An den vier Enden der Welt
An den vier Enden der Welt
Ausgezeichnete Weltklasse: Das Weingut Dr. Heger
Das Weinbaugebiet Baden ist das südlichste deutsche Anbaugebiet und mit rund 16 Tausend Hektar Rebfläche das drittgrößte. Es unterscheidet sich in vielerlei Hinsicht von allen anderen zwölf Anbaugebieten in Deutschland. Das betrifft zu allererst das Klima, das für die EU Grundlage war, das Gebiet Baden in die weinwirtschaftlich potente Weinbauzone B einzustufen, wo es sich in bester Gesellschaft mit dem benachbarten Elsass, der Champagne und dem Loire-Tal, aber auch mit ganz Österreich oder Nord-Slowenien befindet, während alle anderen deutschen Gebiete sich mit der Zone A begnügen müssen. Baden ist immerhin das wärmste und sonnenreichste Weinanbaugebiet Deutschlands. Gleichwohl kommt es stets in den Genuss der notwendigen Niederschläge, um die Reben glücklich zu machen und ihnen alljährlich höchste Qualitäten zu entlocken. Die unterschiedlichen Böden, die von Löß, Kalk und Schotter bis zu Mergel reichen, halten für jede Rebsorte den Lieblingsboden bereit, um dem Wein ihr Bestes zu geben und unzählige Weinstile und Geschmäcker zu bedienen. Das geht von fein ziselierten Weißburgundern über marzipanduftende Muskat- und Traminersorten bis zu vollwuchtigen Roten.
Hier in Baden befindet sich ein Weingut, von dem die Fachwelt nicht ganz sicher ist und auch lieber geheim hält, welchen Rang es unter den vielleicht fünf besten deutschen Weingütern einnimmt: Das Weingut Dr. Heger mit dem Weinhaus Heger in Ihringen. Das idyllische Dorf liegt am Kaiserstuhl, rund 15 km nordwestlich von Freiburg und wenige Kilometer östlich von Breisach am Rhein und von der Grenze zum Elsass.
1986 trat Joachim Heger dem VDP, dem Verband der Prädikatsweingüter, bei und ist seit 2009 Vorsitzender des Regionalverbands Baden im VDP.
1997 übernahm Joachim Heger von Otto und Mina Fischer das Weingut Fischer in Nimburg-Bottingen. Es ist für ihn eine Art Spielwiese, wo er sich mit Böden wie Muschelkalk, Buntsandstein und Rotliegendem und mit ganz anderen pH- und Säurewerten in einem wesentlich kühleren Klima beschäftigt. Des Weiteren kaufte er das Weingut Gebrüder Müller in Breisach inklusive bester Parzellen im Ihringer Winklerberg.
Das Weingut Dr. Heger bewirtschaftet heute rund 26 Hektar eigene Rebflächen. Der Goldschatz des Weinguts sind die 16 Hektar im Ihringer Winklerberg und die 4 Hektar im Achkarrer Schlossberg. Besonders der Winklerberg und der Schlossberg sind weltbekannte badische Grand Cru-Lagen. Hinzu kommen die Lagen vom Weingut Fischer in den Tuniberg-Weinbergen östlich des Kaiserstuhls in Richtung Freiburg und vom Weingut Gebrüder Müller im Breisacher Eckartsberg am Südausgang von Breisach.
