An den vier Enden der Welt
An den vier Enden der Welt
Das Weingut Nastl im Kamptal in Niederösterreich: Genuss mit gigantischen Weinen und familiärer Gastlichkeit
Wer in das Weingut Nastl kommt, tritt eine Zeitreise an. Zuerst verbreitet sich dieses skeptische Gefühl, wo hier wohl die urkundlich belegten Jahre seit 1656 geblieben sind, dann stößt man auf eine Presse von immerhin 1870 und staunt schließlich über eine neue Produktionsstätte mit der cleveren Nutzung der Schwerkraft zwischen Traubenankunft im Obergeschoss und modernster Kellertechnik in den Stockwerken darunter. Es ist nicht so, dass man ständig damit rechnet, dass der Heilige Laurentius aus der benachbarten Nikolauskirche um die Ecke kommt. Doch immer schwingt dieses seltsam romantische Gefühl aus der allgegenwärtigen, über 300jährigen Vergangenheit mit, obgleich man sich hier überall zeitlos wohl fühlt. Das beginnt schon, wenn man durch den lauschigen Garten mit dem schattigen Wallnussbaum streift und in der gemütlichen Heurigenstube landet, wo der Genuss aus Küche und Keller zu einem sprachlich nicht verfügbaren Superlativ von „wohl fühlen“ führt. Vor allem aber ist es die heutzutage eher seltene und daher so kostbare Begegnung mit einer großen, gastfreundlichen Familie, die ausnahmslos aus Genussmenschen zu bestehen scheint und obendrein noch eine so märchenhafte Harmonie lebt, das man sich gerne anstecken lassen möchte, um niemals aufhören zu müssen mit dem Sich-Wohl-Fühlen.
Die große, gastfreundliche Familie in Langenlois, das sind Günter und Renate Nastl und ihre Kinder Christian, Alexander und Petra. 1977 übernahm Günter das Weingut von seinem Vater. Er gehörte der Generation an, die in eine Entwicklung hineinwuchs, die heute selbstverständlich erscheint und damals fast revolutionär wirkte: Mit großer Leidenschaft und Ehrgeiz wurden Massenweinproduktion und Fassweinerzeugung umgestellt auf eigene Flaschenweine höchster Qualität. Egal und vergessen wie schwierig es war, den Weg zum Erfolg wirtschaftlich durchzuhalten, heute gehört das Weingut Nastl zu den bedeutendsten Weingütern im Kamptal. Inzwischen ist hier Christian Nastl der versierte Önologe und fungiert als Kellermeister. Er absolvierte die duale Ausbildung an der Fachhochschule in Krems und bringt Erfahrungen aus Praktika in Deutschland, Marlborough in Neuseeland und Ohio in den USA mit. 2020 stieg er ins elterliche Weingut ein, das er in diesem Jahr auch ganz formal übernahm – in nunmehr 13. oder 14. Generation, so ganz genau ist das nicht mehr feststellbar
Das Weingut Nastl bewirtschaftet rund 12 Hektar Rebfläche um Langenlois herum in den Rieden Kittmannsberg, Steinmassl, Spiegel, Ladner und Liss. Riesling und teilweise auch der Grüne Veltliner stehen auf Urgesteinsboden, weiterer Grüner Veltliner auf Löss und der Zweigelt auf Schotterterrassen. Manche Rebstöcke sind älter als 50 Jahre und strecken ihre Wurzeln tief in den Boden, um sich eine ausreichende Wasser- und Nährstoffversorgung sichern.
