An den vier Enden der Welt
Die Kellerei Kurtatsch in Südtirol: Höchste Qualität aus unverwechselbarem alpinen Terroir
Es wird immer stiller bei der Verkostung. Wo Weinkenner sich eben noch lauthals pikiert haben, Genossenschaftsweine verkosten zu sollen, sind die Vorurteile schon mit den ersten Schlucken verstummt und haben Überraschung und Respekt Platz gemacht: Höchste Spitzenqualitäten von einer Genossenschaftskellerei – wo gibt’s denn so etwas? Ganz einfach – in Südtirol bei der Kellerei Kurtatsch. Mit ihren Weinen stellt die Kellerei Kurtatsch nicht nur so manches berühmte Südtiroler Winzer-Weingut in den Schatten, sondern widerlegt vor allem die von peinlicher Unwissenheit geprägte Annahme, dass von Genossenschaften keine hochwertigen Weine kommen könnten.
Südtirol (Alto Adige) bildet mit rund 5.400 Hektar ein kleines, aber selbständiges italienisches Weinanbaugebiet in der Region Trentino. Rund 160 Betriebe füllen in Südtirol alljährlich gut 40 Millionen Flaschen, von denen etwa ein Drittel exportiert wird. Über 98 Prozent der gesamten Fläche sind als DOC mit sieben Unterregionen für bestimmte Weintypen klassifiziert. 70 % des Weins werden in 15 Kellerei-Genossenschaften erzeugt, die hier eine lange Tradition im Weinbau haben und zusammen mit 10 Molkerei- und 25 Obstgenossenschaften über 3.500 Arbeitsplätze in der Südtiroler Landwirtschaft sichern. Die Hinwendung zum Qualitätsweinbau liegt in Südtirol übrigens noch gar nicht so lange zurück, setzte sich doch 
erst in der 70er und 80er Jahren die Abkehr von der Literflasche und die Verabschiedung von der Tankvermarktung durch.
Die Kellerei Kurtatsch liegt in Südtirols Süden, im idyllischen Dorf Kurtatsch an der Weinstraße (Cortaccia sulla strada del vino), im „Unterland“ am westlichen Ende des Etschtals südlich des Kalterer Sees, etwa 30 Minuten südlich von Bozen. Sie wurde vor genau 119 Jahren mit 42 Mitgliedern gegründet und hat heute etwa 190 Mitglieder, die knapp 190 Hektar Weinberge bewirtschaften und alljährlich mehr als 1,3 Millionen Flaschen erzeugen. Damit gehört sie eher zu den kleineren Genossenschaften in Südtirol, hat sich aber seit etlichen Jahren in der Spitzenliga der südtiroler Qualitätsweine etabliert. Einige Mitglieder produzieren mit biologisch-dynamischen Methoden, der Mitterberg IGT Bronner ist bereits bio-zertifiziert. 2016 wurde zudem die "Nachhaltigkeitscharta" erarbeitet und verabschiedet, in der die bis 2020 zu erreichenden Ziele in Bezug auf Nachhaltigkeit festgelegt sind.
Zu Recht ist man in der Kellerei Kurtatsch ganz besonders stolz auf die Lage der terrassenartigen Rebanlagen in Meereshöhen von 220 bis 900 Metern, was in ganz eigener Weise die Eigenschaften der Terroir-Weine prägt. Die Rebstöcke stehen in schroffen, teils abenteuerlich steilen Hügel- und Steillagen auf verschiedenen von Kalk, Sand, Schotter und Lehm durchmischten Böden und werden von über 2.000 
Sonnenstunden und kühlen Abendwinden verwöhnt. Das ideale Zusammenspiel zwischen Rebsorte und Lage wird hier bewusst gepflegt und genutzt. Wer Müller-Thurgau in 900 Metern Meereshöhe anbaut, der macht keinen der berüchtigten gesichtslosen Müllers für den Massenkonsum. Was die Weinberge angeht, so bieten die unterschiedlichen Höhenlagen den Rebstöcken auch einen individuellen Mikrokosmos aus Boden und Klima, was dem Aroma und dem Geschmack jedes Weins seinen unverwechselbaren alpinen Ausdruck vermittelt. Extremlagen sind in dieser Beziehung vor allem die Reben auf 800 bis 900 Höhenmetern im Ortsteil Graun und die Steillagen in Brenntal, einer der heißesten Anbauspots nicht nur von Südtirol, sondern von ganz Italien.
