An den vier Enden der Welt
An den vier Enden der Welt
Das Weingut Prinz von Hessen im Rheingau: Mit lebendigen Schätzen an Deutschlands Riesling-Spitze
Das Adelsgeschlecht derer von Hessen gibt es schon seit über 800 Jahren, das Weingut Prinz von Hessen seit 1957. Es wurde von Philipp Landgraf von Hessen gegründet, als die Hessische Hausstiftung zur Wahrung der Kulturwerte des hessischen Fürstenhauses sieben Hektar Rebfläche erwarb. Die Hessische Hausstiftung ist eine von zwei Stiftungen, in denen das Haus Hessen die Kunst- und Kulturgüter der Landgrafen und Kurfürsten von Hessen-Kassel sowie der Landgrafen und Großherzöge von Hessen-Darmstadt pflegt und bewahrt. Donatus Landgraf von Hessen, Enkel des Gründers, ist heute der geschäftsführende Vorstand der Stiftung und repräsentiert zusammen mit seiner Ehefrau Floria, Landgräfin von Hessen, das Weingut und die weiteren Betriebe der Stiftung. Dazu gehören zwei der besten 5-Sterne-Hotels in Deutschland: das Schlosshotel Kronberg im Taunus und das Grandhotel Hessischer Hof in Frankfurt am Main mit dem Restaurant Sèvres und der legendären Jimmy’s Bar. Der Stiftung gehört darüber hinaus die Güterverwaltung in Schleswig-Holstein mit landwirtschaftlichen Betrieben und dem Hotel Ole Liese, dem Restaurant Hessenstein und dem Gut und Trakehner Gestüt Panker. In Sachen Wein besitzt Donatus Landgraf von Hessen noch ein Weingut in Kalifornien, aus dem Weine mit dem Label Panamera kommen. Das Familienwappen der Prinzen und Landgrafen von Hessen, der rot-weiß gestreifte Löwe Heinrich des I., dem Begründer des hessisches Fürstenhauses, ist seit 60 Jahren auch das hessische Landeswappen.
Nachdem viele Jahre lang der gebürtigen Geisenheimer Dr. Clemens Kiefer das Weingut geführt hatte, übernahm im 2018 Bärbel Weinert die Leitung als Direktorin. Sie stammt von Mittelrhein, hat internationale Weinwirtschaft studiert und mit dem Master in Wirtschaft abgeschlossen. Als Kellermeister auf dem Weingut fungiert der junge Sascha Huber, für die Weinberge ist Martin Walther zuständig.
Das Weingut Prinz von Hessen befindet sich am südöstlichen Rand von Johannisberg, dem berühmten Ortsteil von Geisenheim, das im Westen an Rüdesheim angrenzt und direkt am Rhein liegt. Gegenüber auf dem anderen Rheinufer ist Rheinland-Pfalz mit Bingen und Ingelheim. Ganz in der Nähe des Weinguts wird die Lage Johannisberg vom 50. Breitengrad durchzogen, der auch Kasachstan und Kanada durchquert und der bis zum Klimawandel als nördliche Grenze des kommerziellen Weinbaus angesehen wurde. Wir sind im hessischen Weinanbaugebiet Rheingau, das der Rhein über eine Strecke von nur 50 Kilometern ausnahmsweise nicht von Süden nach Norden, sondern von Osten nach Westen durchfließt, so dass die meisten Weinberge in südlicher Ausrichtung angelegt werden konnten.
