An den vier Enden der Welt
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Viñedos Torreón de Paredes in Chile: Top-Weine aus nachhaltigem Weinbau im Valle del Chachapoal
In einer ländlichen Gegend inmitten von Weinbergen und einem wunderschönen Park mit alten Bäumen liegt das große Anwesen des Weinguts Viñedos Torreón de Paredes. Seinen Namen hat es von dem weithin sichtbaren, vor 300 Jahren errichteten Befestigungsturm, der 2010 nach einem Erdbeben wieder aufgebaut wurde. Wir sind hier im Zentrum von Chile in der größten Weinbauregion, dem Central Valley. Es beginnt wenige Kilometer südlich der Hauptstadt Santiago de Chile und erstreckt sich zwischen Anden und Pazifik etwa 400 Kilometer weit nach Süden bis zur Stadt Parral. Nahezu in der Mitte der Region südlich des Tals von Maipo und nördlich des Valle de Colchagua befindet sich die rund 100 km lange Weinbauzone Rapel Valley, in derem nördlichen Teil als ein Quertal das Anbaugebiet Valle del Chachapoal liegt.
Durch das Valle del Cachapoal führt die berühmte Panamericana Sur und stößt 28 km südlich der Stadt Rancagua und 114 km südlich der Landeshauptstadt Santiago auf die 50.000-Einwohner-Stadt Rengo. 1979 kaufte der 73jährige Don Amado Paredes Càrdenas am östlichen Ortsrand von Rengo neben der Landstraße 65 ein altes Weingut mit Kolonialgebäuden aus dem 18. Jahrhundert, um noch einmal ein anderes Leben anzufangen. Amado wurde am 1. April 1906 in Achao im äußersten Süden Chiles als dritter von sieben Brüdern geboren und schon von seinen Eltern Amador Paredes und Teresa Cárdenas überzeugt, dass Umwelt und Familie im Leben entscheidend sind. 1966 hatte er zusammen mit seinen Söhnen Mario, Jaime und Fernando den Bus- und LKW-Hersteller Metalpar gegründet und 1977 eine Lizenz von Daimler-Benz erhalten. Seine Söhne waren von den neuen Winzer-Ambitionen ihres Vaters so beeindruckt, dass zwei von Ihnen, Álvaro, von Beruf Architekt, und Javier Paredes, bald schon auf den Winzerberuf umstiegen während andere in die Immobilienbranche, zu Metalpar oder in den LKW-Vertrieb gingen. Ein Sohn aus der ersten Ehe seiner zweiten Frau wurde der in Chile berühmte Humorist "Coco" Legrand. Im Weingut übernahm Álvaro Paredes die Rolle als Winzer und Produktionsleiter im Keller während Javier als Generalmanager fungierte, der die Finanzen, den internationalen Vertrieb und das Marketing leitete. Man investierte in moderne Kellertechnik, kaufte Weinberge hinzu und erweiterte die Gebäude des Weinguts.
Torreón de Paredes besitzt verschiedene Rebflächen in der Umgebung des Weinguts, auf denen Cabernet Sauvignon, Merlot, Carménère, Syrah, Pinot Noir, Chardonnay, Sauvignon Blanc und Gewürztraminer angebaut wird. Da Chile von der Reblaus, die in Europa die Weinberge verwüstete, verschont blieb, sind traditionell die meisten Reben ohne Wurzelstock gepflanzt. Das Weingut wirtschaftet mit einem umweltbewussten Mitarbeiterteam schon lange nach den Grundsätzen des umweltverträglichen, nachhaltigen Weinbaus – seit 2015 ist es als „Sustainable Wine of Chile“ zertifiziert, was alle zwei Jahre nach eingehender Prüfung erneuert werden muss. Es nimmt aktiv und führend an zahlreichen Programmen teil, die Energieeffizienz, den Schutz der Wasserressourcen, die Abfallwirtschaft oder den Erhaltung der biologischen Vielfalt betreffen. Es hat sich ausdrücklich zu umweltfreundlichen Maßnahmen bei allen betrieblichen Aktivitäten, Produkten und Dienstleistungen sowie zur Verhütung von Kontaminationen auf allen betrieblichen Ebenen verpflichtet. Die Familie engagiert sich für soziale Projekte der Region und für die Förderung von Bildung und guten Arbeitsbedingungen. Alle Aspekte gelten auch hinsichtlich des Einsatzes moderner Techniken in der Kelterei, deren Fasskeller mit den entlang der dicken Lehmwände aufgereihten Barriquefässern im magischen Kerzenschein eine romantische Filmszene abgeben könnte. Diese Momentaufnahme ist nicht zuletzt Ausdruck der Identität des Weinguts, das Wert darauf legt, das koloniale architektonische und önologische Erbe des Valle del Cachapoal zu bewahren.
