An den vier Enden der Welt
An den vier Enden der Welt
Schmitt’s Kinder in Randersacker: das fränkische Top-Weingut mit 300 Jahren Weinbauerfahrung – Eleganz, Finesse und Tiefgang aus dem Muschelkalk
Der Weinbau in der fränkischen Marktgemeinde Randersacker wurde zwar schon 779 urkundlich erwähnt, aber die Neuzeit begann weinmäßig hier so richtig, als Weingutsbesitzer und Bürgermeister Sebastian Englerth auf den Weltausstellungen in Paris 1867 und Wien 1873 den Frankenwein aus seinem Heimatort präsentierte und ihm international eine eigenständige Wertschätzung neben den damals für deutschen Wein stehenden Mosel- und Rheingau-Rieslingen verschaffte. Randersacker ist heute einer der berühmtesten Weinorte im Anbaugebiet Franken. Er grenzt direkt an die südlichen Vororte von Würzburg an und beherbergt zahlreiche Weinbaubetriebe. Der renommierteste Betrieb von allen ist das Weingut Schmitt’s Kinder.
Foto: © Ralf Kuhn/Schmitt‘s Kinder
Foto: © Julia Schuller/Schmitt‘s Kinder
Das Weingut Schmitt’s Kinder baut die weißen Rebsorten Silvaner, Riesling, Müller-Thurgau, Scheurebe, Weißburgunder, Rieslaner und Bacchus an und die roten Sorten Spätburgunder und Domina. Im Weinberg wird naturnah und umweltschonend nach VDP-Richtlinien gewirtschaftet. Die Steillagen mit ihren 30 bis 70 % Steigung verlangen enormen technischen und körperlichen Einsatz, vor allem aber Handarbeit. Schon deshalb, aber auch wegen der gnadenlosen Trauben-Selektion im Qualitätsweinbau, erfolgt die Ernte per Hand. Im Keller werden große Edelstahltanks, traditionelle Eichenholzfässer und kleine Barriques verwendet. Ein großer Teil der Boxbeutelflaschen in der traditionellen Form wird mit Drehverschluss verschlossen. Die meisten Weine sind in die Linien des VDP eingestellt, also vom Gutswein über Ortswein und der Ersten Lage bis zum Großen Gewächs aus der Großen Lage. Es werden auch Sekte mit Flaschenvergärung nach traditioneller Methode produziert.
Im Weingut Schmitt’s Kinder vereinen sich familiäre Traditionen mit motivierenden Ideen und fortschrittlichen Innovationen. Mit dem Ehrgeiz, immer noch besser zu werden und immer bessere Weine zu machen, will man handwerklich aus den Reben alles herausholen, was die Herkunft von den Muschelkalkböden unverfälscht abbildet: mal klassisch, mal modern, aber immer mit Eleganz, Finesse und Tiefgang.
Wir konnten sechs Weine des Weinguts Schmitt’s Kinder verkosten.
2018 Randersacker Silvaner VDP.Ortswein
Der Ortswein stammt von den Reben in den Randersacker Lagen des Weinguts. Die Rebstöcke kommen alle in den Genuss qualitätssteigernder Maßnahmen wie Ertragsreduzierung, Handlese und strenge Selektion.
Der Randersacker Silvaner funkelt im Glas in einem hellen Strohgelb mit grünlich schimmernden Rändern. Nicht stürmisch, aber intensiv offeriert er sein Frische-Bukett von grünen Äpfeln, Limetten, grünen Kiwis, reifen Birnen, dazu einen Hauch weißer Pfirsiche und weißer Blüten. Wir schmecken einen trockenen und sehr spritzigen Silvaner, der voll im Saft steht. Die dezente Fruchtigkeit wird durch einen Hauch Kräuter vom Typ Wiese im Morgentau noch interessanter. Eine lebendige Säure begleitet den anhaltend frischen Abgang und fügt sich harmonisch in die Frucht und in die markante Mineralik ein. Ein universeller, locker fließender Trinkwein auf hohem Niveau, der allerlei Leckereien aus der Küche eskortieren kann, zum Beispiel einen fränkischen Schweinsbraten oder kurz gebratene Jakobsmuscheln.
2017 Randersacker Riesling trocken Weinberg Mendelsohn
Im Glas haben wir jetzt einen kernigen fränkischen Riesling, der schon mit seiner eigenen Art von Riesling-Duft beeindruckt. Es sind ganz klar die sortentypischen Richtungen von Zitrus, Pfirsich und Aprikose dabei, aber auch spannende Noten von frühreifen gelben Pflaumen, Futuromelonen und Paranüssen. Ab und an schweben vegetabile Lüftchen heran nebst einem Touch von blondem Tabak. Im Mund imponieren die feine Fruchtigkeit mit den floralen Anklängen und die gute Struktur mit der schönen Mineralik und der knackigen Säure. Eine zurückhaltende Gerbstoffspur trifft auf eine winzige frankentypische Erdigkeit und geht mit einer kleinen süßlichen Verlockung über in ein langes und saftig-schmelziges Finale. Ein rassiger, animierender fränkischer Riesling mit leichter Tiefe und fester Struktur. Er passt gut zu einem Meeresfrüchte-Risotto oder zu einem Salat Niçoise.
