An den vier Enden der Welt
An den vier Enden der Welt
Domäne Schloss Johannisberg: Weltberühmte Rieslinge aus dem Rheingau in allen Lack-Farben
Die Domäne Schloss Johannisberg ist eines der traditionsreichsten und weltbekanntesten deutschen Weingüter – ein Monument der Weinkultur und ein Stück deutscher Weinbaugeschichte. Dem Weingut gehört quasi im Monopolbesitz jener Johannisberg, der in der Welt zum Inbegriff des deutschen Weins und zum Synonym für deutsche Rieslinge wurde. Hier entstand tatsächlich das erste Riesling-Weingut der Welt, hier wurde die Spätlese „erfunden“ und der erste Eiswein gekeltert, hier spiegelt sich die Geschichte Europas aus mehreren Jahrhunderten. Schon Goethe schwärmte verklärt von den Weinen und Heinrich Heine wünschte, Berge versetzen können, um den Johannisberg überall hin mitzunehmen.
Schloss Johannisberg gehört zur hessischen Gemeinde Geisenheim, die im Westen an Rüdesheim angrenzt und direkt am Rhein liegt. Gegenüber auf dem anderen Rheinufer ist Rheinland-Pfalz mit Bingen und Ingelheim. Mitten durch die Lage Johannisberg zieht sich der 50. Breitengrad, der auch Kasachstan und Kanada durchquert und der bis zum Klimawandel als nördliche Grenze des kommerziellen Weinbaus angesehen wurde. Wir sind im Weinanbaugebiet Rheingau, das der Rhein über eine Strecke von nur 50 Kilometern ausnahmsweise nicht von Süden nach Norden, sondern von Osten nach Westen durchfließt, so dass die meisten Weinberge in südlicher Ausrichtung angelegt werden konnten.
Die Geschichte des Johannisbergs ist spannend wie der Genuss eines der berühmten Lack-Weine der Domäne:
1716 gelangt das Weingut in den Besitz des Fürstbischofs in Fulda, der das dreiflügelige Schloss mit einem zentralen Kellerhaus von Mainzer Baumeistern errichten ließ. 1720/21 wurde der 260 m lange Gewölbekeller gebaut und die Rebfläche von 14,3 auf 18,9 Hektar erweitert, die Hälfte davon neu bestockt: Man setzte 294.000 Rebstöcke so dicht, dass vermutlich 30.000 Stöcke auf den Hektar kamen. Der Schlossberg wurde damals als weltweit erster abgeschlossener Weinberg ausschließlich mit Riesling bepflanzt, zu einer Zeit, als in deutschen Weinbergen üblicherweise diverse Rebsorten durcheinander wuchsen. Damals kreierten die Mönche den Riesling „Johannisberger“, der nach damals üblicher, zehnjähriger Fasslagerung im Keller der Orangerie des Fuldaer Stadtschlosses in der Art einer Auslese und Beerenauslese abgefüllt wurde. Diese Süßweinausrichtung ging zurück auf den sogenannten Spätlesereiter im Jahr 1775 (siehe Info-Kasten).
Ungewöhnlich war für das 18. und 19. Jahrhundert die Flaschenabfüllung der guten Weine und deren direkter Verkauf an den Handel außerhalb der Versteigerungen – seit 1775 liegen genaue Abfüllungslisten mit Herkunft, Preis und Füllmenge vor. Die unterschiedlichen Qualitäten ließ von Metternich mit verschiedenfarbigem Siegellack auf den Korken versehen, was sich bis heute in den Farblack-Bezeichnungen der Weine erhalten hat. Die meisten Weine wurden wieder mit weniger Restsüße ausgebaut und waren aufgrund der jahrelangen Holzfasslagerung mit malokatischer Gärung wahrscheinlich voluminös und würzig. 1858 machte man hier den ersten bekannten Eiswein der Geschichte, das zweite Mal 1890 und dann erst wieder 1950. Nach Beginn des Ersten Weltkriegs wurden fast alle Flächen wegen des Reblausbefalls auf resistente Unterlagen umgestockt.
Fast 200 Jahre blieb Schloss Johannisberg im Besitz derer von Metternich – Tatiana Metternich war die letzte der Familie, sie wohnte ihr ganzes Leben auf der Domäne und starb 2006 ohne Erben.