Mit der Kellerei Kurtatsch beweist wieder einmal Produzent, dass die Qualität des Weins ganz wesentlich im Weinberg entsteht, vorausgesetzt im Kopf des Winzers wurden zuvor die richtigen Weichen gestellt. Der 
Kopf gehört im Fall der Kellerei Kurtatsch vor allem Kellermeister Othmar Donà, der zusammen mit den Genossenschaftswinzern großen Anteil am internationalen Erfolg der Weine hat. Einer der entscheidenden Schritte hin zur Südtiroler Qualitätsspitze war übrigens die nicht ganz einfache Umstellung der Rebsorten und der Anbaumethoden bei den Winzer-Genossen: Raus mit der Massensorte Vernatsch (Trollinger) und rein mit der jeweils zur 
Lage passenden Sorte. Es war einst der Obman Arnold Terzer, der seine Weinbauern erfolgreich animierte, mit den passenden Sorten auf auserwählten Flächen ungeahnte Spitzenqualitäten als Höfeweine auf die Flasche zu bringen wie 1990 den legendären Rotwein Cabernet Riserva Freienfeld. Seit 2013 ist Andreas Kofler Obmann und Präsident der Genossenschaft und richtet die Kellerei mit der Konzentration auf die Lagen strategisch neu aus. Der Erfolg bestätigt sich nicht zuletzt durch Höchst-Prämierungen in nationalen und internationalen Weinführern, darunter die begehrten drei Gläser des Gambero Rosso.
Wir konnten neun Weine der Kellerei Kurtatsch aus der TERROIR-Linie verkosten.
2017 Graun Müller Thurgau DOC
Der Ortsteil Graun in Kurtatsch liegt auf 800 bis 900 Metern Höhe und gehört zu den höchstgelegenen Weinbauorten Südtirols. Die Höhenlagen von Graun mit teilweise extremen alpinen Witterungsbedingungen bieten die besten Voraussetzungen für einen frischen, leichten und knackigen Weißwein, vor allem, wenn die 
Reben am Ende der Reifeperiode von den markanten Temperaturunterschiede von bis zu von 15 °C zwischen Tag und Nacht und dem Wind „Ora del Garda“ vom Gardasee profitieren. Das nach Süden ausgerichtete Terrain besteht aus sandigen Kiesböden mit Lehmanteil. Der Traubenmost ist nach kurzer Mazeration temperaturgesteuert im Edelstahl vergoren, der Wein lag danach noch einige Zeit auf dem Feinhefelager.
Im Glas präsentiert sich der 2017 Graun Müller Thurgau in einem hellen Strohgelb. Er überrascht mit einem extrovertierten, aber nicht aufdringlichen, sondern feinen, kühlen, ja komplexen Bukett, wie es die Rebsorte Müller Thurgau selten zu bieten hat. Es assoziiert in der floralen Richtung spontan eine Almwiese an einem Frühsommermorgen mit zarten Düften von Bergkräutern, Salbei, weißen Jasminblüten, Minze und Muskat. Im Fruchtbukett erscheinen gelbe Pfirsiche, grüne Birnen und Äpfel nebst einem Hauch Haselnuss. Im Geschmack wird die an sich milde Müller-Säure durch die Höhenlagen und die Temperaturamplituden regelrecht lebendig und ist hervorragend auf die herrliche, feine Mineralität und die zärtliche, mal süßlich, mal herb erscheinende Fruchtigkeit abgestimmt. Der Abgang verschmilzt den fruchtig-floralen Rahmen mit Anmutungen von Aprikose und Apfel und mit einer angenehm verspielten Säure, der feinen Mineralik und einer abgerundeten Würze. Ein klarer Weißer mit ausgeprägtem, weichen Körper und anhaltender Frische und Saftigkeit. Der Graun Müller Thurgau ist der universelle, jugendliche und gehobene Begleiter jedes Partyereignisses, aber auch einer Vorspeise wie beispielsweise Crevetten vom Grill.