Zum Weingut gehören Parzellen in den Rheingauer Spitzenlagen Klaus in Johannisberg sowie Hasensprung, Jesuitengarten und Dachsberg in Winkel. Landgraf Moritz von Hessen, Sohn von Gründer Philipp, und sein Sohn Donatus hatten den Weinbergbesitz einst auf 47 Hektar vergrößert, nach Stilllegung weniger attraktiver oder ungünstig gelegener Parzellen ging die Fläche auf 33 Hektar zurück und beträgt derzeit 40 Hektar, wobei Zukäufe geplant sind. Als im Jahr 1969 das regionale Kapitel Rheingau des Verbandes der Prädikatsweingüter VDP gegründet wurde, gehörte das Weingut Prinz von Hessen zu den Gründungsmitgliedern. Bei der Lagenklassifikation des VDP im Jahr 1999 wurden 70 Prozent der damaligen Weingutsfläche als Erstes Gewächs klassifiziert, heute sind es knapp zwei Drittel.
Die Weinberge werden naturnah bewirtschaftet. Im Weingut werden dreiviertel des Energiebedarfs durch die eigene Photovoltaikanlage gedeckt. Im Keller kommt modernste Technik zum Einsatz, die eine schonende Produktion erlaubt. Die Guts- und Ortsweine werden mit Reinzuchthefen vergoren, bei den Premiumweinen wird auf Spontangärung gesetzt. Auch wenn angesichts des Riesling-Schwerpunktes überwiegend mit temperaturkontrollierter Edelstahltank-Vergärung gearbeitet wird, so experimentiert man doch mit Holzfässern unterschiedlichster Größen und Holzart. Dabei werden vielfach die im Rheingau typischen Stück- und Halbstückformate (1.200 bzw. 600 Liter) aus deutscher Eiche für die Reifung der Weine verwendet.
Donatus Landgraf von Hessen betrachtet das Weinmachen als Produktion eines „lebendigen und langlebigen Schatzes, der Tradition und die Arbeit vieler Generationen widerspiegelt.“ Er hat sich von jeher auf den Riesling als des Rheingaus besten Wein fokussiert und möchte, dass seine Rieslinge frisch und dynamisch, dicht und fruchtig auftreten. So bieten die Weine gewissermaßen einen Kontrapunkt zum traditionsschweren Gutsnamen, der eher überopulente Tropfen erwarten ließe. Stattdessen kommen Trinkfluss und anregender Genuss in die Flasche.
Tradition und Moderne - wohl keinem Weingut in deutschen Anbaugebieten gelingt es, diese Symbiose mit jeder Flasche gegenständlich vorzuzeigen. Hierfür muss man sie nicht einmal öffnen, sondern es genügt ein Blick auf das Etikett, das als einzigartige visuelle Marke die Botschaft von royaler Tradition mit dem Anspruch auf Innovation vermittelt: Das historische Wappen des Hauses und Landes Hessen riesengroß auf grellfarbigem, poppigen Untergrund, je nach Qualitätsstufe von Türkis, royalem Kobalt- oder noblem Tauben-Blau. Die über alle Qualitätsstufen ausschließlich mit Drehverschluss versehenen Flaschen sind obendrein auffällig rotweiß streifig gekapselt. Mit diesem Design leuchtet jede Flasche in den Regalen des Weinhandels, glänzt auf jeder Messe und funkelt auf jedem Verkostungstisch – immer lockt, noch bevor von ihrem edlen Inhalt die Rede ist, die Flasche mit ihrer imposanten Ästhetik und Haptik. Da der Trend derzeit eher zu einem reduzierten Flaschendesign geht, war der Schritt zu dem von der Agentur Fuenfwerken kreierten Auftritt mutig, hat aber bestimmt ganz wesentlich zu den enorm gestiegenen Absatzzahlen beigetragen.
Das Weingut Prinz von Hessen zählt zu den besten Riesling-Erzeugern Deutschlands, was zahlreiche Preise und Auszeichnungen sowie Sterne, Trauben und Punkte in allen Weinführern und Magazinen bestätigen. Seine Weine sind auf den Karten japanischer Spitzenrestaurants zu finden, es exportiert mit rund 40 % einen erheblichen Produktionsanteil, davon wiederum die größte Partie in die USA.
Wir konnten elf Weine und einen Sekt des Weinguts Prinz von Hessen verkosten.