Seit 1865 lieferte die Domäne die Grundweine für den besten Sekt der Kellerei Söhnlein in Wiesbaden, der später zur Marke „Fürst von Metternich“ wurde und für den auch heute noch auf der Domäne die Cuvée komponiert wird. 1994 erlangte die der Industriellenfamilie Oetker gehörende Sektkellerei Söhnlein die Mehrheit der Miteigentumsanteile an der Domäne, übertrug die Verwaltung auf ihr Weingut Mumm und integrierte Schloss Johannisberg zusammen mit Mumm in die Henkell Gruppe.
In den achtziger und neunziger Jahren drohte das Weingut in eine gewisse Beliebigkeit abzustürzen. Obwohl seit 1985 die ersten trockenen Weine gemacht wurden, drehte sich die Qualität endgültig erst seit dem Neubeginn 2004, als vor allem im Keller wieder die Weichen in Richtung Weltspitze gestellt wurden. Methoden wie Spontanvergärung, die Beschränkung der Reinzuchthefen auf die Edelstahlvergärung und die Verwendung wilder Hefen aus den Fässern oder aus dem Weinberg, die malolaktische Gärung, das Mitvergären von Beeren oder das Angären der Rieslingmaische sowie die Beeinflussung der Aromen durch kurze oder lange Maischestandzeiten zogen ein. Die bis zu 100 Jahre alten Eichenfässer wurden hervorgeholt und in größerem Umfang eingesetzt.
Zu Schloss Johannisberg gehören nach Eingliederung benachbarter Parzellen 45 Hektar arrondierte Rebfläche, die weiterhin ausschließlich mit Riesling bestockt ist. Die Weinberge liegen auf 114 bis 182 Meter Meereshöhe, ziehen sich halbkreisförmig um das Schloss herum und fallen mit einem teilweise fünfundvierzig Grad steilen, von Mauern durchzogenen Hang terrassenartig nach Süden zum Rhein hin ab. Die Sonne scheint rund 1.700 Sonnenstunden im Jahresmittel und liefert damit im an sich schon milden Rheinklima die höchste Energiezufuhr im gesamten Rheingau – es ist kein Wunder, dass hier Mandeln, Zitronen und Feigen gedeihen. Der Boden besteht aus reinem Taunusquarzit mit achtzig Zentimeter bis neun Meter starken Auflagen von mittel- bis tiefgründigem Löss-Lehm, der Wärme speichert und Wasser hält. Alles in allem offenkundig das perfekte Terroir für den Riesling.
Die erlesenen Weine sind seit von Metternichs Zeiten in die – heute acht – Farbkategorien der traditionellen hauseigenen Klassifizierung mit unterschiedlicher Qualitätsstufe und Geschmacksrichtung eingeteilt: Grundsätzlich steht Gelb für Qualitätswein, Rot für Kabinett, Grün für Spätlese, Bronze für einen Traditionswein, Silber für den trockenen Spitzenwein als VDP.Großes Gewächs, Rosa für eine Auslese, Rosa-Gold für die Beerenauslese, Gold für die Trockenbeerenauslese und Blau für den Eiswein. Jeder dieser Weine stammt aus einem anderen Teil des Schlossbergs. Auch deshalb zeigen alle Weine unterschiedliche Interpretationen des Terroirs. Da Schloss Johannisberg administrativ ein eigenständiger Ortsteil von Geisenheim ist, darf die Domäne seit dem Weingesetz von 1971 ähnlich einem Château in Bordeaux den Lagenamen ohne Ortsbezeichnung auf dem Etikett führen. Im Jahr 2000 wurde Schloss Johannisberg als Einzellage in das Lagenkataster des hessischen Weinbauamtes eingetragen. Schloss Johannisberg war bereits Mitglied im 1910 gegründeten Verband Deutscher Naturweinversteigerer VDNV, dem Vorläufer des ab 1971 so benannten VDP, Verband der Prädikatsweingüter, dessen Traubenadler heute jede Flasche Johannisberg schmückt.