2017 Kofl Sauvignon DOC
Die Rebstöcke dieses Sauvignon Blanc stehen auf einem der steilsten, schroff abfallenden Hänge der Hügellage Kofl (Bergkuppe) im Ortsteil Penon auf 500 bis 600 Metern Meereshöhe. Der Boden mit Ur- und Sedimentgestein aus Schwemmlandböden ist hellsandig und von Lehm und Kalk durchzogen. Die Rebstöcke 
erfreuen sich besonders zum Ende der Vegetationsperiode hin an den kühlen abendlichen Fallwinden und bedanken sich mit einem ordentlichen Säuregerüst. Der Ausbau im Keller erfolgte nach dreistündiger Kaltmazeration im Edelstahl mit Reifung im großen Holzfass mit Batonnage, dem wiederholten Aufrühren der Feinhefen.
Der Wein funkelt uns im Glas weißgoldig mit grünlichen Reflexen an. Schon in der Nase hat er einen markant offensiven, tiefgründigen Auftritt, der ihn grundsätzlich als wilden, kraftvollen Stachelbeer-Typ nach französischer Klassik verorten lässt. Er geht am Gaumen mit seinem komplexen Hochgebirgscharakter aber weit darüber hinaus, was in ein bis zwei Jahren noch deutlicher werden wird, wenn er sich weiter öffnen und seine Kraft immer stärker entfalten wird. Neben den Stachelbeeren treten Aromen von Holunderblüten, vielfältigen floralen Tönen und Bergkräutern wie Minze und Salbei hervor, dazu ein Touch Zitrus, Grapefruit und ein winziger Hauch Cassis. Die aktive Säure und eine leichte Mineralik halten die schmackhafte Aromatik in einem langen Finish fest, das noch einmal den gebirgig-waldigen, intensiven Gesamteindruck eines fruchtbetonten cool-climate-Weins mit Biss unterstreicht. Ein eleganter, komplexer Lagen-Sauvignon mit höchstem Qualitätsbewusstsein. Er hat es verdient, wenn Sie ihm ein Gericht von weißem Spargel oder ein Kartoffel-Spargelgratin servieren.
2016 Brenntal Gewürztraminer Riserva DOC
Die kleine Gemeinde Tramin wenige Kilometer nördlich von Kurtatsch soll nach einer der vielen Annahmen der Ursprung der Rebsorte Traminer gewesen sein. Jedenfalls ist die Rebe seit dem 11. Jahrhundert im Südtiroler Weinbau bekannt und war lange einer der berühmtesten Weine von dort. Die Rebstöcke des Gewürztraminers beanspruchen warme, lehmige, nicht zu trockene Böden, eine angenehme Hanglage und ein 
mediterran-mildes Klima. All das und noch mehr wird der Rebe in der heißen Lage Brenntal geboten, die wir bei der Vorstellung des Brenntal Merlo Riserva näher beschreiben. Im Brenntal erfreut sie sich an den tiefgründigen, roten Lehmböden mit einer vielfältigen, schottrigen Gesteinsdurchmischung in einer Höhe von 250 bis 350 Metern. Sie wächsen hier in einer mit Trockenmauern gestützten exponierten Terrassenlage. In dieser Lage baut der Gewürztraminer auch beim Erreichen der vollen physiologischen Reife nicht vorzeitig die Säure ab und behält sein Muskelspiel. Die Trauben wurden nach der Ernte drei Stunden auf der Maische kalt mazeriert und der Most im Edelstahl vergoren. Der weitere Ausbau erfolgte 12 Monate lang auf der Feinhefe im Edelstahl und sechs Monate im großen Holz.
Der intensiv goldgelbe Wein eröffnet ein betörendes Aromenspektrum mit floralen und fruchtbetonten Eindrücken: Akazien- und Apfelblüten, weiße und gelbe Rosen, Mangos, Litschis, Zitrus, Lavendel und ein kleiner Touch Muskat. Im Mund breitet er sich sofort mächtig, reif und saftig aus. Seine kraftvolle Struktur wird von einer animierenden Mineralität unterstützt und von spätsommerlichen aromatischen Noten über die Zunge getragen: Zu leicht süßlichen Südfrüchten kommen würzige und florale Töne hinzu, einige trockene Kräuter, Zimt und einzelne Wacholderbeeren. Im Abgang kommt der Wein dann nochmal zur Sache: Die dezente Säure wird von einer kleinen Gerbstoffspur, von Mineralik und Würze begleitet, alles ist gut ausbalanciert und wird herzhaft süffig und mit zärtlichem Schmelz präsentiert. Überraschend ist, dass der Wein trotz seiner muskulösen Textur und seiner 15 Volumenprozent Alkohol eine gewisse Frische behalten hat. Ein komplexer, eleganter und charaktervoller Gewürztraminer, der sein alpines Terroir stolz und voller Finesse vorzeigt. Er hat es verdient, im Gambero Rosso 2018 mit drei Gläsern prämiert zu werden. Begleiten Sie mit dem Wein ein klassisches Chicken Curry mit Kokosmilchsoße oder im Dessertgang eine echte Südtiroler Buchweizentorte.
