An den vier Enden der Welt
An den vier Enden der Welt
Der Winzerhof Landauer-Gisperg: Bio und Vegan – hochwertige Qualitätsweine aus der Thermenregion
Den Winzerhof Landauer-Gisperg haben Johanna und Franz Landauer-Gisperg gegründet, inzwischen fungiert als Kellermeister die nächste Generation mit Sohn Stefan Landauer. Das leidenschaftliche Engagement der Familie in ihrem Winzerberuf drückt sich in den vielen kleinen und großen Details rund um das Weinmachen und um den Winzerhof aus.
Familie Landauer-Gisperg war schon immer dem Wert der Natur besonders zugewandt, so dass es nur konsequent war, die gesamte Produktion nach und nach auf organisch-biologische Methoden umzustellen. 2011 wurde für alle Weine die Zertifizierung als Bioweine erreichten. Das bedeutet Verzicht auf die Anwendung leicht löslicher Mineraldünger und Herbizide, Förderung der Gesundheit und Fruchtbarkeit des schonend zu bearbeitenden Bodens, insbesondere durch ein auf die Boden- und Pflanzenbedürfnisse abgestimmtes Begrünungsmanagement, sowie Bewirtschaftung des Weingartens unter Berücksichtigung von natürlichen Stoffkreisläufen. Wichtig ist des Weiteren die Gentechnikfreiheit aller im Betrieb verwendeten Mittel. Seit 2014 ist der Betrieb auch als vegan zertifiziert, so dass die Weine nur noch vegan auf die Flasche gelangen. Dafür dürfen im Keller keine tierischen Hilfs- und Verschönungsmittel verwendet werden – geklärt wird also nicht mit Gelatine oder Eiweiß, sondern mit der Mineralerde Bentonit.
In den Weingärten werden konsequent biologische Anbaumethoden durchgesetzt. Auf Pestizide, Herbizide und systemische Pflanzenschutzmittel wird verzichtet zugunsten von Pflanzenstärkungsmitteln wie Tees und Pflanzenauszügen aus Brennnessel und Fenchel. Man beachtet die Mondphasen und reduziert die Erträge teils drastisch, um die Qualität des Leseguts zu steigern – beim Pinot Noir auf bis zu 35 hl pro Hektar. Bei der Ernte wird in bis zu drei Durchgängen manuell streng selektiert. In der Regel werden die weißen Rebsorten im Edelstahl ausgebaut, das rote Klassik-Sortiment teils im Stahl, teils im großen Holz, die Selektions- und Best-of-Weine im Barrique. 250 bis 300 Eichen-Barriques aus Frankreich, den USA und Bulgarien sollen im Fasslager liegen. Einige Rot- und Weißwein-Cuvées werden in der Amphore vinifiziert. Im Keller werden die Methoden des biologischen Weinbaus ebenfalls strikt eingehalten.
Die Arbeit von Familie Landauer-Gisperg wird seit Jahren mit Wein-Prämierungen aller Art honoriert, von denen hier nur wenige genannt werden können: mehrfacher Salon Österreich-Sieger, zigfacher Landessieger, 3facher Falstaffsortensieger, 2facher Best of Bio Gewinner, bester St. Laurent Österreichs bei den Vinaria Premiumweinen 2011, zwei Falstaff-Sterne 2014.
In den ungeraden Monaten von Freitag bis Sonntag öffnet auf dem Winzerhof ein Heuriger, der in den Sommermonaten in die Weinberge zur "Wei‘hat-Hütt‘n" (Weingartenhütte) verlagert wird. Den Weg dahin zeigt ab Ortszentrum die „Winzi-Figur“. Der Heurige ist für die Winzerfamilie und die Gäste eine innige Verbindung von traditioneller und moderner Schmankerlküche und sich stets wandelnder Weinkultur.
Wir konnten sechs Weine des Winzerhofs Landauer-Gisperg verkosten.
Gemischter Satz 2017
Im Gemischten Satz 2017 von Landauer-Gisperg steckt der Most von den Rebsorten Grüner Veltliner, Neuburger und Traminer. Die Komposition dieser Sorten ist ziemlich ausgleichend. Als Bukettsorte ist die Traminer zuckerreich und würzig. Zusammen mit dem bei Vollreife kraftvollen Neuburger dämpfen sie die grüne Frucht und pikante Säure des Grünen Veltliners und dienen als Zartmacher, um dem Gemischten Satz eine weiche und milde Richtung zu verschaffen.