Man hat sich bei Torreón de Paredes schon lange verabschiedet von den Übertreibungen im chilenischen Rotwein, was Reife, Extraktion, Eiche und Minze-Eukalyptuscharakter betrifft. Das Weingut setzt eher auf Vielfalt und Innovationen mit einer konzentrierteren Säure und einer stärkeren Strukturierung und will mehr Charakter im Wein bieten als reife Früchte und viel Alkohol. Seit vielen Jahren werden die hochqualitativen Weine von Torreón de Paredes daher mit Ehrungen und Auszeichnungen überhäuft – national, aber auch international durch Prämierungen des südamerikanischen Weinguides Descorchados, des Magazins Decanter, auf der International Wine Challenge in London oder von Weinpäpsten wie James Suckling oder Tim Atkin.
Nach wie vor orientiert sich das Weingut an den Leitlinien ihres Gründers Don Amado: "Ein guter Wein kann nur mit eigenen Trauben und von höchster Qualität hergestellt werden" und: „Jede Flasche, die unseren Namen trägt, ist die Ernte aus jahrelanger harter Arbeit, Ausdauer, Enthusiasmus und Vertrauen. Dies treibt mich und meine Kinder an, uns mit den besten chilenischen Weingütern zu messen.“ An diesem Punkt ist man schon lange angekommen und wird dennoch nicht nachlassen, immer noch besser zu werden, um in den Weinen mit Charakter, Tiefe und Schmelz das einzigartige Terroir des Valle del Cachapoal erlebbar zu machen.
Wir konnten über den deutschen Importeur VINOVOSSUM sechs Weine von Viñedos Torreón de Paredes verkosten.
Die Rebstöcke für diesen Wein stehen in der Umgebung von Rengo an den Ausläufern der Anden, wo es deutlich kühler ist als in der Talsohle des Valle del Chachapoal. Deshalb haben die Cabernet Sauvignon Trauben, die Ende März geerntet wurden und hier reinsortig vinifiziert sind, Frische und Spitzigkeit in den Rosé gebracht, was dem deutschen Publikum gut gefallen dürfte. Nach der Ernte lagen die Trauben deutlich länger auf der Maische als es andere Winzer praktizieren, so dass der Wein sich nicht im verbreiteten Lachston, sondern in einem kräftigen Pinkrosé zeigt.
Es duftet intensiv nach reifen Erdbeeren, hausgemachter Himbeermarmelade und roten Johannisbeeren. Jung, frisch und fruchtig umschmeichelt der Rosé die Zunge. Die Rebsorte verschafft ihm ein solides Volumen im Mund. Die lebendige Säure steht in angemessenem Verhältnis zur Fruchtigkeit und stützt den runden und herrlich süßlichen Abgang. Selbstverständlich passt dieser Rosé zu vielerlei Nudelgerichten aus der chinesischen Küche, er ist aber auch der geschmacksstarke, easy-drinking Überraschungswein aus Übersee für die Rosé-Nachfrage auf der Sommerparty.
Dieser reinsortige Chardonnay aus der mittleren Linie des Weinguts ist raffiniert ausgebaut: 70 % des Mostes vergären im großen Holz und 30 % im gekühlten Edelstahl. Anschließend reift der Wein sechs Monate im Holzfass. Diese Komposition bewahrt Frische und Präzision, was sich sensorisch eindrucksvoll bemerkbar macht.