2016 Amos Weiss DOC
Diese Weißweincuvée ist eine ganz besondere Komposition des Kellermeisters Othmar Doná, die in ihrer Vielfalt und Provenienz einzigartig ist. Andreas Kofler, Obmann der Kellerei Kurtatsch, hat es auf den Punkt gebracht: „Das elegante Rückgrat der Cuvée besteht zu rund 70 % aus Weißburgunder, Chardonnay und Pinot Grigio. Den aromatischen Hintergrund bilden kleinere Anteile von Kerner, Sauvignon und Müller Thurgau. Diese verleihen dem Amos ein exotisches Fruchtfinale.“ Die Bezeichnung Amos ist eine palindromähnliche 
Umkehr des Wortes Soma, dem Merlot-Cabernet-Cuvée. Die handverlesenen, streng selektionierten Trauben stammen aus Höhenlagen von 600 bis 900 Metern, das Terrain wird von Kies und Sand bestimmt, dazu kommen schottrig-steinige Partien mit hohem Kalkanteil. Im Keller wurden die Trauben in Edelstahltanks vergoren, der Wein reifte 14 Monate lang im großen Eichenholz auf der Feinhefe und ruhte vor dem Vertrieb noch einmal drei Monate auf der Flasche.
Der 2016 Amos Weiss sendet ungeheuer vielfältige Duftnuancen aus dem Glas, die eher dezent kühl und damit regelrecht alpenmäßig als kräftig wärmend herüberkommen: Fruchtnoten von Aprikosen, roter Grapefruit, Limetten, dazu florale Töne von Holunder, Paranüssen, Artischocken und Waldpilzen sowie Eindrücke von getrockneter Salbei und blondem Tabak. Am Gaumen kommen das nachhaltige Zusammenspiel der Rebsorten und das reichhaltige Aromenprogramm, zu dem weiße Pfirsiche und Litschis hinzutreten, eindrucksvoll zum Ausdruck. Eine präzise, geschliffene Fruchtigkeit bildet die Grundlage für Frische, Harmonie und einen kraftvollen, glasklaren Gebirgscharakter auf einem Sockel von mächtigen 14 Volumenprozent Alkohol. Die heute so beliebte leicht salzige Mineralik unterstützt zusammen mit einer interessanten Gerbstoffspur und der griffigen Säure ein langes, durchaus etwas süßlich-schmelziges, herrlich saftiges Finale mit einer geheimnisvollen exotischen Ausprägung. Eine elegante, harmonische Cuvée mit einem außergewöhnlich vielseitigen Charakter. Er ist mit Goldmedaillen bei den Decanter World Wine Awards 2018 und beim Mundus Vini - The Grand International Wine Award 2018 hoch dekoriert worden. Genießen Sie den Amos als Aperitif oder als eindrucksvollen Sommerwein mit netten Gästen.
2016 Freienfeld Chardonnay Riserva DOC
Das ist einer der berühmtesten Spitzenweine des Weißweinsortiments der Kellerei Kurtatsch. Er wird nur in den besten Jahren hergestellt und soll sowohl der Gastronomie als auch dem Weinliebhaber einen hochwertigen Wein mit einem herausragenden Preis-Leistungsverhältnis bieten. Das Flaschenetikett wurde von der Südtiroler Künstlerin Margit Pittschieler entworfen und zeigt eine Szene aus den Fresken in der historischen Freienfelder Kellerei mit Motiven aus der Legende von Piramus und Thisbe, die bekanntlich 
tragisch endete, während für die Etiketten der Freienfelder Weine die Flamme der Liebe aus der von Ovid in den „Metamorphosen“ festgehaltenen Geschichte inspirierte. Die Chardonnay-Reben wachsen in den besten, nach Süden und Südosten ausgerichteten Weinbergen von Kurtatsch in Höhenlagen zwischen 300 und 500 Metern Meereshöhe, insofern ist der Wein eine Art vertikaler Cuvée. An den Hängen beherrschen Kalk und Kieselsteine die Böden, etwas tiefer kommen tonhaltige Quarzite hinzu. Der Most wurde in medium getoasteten französischen Barriques vergoren, der Wein reifte im großen Holzfass auf der Feinhefe und ruhte sieben Monate in der Flasche.