Die Weingärten sind zu etwa 70 % mit weißen Sorten bestockt, nämlich Grüner Veltliner, Riesling, Weißburgunder, Sauvignon Blanc, Welschriesling, Gelber Muskateller, Chardonnay und Frühroter Veltliner. Bei den roten Sorten sind es Zweigelt, Merlot, St. Laurent und Blauer Portugieser. Die Weine – unter anderem fünf verschiedene Variationen vom Grünen Veltliner – sind in die Linien NastlKamptalDAC, NastlFruchtig, NastlRot und NastlInspirationen eingestellt, dazu gibt es Eiswein und Sekt in der Linie NastlExklusiv. Als Gigant-Weine werden Veltliner, Riesling und Zweigelt im Reservebereich gemacht, aber nur in Jahren, in denen eine perfekte physiologische Reife der Trauben erreicht wird. Eine NastlInspiration ist der experimentelle Orange Wine Chardonnay N.UR, wie Nastl pur, der erst seit wenigen Jahren als maischvergorener, unfiltrierter Wein von Reben eines übernommenen Weingartens angeboten wird.
In den Weingärten wird viel Handarbeit geleistet und der Maschineneinsatz minimal gehalten, die Rebzeilen werden unter anderem mit Kräutern oder Rot- und Gelbklee begrünt. Gute Käfer werden gegen böse Käfer eingesetzt, Raubmilden und Verwirrmethode sind hier die Mittel der Wahl, die sich an den Regularien der integrierten Produktion orientieren. Längst hat man sich dem nachhaltigen Weinbau zugewandt und wirkt aktiv an der Verbesserung der ökologischen Situation mit. So nimmt das Weingut Nastl an einem Projekt der Technischen Universität Graz teil, in dem es darum geht, wie man hochwertige Riedenweine mit dem kleinst-möglichen „Ökologischen Fußabdruck“ herstellen kann. Familie Nastl weiß, dass man keine hochwertigen terroirgeprägten Weine machen kann, ohne die Natur und die Biodiversität im Weingarten zu achten und pflegen.
Neben guten Weinen hat das Weingut Nastl aber auch eine kulinarische Legende zu bieten: die „Sausemmel“. Man erzählt sich, dass sie vor mehr als 25 Jahren von Stammgästen beim Kartenkloppen „erfunden“ wurde. Da neben Kartenhaufen und Weingläsern kein Platz für Teller und Besteck war, musste eine Semmel herhalten und sich – wie heutzutage eine Fladenbrothälfte beim Döner – füllen lassen: dünn geschnittener Schweinsbraten, hausgemachtes Brat’lfett, Zwiebel und Knoblauch, alles sorgsam geschichtet. Inzwischen löst ein frisch aufgebackenes edles Wachauerlaberl die schnöde Semmel ab. Am besten passt dann dazu das veltlinerstarke Verkostungstablett mit fünf verschiedenen Weinen im Sechszehntel-Maß oder im Herbst auch ein Glas Sturm. Das ist in Österreich ein traditioneller, abgepresster Traubenmost, dessen Gärprozess gerade erst begonnen und bereits mindestens 1 %, üblicherweise aber schon mehr als 4 % Alkohol produziert hat. Im Hintergrund muss selbstverständlich der Sausemmel-Blues der Langenloiser Alterherrenband „The Unterlagsreben“ laufen.
Die Sausemel kommt in den Monaten von April bis Anfang Oktober im hauseigenen Heurigen mit 80 Sitzplätzen und im nussbaumbeschatteten Garten mit 60 Sitzplätzen mit freier Sicht auf die Ried Steinmassl zum Einsatz, aber gerne auch das Jahr über bei gemütlichen Weinverkostungen in der altehrwürdigen Vinothek oder sogar bei der Ernte im Weingarten. Denn seit 1980 erstmals im alten Stadl des Weingutes „ausg’steckt“ und von Großmutter Nastl serviert wurde, ist Familie Nastl nicht nur für ihre Weine, sondern auch für ihre kulinarische Gastlichkeit mit regionalen Schmankerln aus Renates Küche bekannt.
Wir konnten zwölf Weine des Weinguts Nastl verkosten.
»VelKam« bedeutet VELtliner aus dem KAMptal, weil es damit anfing, dass ein jugendlich-beschwingter Weißwein präsentiert werden sollte. Inzwischen sind Rosé, Rot und Frizzante in dieser Linie hinzugekommen, so dass es auch passt, phonetisch „Welcome“ für frische, fruchtige Leichtweine anklingen zu lassen.
