An den vier Enden der Welt
An den vier Enden der Welt
Das Weingut Hofbauer-Schmidt im Weinviertel: mit Leidenschaft und guter Laune das Beste in die Flasche bringen
Hohenwarth ist eine kleine, beschauliche Weinbaugemeinde in Niederösterreich, gut 50 Kilometer nordwestlich von Wien und knapp 30 Kilometer nordöstlich von Krems an der Donau. Die tschechische Grenze liegt im Norden rund 40 Kilometer entfernt. Der Ortsname kommt von der romanischen Wehrkirche im Ort, der „Hohen Warte“. Geografisch liegt der Ort nördlich der Ausläufer der Geländestufe des Wagram und östlich des Manhartsbergs, weinbaumäßig ist er vom südwestlichen Zipfel des Weinviertels erfasst, das sich dort den Anbaugebieten Kamptal und Wagram nähert. Auch wenn die Verortung von Hohenwarth in Niederösterreich derart vielfältig beschrieben werden kann, so wird es ganz einfach, wenn man erst mal dort ist: Denn Hohenwarth ist einer der Orte in Niederösterreich, in dem praktischer Weise alle Straßen Hohenwarth heißen – bis auf die Hauptstraße, die folgerichtig Hauptstraße heißt. In der Hauptstraße Nr. 54, gleich an der Haltestelle vom Bus 807, befindet sich das Weingut Hofbauer-Schmidt.
Das Weingut Hofbauer-Schmidt tritt nicht nur formal als Familienbetrieb auf, sondern lebt ihn so vor, wie man es sich idealerweise vorstellt: Die Leidenschaft zum Weinmachen hält zusammen, was zusammengehört. Ob Petra, Leopold oder Johannes, alle begeistern sich mit Freude, gemeinsamem Engagement und hohen Ansprüchen für ihr Ziel, hochwertige Weine zu machen, die einzigartig sind. Bei ihrer Arbeit verbinden sich Traditionen mit Innovationen und fast immer mit guter Laune – es dürfte nicht viele Weingüter geben, in denen so oft gelacht und mit soviel Humor gearbeitet wird wie bei Familie Hofbauer-Schmidt. Als Team begleiten und betreuen sie gemeinsam die Entstehung des Weins vom Weingarten bis zur Flaschenreife. Dabei sollen die Weine die Rebsorte klar abbilden und ihre lokale und terroirgeprägte Herkunft und die Eigenarten der Natur in ihrem Jahrgang schmecken lassen. Mit den Erfolgen lässt sich auch manches emotionale Ringen um Erfahrungen, Identitäten, Werte und Wertigkeiten schnell vergessen. Wichtig ist und bleibt die Familienphilosophie „Nimm das Beste aus unserer Heimat und trage es mit Begeisterung hinaus in die Welt“. Die Folgen von Johannes Mitwirkung im Weingut blieben nicht aus: So holte er den Titel „VINEUS Newcomer Winzer des Jahres“ und bei der Schlossquadrat-Trophy die Auszeichnung „Winzertalent des Jahres“ nach Hause und kann sich damit zu den erfolgreichsten Jungwinzern und Newcomern Österreichs zählen. Im selben Jahr wurde die Familie für ihre besonderen Leistungen und ihren unermüdlichen Einsatz rund um den heimischen Wein als „wein.pur.PIONIER“ geadelt. Schon 2011 hatte das Regionale Weinkomitee Weinviertel das Weingut als Weinviertel Leitbetrieb zertifiziert und 2017 errang Familie Hofbauer mit der Rebsorte Sauvignon Blanc die Bundesmeisterschaft des österreichischen Weins. Da darf man schon mal applaudieren.
Das Weinsortiment des Weinguts Hofbauer-Schmidt ist in vier Kategorien unterteilt: Leicht & Fruchtig, Klassik, Lagenweine sowie Alte Reben & Lagenreserven. Die Leitsorten im Weingut Hofbauer-Schmidt sind Grüner Veltliner und die Sortenrarität Roter Veltliner, die in Hohenwarth das bedeutendste Kompetenzzentrum außerhalb des Wagrams gefunden hat. Daneben baut Familie Hofbauer-Schmidt noch Riesling, Grünen Sylvaner, Rivaner, Weißburgunder und Sauvignon Blanc an nebst einigen roten Sorten wie Zweigelt. Zum Sauvignon Blanc hat Johannes Hofbauer-Schmidt ein ganz persönliches Verhältnis, hatte er doch ein Praktikum im berühmten Marlborough auf Neuseelands Südinsel absolviert, dem Zentrum des fruchtigen, sehr exotischen und tropisch duftenden Sauvignon Blanc.