Im Glas leuchtet der 2016 Freienfeld Chardonnay Riserva kräftig goldgelb. Bereits die intensiven Fruchtaromen, die sich aus dem Glas drängeln und die sich bei längerer Belüftung geradezu überschlagen, kündigen einen reichhaltigen, sortentypischen Chardonnay mit einer besonderen Stilistik an: Wir schnüffeln an Empfindungen von Aprikosen, Birnen, Zitrus, Zeder und süßlichen Tönen von Kokos und Banane, dazu Kräuter der Provence und eine kleine balsamische Abrundung nebst einem herrlichen Topping von Vanille. Über die Zunge stürzt kein ungestümer Gebirgsbach, sondern ein distinguierter, vollmundiger, weicher Chardonnay, der gleichwohl eine erstaunliche Frische mitführt. Es ist keiner der altehrwürdigen Holzexponate, er schlägt einen modernen Weg ein mit stilvoller Opulenz, bei der invasive Holzexplosionen von delikaten Röstaromen verdrängt sind. Exotische Anklänge sind in einem abgerundeten Geschmack mit feinen Tanninen untergebracht. Der süßliche Extrakt wird von einer sanften, aber dynamischen Säure aus den höheren Lagen bei Laune gehalten. Eine komplexer, eleganter Riserva, die keinen elitären Konsumenten braucht, um den wahren Genuss zu vermitteln – und das bestimmt noch fünf bis acht Jahre lang. Aber lassen Sie sich nicht die sofortige Begeisterung entgehen, beispielsweise zu einem Pfifferlingrisotto oder authentischen Südtiroler Käseknödeln.
2016 Soma Merlot Cabernet DOC
Nun also in der Bezeichnung die palindromähnliche Umkehrung des weißen Amos für eine trockene rote Cuvée. Allerdings steht „Soma“ auch für das altgriechische Wort für Leib und Körper. Soma ist assembliert aus 60% 
Merlot und 40% Cabernet Franc, wohlgemerkt also nicht Cabernet Sauvignon. Beide Rebsorten wachsen auf den lehmhaltigen, schottrigen Böden der südlich exponierten Hanglagen von Kurtatsch. Das Terrain und die klimatischen Bedingungen ähneln ebenso wie das Blend-Verhältnis durchaus denen von Bordeaux am rechten Ufer der Gironde (rive droite) zur Dordogne hin. Der Ausbau der Soma-Cuvée im Keller erfolgte in Barriquefässern aus den französischen Eichenwäldern von Allier und Nevers und den belgischen von Jupille.
Der Wein tendiert im Glas farblich zu einem Granat-bis Rubinrot. In der Nase tänzeln Früchte wie Kirschen und Zwetschgen, Brombeeren und Heidelbeeren sowie Gewürze wie Lorbeer, dazu ein Touch pikanter Paprika und freundliche Holztöne. Die Zunge labt sich an der kraftvollen Saftigkeit von dunklen Waldbeeren, Pflaumen, Kirschen, etwas Süßholz und etwas Mokka. Die festen Tannine bilden ein stabiles, perfekt abgerundetes Gerüst, in dem sich der gute Säuregripp und die leicht erdige Mineralität wohlfühlen. Was den Körper angeht, so führt mit verschwenderischer Fülle der Merlot und spornt die typische tiefgründige Fruchtigkeit des feinwürzig, eleganten Cabernet Franc an. Beides vereint sich in einem langen, süffigen Abgang voller Energie, Kraft und freundlich grüßendem Alkohol. Der Somat ist ein fulminanter Begleiter einer Hirschkeule mit rohen Klößen.
2015 Brenntal Merlot Riserva DOC
Die Lage Brenntal am nordwestlichen Ende von Kurtatsch unterhalb der Weinstraße gehört zu den wärmsten Lagen Südtirols. Die Bodenformation ist durch rote Lehmböden mit hohem Kalkanteil gekennzeichnet. Das Kalksteinmassiv, auf dem Kurtatsch liegt, schwemmt aus den Gebirgshöhen über Wasseradern Mineralsalze ins Tal, die die Rebstöcke gerne aufnehmen und an die Trauben weitergeben. Die Lage Brenntal wäre nach 
deutschem VDP-Maßstab als Erste Lage zu klassifizieren, der Brenntal Merlot Riserva dann als Großes Gewächs. Die Trauben wurden im temperaturgesteuerten Rotortank vergoren, der Wein 15 Monate lang in teilweise erstbelegten Barriques aus französischer Eiche und im großen Holzfass ausgebaut.