Auf jeden Fall ist das ein richtig netter Grüner Veltliner, der im Bukett mit grünen Äpfeln, etwas Zitrus, einem Hauch Clementine, einem Touch Pfeffer und einem großen Berg Kräuter seine Frische ankündigt. Das geht auch geschmacklich so weiter, fruchtig, spritzig und mit endlosem Trinkfluss. Gleichwohl ist das ein trockener Wein, der seine lebendige Säure nicht versteckt, sondern die Fruchtigkeit knackig aufpeppt. Das ist ein supergefälliger Veltliner, der das ganze Jahr über sommerliche Lust und Laune ins Glas bringt und mit dem sich auf jeder Party abrocken lässt.
Seit 2009 und dem Jahrgang 2008 ist das Kamptal mit den Rebsorten Grüner Veltliner und Riesling gesetzliches DAC-Gebiet. DAC steht für Districtus Austriae Controllatus und soll gebietstypische Weine gehobener Qualität repräsentieren, entweder vom klassisch-mittelgewichtigen Typ oder als kraftvoll-trockene Reserve. Für sie ist ein striktes Disziplinar erstellt, nach dem beispielsweise im Geschmacksprofil des Grünen Veltliners keine Holztöne oder Botrytisnoten auftauchen dürfen.
Der Grüne Veltliner Langenlois Kamptal DAC ist der Klassiker im Grüne Veltliner Programm des Weinguts Nastl. Im Glas schimmert er in einem hellen Gelbgrün mit silbernen Blitzen. Die Aromen gehen Richtung grüner Apfel, Zitrus, grüngelbe Melone und weißer Pfeffer mit klitzekleinen Spitzen von Quitten und weißen Blumen. Im Mund sind die Apfelnoten und schöne Birnenaromen neben der pikanten, leichten Würze aus Richtung schwarzer Pfeffer allgegenwärtig. Im klaren, frischen Abgang kommen leichte Zitrusnoten hinzu. Die Fruchtnoten sind gut abgestimmt mit der feinen Mineralität und einer feschen Säure. Ein spritzig-fruchtiger Veltliner, der zu jeder Zeit und Unzeit passt und auch einem gebratenen Saiblingsfilet gefallen könnte.
Die Ried Steinmassl erstreckt sich auf ca. 300 Meter Seehöhe nördlich von Langenlois über dem romantischen Loisbachtal. Die Weingärten sind nach Süden und Südwesten ausgerichtet und von kühlen Winden aus dem Westen und Norden geschützt. Der Unterboden besteht aus Granitgneisen mit leicht verwittertem Glimmerschiefer und einer in manchen Geländepositionen bis zu einem Meter starken Auflage aus Felsbraunerde mit leicht kalkhaltigen Geröllsteinchen. Das kristalline Gestein fängt am Tag die Sonne ein und gibt die Wärme bis tief in die Nacht ab. Aufgrund der starken Sonneneinstrahlung wird in den Weingärten an den Reben nicht so viel entblättert, zumal aufgrund des losen Gesteins niemand so richtig gerne in der Riede herumturnt. Der Most ist bei moderaten 14° C im Edelstahl vergoren, damit Frucht und Frische erhalten bleiben.
Das Bukett ist vornehm und wird von Limonen, Grapefruit, gelben Birnen, zartreifen gelben Pflaumen und Quitten bestimmt. Auf der Zunge tritt der Wein komplex und köstlich auf. Hier können die vielfältigen Aromen wiedererkannt werden, hinzu kommen markante mineralische Töne. Ein kristallklar strukturierter Wein, der mit einer griffigen Säure geradlinig auf die Eleganz zusteuert. Servieren sie diesen distinguierten Grünen Veltliner zu einem klassischen Hähnchen vom Grill oder zu einem knusprigen, gut gewürzten Schweinsbraten.