Die Entstehung der Spätlese
Der reitende Bote aus Fulda, der nach Überbringung einer Probe von Johannisberger Trauben die erforderliche Erlaubnis zur Weinlese einholen sollte, verspätete sich um einige Wochen. In der Zwischenzeit begannen die Trauben an den Rebstöcken die Edelfäule anzusetzen. Das kannte man zwar von Trauben, die nach der Ernte vereinzelt hängen blieben und manchmal ließen Winzer für besonders süße Weine auch einige Trauben bis zur Fäule am Stock, aber die gesamte Ernte aus solchen „verdorbenen“ Trauben zu keltern, hatte noch niemand gewagt. Der Kellermeister von Johannisberg ließ nach dem späten Eintreffen des Kuriers trotzdem alles ernten und machte daraus einen süßlichen Wein, der jahrzehntelang als Cabinet bezeichnet und zum Aushängeschild des Weinguts wurde. Fortan zog die späte Lese von edelfaulen Trauben in die Kellereien in der ganzen Welt ein. Heute erinnert das Denkmal des Spätlesereiters im Hof vor der Vinothek von Schloss Johannisberg an die Geburtsstunde der Spätlese.
Die besten Weine der Welt sind eng mit ihrer Herkunft aus einem einzigartigen und vielseitigen Terroir verbunden. Der Domäne geht es darum, das Terroir des Schlossbergs und den Charakter der Rebsorte ohne Extreme abzubilden und mit Stiltreue charakterstarke, authentische Rheingau-Rieslinge in die Flasche zu bringen: Die Legende der deutschen Weinkultur soll mit jedem Schluck zu schmecken sein.
Nach alledem dürfte kaum noch erwähnenswert – weil selbstverständlich – sein, dass die Weine von Schloss Johannisberg in jahrzehntelanger Regelmäßigkeit mit Auszeichnungen nur so überhäuft werden – es gibt Höchstmengen an Punkten, Sternen oder Gläsern oder die Weine sind Weißweine des Jahres, sofern die Domäne nicht gleich zur International Winery of the Year gekürt wird.
Schloss Johannisberg ist nach wie vor die originäre Schatzkammer des Rieslings und ein Denkmal der Weinkultur. Doch längst hat der Mythos auch Visionen bekommen, die man braucht, um weiterhin unter den besten Weißweingütern der Welt etabliert zu sein. Die Zukunft von Johannisberg geht unaufhaltsam weiter und Mythos wie Visionen sollen in jeder Flasche Wein fortleben – und wie.
Wir konnten sechs Weine der Domäne Schloss Johannisberg verkosten.
2018 Schloss Johannisberger Riesling trocken Gelblack VDP.Gutswein
Im Glas schimmert seine klare hellgelbe Farbe in grünlich-silbrigen Nuancen. Die Nase wird magisch angezogen vom Glas. Aber nicht nur aus Neugier, sondern von den stürmisch strömenden Aromen. Früchte wie Zitronen, Pfirsiche, grüne Birnen und Äpfel, aber auch ein Touch von süßer Ananas und frischen Wiesenkräutern ist dabei. Ein zarter Hauch von weißen Zitronen-, Orangen- und Lilienblüten umweht das Fruchtpotpourri. Alles zusammen ergibt einen animierenden Eindruck von Jugendlichkeit. Der Mund wird spontan ausgefüllt durch eine kühle Frische. Die Zitrus-, Birnen-, Apfel- und Pfirsicharomen werden noch einmal stark belebt, die floralen Richtungen bleiben dezent. Die Säure ist dank der frühen Ernte quicklebendig geblieben und umarmt die Frucht harmonisch: Restsüße und Säure sind in Augenhöhe perfekt ausgeglichen. Raffiniert begleitet die terroirtypische Mineralität die Frucht. Obendrein stützt die Säure den tiefen, spritzigen, herrlich schmelzig-süffigen Abgang mit gutem Trinkfluss. Die noch junge Abfüllung setzt mit dem Jahrgang 2018 neue Maßstäbe, was das sogenannte Einstiegssortiment angeht. Eine knusprige Frische trifft eine üppige, geradlinige Rieslingfrucht und vermählt sich zu einer Eleganz, die mit einer erstaunlichen Leichtigkeit rüberkommt. Ein Wein, der noch gutes Reifepotenzial hat, gerne aber schon jetzt einen Bachsaibling auf Frühlingsgemüse oder ein Hähnchen-Mandel-Risotto begleitet.