Farblich funkelt der 2015 Brenntal Merlot Riserva im Glas mit einem intensiven, leuchtenden Granatrot und purpurnen Reflexen. Er präsentiert ein ganz besonderes Aromenspektrum, das sich weniger aus den für flache Ebenen typischen frischen Himbeer- und Süßkirschen-Düften rekrutiert, sondern aus reifen, herbstlich-robusten Richtungen mit Preiselbeeren, Brombeeren, Heidelbeeren, dunkler Schokolade, Mokka, Zedern und Süßholz. Immer wieder sammeln sich duftige, alpine Kräuter und Trockenblumen in der Nase, die auch erdig-mineralische Noten aufnimmt. Am Gaumen imponieren spontan die kraftvolle Mineralität und die üppige, geradezu verschwenderische, saftige Frucht mit gut abgestimmten röstig-vanilligen Holztönen, Haselnüssen, feinherber Schokolade und blondem Tabak. Geschmacklich profitiert der Wein in ganz besonderer Weise von seinem Terroir – auch er schmeckt nach Kurtatsch, aber mit der Geschmacksnote Brenntal: In der kühl-luftigen Höhe der Lage Brenntal reift der Merlot langsamer als in heißen Lagen und kann daher seine weiche, runde und füllige Art gut entwickeln. Andererseits spendiert das Kalksteinmassiv reichlich Wärme, um der Merlot-Frucht Temperament und Tiefe mitzugeben und den Gerbstoffen die Spitzen zu nehmen, die sich dementsprechend feinkörnig und galant mit einer Nebenrolle begnügen, ohne im Hintergrund völlig zu verschwinden. Im Abgang melden sich noch einmal herbstliche Noten und Gewürze wie Kardamom plus kleine Anklänge von Waldpilzen aus dem Hefelager. Das ist ein einzigartiger, hochalpiner Merlot, der seine Herkunft und die Vermählung der Rebe mit dem Terroir sehr gut nachvollziehen lässt. Damit fließt hier locker ins Glas und markant samtig über die Zunge, was andere Winzer von ihren Weinen oftmals vergeblich herbeiwünschen. Gönnen Sie dem Brenntal Merlot Riserva einen Auftritt als Solisten und beleidigen Sie ihn nicht mit den üblich verdächtigen reifen Käsesorten. Wenn es ein Foodpairing sein muss, dann ein Wildscheinrücken vom Frischling oder Überläufer aus dem Rohr.
2015 Freienfeld Cabernet Sauvignon Riserva DOC
Nun also gleichsam das Gegenstück zum Merlot Riserva, wenn man es bordeauxtypmäßig betrachtet. Von Bordeaux aus wurde die Cabernet Sauvignon Rebe in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts in Südtirol eingeführt. Die Hügellagen in der Nähe des Renaissance-Ansitzes Freienfeld im Dorfzentrum von Kurtatsch sind wie die französischen clos-Weinberge oftmals von Mauern und alten Höfen eingefasst. Die Trauben 
wachsen in den besten Cabernet-Lagen auf lockeren, tiefgründigen Böden mit Porphyrschotter, Lehm, Kies und Sand. Nur in geeigneten Jahren wird der reinsortige Freienfeld Cabernet Sauvignon Riserva gemacht – als Assemblage der besten und ältesten Cabernet Sauvignon Weinberge im Gemeindegebiet, womit er seine Spitzenposition im Sortiment der Genossenschaft unterstreicht. Die Gärung erfolgte im Rotortank, der Ausbau des Jungweins ähnlich wie beim Somat-Merlot mit Aufteilung der Partien auf neue und einjährige medium getoastete Eichenbarriques aus Allier, Nevers und Jupille über 14 Monate mit anschließender Assemblage im großen Holz und einjähriger Ruhephase auf der Flasche.