Die Ersten und Großen Lagen des Weinguts Dr. Heger
Ihringer Winklerberg
Die Große Lage Ihringer Winklerberg gehört zur Großlage Vulkanfelsen und zum Bereich Kaiserstuhl. Sie erstreckt sich westlich von Ihringen am südlichen Ausläufer des Kaiserstuhls, der in der Rheinebene, genau in der Mitte zwischen den Vogesen und dem Schwarzwald liegt. Die Lage ist 117 Hektar groß und von Südsüdost über Süden bis nach Westen ausgerichtet. Sie steigt zwischen 200 und 280 m zwar langsam an, aber knapp ein Fünftel der Parzellen haben eine Hangneigung von 50 bis 60 %. Der Ihringer Arzt Ernst Georg Lydtin erwarb 1813 einen Teil eines ehemaligen Dolorit-Steinbruchs und legte die ersten Rebflächen an. Aufgrund der rabiaten Rodungen und der Anlage von Kleinterrassen mussten sie zunehmend mit hohen Stützmauern befestigt werden mussten, die heute nur sehr kosten-und arbeitsaufwändig zu unterhalten sind. In den teilweise labilen Steilterrassen mit den Terrassenmauern und historischen Treppenwegen ist die Maschinenarbeit nahezu unmöglich, so dass weitgehend Handarbeit verrichtet werden muss. Ganz schön anstrengend, wenn man zudem berücksichtigt, dass der Winklerberg als die wärmste Weinlage Deutschlands gilt. Allerdings profitiert er auch von den rebenfreundlichen Winden aus den Vogesen. Im Winklerberg ist es aber nicht nur heiß, sondern auch steil und steinig. Der Boden besteht größtenteils aus erodiertem, teils schottrigem, braunem bis rötlichem Vulkanverwitterungsgestein, manchmal mit Einschlüssen von grünschwarzen Augit- und roten Tephrit-Kristallen, die bei Sonnenbestrahlung wie Heizstäbe wirken. In anderen Parzellen überwiegen Flusssedimente von Schwemmlandböden. Fast überall finden sich zudem Auflagen mit mehr oder weniger tiefgründigem Löß.
Im Ihringer Winklerberg gehören dem Weingut Dr. Heger drei ganz besondere Gewanne, d.h. historische Parzellen, mit Eigenarten, die sich auch in den Weinen abbilden. In der Gewanne Häusleboden stehen nicht nur das namensgebende, weithin sichtbare Rebhäuschen der Familie Heger, sondern auch über 60 Jahre alte Rebstöcke vom Spätburgunder, die einst Wolfgang Heger gepflanzt hat. Der geringe Ertrag bringt Weine mit hochkomplexer, rauchiger Mineralität hervor.
Im Gewann Winkelen, genannt Rappenecker, hat der Boden einen höheren Lößanteil und führt kalkhaltiges Gestein. Hier liefern die Reben schon den jungen Weinen einen fülligen Körper mit üppiger Frucht und enormem Aroma. Gleich hinter diesem Gewann liegt das nur nachmittags besonnte Gewann Hinter Winkelen, aus dem die salzig mineralischen, eleganten und komplexen Weine „Gras im Ofen“ kommen. Das Gewann Vorderer Winklerberg mit seinen kleinen Terrassen, trockenen Böden und Eingrenzungen durch Mauern und rote Tephrit-Felsen hat das beste Mikroklima der Einzellage und gibt kraftvolle Weine von einzigartiger Mineralität und feiner Eleganz her.
Schlossberg
Jenseits eines kleinen Tals liegt dann die weitere Große Lage des Weinguts Dr. Heger, der Schlossberg in der Gemarkung Achkarren mit einer Gesamtfläche von 80 Hektar. Im Jahre 1819 wurde der obere Teil des Schlossbergs bei Achkarren durch Sprengung der steilen Felswände in Rebanlagen umgewandelt. Diese erstrecken sich heute bis auf 310 m Höhe, sind obendrein noch steil und hängig mit maximal 80% Hangneigung. Wer den Gipfel des Schlossbergs rund 120 Höhenmeter über Achkarren erreicht hat, hat ähnlich wie beim Winklerberg einen herrlichen Ausblick auf den Schwarzwald und die Vogesen. Die Lage ist nach Süden und Südwesten ausgerichtet. Das Vulkanverwitterungsgestein ist in etlichen Terrassen mit Lehm und Lößschichten durchsetzt oder überlagert. Hier stehen teilweise uralte Reben, die extreme Kraft und wahnsinnige Mineralität in die Trauben pumpen.