2018 Randersacker Sonnenstuhl Silvaner trocken VDP.Erste Lage
Der Wein ist ein klassischer Frankentyp bester Provenienz, handwerklich modern und doch zeitlos ausgestaltet, ohne Schnörkel und experimentelle Kanten. Er spiegelt authentisch den Charakter des Muschelkalk-Terroirs wider. Überraschend ist die Vielfalt seiner Aromen in der Nase: Gelbe Äpfel, Quitten, getrocknete Aprikosen, frisches Heu und getrocknete Kräuter mit einer winzigen Spur Anis – dazu weht eine vielversprechende Mineralik aus dem Glas. Am Gaumen kommt der Wein expressiv saftig an. Dafür sorgt das gut austarierte Zusammenspiel zwischen der Mineralität, der aktiven Säure und dem dezenten Gerbstoff-Grip. Die tiefgründige Fruchtigkeit hat kräuterig-pflanzliche Töne und einen kleinen pikanten Pfefferl-Pep im Gepäck. Im nachhaltigen, leicht herben Finish bekommt der Wein noch einmal ordentlich Drive und eine gewisse Energie, die seine Ausdrucksstärke noch unterstützen. Alles geht harmonisch auseinander und hinterlässt einen distinguierten Eindruck. Das ist der edle Knüller zu Forelle blau und selbstverständlich zu Spargel.
2017 Randersacker Ewig Leben Riesling trocken
Wir haben einen Riesling im Glas, der äußerst geschickt komponiert ist. Sein deutlicher Restzuckergehalt ist mit der markanten Säure so gut ausbalanciert, dass man sich ganz auf die Höhepunkte von Aromen und Geschmack konzentrieren kann. Wir schnüffeln an Düften von grünen und gelben Äpfeln, von Aprikosen, duftigen weißen Blüten, hellen Kräutern und einer feinen Zitrusspur, die uns auch im Geschmack begegnet. Auf der Zunge schlägt nicht ein harsches „fränkisch trocken“ zu, sondern die markante Säure vermählt sich mit der adretten Fruchtsüße zu einer erstaunlich filigranen Struktur. Ein Riesling, der leichtfüßig und genussvoll Lust und Laune verbreitet. Er zeigt sich am Tisch gerne zu einem klassischen Schweineschnitzel oder zu einem edlen Hummer-Gericht.
2016 Randersacker Marsberg Silvaner trocken Alte Reben VDP.Erste Lage
Aus dem Glas drängeln intensive, fruchtige Aromen von reifen gelben Äpfeln, Williamsbirnen, Quitten und Trockenblumen mit einem deutlichen exotischen Fruchteinschlag von Mango und Papaya und einem Hauch erdiger und kräutriger Untertöne. Geschmacklich strömt der Wein mit wohl dosierter Energie und vibrierender Säure über die Zunge, straff, mineralisch und extraktreich, alles professionell abgerundet. Zu den Aromafrüchten kommen Grapefruit und frische Wiesenkräuter hinzu. Ein vollmundiger, substanzreicher Wein aus dem großen Holzfass, der nicht schwer wirkt, sondern einen angenehmen Druck macht, der Tiefe hat und einen ausdrucksstarken Spannungsbogen aufbaut. Die alten Reben führen bekanntlich an das Tor zum Silvaner-Himmel, wer es etwas geerdeter möchte, verwöhnt sich und diesen Wein mit einem Kalbsrücken an Morchelrahm oder einem Saibling in Safransoße.
2017 Randersacker Marsberg Riesling Auslese
Man kann von diesem Wein nicht genug bekommen. Er gefällt selbst jenen, die ihr Image als Trockentrinker pflegen und edle Süße heimlich genießen. In der Nase tritt er auf mit Zitrus, Wiesenhonig, Pfirsichen, Sultaninen und zarten floralen und kräutrigen Anklängen, alles in einem gut angepassten mineralischen Rahmen. Am Gaumen kommt der Wein dank des prägnanten, feinen Säurenervs nicht als Fruchtaufstrich oder klebrig süß an, sondern mit herrlichen Fruchtnoten von getrockneten Feigen, Rosinen, Mandeln und Aprikosen bis hin zu frischen gelben Pfirsichen, reifen Mangos und einer kleinen Portion Crème brulée. Die 11 Volumenprozent Alkohol bieten nicht nur ein ordentliches Gerüst, sondern lassen die Süße nicht zur Übertreibung werden. Er fließt locker und saftig in den langen Abgang. Ein rundes, edelsüßes und gut strukturiertes Schmatzevent, das sich auch neben Weihnachtsgebäck nicht schämt oder sich als Überraschungsgast im Dessertgang outet. Ganz verwegen können Sie den Wein zu einem reifen Camembert probieren. Es ist zweifellos auch einer der Naschweine von Schmitt’s Kinder, die als Solist genossen Gedanken in Träume verwandeln können.
10.03.2020
Fotos © Weingut Schmitt‘s Kinder, Etiketten © D.R.