2017 Schloss Johannisberger Riesling feinherb Gelblack
Er präsentiert sich im Glas in einem reduktiven, hellen Weißgold mit einem grünlichen Glanz. Distinguiert und frisch duftet sein fruchtig-würziges Bukett mit deutlichen Anklängen an Aprikosen, frühreifen gelben Pflaumen, Äpfeln, Birnen vom Typ Alexander Lucas und reifer roter Grapefruit plus einem kleinen Hauch von Paranüssen. Man schmeckt die Fruchtaromen als saftige, gelbe Fruchtkomponenten mit einem hübschen kleinen Zitronenbiss am Ende. Die Frucht zeigt ihre Restsüße bemerkenswert dezent vor, ohne sie in den Vordergrund zu spielen. Der Wein kommt fast leichtfüßig herüber, hat aber einen kräftigen Geschmack mit einem interessanten herben Anklang. Das pikante Finale wird von einer energischen, aber feingliedrigen Säure und einer durchgängigen Mineralität gestaltet, beides gut untergebracht in der frischen Fruchtigkeit. Ein delikater Riesling mit feinherber Substanz, geschmacklicher Raffinesse und erstaunlichen sensorischen Ausprägungen. Reichen Sie ihn zu einem Kalbsfilet in milder Kräutersoße oder zu einer Platte mit luftgetrocknetem Schinken.
2017 Schloss Johannisberger Riesling Kabinett Rotlack
Der Rotlack duftet floral und fruchtig aus dem gleißend goldgelben Glas. Reife Äpfel, etwa von der Sorte Idared, feinsüßliche exotische Gewürze, Weintrauben, Pfirsiche und Ananas sind dabei, sogar einige Töne von Honig und Mandarinen. Der Gaumen wird von einem komplexen Aromenbündel voll betörender feiner Fruchtsüße verwöhnt, in der auch einige Limetten und gelbe Honigmelonen auftauchen. Die Riesling-Rebstöcke können stolz sein auf ihren vielfältigen Aromenreichtum. Die extrafeine Süße ist präzise und nicht schwer oder zu auffällig. Vielmehr tritt sie mit Frische auf und mit einem überraschenden Schmelz im herrlich hartnäckigen Finale ab. Da kann man sich dann nochmal ausgiebig an dem domänentypischen aktiven Säuregerüst mit einem feinen Zitronenbiss, etwas pochierter Pfirsich- und Aprikosensüße und einer modernen, leicht salzigen, durchaus vibrierenden Mineralität laben – wie stets alles perfekt austariert und geschmacklich verführerisch abgerundet. Ein erlesener Wein von hoher Eleganz und sinnlicher Finesse. Wenn man diesen Wein als galanten Solisten genießt, wird er jede Stunde zu einer glücklichen machen. Er beeindruckt aber auch gerne zu exotisch-süßlich gewürzten, gebratenen Jakobsmuscheln oder zu einem thailändischen Salat, in dem die Chili-Hitze lauern darf.
2017 Schloss Johannisberger Riesling trocken Bronzelack VDP.Gutswein
Im Glas tritt der Wein in einem intensiven Zitronengelb bis Weißgold auf mit einem grünlichen Randschimmer. In der Nase zeigt er einen festen Charakter mit konzentrierten Fruchtaromen von weißen Pfirsichen, grünen und gelben Birnen, Passionsfrucht und Zitrusnuancen nebst einer sich an der Luft zunehmend entwickelnden delikaten Kräuterwürze. Im Mund kehren die reifen, aber kühl-eleganten Fruchtaromen zurück, einige weiße Johannisbeeren und ein roter Apfel möchten auch dabei sein. Wir schmatzen auf einer spannungsgeladenen Mineralität herum, die in ein feines, punktgenaues, lebhaftes Süße-Säure-Spiel eingebunden ist. Der Holzaufenthalt ist gut versteckt, der Wein ist bewundernswert filigran strukturiert und zeigt dennoch eine frische Energie. Im langen Finish kehrt er noch einmal seine perfekte Ausgewogenheit, Mineralität und dezente Würze heraus. Ein reichhaltiger, deutlich komplexer und muskulöser Riesling, der rund und gehaltvoll schmeckt und mit einem fast jugendlichen Abgang swingt. Ein im Ofen geschmorter Steinbutt mit Krustentiersauce wird sich neben diesem edlen Tropfen so richtig wohl fühlen.