Die Rebstöcke lieben das Vulkangesteins in den beiden eigenwilligen und einzigartigen Lagen besonders wegen der Fähigkeit, die Wärme vom Tag zu speichern und sich damit auch noch in der kühlen Nacht zu versorgen. Hier herrschen schon beinahe mediterrane Klimabedingungen.
Die Weine der verschiedenen Lagen und Rebsorten sind in mehrere Linien eingeordnet: Das Sortiment im Weingut Dr. Heger umfasst die Linien VDP.Erste Lage und VDP.Große Lage mit Weinen aus dem Ihringer Winklerberg und Achkarrer Schloßberg. Hinzu kommen spezielle Rebsorten-Weine außerhalb der VDP-Klassifikation wie Muskat-Ottonel oder Gewürztraminer und das Novis-Rotwein-Cuvée. Zum Weinhaus Heger gehören derzeit die Linien Oktav, Vitus und Heger Cuvée sowie einige Einzelprodukte wie Sekt. Die sehr erfolgreichen Oktav-Weine sind Gutsweine, die einem breiten Publikum einfach gut schmecken sollen, keine Eskapaden für Weinfreaks. Der Name Oktav dürfte eine klingende Anlehnung an die Oktave in der Musik sein, da die Basisweine vergleichbar sind dem Grundintervall als Grundgerüst für eine Tonleiter. Die Weine der Vitus-Serie, benannt nach dem Großonkel von Joachim Heger, sind als Spitzenweine des Weinhauses mit Holz verfeinert, um ihnen mehr Komplexität zu verleihen.
Man sieht es Joachim Heger an, dass er zufrieden ist mit sich und den über 35 Jahren im Weinbau, die er mit Enthusiasmus, Pioniergeist, Mut und Herzblut durchlebt hat. Wenn er den Häusleboden auf dem Winklerberg betritt, denkt er voller Stolz an die Stecklinge aus Clos de Vougeot in Burgund, mit denen sein Großvater die Pinot Noirs startete. Er ist heimatverbunden, bodenständig und liebt und lebt die Tradition. Zugleich ist er als Freigeist für jede Idee offen, die ihn voranbringt in seinem unermüdlichen Bestreben nach gnadenloser Hochwertigkeit. Schließlich waren jahrelang „learning by doing“ und „try and error“ auch sein Kompass in der Welt des Weinmachens. Er hat schon immer angepeilt, für jedes Terroir, für jede Rebsorte, für jeden Jahrgang die besonderen Eigenschaften herauszuarbeiten und im Glas zum Ausdruck zu bringen. Der jeweilige Charakter, die Eigenheiten, das Typische sollen sich in seinen Weinen abbilden. Er macht keine Allerweltsweine, die schnoddrig auf der Terrasse verteilt werden sollen, und auch keine Holzsäfte, in denen die betörende Zärtlichkeit des Spätburgunders erstickt ist. Seine Weine sind für den bewussten und sinnlichen Genuss ihres Charakters gemacht, selbst in der Einstiegsklasse.
Joachim Heger ist inzwischen eine regelrechte Winzer-Berühmtheit geworden, ein Wein-Promi, der sogar für junge Winzergenerationen ein kultiges Vorbild ist, im Badischen sowieso, aber auch darüber hinaus – und das kann die ganze Welt sein. Dort repräsentieren er und seine Weine die Region und bringen damit ein Stück badischer Kultur ins Glas. Dass er sich diese Position, was den Wein angeht, über die Jahrzehnte hart erarbeitet hat und das nicht ohne Aufopferung, wird regelmäßig mit einem Sternenhagel im Eichelmann und Johnson honoriert, vom Gault-Millaut mit Trauben und vom Feinschmecker und von Parker mit Punkten, alles in höchsten Kategorien. Dazu passt, dass Joachim Heger schon 1998 Aufsteiger des Jahres war und schließlich 2013 vom Gault Millaut zum Winzer des Jahres und sein Weingut vom Eichelmann zum Weingut des Jahres gekürt wurde. Hier darf man schon mal klatschen und das große Wort von der Weltklasse bewegen.