2020 Grüner Veltliner Ried Kittmannsberg Kamptal DAC
Im Glas strahlt der Wein in einem mittleren Gelbgrün. Er protzt mit höchst feinen kleinen Aromen von gelben Birnen, stark würzig-kräutrigen Anklängen und einem Hauch von Exotik. Wer auf schwere Pfefferschwaden wartet, wird angenehm enttäuscht: Hier tritt die Pfeffrigkeit hinter einer harmonischen Würze zurück, die sich mit einer sehr zarten Pikanterie in der Aromatik begnügt. Im Mund breitet sich eine dichte Saftigkeit aus. Zu der gelben Fruchtigkeit kommen Töne von Wald- und Wiesenkräutern hinzu, die unterlegt sind von einer Anmutung von Mineralität. Alles verträgt sich gut und wird von einer angemessenen Säure in einen gehaltvollen, frischen, fast schmelzigen Abgang begleitet. Das ist ein charaktervoller Repräsentant der Rebsorte, der saftig, konzentriert und vielschichtig seine Herkunft zeigt. Genießen Sie ihn ganz traditionell zum legendären Wiener Schnitzel oder etwas abgedreht zu einem Thunfisch-Quiche.
2019 Grüner Veltliner Gigant Ried Liss Kamptal DAC Reserve
Welch hochkomplexer Veltliner schimmert hier goldgelb im Glas. Welch kühler, vielschichtiger, dezent mineralisch begleiteter Duft nach Exotik, dazu herbes Kernobst, Quitten und Zitrus, unterlegt mit einem Hauch von frischen Gartenkräutern. Am Gaumen dann ein vollmundiges, hochkonzentriertes, extraktreiches Veltliner-Erlebnis mit reifer Williamsbirne und Mango plus herrliche Eindrücke von Mandeln. Das Mundgefühl ist von einer fast cremigen, saftigen Dichte bestimmt und druckvoll von einem filigranen Schmelz begleitet. Die feine Säure ist präsent, aber fein austariert mit dem Extrakt und einem kleinen, feinen, leicht vanilligen Holzton. Das Finish ist saftig, würzig und ewig anhaltend. Ein ungemein körperreicher, ausdrucksstarker Veltliner mit Finesse, Eleganz und Harmonie. Die Kraft dieses Veltliners dürfte noch etliche Jahre lang den Gaumen erfreuen. Öffnen Sie die Flasche gleichwohl schon jetzt und zwar mindestens eine Stunde vor dem Einschenken in Rotweingläser. Wenn dieser Gigant auf dem gedeckten Tisch stehen soll, dann ganz österreichisch neben einem Tafelspitz mit Meerrettich, wenn es unbedingt purdeutsch sein muss, dann mit einer Forelle an Meerrettichsoße.
2016 Grüner Veltliner Reserve Gigant Kamptal DAC
Der Ortswein Reserve Gigant ist schon im Weinberg zielgerecht vorbereitet worden, hat man doch auf eine extreme Ertragsreduzierung gesetzt und nur wenige Trauben am Stock ausreifen lassen. Es ist ein Schatzkammerwein, der auch nach fünf Jahren erst einen Bruchteil seines Potenzials erreicht hat.
Goldgelb funkelt er im Glas und drängelt sich in die Nase mit einer konzentrierten Aromatik, die auch schon jenseits der Primäraromen spielt. Unter die dezenten gelben Früchte wie Birnen und Weiße Johannisbeeren mischen sich florale und pikant-kräutrige Anklänge. Geschmacklich treffen wir auf eine erstaunliche Dichte und eine kernig-fruchtige, imponierende Eleganz. Auf der Zunge begegnen sich Williamsbirnen, rote Grapefruit, Mandeln und ein Touch von Waldhonig, alles eingerahmt in eine schöne Würze. Die dezente Säure, ein kleiner lockerer Gerbstoffgriff und eine überraschend präsente Mineralik stützen einen geschmeidigen, zuweilen herrlich cremigen und leicht süßlichen, solide saftigen Abgang. Ein Veltliner von besonderer Ausdruckskraft und herrlichem Volumen mit lebendigen Aromen und markanter Textur. Hier wird der Klassiker edel und langlebig und reckt sich in die Topliga empor. Der Wein begleitet hervorragend ein Krebs- und Hummergericht, gerne auch im Salatformat.
