An den vier Enden der Welt
An den vier Enden der Welt
Weine aus Argentinien: Das Weingut Domingo Molina in Salta – Wein von den höchsten Weinbergen der Welt
Fährt man von Cafayate aus nach Westen über die einsamen Schotterstraßen, kommt man nach etwa 8 Kilometern an eine Gabelung mit Wegweisern nach Yacochuya Norte und Sur und mit einem Hinweisschild, wonach es nach rechts zum Weingut Domingo Molina geht. Das Weingut liegt auf einem Berghang in 2.300 Metern Höhe mitten in einer Oase aus grünen Rebzeilen und Gärten. Der Tastingroom ist ausgestattet mit Kunstwerken und verzierten Weinfässern. Von der Terrasse aus schaut man bei Ziegenkäse und einem Glas Wein über die Weinberge durch das Tal des Calchaquí und auf die steinigen Hänge von Yacochuya, was soviel wie „Ort des klaren Wassers“ bedeutet. Touristische Höhepunkte für Besucher sind in der näheren und weiteren Umgebung die atemberaubende Landschaft von Quebrada de las Flecha, der herrlich gelegene See Embalse Cabra Corral mit archäologischen Überresten, die Wasserfälle La Cueva del Suri und El Molino de Piedra, der Colorado River und die Höhlen von San Isidro mit vorzeitlichen Höhlenmalereien.
Die Brüder Domingo sehen ihr Weingut als kleines, aber feines Boutique-Weingut und entwickeln allen Ehrgeiz, mit ihren relativ geringen Mengen hochqualitative Weine zu machen und sich damit in der Spitzengruppe der argentinischen Familienweingüter zu bewegen. Mit einem Wort: Sie wollen eines der besten Boutique-Weingüter in Argentinien sein.
Wir konnten acht Weine des Weinguts Domingo Molina verkosten.
2017 Hermanos Malbec Rosé, Valles Calchaquiés, Salta
Im Glas präsentiert sich der Rosé in der gebührenden animierenden süßlichen Saftigkeit und verströmt fruchtig-blumige Aromen von Himbeeren, Roten Johannisbeeren, Preiselbeeren und hellen Süßkirschen. Die blumige Seite wird von Honeysuckle-Tönen, bei uns Geissblatt genannt, und von roten Rosen begleitet. Geschmacklich imponiert der Wein mit einem reichhaltigen Körper, der schön süßlich beginnt und mit einem von der aktiven Säure gestützten, runden Abgang in eine fantastische Frische übergeht. Man meint, die intensive Sonne und die klare kühle Luft der Hochanden zu schmecken. Also kein Bonbonrosé, sondern ein markanter, ja eleganter Sommerwein mit Charakter, der eine fröhliche Gartenparty einleitet.
2017 Hermanos Torontés, Valles Calchaquiés, Salta
Im Glas schimmert der Torrontés in einem hellen Weißgold. Er ist nicht schüchtern mit seinen Aromen von Zitrus, Pfirsich und Mandarinen, kennt aber auch leise Töne von Ananas und Melone, alles abgerundet mit einem Hauch von Minze, Geranien und frischem Gras. Den Gaumen verwöhnt eine üppige, saftig-würzige und manchmal leicht süßlich umschmeichelte Aromatik von Grapefruit, Litschis, Passionsfrucht, gelben Birnen, gelben Rosen und Wiesenhonig. Der Wein fließt mit fester Säure, einem interessanten kleinen Gerbstofftouch und nuancierten Muskateller-Reminiszenzen locker, frisch und harmonisch in ein langes Finale, in dem eine moderne, etwas salzige Mineralik zum Vorschein kommt. Ein fruchtiger, frischer Typ mit problemfreiem Trinkfluss. Dieser Torrontés aus der Einstiegslinie ist ein vielseitig passender Wein, zum Beispiel als Apéro, zu einem Picknick, zu Scallops aus der Pfanne, zu einem indischen Kokosnuss-Curry oder zu einer Platte mit milden französischen Käsesorten.