Wir konnten neun Weine und einen Sekt vom Weingut Dr. Heger und Weinhaus Heger verkosten.
2016 Heger Grauburgunder Oktav trocken
Im Glas entwickelt er ein illustres Bukett von Birnen, grünen Äpfeln, gelben Melonen und Mangos, dazu ein Tick Nussigkeit. Er schmiegt sich geschmeidig am Gaumen an, seidig und dicht. Die unterhaltsamen Fruchtaromen werden von einer integrierten, kräftigen Säure begleitet. Die feine Würze und die unbändige Frische geben dem Wein einen vitalen Ausdruck und schaffen es, bereits in einem Grauburgunder mit Kabinett-Rang den berühmten Hegerschen Genusswert zu erkennen. Der Wein lässt sich zu vielen schönen Gelegenheiten trinken und animiert mit jedem Schluck zu einem weiteren. Er ist ein Alleskönner, der zu unzähligen Fisch- und hellen Fleischgerichten sicher auf dem Tisch steht. Es ist auch der Wein, der neugierig macht, wie es wohl weiter oben aussieht auf der Pyramide.
2016 Heger Spätburgunder Rosé Oktav trocken
Die Trauben für diesen Wein wurden wie Weißwein gekeltert, jedoch in großen Gebrauchtfässern aus Eichenholz vergoren. Es wurde mit einer Prise Holz lediglich gewürzt, Aromatik und Frucht blieben von der Holzkeule verschont. Mit einer kleinen Fruchtexplosion eröffnet der Rosé seinen Auftritt. Waldbeeren, zartrote Rosen, helle Süßkirschen und rote Äpfel sind dabei. Noten von Roten Johannisbeeren und Erdbeeren machen im Mund weiter mit. Die abgeschliffene, immer noch erfrischende Säure begleitet ein fruchtig-beeriges, anschmiegsames Finish, das nach dem nächsten Glas verlangt. Es ist ein leichter, charmanter Rosé mit typischer, badischer Struktur. Er schmeckt wie Sommerfrische im Schwarzwald und kann jede Outdoor-Party in Stimmung versetzen. Joachim Heger hat ihn einstmals zu Wachtelbrüstchen mit Linsen und Kartoffelsalat empfohlen, Sie können ihn aber auch mit einem Salat Niçoise oder noch einfacher mit Spagetti plus Rucola zufrieden stellen.
2015 Ihringer Winklerberg Riesling trocken VDP ERSTE LAGE
Nun also ein Wein vom Weingut Dr. Heger aus der Premiumlage Winklerberg, wo das tagsüber aufgeheizte und nachts abgekühlte, verwitterte vulkanische Grundgestein den Riesling auf eine intensiv mineralische Fruchtigkeit programmiert. Wer sonst, wenn nicht Joachim Heger, kann die Ernte zum optimalen Zeitpunkt organisieren und das Angebot der Rebe an Inhalts- und Wirkstoffen nicht nur im Keller bewegen, sondern auch in den Wein bringen.
Schon die Nase freut sich über die vibrierende Mineralität und die einladende Frische, die eine zarte Aromatik voller Früchte umgibt: Weiße Pfirsiche, grüne Äpfel, Limetten und reife Reineclauden. Im Geschmack brilliert eine ausgewogene Fülle aus Fruchtsüße, Mineralik und einer koketten Säure mit Biss. Im Abgang wird die Salzigkeit der Mineralik deutlicher, die Präzision des Frucht-Säure-Spiels noch geschliffener und noch saftiger. Ein frisch-spritziger Riesling mit einer schwungvollen, eleganten Struktur, der gerne dem Knacken von Krebszangen beiwohnt oder mit weniger Aufregung einem ganz normalen, aber guten Sushi-Set.