Im Bukett entwickelt der fast schon cool climate Chardonnay ein breites Aromenspektrum von frischer Ananas, Pfirsichen und Litschis, von grünen Äpfeln und den allgegenwärtigen dezenten Zitrusrichtungen. Dazu kommt aber auch ein deutlicher Touch Vanille und ein eher subtiler Hauch von Honig. Die ganzen Fruchtaromen erhalten eine freundliche Abrundung von Bread and Butter. Den Mund füllt er mit einem ordentlichen Volumen und einer kräftigen Säure, die durch einen leicht süßlichen, vanilligen Geschmack mit Schwerpunkt auf den Ananasnoten wunderbar abgerundet ist. Kleine feine Gerbstoffe, eine frische Mineralik, zitrusbetonte Fruchtnuancen, zarte Kräuternoten und ein leicht toastiges Finish verbinden sich harmonisch mit Saft und Kraft. Ein klassischer Chardonnay mit burgundischen Spuren und chilenischem Charakter, der weder schwer noch verholzt daherkommt, sondern sich flüssig trinken lässt.
Das Terroir des Cachapoal Tals erscheint geradezu ideal für die Syrah-Rebe, kann sie hier doch gut ausreifen, so dass keine grünen und tanninstrotzenden Weine zu befürchten sind. Auch wenn die Sorte ein heißes Klima liebt, so muss ihr Anbau hier angesichts der starken Sonneneinstrahlung gleichwohl gut gesteuert werden, damit Frucht und Säure erhalten bleiben. Der reinsortige Shiraz Reserva reifte 8 Monate in Holzfässern aus französischer und amerikanischer Eiche.
Im Glas schimmert er in einem intensiven Rubinrot. Spontan präsentiert er seine Bukettaromen von reifen schwarzen Johannisbeeren und dunklen Waldfrüchten mit pikanten Düften nach Kräutern und etwas grünem Pfeffer. Dazu schweben leichte Röstnoten mit Anmutungen von Vanille und Karamell aus dem Glas. Am Gaumen läuft er mit einer angenehm weichen Textur auf. Die markante Fruchtkonzentration von Himbeeren, Kirschen und roten Johannisbeeren ist gut auf die rebsortentypischen würzig-pikanten Noten abgestimmt und sorgt zusammen mit der passenden Säure und den glatten Tanninen für eine bemerkenswerte Harmonie in Mund. Mit einer gewissen Saftigkeit geht er in ein elegantes Finale. Reichen Sie ihn zu einem Entrecôte mit einer kräftigen Soße oder zu einem energischen Lammragout mit Bandnudeln.
Cabernet Sauvignon wächst seit 150 Jahren in Chile und macht ein Drittel der gesamten Weinproduktion aus. Im Cachapoal Tal ist Cabernet Sauvignon mit rund 5.000 Hektar die meistangebaute Rebsorte. Sie bringt in den besonderen klimatischen Verhältnissen, unterstützt vom mineralstoffreichen Schmelzwasser der Anden, geschmacksstarke Weine hervor. Was die Böden betrifft, so erinnern die kiesigen Untergründe die Rebe an die Médoc-Kiesbetten ihrer Heimat.
Der Reserve von Torreón de Paredes reifte 8 Monate im Holzfass. Er tritt in einem kräftigen Rubin-Look mit violetten Reflexen auf. In der Nase wird die noble Fruchtigkeit von roten Johannisbeeren, Kirschen, Brombeeren und einigen Pflaumen begleitet durch perfekt eingebundene feine Noten von dunkler Schokolade, Kaffeebohnen, Minze und viel Karamell. Welch saftige Fruchtstruktur dann am Gaumen: Himbeeren und Brombeeren, Vanille und Schokolade, Feigen, Pflaumen, Mokka und Tabak. Mit herzhaftem Schwung, aber ohne störende Kanten runden die handwerklich gut eingebundenen Tannine das saftige Mundgefühl ab. Das Holz ist wohldosiert, die strukturierte Säure eskortiert die lebendige, lockere Samtigkeit in einen langen, weichen Abgang. Ein körperreicher und dennoch sanfter Cabernet Sauvignon, der gut zu einem Gruyere im Käsegang passt, aber auch zu einer würzigen Schinkenplatte.