Im Glas funkelt der Wein in einem hellen Strohgelb. Bereits das Bukett verheißt Frucht und Würze mit süßlichen Aromen von gelben und grünen Äpfeln, Mirabellen, Orangen, Quitten und etwas Zimt plus einem Touch Rosen. Der erste Schluck vermittelt spontane Saftigkeit, der zweite die Komplexität, die wir vom gemischten Satz erwarten möchten. Am Gaumen beeindruckt erwartungsgemäß eine saftige Fruchtigkeit. Er überrascht darüber hinaus aber mit einer vibrierenden Schlankheit und einer herrlichen Balance, die dem gemischten Satz eine durchaus nicht selbstverständliche Eleganz vermittelt. Die Säure ist lebendig und gut mit der leicht süßlichen, üppigen Frucht und einer dezenten Mineralität verwoben. Servieren Sie den Gemischten Satz 2017 zu sommerlichen grünen Blattsalaten, zu einem Geflügelsalat oder zu einem gebratenen Hähnchen mit Fenchelgemüse.
Rotgipfler 2017
In der Nase treffen intensive Aromen von Äpfeln ein, aber nicht die grüne Richtung wie beim Riesling, Gutedel oder manchem Sauvignon Blanc, sondern hier erschnüffeln wir rotbäckige reife Herbstäpfel. Dazu kommt ein Exotikeindruck von Mango, Charente-Melone und Ananas. Wir schmatzen auf einem süffigen Extraktwunder herum. Der halbtrockene Ausbau zaubert zusammen mit der feinen Säure eine fruchtige, leicht süßliche Saftigkeit von Aprikosen, Birnen, Pfirsichen und Nüssen herbei, die dem Wein einige Lagerfähigkeit gibt. Die angenehme Mineralik trägt einen langen, fruchtsüßen Abgang mit Frischeeffekt. Bei diesem Wein hatte jemand schon im Weingarten das richtige Händchen für eine deutliche Ertragsreduzierung, die Extrakt und Aromatik gesteigert und die Säure eingependelt hat. Der Rotgipfler 2017 ist ein rassig eleganter Fruchtklassiker mit vollem Körper zum endlosen Naschen. Wer österreichisch auftischen möchte, stellt diesen Wein zu Fleischlaberl hin oder zu einem Apfelstrudel. Zu den üblichen Verdächtigen gehört aber auch die asiatische Küche.
Pinot Noir Klassik 2017
In der klassischen Linie ist der Pinot Noir rund sechs Monate im zwei- oder dreifach vorbelegten Barrique ausgebaut. Die Sorte ist im burgunderfreundlichen Steinberg mit seinem Wärmespeicher bei genügender Wasserversorgung in der Lage, eine außerordentliche Qualität zu bieten. Da die Pinot Noir Rebe sich nicht nur im Weingarten, sondern auch im Keller als Sensibelchen aufführt, kommt die Erfahrung der Familie Landauer-Gisperg gerade richtig, damit der Pinot bei richtiger Vinifizierung zur Hochform aufläuft.
Im Glas haben wir einen transparenten, kirschroten Wein. Er lockt mit animierenden roten Früchten, darunter dunkle Süßkirschen, rote Johannisbeeren und Himbeeren. Im Mund treten rote Waldbeeren, frische Weichseln, ein winziger Touch Zitrus und etwas Kräuterwürze auf. Auch im sanften Finish kommen die Kirschklänge noch einmal finessenreich zur Geltung. Das ist ein Pinot mit sehr gelungener, feiner, fruchtiger Textur, die trotz des Aufenthalts im Holz kühl geblieben ist und eine ausgewogene Struktur und einen subtilen Körper vorzeigt. Genießen Sie ihn zu einem Fasan aus dem Rohr oder zu einem geschmorten Schulterscherzl.