2016 Ihringer Winklerberg Silvaner trocken VDP ERSTE LAGE
Der 2016 Ihringer Winklerberg Silvaner trocken VDP ERSTE LAGE ist ein knackig trockener Silvaner mit zarten Aromen und elegant fruchtigen Noten im Geschmack. Das Terroir am Winklerberg sorgt dafür, dass dieser Silvaner anders schmeckt als ein fränkisches Muschelkalk-, Keuper- oder Buntsandstein-Produkt – und damit ist schon viel erreicht. Wir atmen eine tiefe Aromatik ein, die dezent grün ist, also Pflanzen und Gemüsesorten sowie Frühlingswiese im Morgentau mit fruchtigen Tupfern von Birne, grünen Äpfeln und Grapefruit. Der Vulkanverwitterungsboden lässt erst in der Nase grüßen, dann im Geschmack: Die noch herbe Frucht und die mittlere Säure werden ergänzt durch eine mineralische Struktur mit der typischen Winklerberger Salzigkeit. Diese Komposition bringt eine anregende Frische und präzise Klarheit, die bei der sonst zurückhaltenden Rebsorte überrascht. Stellen Sie unbedingt einige Flaschen dieses Weins für die Spargel-Saison beiseite. Ansonsten macht er sich hervorragend zu milden Salaten oder zu Karpfen Blau.
2015 Ihringer Winklerberg Chardonnay VDP ERSTE LAGE
Aus dem Glas funkelt er in einem hellen Strohgelb mit grünlichen Reflexen. Schnell entwickeln sich dichte, tiefgründige, gelbe Fruchtaromen von Aprikosen, eingemachten Birnen, gelben Äpfeln – wie dem Südtiroler Golden – und einigen Papayas, dazu leicht rauchig-röstige Töne von Nüssen und Mandeln. Im Geschmack wird das Fruchtspiel von einer cremigen Säurestruktur und einer leichten Sahnigkeit und Buttrigkeit begleitet. Deswegen ist er noch lange keine der neuweltlichen Buttercremetorten. Er klotzt auch nicht mit Holz oder einem Übermaß an Gerbstoffen, sondern bietet im Mund eine treffend austarierte, feine französisch-vanillige Holzwürze an. Sie befördert die integrierte, seidige Kraft der Aromen in einen straffen Körper. Hier bleibt immer alles im grünen, eher kühlen Bereich, so dass zusammen mit der bemerkenswerten, salzigen Mineralität Eleganz und Finesse entstehen. Der herrlich komplexe Wein geht mit Energie und Ausdauer in ein harmonisches Finish. Genießen Sie diesen Chardonnay ganz klassisch zu einer Dorade aus der Pfanne oder zu Penne mit Gorgonzolasoße.
2015 Ihringer Winklerberg Weissburgunder trocken VDP ERSTE LAGE
Wir haben jetzt einen weißgoldenen Wein im Glas, der ab und an grünlich aufblitzt. Er verströmt üppige, aber nicht plumpe Düfte von Klaräpfeln, Birnenkompott, Bergamotte, Grapefruit und mit einer gewissen exotischen Richtung auch Cantaloupe-Melone. Das Bukett verrät bereits, dass uns ein mineralischer und komplexer Wein erwartet. Dann schmatzen wir auch schon auf der Seele dieses Weißburgunders herum: Er ist trocken, die Säure ist schlank und präsent und unterlegt von den frischen Früchten aus der Bukett-Aromatik, ergänzt durch etwas Ananas. Dazu kommt die spezifische, salzige Mineralität aus der Lage, die sich nicht unbotmäßig aufdrängt, aber mit viel Schmelz lange nachhallt. Welch ein genial ausbalancierter, fein-mineralischer Weißburgunder, der freimütig, extrovertiert und mit Frische die imposanten Seiten der Rebsorte und die Beziehung zum Terroir schmecken und erleben lässt. Auch das ist ein Wein, der zum Spargel Freude macht, gerne aber auch als saftiger Solist auftritt und bestimmt nichts gegen Jakobsmuscheln und Austern oder ein bürgerliches Hühnerfrikassee hat.