An schönen Sommerabenden lädt Familie Hofbauer-Schmidt zu geselligen Festlichkeiten mit Wein, Musik und regionalen Leckerbissen. Sie können gerne dabei sein, denn es lässt sich gut feiern mit einer glücklichen und zufriedenen Winzerfamilie, der es gelungen ist, die Traditionen des Weinviertels mit ihren Erfahrungen und der Freude an neuen Ideen zusammenzuführen zu hochwertigen und einzigartigen Weinen.
Wir konnten sechs Weine des Weinguts Hofbauer-Schmidt verkosten.
2018 Weinviertel DAC Grüner Veltliner Ried Hochstrass trocken
Im Glas strahlt der Weinviertel DAC (Districtus Austriae Controllatus) hell und klar in gelblich-grünlichen Abstufungen. Es steigen herzhafte Düfte von gelben Äpfeln und grünen Birnen, von weißen Pfirsichen und reifer Ananas auf, im Hintergrund melden sich gelbe Honigmelonen und ein Touch von sommerlichen Kräutern. Der berühmt-berüchtigte Veltliner-Pfeffer bleibt friedlich – der immerhin sehr junge Wein ist erfreulicher Weise keiner der robusten, lauten Pfefferl-DACs. Schon mit dem ersten Schluck ist man von dem zupackenden Körper und den intensiven Aromen aus dem Bukett beeindruckt. Apfelnoten, aber auch Zitrustöne prägen die Frische und die feine Extraktsüße, die zusammen mit der gut integrierten Säure und einer pikant-feinen Würze den Mund saftig ausfüllen. Im Abgang erfreuen wir uns an der tiefgängigen Mineralik und dem sanften Schmelz. Ein energiereicher, mittelgewichtig strukturierter, cremig weicher Veltliner mit einladender Eleganz. Er ist ein vielseitiger Speisenbegleiter und lässt auch zarten Aromen am Teller genügend Platz zur Entfaltung. Ganz klassisch passt er in der Küche zu einer Forelle Müllerin-Art oder zu einer Brettljause, sprich Brotzeit oder Vorspeisenplatte, mit Schinken, Speck und Schweinsbraten.
2017 Weinviertel DAC Reserve Grüner Veltliner Ried Kellerberg trocken
Mit dem Jahrgang 2009 wurde die Kategorie „Weinviertel DAC Reserve“ geschaffen, die unter anderem trockene, kräftige, dichte Weine mit mindestens 13 % Alkohol verlangt, generell aber mehr Freiheiten beim Ausbau und der Stilistik zulässt als ein „Weinviertel DAC“.
Die Lage Kellerberg erstreckt sich gleich hinter dem Weingut bis in 355 Meter Meereshöhe. Von ihrer Anhöhe hat man einen herrlichen Blick auf die Hohenwarther Wehrkirche. Das Terrain ist sehr vielschichtig und durch Kies, Sand und Schotter mit Lössbedeckung geprägt. Die Rebstöcke sind etwa vierzig Jahre alt und blicken meist nach Süd-Ost in die wärmende Morgen- und Mittagssonne. Die geernteten Trauben lagen zwölf Stunden auf der Maische, der Most kam nach 18stündiger Ruhezeit zu zwei Drittel ins große Holz, wo er drei Wochen gärte und dann etwa drei Monate reifte. Ein Drittel des Mostes kam ins kleine Eichenfass. Hier lief die Gärung über zwei Wochen ab, bevor sich die drei bis viermonatige Reifung mit malolaktischer Gärung anschloss. Während der Holzreife wurde mit Battonage gearbeitet, also Aufrühren der Hefe, um diese vor der Zersetzung zu schützen. Zugleich wird der Wein dadurch geklärt und gewinnt, wenn sonst alles gut geht, mehr Fülle und einen runden, fruchtigen, cremigen Geschmack. Nach dem Reifeprozess wurden die Partien zum fertigen Wein assembliert.
Das Bukett steuert interessante exotische Richtungen an – Mangos und Papayas mit Vanille und Grapefruit. Eine feine Würze in der Nase erinnert an blonden Tabak und sehr dezente Eichentöne. Geschmacklich ist der Wein glücklicherweise nicht mit Holz überladen und schwergewichtig – angesagt sind vielmehr dichte Fülle, feiner Fruchtschmelz, stramme Struktur und reife Eleganz. Das Zusammenspiel von Kraft und Finesse strahlt Harmonie aus und wird von einer leicht salzigen Mineralik angemessenen unterstützt. Ein komplexer, ausdrucksstarker Veltliner, bei dem es in den nächsten Jahren noch viel zu entdecken geben wird. Servieren Sie Ihn zu einer kräftigen Speise wie Hecht mit Kräutersoße oder einem großzügig gewürzten Schweinsbraten.