Die in Österreich einst vom Stift Klosterneuburg aus verbreitete Rebsorte ist ein natürlicher Burgundersämling. Der Name kommt von dem Tag, an dem sich die Beeren gewöhnlich zu färben beginnen und essbar sind, dem Lorenzitag 10. August. Ähnlich wie der Pinot Noir ist die St. Laurent im Weingarten launisch und unzuverlässig, sie braucht eine gute Lage mit tiefgründigen Böden und ein nettes Klima. Mit dem schottrigen, kalkreichen Schwemmlandboden bei Tattendorf ist sie ausweislich des Flascheninhalts bestens zufrieden. Die Trauben wurden auf dem Höhepunkt der physiologischen Reife handselektiert gelesen, die Gärung erfolgte im Edelstahl, der Wein reifte für sechs bis acht Monate in großen 700 l bis 1.000 l Holzfässern.
In die Nase drängt sich eine breite Aromatik von roten, aber auch blauen Beeren, also rote Johannisbeeren, Himbeeren, Brombeeren und einige Heidelbeeren. Der Wein kommt zwar trocken, aber vollfruchtig und erstaunlich weich am Gaumen an mit schöner Waldbodencharakteristik, einer kleinen, aber feinen Würze und einer dezenten, gleichwohl betörenden Kirscharomatik. Die Tannine breiten sich weich und voller Spannkraft im Mund aus. Sie eskortieren die leicht herbe Fruchtigkeit und die lebendige, aber samtig ausbalancierte Säure in einen langen Abgang. Genießen Sie mit dieser dichten Eleganz geröstete Kalbsleber oder – etwas mutiger – sautierte Steinpilze an Perlhuhn.
Best of 2015 Pinot Noir
Im Glas zeigt er sich in einem satten Rubinrot mit violetten, manchmal auch granatroten Reflexen. Die Nase wird mit zunehmender Belüftung immer fruchtiger: Feinste Herzkirschen, Walderdbeeren, einige Waldheidelbeeren und Preiselbeeren, Brombeeren, ein kleiner Touch von Orangen und Kräutern und schließlich vegetabile Noten in Richtung von Iris-Blumen. Dazwischen schwebt ein distinguierter Hauch von Vanille. Im Mund geht die fruchtige Gefälligkeit weiter mit einem sanften Körper voll vornehmer Würze und kleinen Tönen von heller Schokolade. Die zarte Mineralität und die angenehm strukturierte Säure sorgen für den gewünschten vollen Abgang mit kräftiger Spätburgunder-Frucht. Sein sanfter Kern mit einem angemessenen, integrierten Tanningerüst, mit zarter Mineralität und der harmonierenden Säure machen ihn zu einem filigranen und doch reichhaltigen Wein, der präzise und zuverlässig zum lang anhaltenden Pinot-Geschmack führt. Er beeindruckt als Solist für ein genussvolles Rotweinerlebnis, ist aber auch ein sehr vielseitiger Speise-Begleiter. So kann er sich zu einem deftig geschmorten Ochsenschwanz sehen lassen, ebenso gut auch zu einer Entenbrust in Orangensauce oder einer Wildgeflügelpastete.
Best of 2015 St. Laurent
Das Glas leuchtet in einem tiefdunklen Rubinrot. Der Wein präsentiert ein einladendes Bukett mit roten und einigen schwarzen Johannisbeeren, Preiselbeeren, Brombeeren und dunklen Kirschen. Ein Hauch von Herbstwald kommt von den Kräuternoten, den leichten Holztönen und floralen Düften. Im Mund imponiert spontan die üppige Fruchtigkeit von Beeren über Kirschen bis zu reifen Zwetschgen. Auch den Geschmack durchzieht eine romantische Herbststimmung, wir entdecken Spuren von Maronen und Wacholder. Die weichen Tannine, die gemütlichen Röstaromen und die milde Säure bilden sich in einem dichten und konzentrierten Wein ab. Er animiert mit einer einschmeichelnden Extraktsüße und ist meisterhaft ausbalanciert. Noch im Abgang grüßen rote und schwarze Beerenfrüchte mit dezent holzgestützter Würze. Erfreuen Sie sich und diesen Wein mit einem Wildscheinbraten, mit Lamm-Medaillons, einem Rehragout oder ganz deutsch-regional mit gebratener Leber nach Berliner Art mit Äpfeln, Zwiebeln und Kartoffelpüree. Ach ja, verkosten Sie den Best of 2015 St. Laurent auch als Solisten und dekantieren Sie ihn eine Stunde zuvor.
11.09.2018
Fotos © Winzerhof Landauer-Gisperg