2015 Riesling GG Ihringer Vorderer Winklerberg VDP GROSSE LAGE
Wenn man bei diesem Großen Gewächs die Nase über das Glas hängt, möchte man sie gar nicht mehr wegnehmen: Wir erleben eine flimmernde Mineralität, eine animierende Frische und ein komplexes Aromenbündel voll betörender Frucht. Ganz vorne drängeln sich Zitrus-Varietäten, mal von der Schale, mal als grüne Limette, mal als Bonbon, dazu einige Kiwis und ein Hauch Nelken und nasse Steine. Als wir uns dann doch vom Schnüffeln trennen, dann nur, weil wir das Himmelreich auch trinken dürfen. Und damit wollten wir erst recht nicht aufhören: Auf der Zunge stolzieren die Zitrusnuancen zusammen mit tropischen Früchten wie Mangos und Litschis in einem distinguierten Menuett, sich mal nach rechts und mal nach links verneigend, immer in der festen Hand einer galanten, pikant-salzigen Mineralität. Es ist der Tanz von Aristrokaten, nichts Grobes und Maskiertes, sondern Aufrichtigkeit, Gradlinigkeit und Selbstbewusstsein. Da passt sich ein straffer und strahlender, aber schlanker Körper genau ein. Der Wein hat mit jedem Schluck etwas ungemein Präzises an sich. Man erlebt eine Art perfektes Timing, wenn sich am Gaumen die saftige Rieslingsüße und die präsente Säure treffen. Unaufgeregt zieht es ihn dahin in ein straffes, immer vielschichtiger werdendes Finish, aus dem die Zitrusnoten und die salzige Mineralik noch lange in Erinnerung bleiben. Ein wahrhaft Großes Gewächs, von dem andere Große Gewächse träumen. Ein Grand-Cru-Monument von Joachim Heger aus einer Weltklasse-Lage. Auch wenn der Wein schon jetzt ein besonderes Erlebnis bringt, so hat er enormes Potenzial für eine interessante Entwicklung seiner Eigenschaften in den nächsten Jahren. Den Wein hätten wir am liebsten als Drops immer dabei. Genießen Sie ihn etwas seriöser als Solisten an einem sehr festlichen Abend oder ganz einfach, wenn Sie mal Lust auf einen richtig guten, äußerst wohlschmeckenden, hochwertigen Wein haben.
2013 MIMUS Spätburgunder trocken Ihringer Winklerberg VDP ERSTE LAGE
„Mimus“ – mit diesem Spitznamen wurde Wolfgang Heger, der Vater von Joachim Heger und Sohn des Gründers Dr. Max Heger, schon als Kind belegt. Als Joachim Heger das Weingut 1992 übernahm, widmete er den Wein seinem Vater. Seit dessen Tod 2004 lebt in diesem Wein, der einer von Wolfgangs Lieblingsweinen war, die Erinnerung an den Vater und dessen unschätzbare Verdienste um den Aufstieg des Weinguts und um die badische Weinkultur weiter.
Der Wein reifte nach der Maischegärung im Holzgärständer für 16 Monate in kleinen französischen Barriquefässern, von denen etwa 60 % neu waren. Danach blieb er bis zur Abfüllung noch ein Jahr auf der Flasche. Im Glas präsentiert er sich mit einem feinen, breit gefächerten, feinmaschigen, im Kern würzigen Duft von Schwarzen und Roten Johannisbeeren, Kirschen, Schlehen, Backpflaumen und schöner Vanille aus den Barriques. Wir meinen sogar eine kleine florale Note zu erschnüffeln. Im Mund kommt er sanft und ohne Aggressionen an. Uns gefällt sein grazil ausbalancierter Fruchtkörper, der jetzt neben der Verstärkung der Johannisbeernoten zusätzlich komplexe Waldbeerenaromen einschließlich Waldhimbeeren zeigt. Einige Gewürzspitzen von Lorbeer und Nelken tauchen kurz auf, alles abgerundet von einer angenehm introvertierten Holznote und vornehmen Tanninen. Beides ist so engmaschig verbunden, dass man auch von leicht holzwürzigen Tanninen sprechen könnte. Sie schicken den Wein zusammen mit der gut strukturierten Säure in einen griffigen, vom Extrakt gestützten, wärmenden Abgang. Im Nachhall begegnet uns der lange ersehnte, in diesem Fall dezente Ausdruck der lagentypischen Mineralik. Ein hochwertiger, subtiler Spätburgunder mit einer verführerischen Noblesse und unwiderstehlichem Charakter – bis heute dass rote Aushängeschild des Weinguts. Er verdient einen Fasan auf dem Tisch oder ein edles Filet aus der Rehkeule, scharf angebraten und mit vielen Kräutern abgeschmeckt.