2018 Riesling trocken VDP.Gutswein
Im Glas schimmert der Gutswein in einem vornehmen blassen Gelb, das jugendliche Frische vermuten lässt. Das bestätigt dann bereits das Bukett, das herrliche Noten von Südfrüchten wie weißen Pfirsich, reife Aprikosen, frische Zitrusfrüchte und Charente-Melonen freigibt – ein animierend fruchtiger Sinneseindruck. Fast nahtlos geht die fruchtige Duftigkeit in fruchtige Geschmacksnoten im Mund über, zu denen jetzt grüne Äpfel, Quitten und ein kleiner Touch süßlicher Kräuter hinzukommen. Die dezente Riesling-Säure ist so gut eingebunden, dass sie die leicht süßliche Frucht sanft aber lebhaft begleitet, so dass der trockene Charakter des Weins erhalten bleibt und sich ein fester Körper mit betörender Frische und feiner Eleganz entwickelt. Immer wieder begeistern uns neue, interessante und filigrane Geschmacksnuancen, die nicht zuletzt der unterschiedlichen physiologischen Reife der geernteten Trauben zu verdanken sein dürften. Im langen geschmeidigen Abgang kommt die leicht salzige Mineralität gut zum Ausdruck. Das ist immerhin ein Riesling von der Basis der Klassifikations- und Qualitätspyramide und doch erfreut er den Genießer bereits auf so hohem Niveau, dass man sich fragt, was denn da noch kommen wird, auf dem Weg an die Spitze. Der Gutswein Riesling ist jedenfalls ein unangefochtener Einstiegsklassiker im Bereich der trockenen Rieslinge aus dem sonnigen Terroir des Rheingaus. Er ist der harmonische, universelle Begleiter für rieslingaffine Speisen mit Fisch, aber auch für weiße Weichkäsesorten.
2018 Weißburgunder trocken VDP.Gutswein
Anfang bis Mitte September 2018 wurde für diesen Wein geerntet, mit strenger Selektion, denn nur hochgesunde und makellose Trauben erhalten die feine Frucht der Rebsorte. Vergoren wurde anders als in früheren Jahren nicht nur in Edelstahltanks, sondern zu 20 % im großen Holzfass. Schließlich war keineswegs sicher, ob die hitzegestressten Trauben des Extremjahrgangs 2018 bei der üblichen gekühlten Vergärung im Edelstahl genügend Komplexität in den Wein bringen werden. Etwa neun Monate lag der Wein auf der Feinhefe.
Der Weißburgunder Gutswein schwingt sich mit leichten Düften von Zitrus, grünen Birnen und einem Touch von Lindenblüten in die Nase. Von Anfang an lässt sich die frische Fruchtigkeit erduften – distinguiert, nicht etwa dreist und stürmisch. Im Mund formt sich ein besonderes Burgunder-Erlebnis: Eine herrlich leichtfüßige Fruchtigkeit aus exotischen Richtungen umspielt cremig und zärtlich die Zunge. Eine kleine vegetabile Nuance und winzige Noten von Mandeln und Karamell werden von der feinen Fruchtsüße großzügig umarmt. Die Fruchtigkeit schmilzt nur so dahin und unterstützt zusammen mit der dezenten Säure einen weichen, ausgewogenen Abgang. Gut strukturiert und friedlich harmonisch präsentiert sich dieser Weißburgunder vollmundig und mit feiner Eleganz. Das ist natürlich der geborene Spargelwein, er brilliert aber auch zu Jakobsmuscheln aus der Pfanne.