Auch dieser reinsortige Malbec Hermanos kommt aus dem steinig-sandigem Valle de Cafayate von Rebstöcken aus knapp 2.000 Meter Höhe. Die Trauben wurden 20 Tage lang mazeriert, acht Tage dauerte die Gärung bei 23° bis 26° C in Betonbottichen. 90.000 Flaschen wurden abgefüllt.
Im Glas zeigt der Wein sich in einem tiefdunklen Scharlachrot. In der Nase eine schöne Duftigkeit von Brombeeren, Wald-Heidelbeeren, schwarzen Süßkirschen und kleinen Wald-Erdbeeren, dazu etwas luftig-frische junge Pflaumen und eine winzige, pikante Note von schwarzem Pfeffer. Rund um die Zunge kommt der Malbec offensiv aus der Deckung und eskortiert seine Fruchtigkeit mit kleinen Portionen von Kaffee, Mokka, Gewürzen und einer Prise Tabak. Die Säure bringt einerseits Gripp, gestaltet zusammen mit den relativ milden Tanninen aber einen klaren, weichen und ausgewogenen Abgang. Ein saftiger Trink-Malbec zwischen Komplexität und Frische für die rote Fraktion auf der Terrasse. Sie können auch gerne einen echten Locro-Eintopf mit Mais, Rind und Gemüse aus den Anden nachkochen und mit dem Wein ortstypisch umrahmen.
2016 Hermanos Cabernet Sauvignon, Valles Calchaquiés, Salta
Wir haben einen rubin- bis karminroten Wein im Glas, der die fruchtigen Cabernet Noten ohne Schnörkel verbreitet und mit der beschwingten Klarheit und Reinheit der Andenfrische vereint. Fruchtige, duftige Kräuter, Paprika, Cassis und Heidelbeeren, getoppt von einem Täschen Mokka und dem obligatorischen winzigen Hauch blauer Veilchen, den auch hier kein Cab-Fan zu vermissen braucht. Im Mund plätschern Schwarze Johannisbeeren und frische Johannisbeerblätter, Himbeeren, Rote Johannisbeeren, frische Kräuter, Kakao und eine Spur Paprika. Im herrlich süßlichen Finish zeigt der Wein eine dezente, fruchtige Säure und feinkörnige, intensive, aber angenehm gebändigte Tannine vor. Ein gradliniger junger, reichhaltiger Cab Sauv, ein flüssiger Berater im entspannten Gespräch oder die rote Komplettabdeckung für den Grillabend.
2014 Domingo Molina Malbec, Valles Calchaquiés, Salta
Die Besonderheiten des Terroirs spiegeln sich in einem konzentrierten, komplexen Wein, der hervorragend ausbalanciert ist. Im Glas öffnet er sich mit einem vielfältigen, enorm fruchtig-saftigen Bukett von dunklen Kirschen, Brombeeren, Heidelbeeren, Pfeffer und einem Hauch Vanille und Mokkaschokolade. Im Mund trumpft er mit einer eleganten Textur auf: komplexe Aromen von dunklen und roten Beeren, Leder, Backpflaumen und Assam-Tee, dazu reife, aktive Tannine und die feine Salta-Säure, die in anderen Provinzen oft schwächelt. Alles stürzt in einen leicht salzig-mineralisch und von den recht eingebundenen Tanninen und Holzanklängen unterstützten, geschmeidigen Abgang. Ein Wein, der hervorragend zu einem edlen Rehrücken passt.