Der 2015 Freienfeld Cabernet Sauvignon Riserva hat eine sehr intensive, dichte rubinrote bis granatrote Farbe. Wir schnüffeln mit zunehmender Leidenschaft an einem intensiven, hochkomplexen Bukett voller Finesse: Wilde Bergdüfte aus Gewürzkräutern lassen Rosmarin, Majoran, Lavendel, Minze und Lorbeer hervortreten. Üppige Fruchtaromen von Schwarzen und Roten Johannisbeeren, Brombeeren, Süßkirschen und Zwetschgen vereinen sich mit Anklängen von Schokolade und Mokka, mit roten Blüten sowie einem Hauch von schwarzem Pfeffer und einer plastischen Balsamico-Spur. In warmen, wohligen Geschmack verbinden sich die wunderbare Struktur, Finesse und Ausdrucksstärke zu einer reifen Opulenz wie aus Szenen von Rubens. Schwarze Johannisbeeren, Brombeeren, Heidelbeeren, Kirschen, Pflaumen – welch saftige Fruchtstruktur am Gaumen, welch würzige zarte Mineralität, welch geschmeidiges Tanningerüst und kleine spitze Säurenoten auf der Zunge – alles ist in einem energiestrotzenden Körper perfekt und weich ausbalanciert und vereint sich noch einmal im endlosen, sensationellen Finish. Ein Ausnahmewein mit großer Persönlichkeit, komplex und elegant, der noch etliche Jahre höchsten Genusses verspricht. Ein Wein, mit dem man Geheimnisse verkostet, der alle Sinne erstrahlen lässt und dafür sorgt, dass Sie vor Mitternacht im Bett von Südtirol träumen.
2016 Aruna Weiss Mitterberg IGT Gewürztraminer Goldmuskateller
Der Aruna ist ein Passito, ein edelsüßer Wein in der 375 ml Flasche. Es ist eine Cuvée aus 70% Gewürztraminer und 30% Goldmuskateller. Die Gewürztraminer Reben stehen auf lehmhaltigen Sandböden in 450 bis 550 Meter Meereshöhe. Die Höhe verschafft der im Weinberg manchmal zickigen Sorte die ansonsten schwierig anzureichernde ordentliche Fruchtsäure. Die für den edelsüßen Wein erwünschte Botrytis l
iefert im November der morgendliche Hochnebel aus dem Etschtal. Die Rebstöcke des Goldmuskateller stehen in einem nach Südosten ausgerichteten Steilhang auf steinigem Lehmboden mit hohem Kalkanteil etwa 50 Meter tiefer als der Gewürztraminer. Die Höhenlage führt zu einer deutlichen Verlängerung der Vegetationsperiode, in der die lange Sonneneinstrahlung am Steilhang nicht nur Öchsle-Grade antreibt, sondern auch die Aromatik konzentriert und verfeinert, während die Höhenluft das Säuregerüst absichert. Die Trauben des Gewürztraminers wurden Anfang Dezember als knackige Spätlese geerntet. Die vom Goldmuskateller wurden Anfang Oktober gelesen, nach der Ernte luftgetrocknet und erst dann abgepresst – ein Passito eben, wie der berühmte Amarone. Der komplette Ausbau des Weins erfolgte über mehr als 10 Monate in drei Jahre alten Barriquefässern.
Selbstverständlich blitzt und funkelt es verheißungsvoll goldgelb im Glas. Fein und edelwürzig schweben die Aromen in die Nase. Es duftet nach getrockneten Blüten, kandierten gelben Pflaumen, Aprikosen, Passionsfrucht, Nüssen, Berghonig und dazu etwas Muskat, Bergamotte und Anis. Ab und an kommt ein erdig- vegetabiler Hauch hinzu. Am Gaumen stellt sich die konzentrierte Süße in einem markant saftigen Rahmen dar mit einer feinen aktiven Säure und herrlich würzigen Fruchtnuancen. Wie schon im Bukett beindrucken florale und leicht vegetabile Noten mit kandierten gelben Früchten und einer kleinen Abrundung durch Noten von Zitrus, Zimt, Vanille, Karamell und Gewürznelken. Im Finale brilliert eine nahezu frische Fruchtigkeit lang anhaltend und herrlich süßlich-würzig. Es ist ein Edelsüßer mit einer säuregestützten Süße, wie man sie meistens nur bei guten Eisweinen von säurereicheren Rebsorten findet. Ein Glas vom Aruna getrunken - und man weiß, alles wird gut. Und das noch 10 bis 20 Jahre lang.
31.05.2019
alle Fotos: © Kellerei Kurtatsch
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