2018 Scheurebe trocken VDP.Gutswein
Süffige Frische ist auch das Stichwort für den Auftritt des trockenen Scheurebe-Gutsweins vom Weingut Prinz von Hessen. Er wurde vollständig im Edelstahl ausgebaut, um die Frucht und Frische der Scheurebe zu erhalten. Konzentrierte Düfte von Mangos, und Aprikosen, von Kiwis und Holunderblüten, aber auch die rebsortentypischen Richtungen von Schwarzen Johannisbeeren, Stachelbeeren und Grapefruit schweben aus dem Glas. Alles expressiv, aber dennoch leise und freundlich, niemand drängelt sich dominant nach vorne. Den Gaumen schließt der Wein mit aromatischem Charme auf. Exotische Früchte, dazu ein kleiner Touch minziger Würze umkreisen das Cassis- und Stachelbeer-Zentrum und verbreiten gemeinsam mit der spannenden Säure ein saftiges Mundgefühl. Im Finale genießen wir seinen sinnlichen Schmelz und die spitzige Frische. Eine komplexe, hochelegante Scheurebe, die Wohlgefühl verbreitet. Sie tanzt kulinarisch auf vielen Hochzeiten und begleitet sowohl eine klassische Pasta mit Meeresfrüchten als auch gefüllte Paprikaschoten oder ein Kokosnuss-Hähnchen-Curry.
2018 Rosé feinherb VDP.Gutswein
Wohl kaum ein Weintyp wird den Winzern derzeit so aus dem Keller gerissen wie ein Rosé. Ein Wein, mit dem sich in scheinbar schwerer werdenden Zeiten die Leichtigkeit des Seins absichern lässt: Sommerliche Beschwingtheit zu jeder Zeit und an jedem Ort. Die Rebstöcke stehen in verschiedenen Lagen auf Böden aus Löss-Lehm, verwittertem Gestein oder auf einem sandig-lehmigen Untergrund. Vergoren wurde gekühlt im Edelstahl mit ausgedehntem Hefelager. Das eine fördert übrigens Fruchtigkeit und Frische, das andere Aromatik und Harmonie.
In einem zarten Lachsrosa glänzt der Wein im Glas. Intensive Fruchtaromen aus dem Spektrum der Spät- und Frühburgundertöne verbreiten sich in der Nase. Ein Potpourri reifer Beerenfrüchte mit Erdbeeren, Himbeeren, Brombeeren und Preiselbeeren vermählt sich mit Erinnerungen an Sauerkirschen, lässt aber auch feine Spuren von Weinbergpfirsich, Melone und Zitrus aus dem Rieslingspektrum wahrnehmen. Im Geschmack sind die Aromanoten dezent eingebunden in eine anregende Säure und eine betörende Fruchtsüße, die einen langen Nachhall umrahmen. Ein edler Rosé mit einem köstlich aromatischen Körper, einem raffinierten Frucht-Säurespiel und einer saftigen Frische. Das ist der perfekte Animator auf jeder Grillparty, der aber auch fruchtige Desserts verzaubert oder als Solist die Köpfe verdreht.
2018 Riesling Classic VDP.Gutswein
Das ist tatsächlich der klassische Rheingau-Riesling, wie man ihn in aller Welt kennt und liebt. Geschmacklich könnte man ihn als feinherb einstufen, nach den analytischen Werten von Säure und Restzucker liegt er im leckeren Niemandsland zwischen den gesetzlich definierten Bereichen von trocken und halbtrocken.
Schon das Bukett begeistert mit den Düften von reifen grünen und roten Äpfeln, dazu Honigmelonen, Litschis und Aprikosen, abgerundet mit freundlichen Nuancen von Zitrus. Im Hintergrund schwebt vor allem mit längerer Öffnung zunehmend eine gewisse Exotik mit, die sich nicht auf eine bestimmte Frucht festlegen will. Der Gaumen wird verwöhnt von der saftigen Fruchtfülle und der vibrierenden Säure, die den Wein zusammen mit einer höchst dezenten Mineralität herzhaft rassig und trinkanimierend frisch rüberbringen. Vielfältige Aromenkomplexe gehen in die Tiefe und sind doch filigran abgestimmt. Die vollendete Harmonie von Säure und Restsüße bindet die kraftvolle Alkoholgradation gut ein, die sowohl das spitzig-frische Mundgefühl als auch die süßliche Aromatik intensiviert. Ein saftiger, endlos dahinschmelzender Abgang fördert den dringenden Wunsch nach dem nächsten Glas. Der Riesling Classic ist ein fulminantes Geschmackserlebnis und ein fantastischer Zechwein auf allerhöchstem Niveau.