2020 Langenlois Riesling trocken Kamptal DAC
Fruchtaromen von reifen Aprikosen vermischen sich mit weißen und gelben Pfirsichen, Äpfeln, mit Charente-Melone und einem Hauch von Zitrus. Am Gaumen harmonisiert die Fruchtsüße von Mangos, Pfirsichen, reifen Marillen und einigen Limetten mit der frischen Säurestruktur und der deutlichen Mineralik mit Feuerstein-Verdacht. Alles mündet in einen langen, saftigen Abgang. Ein brillanter, knackig-frischer Geschmacksstoff, der gefällige Wein zum gleich trinken, der animiert und zufrieden stellt. Wer den Mainstream der Vorspeisen und Fischpalette verlassen will, serviert ihn zu Kohlwickel mit leichter Rahmsauce.
Das Geneis-Gestein mit dem Schieferglimmer in der Ried Steinmassl gefällt der Riesling-Rebe. Sie hat dank der nächtlichen Wärmeabgabe des Gesteins auch meistens warme Füße.
Der Riesling aus der Gigant-Klasse ist ein gefährlicher Verführer, der Schluck für Schluck so herrlich süchtig macht. Mit einem brillierenden hellen, grünlich schimmernden Gelb funkelt der Wein im Glas. Reife Fruchtaromen explodieren in der Nase und halten sich nicht lange mit den Äpfeln, Pfirsichen und Zitrusfrüchten auf, sondern reichern sich gleich mit tropischen Mangos, Litschis und einer Löffelspitze würzigen Tannenhonigs an. Im Mund erleben wir ein ausdrucksvolles Spektrum von tropischen Früchten, Pfirsichen und Mirabellen. Die Säure ist finessenreich ausbalanciert und trifft sich mit der sehr saftigen Fruchtsüße und der vielschichtigen Mineralik im fein-fruchtsüßen, delikaten, nahezu endlosen Nachhall. Große Kraft und Wärme verbinden sich mit komplexer Dichte, mit geheimnisvoller Rassigkeit und faszinierender, feingliedriger Eleganz. Servieren Sie zu diesem Wein eine Foie Gras von der Gans – natürlich moralisch korrekt von Sousa & Labourdett – oder ein deftiges, knuspriges Ingwer-Hähnchen.
2020 Zweigelt Rosé trocken
Dieser Rosé ist mehr als nur ein unkomplizierter Terrassenwein und auch keine versüßte Annäherung an die Lieblingsfarbe junger Mädchen. Entstanden ist ein klassischer Rosé, mit dem sich auch Trockentrinker aus der Deckung wagen können.
Im Glas funkelt er in einer kräftigen Lachsfarbe und entsendet fruchtige Aromen von Roten Johannisbeeren, Himbeeren, Kirschen und winzige Spitzen von Minze und Eukalyptus. Er schmeckt fruchtig-spritzig und zeigt sich mit einer präsenten Säure, die nicht weggezaubert wurde, sondern mit der Fruchtsüße und den Beeren eine konzentrierte Harmonie der Frische eingegangen ist. Auf diese Weise wird ein langer, Nachhall unterstützt, der uns herumschmatzen lässt auf der zarten Zweigeltfrucht mit einem Hauch von Würze und Nüssen, einem Touch feinster Gerbsäure und einer dezenten Mineralität. Ein Wein, der nicht nur den Sommer, sondern auch jede andere Jahreszeit in Schwung bringt und Sehnsüchte nach einem romantischen Abend erweckt. Er würde sich aber auch nicht gegenüber gebratener Leber mit Äpfeln wehren.
