entdeckt wurde. Er galt schon immer als säuerlich herber, aber erfrischend saftiger Winterapfel, und war der Auserwählte als Bratapfel in der Kachelofenröhre.
Im Glas erkennen wir die herbe Frische aus der verklärten Erinnerung wieder. Seine Aromen assoziieren schon im Duft, vor allem aber im Geschmack Pfirsiche, Anis und eine Spur Grapefruit. Die Säure der Frucht ist quicklebendig und verstärkt die herbstlichen Töne über der zurückhaltenden Restsüße. Knackige Gerbstoffe und eine spritzige Frische runden das rustikale Gesamtgemälde ab. Erfreuen Sie mit diesem Jahrgangs-Direktsaft und seiner Authentizität einen deftigen Kasslerbraten mit Apfel- oder Ananas-Sauerkraut.
Weißer Pfirsich Sortenreiner Nektar
In der Nase explodieren die Pfirsicharomen und geben dem Nektar etwas von seiner Bedeutung als Götternahrung. Die füllt den Mund üppig und cremig aus, die Fruchtigkeit steigert sich immer weiter und wird kaum durch Säure abgelenkt. Das ist der richtige Trunk für einen Fruchtsolo, er gefällt sich aber auch als Sekt-Aperitif Marke Bellini, sofern die Eintrübung nicht stört. Im Rahmen eines Menüs kann man ihn zu einem Bourbon-Vanille-Creme servieren oder ganz mutig zu einer mit dem Creme gefüllten Streuselschnecke.
Wilde Pflaume Sortenreiner Pflaumensaft Direktsaft
Der Schluck aus dem Glas transportiert sofort ein herrliches, ausgeprägtes Aroma in den Mund, das schwarze Beeren und dunkle Weintrauben assoziiert. Erstaunlicherweise spielen vielfältige Nebenaromen mit, wie sie auch in einem traditionellen Pflaumenkuchen vorkommen, vor allem Vanille und Marzipan, etwas Kardamom und etwas Karamell. Das gut ausbalancierte Verhältnis von Süße und Säure erscheint fast selbstverständlich und lässt die sortentypischen Fruchtaromen mit einer leichten mineralischen Anmutung kraftvoll in den Vordergrund treten. Reichen Sie ihn als schmackhaften Solisten oder als natürlichen Geschmacksverstärker zu einer Hähnchenbrust in einer asiatischen süß-sauren oder süß-scharfen Soße. Er begleitet auch gerne einen Rheinischen Sauerbraten mit echten Klößen.
Frucht-Secco Apfel-Quitte (BIO)
Die Cuvée Apfel-Quitte, Jahrgang 2023, Ernte 2023, in Bio-Qualität leuchtet goldgelb im Glas und zeigt eine feine Mousse. Wir schnuppern über dem Glas und notieren frische Aromen von vollreifen gelben und roten Äpfeln mit Nuancen von Zitronenmelisse, Gräsern, Anis und grünen Birnen. Es schweben auch Kräuter durch den Raum, nicht herb oder getrocknet, sondern süßlich und frisch aus dem Garten. Im Geschmack hüllt die spritzige Mousse und die aktive Säure eine kühle, fruchtsüße Frische von Äpfeln und Holunderblüten ein. Dabei vermählen sich die herb-säuerliche Note und der kleine Gerbstoffgriff der Quitte und die saftige Süße des Apfels. Immer wieder kommt einem ein gereifter fränkischer Riesling in den Sinn. Der Secco perlt forsch und offensiv in einen Abgang, in dem die Würze noch lange nachhallt. Der Secco Apfel-Quitte begleitet sehr elegant Hummerschwänze mit selbst gemixter Cocktailsoße.
2023 Apfel-Heidelbeer-Kirsche Frucht-Secco alkoholfrei BIO
In der Nase drängeln sich aus dem rubinrot ausgeleuchteten Sektglas die Sauerkirschen offensiv, aber distinguiert nach vorne, lassen aber auch den dunklen Beerentönen genügend Raum. Am Gaumen vereinen sich alle solidarisch und bieten zusammen mit der prickelnden Perlage der Kohlensäure einen schön trockenen Secco an, der die Vorstellung imaginiert, man säße mit einem feinen weichen Rotwein mitten im Wald. Die kirschigen Fruchtaromen werden von zarten Nuancen von Mandeln und Blüten begleitet, die Heidelbeeren beleben die Struktur und die Äpfel aktivieren die gut integrierte Säure. Im Finale klingt alles harmonisch, herb und spritzig aus. Der Apfel-Heidelbeer-Kirsche Frucht-Secco bringt das ganze Jahr über sommerliche Lust und Laune ins Glas.
Sparkling Juicy Tea Weisser Tee Tahiti Vanille Quitte alkoholfrei BIO
Im Glas sehen wir eine goldgelbe Cuvée und schnüffeln an energischen, geheimnisvollen Nuancen von Frucht und Würze. Langsam entfalten sich Richtungen von besagten Quitten, von Tee, gelben Äpfeln und einem Hauch Vanille. Der Juice Tee braust kräftig und belebend an den Gaumen heran. Harmonisch raufen sich alle Beteiligten zusammen, Fruchtnoten, feinherb abgestimmte Bitternoten, süßliche Vanillewürze und eine Assoziation an Mineralik. Ein herrlich perliges Getränk mit Energie und dennoch fast filigraner Struktur – ein besonderes und vielschichtiges Aroma- und Geschmackserlebnis. Es kann viele feine Speisen begleiten, zum Beispiel einen extravagant provenzalisch gewürzten Kaninchenbraten.
Sparkling Juicy Tea Rosé Darjeeling Rhabarber alkoholfrei BIO
Im Glas perlt der Juicy Tea munter vor sich hin und präsentiert ein vielschichtiges Bukett, das man beim Wein als komplex bezeichnen würde. Wir entdecken nicht nur die erwarteten dezent süßlich-säuerlichen Aromen des Rhabarbers, sondern auch Nuancen von roten Johannisbeeren, gelben Pflaumen und Orangen nebst einigen floralen Anklängen Typ Blumenwiese im Morgentau. Im Mund schäumt er mit einer feinen Mousse auf und kleidet ihn noch im Abgang herb und frisch aus. Er ist der überraschende Appetizer und eskortiert auch gerne eine Poularde aus dem Ofenrohr.
Apfel Cidre 4 % Vol.
Im Glas perlt er fein und goldig vor sich hin. In der Nase kommen neben den hervorragenden Apfelaromen auch spannende Töne von Honig, Holunderblüten und Gewürzen vor. Im Mund ist er nicht wie die doux-Cidres so apfelgeleeartig, sondern knackig frisch und fruchtig. Die Fruchtsäure und die Kohlensäure gehen eine harmonische Symbiose ein, die auch im Finish noch die erhoffte Erfrischung bringt. Man kann diesen Cidre den ganzen Abend süffeln, sofern sich der Alkohol nicht in einem zu engen Zeitfenster verdichtet. Sie können mit dem Cidre aber auch sich und eine Bachforelle mit Mandeln oder eine gebratene Ente erfreuen.
Im Hörerlebnis stellt Peter van Nahmen die Obstkelterei vor, berichtet über die Herkunft der Früchte und hebt einige neue Erzeugnisse hervor.
Fotos: © van Nahmen
HÖRERLEBNIS mit Peter van Nahmen auf der PROWEIN 2024