2017 Schloss Johannisberger Riesling Silberlack GG VDP.Große Lage
Der ungemein komplex-expressive Riesling lässt aus dem strohgelb funkelnden Glas ein ausladendes Bukett mit einer akzentuierten tropischen Nase frei, in dem vielfältige Düfte bezaubern: Zitrusfrüchte, Ananas, Maracuja und Mandarinen vereinen sich mit roten Äpfeln, Pfirsichen, kandierten Orangen und Quitten. Eine prachtvolle Würze von Kräutern eskortiert die Fruchtaromen: Safran, Minze, Jasmin-Tee, Salbei und Wacholder. Dazwischen drängen schöne Ton- und Quarzitaromen und kleine subtile Blütendüfte aus dem Garten. Ab und an schwebt ein leiser Hauch von Kokosnuss vorbei. Am Gaumen imponiert der kräftige Körper des Silberlacks. Man schmeckt die große aromatische Konzentration, in der Grapefruit- und Pfirsichnoten, Anklänge an Aprikosen und Kräuter den Mund füllen. Die Eiche macht sich nicht als echter Eichenfasston bemerkbar, wie man es von neuen Barriques oft so aufdringlich kennt. Bei allem Schmelz faszinieren die klare, salzige mineralische, rassige Note und die perfekt integrierte knackige, aber gereifte Säurestruktur, die für einen geschmeidigen, aromatischen, wahnsinnslangen Nachhall sorgt.
Die saftige Frucht, die herrliche Dichte, die laserartige Präzision und die zupackende Mineralik prägen eine raffinierte Textur, die intelligent trocken und nicht plump Chablis-trocken ist. In vollendeter Harmonie fügt sich alles zusammen zum Gesamtkunstwerk eines energischen, feingliedrigen, eleganten und hochkomplexen Rieslings. Das ist der Wein um in den nächsten zehn bis zwanzig Jahren regelmäßig die Seele zu streicheln. Schon jetzt kann man feststellen: Die Legende der Rieslingkultur schmeckt noch immer einzigartig. Genießen Sie den Silberlack aus einem Burgunderglas zu einer besonderen Gelegenheit, die auch aus dem Öffnen einer Flasche dieses Traumweins bestehen kann. Stolz auf seine Begleitung dürften auch ein Puten-Saltimbocca sein oder – sehr exotisch und etwas schräg –: Krokodilfilets in Sahne-Gemüsesauce.
2017 Schloss Johannisberger Riesling Spätlese Grünlack VDP.Große Lage
Über die Zunge ergießt sich eine atemberaubende Riesling-Opulenz mit Tiefgang, die unvergesslich bleibt – ein Fest im Mund. Gleichwohl ist das keine der plakativ wuchtigen, sondern eine hochelegante, fein nuancierte Spätlese mit Zwischentönen, die ein Gefühl von Helligkeit und Lebendigkeit vermittelt. Dazu tragen frische Ananas, getrocknete Aprikosen, eine gewisse Palmzucker- und Honigsüße und spritzige Orangentöne bei. Die Fruchtsüße ist frisch und hocharomatisch. Ihre 76,1 g/l sind mit der quicklebendigen und ausdrucksstarken Säure von atemberaubenden 9,5 g/l – was man vom Geschmack her nie vermuten würde – perfekt ausbalanciert: Im scheinbar unendlichen Finish tanzen beide Arm in Arm mit der anregenden Mineralik und dem feinen Schmelz einen sinnlichen Tango. Ein großer und offensichtlicher Wahnsinn, der süchtig machen kann. Banalisieren Sie dieses Monument der rheingauer Vinifikationskunst nicht durch die üblichen Verdächtigen wie Honigmelone mit Parmaschinken oder ein schnödes Dessert. Wenn es unbedingt ein Pairing sein muss, dann eher eine echte Foie Gras Patè (nicht zu verwechseln mit einer deutschen Gänseleberpastete). Aber lassen Sie sich lieber ohne eine Speisebegleitung Schluck für Schluck süchtig machen. Vielleicht beginnen Sie dann auch zu träumen, dass dieser Wein die Welt retten könnte.
12.02.2019
Fotos: © Schloss Johannisberg