2018 Kabinett Royal trocken
Der Royal ist gleichsam der trockenere Mitspieler des Classic-Rieslings. Das Weingut folgt damit glücklicherweise nicht der sich verbreitenden Usance, Kabinettweine nicht mehr trocken auszubauen. Die Trauben wurden möglichst spät gelesen, brachten gleichwohl ein gutes Säuregerüst mit. Die strenge Selektion hat für Klarheit und Gradlinigkeit im Wein gesorgt. Ausgebaut wurde im gekühlten Edelstahltank.
Es duftet unwiderstehlich aus dem Glas: weiße Pfirsiche und zarte Aprikosen vereinen sich mit Orangenblüten, reifen gelben Birnen, Passionsfrüchten und Spuren von Minze. Über allem liegt ein aufregender Hauch von Mineralik und Exotik. Im Mund fasziniert die klare, salzig-mineralische, rassig-schlanke Struktur des Weins. Seine knackige Säure ist perfekt austariert mit den intensiven, leicht süßlichen und von leisen Zitrustönen begleiteten Fruchtaromen und einer schönen Würze. Eine grandiose, kühle Frische empfängt die Zunge und eröffnet ein komplexes, körperreiches Spiel der Aromen, das in einem saftigen, anregenden Abgang lange nicht loslassen will. Ein wahrhaft majestätischer Rheingau-Riesling. Er begleitet mit seinem eleganten, adligen Habitus gerne eine gebratene Maischolle oder Schweinerouladen im Speckmantel.
Was Johannisberg angeht, so besitzt Prinz von Hessen hochwertige Parzellen in der insgesamt nur zwei Hektar großen Lage Klaus, die unweit des Weinguts unterhalb des Schlosses Johannisberg liegt. Sie ist nach Süden ausgerichtet und verfügt über ein kalkreiches, tiefgründiges Terrain mit Löss und Kiesadern. Im Keller profitierte der Wein von einem langem Hefe-Rendezvous.
Im Glas glänzt der Johannisberger hellgelb mit grünlichen Reflexen. Seine anfangs jugendliche Zurückhaltung im Bukett ist schon nach einigen Minuten überwunden. Dann spendiert er großzügig ausgeprägte Fruchtaromen von Mirabellen, Pfirsichen, grünen Äpfeln und Aprikosen nebst vielgestaltige Zitrustöne und lockende Spuren von Mandeln, Honig und Sternanis. Die Vielfalt der Aromatik bestimmt auch die kraftvolle, aber vornehme und fein würzige, elegante Begegnung am Gaumen. Das ist ein Wein, der vollmundig und stets fruchtig eine energiereiche Frische verbreitet und ordentlich Druck macht bis er im saftigen, mineralischen Finale dahinschmilzt. Seine freundlichen Säurespitzen sind gut untergebracht und streicheln die leicht süßliche Fruchtigkeit, die zuweilen mit kleinen nussigen und winzigen blumigen Anklängen überrascht. Das lange Hefelager hat dem noch jungen, doch schon jetzt konturenstarken Wein ein beachtliches Potenzial mitgegeben, so dass es interessant sein wird, seine Entwicklung in den nächsten Jahren zu beobachten. Lassen Sie sich aber schon jetzt von seiner Eleganz verwöhnen, zum Beispiel ganz klassisch zu einem Rindfleisch-Carpaccio oder etwas verwegener zu Schwäbischen Maultaschen aus der Pfanne.