2019 Velkam rot Blauer Zweigelt trocken
Das ist also der rote Willkommenswein vom Weingut Nastl, ein Rebsorten-Gutswein, der als freundlicher Lockwein vom Löss in die Welt der Zweigelt und Konsorten einführt – und das sehr erfolgreich. Er ist mit allem Drumherum ausgebaut, also Maischegärung, malolaktische Gärung und Reifung im großen Holzfass.
Im dunkelpurpur ausgeleuchteten Glas entwickelt der Velkam-Zweigelt sortentypische Aromen von Süßkirschen, Schattenmorellen, Johannisbeeren, einigen Brombeeren und Heidelbeeren – alles tobt in der Nase extrovertiert herum. Auf der Zunge breitet der Wein sich schmiegsam, ruhig und fast cremig aus. Er tritt ohne Ecken und Kanten auf mit gut gedeckelten Tanninen, runder Würze und angenehmer, frischespendender Säure. Süffig und animierend lässt er uns noch lange im Abgang herumschmatzen. Ein gradliniger, fruchtiger Zweigelt, der eine trinkfreudige Fröhlichkeit herauslässt. Genießen Sie ihn leicht gekühlt als Partyknüller für die rote Fraktion oder wenn das Entrecôte fertig gegrillt ist.
2017 Gigant Zweigelt Ried Ladner Reserve trocken
In der Nase werden alle Zweigelt-Erwartungen erfüllt: eine mit Waldbeerenkonfit und Brombeeren unterlegte Kirschfrucht vom Typ Hedelfinger Schwarzkirsche, dazu ein kleiner Touch Nougat und ein gewisser Kick von Tabak. Am Gaumen entfaltet sich ein vielschichtiger, recht komplexer Körper mit angenehmer Harmonie. Die Eindrücke von Beeren und Kirschen sind saftig und reif, die Säure ist gut durchstrukturiert und ebenso wie die weichen Tannine und einige Röstaromen ordentlich eingebunden. Im Finish streichelt der Wein nachhaltig die Geschmacksknospen, weich und ausgewogen. Ein nachdrücklicher, komplexer Wein mit kompakter Kraft, der auf der Flasche noch interessantes Potenzial bietet. Das ist der pointierte Animator zu sonntäglichen Fleischrouladen oder zu Omas Hasenbraten oder stellen Sie heimlich eine große Platte verschiedener Schokoladensorten zusammen.
Der Sekt vom Weingut Nastl rangiert außerhalb der relativ neuen Qualitätspyramide, darf sich also nicht g.U. – geschützter Ursprung – nennen, obgleich wahrlich nicht zu befürchten ist, dass mehr als nur das Kamptal in der Flasche ist. Es ist ein reinsortiger Riesling-Sekt von Urgesteinsböden, der in der Méthode Traditionelle, also champagnermäßig in der Flasche vergoren ist und sich ohne Jahrgangsangabe präsentiert. Er wurde schon mehrfach hoch ausgezeichnet.
Mit einer feinen, sehr langlebigen Mousse zeigt sich der Riesling Brut total lebendig. Sortentypische, sehr reife Riesling-Aromen nehmen mit angemessener Frische von Zitrus und weißem Pfirsich einen Drive in gelbfruchtige Richtungen zu Äpfeln und Quitten mit einem Hauch von Birnen und Papaya – alles dezent und vielschichtig. Im Mund tritt er kraftvoll und saftig, aber nicht plump oder schwer auf. Mit einer animierenden Säure, fein perlierend und schön mineralisch geht er in ein aromatisches und belebendes, cremiges Finish. Trotz seiner zupackenden und nicht zu trockenen Art bleibt er elegant und beschwingt. Er ist der galante Opener für jeden schönen Abend und begleitet auch gerne Graved Lachs als Vorspeise.
20.12.2021
Alle Fotos © Weingut Nastl