2018 Roter Veltliner Alte Reben trocken
Die Nase zeichnet sich durch vielseitig nuancierte Tropenfrüchte aus, darunter Mangos, Mandarinen, Ananas, gedörrte Birnen, Äpfel und Zitronenmelisse mit einem Hauch von Orangenzesten, Paranüssen, Zimt und Wiesenhonig. Am Gaumen tritt der Wein extraktreich, druckvoll und vollmundig auf: Ein starker, komplexer, stoffiger Charakter, der dank seiner lebendigen Säure dennoch Frische und Saft zeigt. Alles ist mit bemerkenswerter Balance untergebracht. Die feine tropische Fruchtsüße wird auf der Zunge durch Apfeltöne und eine kleine blonde Tabakwürze auf den Punkt gebracht. Im mineralisch abgerundeten, cremigen Finish wirkt seine Eleganz noch lange nach. Es ist ein hochwertiger Partner für eine Mais-Poularde aus dem Rohr, bringt aber auch Potenzial für eine längere Lagerung mit.
2018 Grüner Sylvaner Ried Ziersdorfer Ende des Berges trocken
Im Glas brilliert der Grüne Sylvaner mit einem dezenten Fruchtauftritt von grünen und gelben Birnen, frisch aufgeschnittenen Quitten, grünen Futuromelonen und einer nussigen Würze mit einem Touch vom nassen Stein. Am Gaumen steigert sich die Würze noch und macht ordentlich Druck. Eine feine Säure und eine distinguierte Fruchtsüße verbinden sich perfekt mit den aufgrund des Lehmbodens nicht stürmischen, sondern eher sanften primären Fruchtaromen. Ein lebendiger, äußerst bekömmlicher Sylvaner, saftig und süffig. Er verschönert besondere Momente mit gutem Trinkfluss und gehört ganz sicher zu den üblichen Verdächtigen wie weißem Spargel. Familie Hofbauer-Schmidt empfiehlt übrigens ganz exquisit einen Spargel-Erdbeersalat.
2018 Sauvignon Blanc Ried Stettenhofer Mühlweg trocken
Der Sauvignon Blanc Mühlweg zeichnet sich durch eine kühle, dezente Nase aus mit der leichten Süßlichkeit von Litschis und grünen Äpfeln, vor allem aber pikanten Tönen von grüner und gelber Paprika nebst vielschichtigen vegetabilen Nuancierungen, wobei er nicht etwa blumig wird. Schon der erste Schluck bringt lebendigen Schwung auf die Zunge. Eine frische Säure spielt mit den sanftmütigen Primäraromen als harmonisches Doppel und wird durch eine freundliche Kräuterwürze ergänzt. Die feine Struktur baut sich mit Spannung auf und lässt den Wein im Finale süffig erscheinen. Das ist kein Allerwelts-Schmusewein, sondern ein knackiger und pikanter Sauvignon Blanc mit animierendem Trinkfluss. Wer sich erst einmal auf ihn einlässt, wird eine zweite Flasche brauchen. Wir genießen einen lustvollen Sommerwein von großer Klasse, ein Trinkgenuss für viele Gelegenheiten, zum Partymachen sowieso.
Abgesehen von den bereits erwähnten Bodenverhältnissen am Köhlberg gefällt das besondere Mikroklima der Riesling-Rebe hier besonders gut: Die ausgeprägte Temperaturamplitude zwischen Tag und Nacht fördert besonders an heißen Sommertagen den Frucht- und Aromenaufbau. Die am 29. Oktober 2017 geernteten Trauben verblieben für vier Stunden auf der Maische bevor der Most schnell angegoren wurde, um die Oxidation gering zu halten. Nach der Gärung im Edelstahl erfolgte der Ausbau im großen Holzfass mit rund viermonatigem Feinhefelager.
Das ist ein Rheinriesling, mit dem sich das südwestliche Weinviertel sensorisch entdecken und genießen lässt. Sein Bukett entwickelt sich intensiv mit herrlichen Fruchtaromen von reifen Aprikosen, weißen Pfirsichen und grünen Äpfeln nebst einem kleinen Zitrushauch und einer Spur Cassis. Im Mund öffnet er sich mit einer feinen aber vibrierenden Mineralität und einer animierenden Frische, die generiert wird von dem gekonnt austarierten Spiel von Rieslingsäure und Fruchtaromen. Mit leicht süßlichem Extrakt schmilzt der Wein im langen Abgang zart und ausgeglichen dahin. Ein charmanter Weinviertel-Riesling mit vollem Körper und schwebender Transparenz. Ein sehr eleganter Wein, der sich noch jahrelang weiterentwickeln dürfte. Selbstverständlich ist er schon jetzt ein Genuss, den man jederzeit als Apéro erleben oder zu einem Wiener Backhendl kredenzen kann.
21.10.2019
Personenfotos: © Gebrüder Pixel
Foto Blick aus der Riede Kellerberg: © Denkscherz
Foto Ried Hochstrass: © Weingut Hofbauer-Schmidt