2018 Winkeler Riesling feinherb VDP.Ortswein
In Winkel besitzt das Weingut Prinz von Hessen Parzellen in den sich von Johannisberg bis an den Rhein erstreckenden Lagen Hasenprung, Jesuitengarten und Dachsberg. Der feinherbe Ortswein ist eine großartige Komposition von diesen Rheingau-Spitzenlagen.
Schon im Bukett unterscheidet er sich – abgesehen von der feinherben Ausbaurichtung – von den Johannisberger Rieslingen. Das Winkler Terroir lässt den floralen, zart pflanzlichen, dezent mineralisch umhüllten Düften deutlichen Raum gegenüber den gleichwohl intensiven gelbfruchtigen Aromen von Aprikosen, Grapefruit und Zitrus. Im Mund könnte der Wein schnell zu einer Art Rheingauer Geschmacksliebling werden. Dafür sprechen schon die interessanten Primäraromen mit Andeutungen von Zitronenmelisse, weißen Johannisbeeren und leicht pikanter Würze. Vor allem aber überzeugt der Gesamteindruck einer vollendeten Harmonie aus frischer, schlanker Säure, dem feinen, süßlichen Fruchtschmelz und dem terroirtypischen mineralischen Hintergrund. Der lange, dichte, geschmeidige Abgang wird von sanften Kandistönen begleitet. Ein wunderbares sensorisches Weinerlebnis mit animierendem Trinkfluss und einer magischen Anziehungskraft.
2016 Dachsfilet Riesling
Der Wein schickt in die Nase feine und hochkomplexe Aromen, die mit ihrem exquisiten, facettenreichen Charakter überraschen: Im Vordergrund stehen nämlich nicht die üblichen Verdächtigen wie Äpfel und Zitrusfrüchte, sondern hochreife Stachelbeeren, aber auch schwarze Johannisbeeren, exotische Früchte, Feuerstein, Karamell und ein Touch Hefe nebst einem winzigen Hauch von Röstaromen und Mineralik. Am Gaumen wieder ein eigenständiger Eindruck von außergewöhnlicher, kraftvoller Riesling-Grandiosität: Zu den Bukettaromen kommen Aprikosen und würzige Kräuter mit mineralischen und holzigen Anklängen hinzu, aber auch dezente blumige und nussige Nuancen. Alles sammelt sich zu einer saftigen Frische mit einer zupackenden dichten und extraktreichen Struktur. Die aktive, aber reife Säure bindet die verhaltene Fruchtsüße ein und bildet den Wein stringent trocken ab, wobei er dank des langen Hefelagers harmonisch und abgerundet erscheint. Die teilweise Maischegärung hat ihm zu einer üppigen Fülle und dichten Stoffigkeit verholfen, aber auch eine bemerkenswert aromatische Finesse mitgegeben. Es ist schon erstaunlich, was sich der Rieslingfrucht auf diese Weise entlocken lässt. Das Filetstück aus dem Dachsberg ist ein einzigartiger, innovativer Riesling mit einer sehr individuellen Identität und unwiderstehlichem Charme. Er rangiert in der Premium-Linie des Weinguts und ist zu recht zu einem nachgefragten Aushängeschild geworden.
Die Rebstöcke dieses Weins stehen in den verschiedenen Weinbergen des Weinguts um Johannisberg herum, die unterschiedliche Bodenstrukturen aufweisen. Der Wein ist ausschließlich im Edelstahl ausgebaut. Dass der Steckenpferd-Wein auch im Jahrgang 2017 hergestellt werden konnte, ist nicht selbstverständlich, war doch 2017 ein Chaosjahrgang: Im Rheingau wüteten im Frühjahr die Spätfröste und im Sommer malträtierten Sturm und Hagel die Rebstöcke, so dass die Trauben am Stock zu faulen begannen. Die Ernte musste vorgezogen werden und fiel mengenmäßig gering aus, dennoch bekam man bei konsequenter Selektion Trauben von unerwartet hoher Qualität.
