An den vier Enden der Welt
An den vier Enden der Welt
Paul René MCC: Moderne Schaumweinerlebnisse aus dem Robertson Valley in Südafrika
Irgendwie hat man den Eindruck, mitten in einem Traum zu sein. Und auch wenn man erwacht, ist es immer noch ein Traum, nur ein sehr lebendiger: Ein ewiges Liebespaar, zwei nette Kinder, eine Farm in Südafrika und ständig scheint man glücklicher zu sein als am Tag zuvor. Wir sind auf der Wonderfontein Wine Farm im Robertson Wine Valley etwa zwei Autostunden westlich von Kapstadt entfernt. Es ist eine Weinregion im Gebiet Western Cape südlich der steilen Abgänge der Langeberg-Wes Mountains, wo sich auf dem Talplateau des Breede Rivers Weinberge und Obstplantagen aneinander reihen.
Paul René MCC wird inzwischen in zwei Sorten hergestellt: Paul René MCC Brut und Paul René MCC Brut Rosé. Zusammen werden jährlich rund 12.000 Flaschen angeboten. Die auf jeder Flasche von Hand angebrachten Etiketten mit der edlen Paul-René Haptik wurden von Monica entworfen, die einst im Kunststudio ihrer Großmutter rumturnte und Grafikdesignerin geworden ist. Sie hat auch innovative Verpackungen für die Kisten mit sechs Flaschen entworfen, die wie Koffer aussehen, in Pink und Weiß. Besonders stilisch ist es, sich die Koffer auf dem Splash of Pink-Sektfestival abzuholen, das jedes Jahr im November stattfindet und zu der die Kleideretikette lautet: Splash of pink.
MCC
MCC steht seit 1992 für Méthode Cap Classique und bezeichnet das Flaschengärungsverfahren für Schaumweine in Südafrika. Es entspricht der Champagnerherstellung, doch da Méthode Champenoise eine rechtlich geschützte Herkunftsbezeichnung ist, heißt das Verfahren im Rest der Welt Méthode Traditionnelle. In Südafrika sind MCCs fast immer aus Chardonnay- oder Pinot Noir-Grundweinen gemacht, die mit der Fülldosage aus Hefe und Zucker zur zweiten Gärung in der Flasche gebracht werden. Das hatten die französischen Hugenotten nach Südafrika mitgebracht, der erste flaschenvergorene Sekt hieß Kaapse Vonkel, was zu recht mit Funkeln zu tun hat. Heute gibt es rund 90 Erzeuger, von denen etwa 60 in der Cap Classique Producers Association zusammengeschlossen sind. Der MCC ist eines der erfolgreichsten Projekte der südafrikanischen Weinbaugeschichte, dennoch werden landesweit insgesamt nur rund 2,5 Millionen Flaschen jährlich abgefüllt.
Henk und Monica gelang ein moderner, richtungsweisender Bubbly, wie man in Südafrika sprudelnde Weine gerne bezeichnet, der sich absetzt von den oftmals schwülen und langweiligen Schaumweinprodukten der Region. Für die beiden war offensichtlich von Vorteil, keine 150 Jahre Winzertradition umsetzen zu müssen, sondern aus bescheidenen Anfängen eine Marke entwickeln zu können, die man heute nicht nur auf exklusiven Dinnerpartys findet, sondern auch in den Nobelrestaurants der Citys und in solchen Feinkostgeschäften, die nur als Geheimtipp verraten werden. Die Qualität ihrer MCCs hat sich bis nach Deutschland herumgesprochen – der Importeur VINOVOSSUM hat sie exklusiv in sein Sortiment aufgenommen, wo auch Endverbraucher sie bestellen können.
Wir haben beide Paul René MCCs verkostet.
Paul René MCC Chardonnay brut 2015
Im Glas leuchtet der Chardonnay Brut hellgelb bis weißgolden und perlt sehr fein und nachhaltig. Bereits der Duft lässt die moderne Frische-Stilistik erkennen, die sich schon im Grundwein von dem zur Versektung wenig geeigneten holzbetonten Bananen-Typus abhebt. Der Chardonnay Brut 2015 entwickelt in der Nase die sortentypischen Frische-Aromen von aufgeschnittenen grünen Äpfeln und Birnen mit weißem Fruchtfleisch, aber auch von Limetten und einigen Aprikosen nebst einem kleinen Hauch von Brioche. Am Gaumen werden die grünen Apfelaromen, die zitrische Frische und der dezente Hefe-Ton von einer feinen Perlage eingewiesen und gehen mit einer dezenten Mandel- und Melonennote und einem winzig kleinen Kick von weißen Johannisbeeren ins Finale. Die rassige Säure ist mit der Mineralität und der saftigen Fruchtsüße perfekt ausbalanciert. Scheinbar endlos genießen wir das cremige Mousse auf der Zunge. Ein moderner Chardonnay MCC für eine genussvolle Geschmacksreise nach Südafrika. Er ist der geborene Aperitif beim Dinner for Two oder for mehrere, er lässt aber auch gerne einen Graved Lachs schäumen.
Paul René MCC Pinot Noir/Chardonnay Brut Rosé 2016
Er funkelt uns im Glas an mit einer feinen, stabilen Perlage und einem zarten Lachsrosé und hebt sich damit farblich wohltuend ab von den weit verbreiteten Himbeercolorationen. Dennoch ist er ein distinguiert perlendes Beerenwunder: Es ist schon erstaunlich, wie es gelingt, der alten Tante Spätburgunder so frische, leicht süßliche Aromen von Erdbeeren zu entlocken. Dazu schweben aus dem Hintergrund florale Nuancen einer Wildblumenwiese herbei. Und dann erst der Geschmack: Erdbeeren der neuen Sorte Magnum, Himbeeren, einige Rote Johannisbeeren und obendrein vom Chardonnay die zarten Töne von Limetten. Alles vereint sich in einem geschmeidigen Finish, in dem die Fruchtnoten von Briocheanklängen und einer gewissen Würze eskortiert werden. Alles ist in einem leicht mineralischen, ausgewogenen Körper harmonisch eingebunden. Die Tannine treten dezent zurück, die verhaltene, aber feste Säure spielt im Abgang schön cremig mit der Frucht. Der Paul René MCC Rosé bietet schwungvolle Raffinesse und hochwertige Eleganz für die Terrasse, auf der Grillfeier und jeder festlichen Gartenparty. Er bringt das ganze Jahr über sommerliche Lust und Laune ins Glas und lässt sich auch gerne zu einem Dessert von frischen Erdbeeren feiern.
25.05.2020
Fotos: © Wonderfontein Wine Farm/Vinovossum
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