Jetzt haben wir einen Wein aus der Top-Linie des Weinguts im Glas. Die Rebsorte Carménère kommt ursprünglich aus Bordeaux und ist dort auch heute noch vereinzelt Bestandteil klassischer Cuvées während sie in Übersee zumeist reinsortig ausgebaut wird. In Chile wächst sie seit 1850 und wurde trotz deutlicher Geschmacksunterschiede bis in die letzten neunziger Jahre für eine Varietät des Merlot gehalten. Sie zeigt sich im Weinberg nie so sensibel wie in Europa, es sei denn man baut sie deutlich über 1.200 Meter an. Jedenfalls wurde Carménère zu einer äußerst beliebten Rebsorte im Central Valley, zumal man seine Weine mit einer gewissen Exklusivität anbieten konnte. Der Carménère Reserva Privada von Torreón de Paredes wurde zusammen mit 5 % Cabernet Sauvignon vergoren, lag lange auf der Hefe und reifte 12 Monate in erstbelegten Fässern aus französischer Eiche. Vom Südamerika-Weinführer Descorchados wurde er mit 92 Punkten als „Bester Rotwein aus Alto Cachapoal“ eingestuft und erhielt auf der IWC in London eine Silbermedaille.
Der Carménère Reserva Privada schimmert im Glas in einer tiefen rubinroten Farbe mit dunklen Violetttönen. In der Nase entfalten sich dunkle reife Früchte wie Brombeeren, Schwarzkirschen und Pflaumen mit einer eleganten Umrahmung von Kaffee, Kakao und würzigen Noten von Nelken und schwarzem Pfeffer. Am Gaumen sind die Kräuter- und Würznoten ordentlich integriert, weil die Trauben offenbar nicht wie in den heißen Gegenden in Chile zu früh geerntet werden mussten. Die Würze macht auch im richtigen Verhältnis der Konzentration aus saftigen Früchten Platz. Fruchtig und erstaunlich frisch umspielt er mit einer interessanten süßlichen Holznote die Zunge. Feste und seidige Tannine unterstützen zusammen mit der aktiven, perfekt austarierten Säure den geschmeidigen, anhaltenden Abgang. Ein Carménère, der mit dem Hauch vom Cabernet Sauvignon eine größere Struktur bekommen hat. Er beeindruckt mit Eleganz und Komplexität, aber auch mit Kraft und Spannung. Das wäre das passende Weihnachtsgeschenk für den Gänsebraten, der Wein kommt aber auch groß heraus zu einem Red Snapper vom Grill.
Die Trauben für diesen Spitzenweißwein kommen aus den höheren Lagen des Cachapoal Valley, wo die Sediment-Böden noch mineralhaltiger sind als in den weiter westlich gelegenen Weinbergen. Für die Reserva Privada Linie wird schon im Weinberg gnadenlos selektiert, damit nur die besten makellosen Trauben auf die Kelter kommen. Das wie immer per Hand geerntete Lesegut wurde vollständig im großen Holz vergoren, der Wein reifte weitere 10 Monate in neuen Holzfässern aus französischer Eiche.
Im Glas funkelt er strohgelb mit grünlichen Rändern. Sein Bukett zieht die Nase förmlich ins Glas, so intensiv sind die tropischen Fruchtaromen von Ananas, Bananen und Zitrus mit komplexen floralen Noten und einer dezenten sanften Würze. Extrovertiert zeigt er am Gaumen seine geschmackliche Fülle mit einem guten Zitrusprofil und markanten Tönen von Äpfeln und tropischen Früchten, aber auch Vanille und Karamell und einen Touch Buttrigkeit. Die feinen Aromen, die winzigen weichen Tannine, die Spuren von Mineralität und die griffige Säure verschönen ein gekonnt ausbalanciertes Finale. Ein komplexer, sehr gut abgerundeter Chardonnay mit einem starken Charakter und einer spannenden Stilistik, die das Terroir des Valle del Cachapoal in einem erstklassigen Weißwein widerspiegelt. Erfreuen Sie sich und diesen Ausnahmewein mit edlen Abalone Muscheln oder einem Fasan aus dem Ofen.
26.03.2020
Fotos: © Vinovossum/Weingut Torreón de Paredes
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