2014 Spätburgunder GG Ihringer Vorderer Winklerberg VDP GROSSE LAGE
Der Wein öffnet sich mit brillanten Aromen von wilden Waldbeeren, Roten Johannisbeeren, getrockneten Viktoriapflaumen und hellen roten Mount Rainier-Kirschen sowie Anklängen an rote Blütenblätter und pikante Gewürze. Eine kleine, duftige Mineralität ist auch dabei, will aber dezent im Hintergrund bleiben. Am Gaumen wird ein vornehmer Fruchtkörper von zärtlich perfekt eingebundenen, nur sehr dezent spürbarem Holz und gereiften Tanninen geküsst. Wir schmecken Cassis und Berliner Rote Grütze mit Johannisbeeren und Kirschen, dazu einige Rosenblätter und kleinste Prisen edelster Gewürze plus einer ganz kleinen Schoko-Note. Es ist schon erstaunlich, wie man die Tanninstruktur eines Pinot so genau auf ein akzeptables Niveau bringen kann, ohne dass der Wein an Tiefe verliert. Es ist ja geradezu ideal, wenn die Gerbstoffe schon am Anfang im vorderen Mittelfeld spielen und nicht in der Sturmspitze. Im Abgang kommen noch lange die Saftigkeit und dezente Mineralik des Weins zur Geltung. Alles ist in diesem Wein zu einem harmonischen, anfeuernden Zusammenspiel und einer einzigartigen Stilistik gebracht. Sogar die grippige Säure passt sich ein und regt die Geschmacksnerven an. Der Wein ist bei aller Transparenz hochkomplex und zeigt eine feingliedrige, charaktervolle Vielseitigkeit, die sich noch weiter entwickeln wird. Erfreuen Sie sich und diesen Wein mit einem Sauerbraten vom Hirsch oder probieren Sie es verrückt, aber mutig mit einem Gamsrückenfilet mit Pfefferkuchensoße.
Heger CREDO Spätburgunder Rosé Sekt Extra Brut
Der Sekt hat eine helle Farbe zwischen Lachsrosa und Abricot, womit er sich wohltuend von so mancher Himbeercoloration abhebt. Er hat auch nicht die verbreiteten Erdbeeraromen, sondern ist mit seiner Aromatik näher an der Rebsorte dran. Er imponiert mit einer sehr feinen, aber quicklebendigen Bläschenstruktur und einer distinguierten Mousse. In der Nase platziert er sich mit kühlen Düften von Äpfeln, Quitten und roten und schwarzen Beeren mit einem deutlichen Hauch Kräuterwürze. Im Mund trifft die herbe Frische des Extra-Brut auf Fruchtrichtungen mit klitzekleinen Nuancen von roter Grapefruit, Süßmandeln und Kirschen, die im Finish sogar noch deutlicher werden. Die lebendige Säure ist zwar geschmeidig integriert, erzeugt aber Frische, Jugendlichkeit und Coolness. Sie stützt die mineralisch-fruchtige Impression von einem herausragend ausbalancierten Rosé-Sekt. Im Abgang wirkt das Duett von Frucht und Säure noch lange nach. Es ist ein fröhlicher Sekt, der charmant und wohlschmeckend zu immer noch einem Glas auffordert. Er ist aber auch ein interessanter Starter vor einem Wildmenü.
11.08.2017
Fotos: © Weingut Dr. Heger
Personenfotos: © Baschi Bender
Blick auf den Winklerberg: © Roland Krieg