2014 Domingo Molina Cabernet Sauvignon, Valles Calchaquiés, Salta
Im Glas funkelt der reinsortige Cabernet Sauvignon dunkel purpur bis scharlachrot mit violetten Reflexen. Im Aromenspektrum zaubert er alles herbei, was einen klassischen Cabernet Sauvignon ausmacht: schwarze und rote Beerenfrüchte, Paprika, Schokolade, dunkler Tabak und leichte, vanillige Röstaromen. Am Gaumen faszinieren zuerst die reifen, zuweilen süßlich-süffigen Früchte mit tiefgründiger Würze und guter, distinguiert rauchiger Holzpräsenz, die perfekt integrierte Säurestruktur und die reifen Tannine, die erst im Finish kräftiger wirken. Ein toll ausbalancierter Wein mit voller Kraft und einem eleganten Auftritt. Ihm bekommt es gut, wenn er eine Stunde vor dem Genuss in eine große Karaffe fließt. Dann verschönt er zu gegebener Zeit gerne eine gebratene Entenbrust mit karamellisierten Walnüssen.
2014 Domingo Molina Tannat, Valles Calchaquiés, Salta
Im Glas sehen wir ein tiefdunkles Purpurrot mit einem violetten bis dunkelblauen Schimmer. Wir können kaum aufhören, daran zu schnüffeln: Brombeeren, Pflaume, Cassis, Feigen, Lakritze, Schokolade und Zimt. Der Gaumen nimmt dankbar zur Kenntnis, dass wir den Südamerika-Typ des Tannats im Glas haben. Er muss sich keineswegs erst mit Ecken und Kanten eingewöhnen, sondern ist schon mit dem ersten Schluck präsent: Man braucht ihn also nicht erst wie den französischen Typ für die Enkel wegzulegen, sondern kann ihn sofort genießen. Die Tannine sind reif und rund. Der Wein kokettiert mit einem üppigen Körper und ungefilterter Energie. Im langen Abgang kommt Eleganz auf und Freude über das geschmacklich begeisternde Ergebnis der Neugier auf eine seltene Rebsorte. Ein Wein mit starken Konturen und einer vielseitigen Identität, der mit jedem Schluck mehr von seinen Geheimnissen Preis gibt. Genießen Sie ihn als Entdeckerwein, vor allem verschrecken Sie ihn nicht mit einem profanen Pastagericht, sondern knallen Sie ihm ein gigantisches, saftiges, gut geseartes Entrecôte vom Grill mit Rosmarinkartoffeln hin.
2014 m² malbec x malbec, Valles Calchaquiés, Salta
Das ist ein Wein, der nicht nur im Namen durch seinen Exponenten auffällt, sondern schon mit dem ersten Glas Köpfe verdreht. Tiefe Aromen von Brombeeren, Pflaumen und Süßholz brillieren präzise und intensiv in der Nase, eingehüllt von Schwaden süßlich leckerer Gewürze. Als Zwischenruf macht im Bukett die Ahnung von einer gewissen salzigen Mineralik die Runde. Eine komplexe Aromatik fördert die Lust auf den ersten Schluck. Da werden dann Rotweinträume wahr: schwarze Beeren und schwarze Kirschen, also Schwarze Johannisbeeren, Heidelbeeren, Brombeeren und die Hedelfinger Knorpelkirsche kurz vor der Überreife. Über die Zunge trollen sich blaue Pflaumen und Nussschokolade, der vorhergesagte Cola-Touch taucht im saftigen Abgang tatsächlich auf – als süßlich süffige Komposition mit Spuren von Vanille, Nelkenöl, Zimt, Koriander und Zitrus. Die erstaunlich dezente Säure hält die Früchte und die Mineralik zusammen und die Tannine in Schach, die bei diesem Doppel-Malbec nicht den geringsten Krawall machen im Glas. Dieser potenzierte Malbec ist die mit sich selbst zweifach multiplizierte Eleganz für den ganz besonderen Augenblick. Relativieren Sie diesen Augenblick nicht mit den üblichen Verdächtigen aus der Küche.
04.01.2019
Fotos: © Overworld Wines/Weingut Domingo Molina,
Flaschenfotos: © D. Rosenbaum
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