Im Glas schimmert die fruchtsüße Spätlese weißgold mit silbernen Reflexen. Schon beim Bukett verdrehen sich die Augen: reife grüne und gelbe Äpfel, Litschis, reife Papaya, einige Aprikosen, ein paar Limetten und rote Grapefruit. Über die Zunge gleitet der Wein mit einem zärtlichen Schmelz voller kerniger Frucht und Würze. Die Restsüße wirkt nicht plump und aufdringlich, sondern ist mit der verspielten Säure und den mineralischen Anklängen fast filigran verbunden. Alles steht in einem wunderbaren Einklang und trifft sich mundfüllend zu einem saftig-süffigen Finish. Ein komplexer, eleganter, lustvoller Wein, der gute Laune und Lebensfreude vermittelt. Genießen Sie ihn als eindrucksvollen Solisten oder zu einem vorsichtig thailändisch gewürzten Zitronenhähnchen.
2017 Winkeler Hasensprung Riesling Spätlese VDP.Große Lage
Aus dem Glas duften intensiv fruchtige und vielschichtige Aromen von reifen gelben und roten Äpfeln, gelben Williams-Birnen, Mirabellen, Zitronengras und getrockneten Aprikosen, dazu kleine Lüftchen von Waldhonig, salzigem Karamell und nassem Stein – ein sehr komplexes Bukett, an dem wir süchtig herumschnüffeln. Geschmacklich entwickeln sich die Bukettaromen weiter und werden durch exotische Früchte und Grapefruit verstärkt. Die prägnante Fruchtsüße ist mit der Säure scheinbar spielerisch ausbalanciert und wird von einer leichten Mineralik in einen vollmundigen, langen herb-süßen Abgang eskortiert. Ein körperreicher Wein, der nicht nur am Gaumen, sondern auch in der Erinnerung noch lange nachhallt. Seine imposante und für eine fruchtsüße Spätlese außergewöhnlich präsente Frische prägt in besonderem Maße den individuellen Charakter dieses großen Rieslings. Verwöhnen Sie sich und einen Hummer mit diesem einzigartigen Geschmackserlebnis.
2015 Johannisberger Klaus Riesling brut
Im Glas zeigt der Sekt eine stabile und feine Perlage, wie ein Nieselregen von unten. Schon der Duft lässt eine sortentypische Frische-Stilistik erkennen: Reife Mirabellen, weiße Pfirsiche, Quitten, grüne Äpfel und Birnen sowie viele Zitrusfrüchte recken sich der Nase entgegen – alles umweht von einer herrlichen Sommer-Frische. Einige weiße Blüten vom Holunder und ein kleiner Hauch von Mandeln und Röstaromen sind mit dabei. Der Gaumen wird mit Frische, Saftigkeit und einer feinen Restsüße ausgestattet, die direkt aus der Rieslingfrucht mit belebender Säure und cremiger Mousse über die Zunge perlt. Der Sekt klingt mineralisch und feinfruchtig noch lange nach. Wie bei den Weinen des Hauses imponiert das gut strukturierte Zusammenspiel der Fruchtaromen mit der sanften Kraft der Säure und dem winzigen Hauch vom Holz, der die Vollmundigkeit noch vertieft. Ein Sekt, der elegant und komplex eine terroirbezogene Stilistik präsentiert, die eindeutig im Grundwein, wenn nicht schon im Weinberg angelegt ist. Sie können ihn zu Graved Lachs im Mund schäumen lassen oder mit ihm zu jeder Tages- und Nachtzeit eine passende Gelegenheit herbeitrinken. Es ist ein Sekt für Träumer und Genießer.
02.10.2019
alle Fotos: © Weingut Prinz von Hessen
Direktorin Bärbel Weinert, Kellermeister Sascha Huber, Außenbereichsleiter Martin Walter