An den vier Enden der Welt
An den vier Enden der Welt
Das Weingut Nik Weis in Leiwen: Einzigartige Spitzenweine von Mosel und Saar mit internationaler Reputation
Klein und idyllisch liegt der Ort Leiwen an einer der schönsten Moselschleifen zwischen Bernkastel und Trier – eine der eindrucksvollsten Weinlandschaften der Welt. So klein Leiwen mit seinen knapp 1.600 Einwohnern auch ist, mit ungefähr 273 Hektar bestockter Rebfläche ist es eine der größten Weinbaugemeinden an der Mosel. Hier prägt der Wein nicht nur die Landschaft, sondern seit Jahrhunderten auch die Menschen und deren Leben, das stets auf den Rhythmus der Reben ausgerichtet ist, den die Natur vorbestimmt. Einer, der hier seit seiner Kindheit mit der Natur und dem Weinbau lebt, ist Nik Weis.
Der Betrieb wurde in den 1960er-Jahren von Sohn Hermann Weis übernommen. Hermann kaufte ausgesuchte Weinberge in der Umgebung von Leiwen, aber auch an der Saar hinzu. Damals brachten viele junge Winzer die Technik in die Weinberge und wollten daher die damit nicht zu bearbeitenden Steillagen loswerden. Nach dem Tod seines Vaters ging Herman nach Kanada in die Provinz Ontario. Mit Blick auf die Niagara Fälle bepflanzte er große Flächen mit Riesling-Reben und nannte sie St. Urban Vineyards. Daraus ging später das berühmte Weingut Vineland Estates hervor. In Leiwen übernahm Hermans 1971 geborener Sohn Nik 1997 – genau 50 Jahre nach der Gründung – in dritter Generation den elterlichen Hof und führt ihn heute gemeinsam mit seiner Ehefrau Daniela. Nik war mit dem Wechsel der Jahreszeiten und dem Zyklus des Weinbaus im elterlichen Weingut aufgewachsen. Seine Spielplätze waren die Weinberge und der Fasskeller. Das Winzerhandwerk lernte Nik in Kanada auf Vineland Estates, in den USA und studierte an der Hochschule in Geisenheim Weinbau und Kellerwirtschaft. Zusammen mit seinem Vater entfernte er sich von Massenweinen und richtete das Weingut auf höchste Qualitätsziele aus, ohne sich von traditionellen Arbeitsweisen völlig zu verabschieden. Von Anfang an wollte er sich darauf konzentrieren, individuelle und charakterstarke Weine zu erzeugen, die mit jedem Schluck ihre Herkunft mit einer einzigartigen Vielfalt erlebbar machen. Dass er darüber hinaus auch ungewöhnliche Ideen umsetzt, zeigt seine Initiative für den ersten koscheren Wein im Verband Deutscher Prädikatsweingüter VDP, den er 2014 gemeinsam mit Maximilian von Kunow und dessen Weingut von Hövel gemacht hat. Nicht zuletzt gehören zu diesen Ideen auch die Events im Weingut wie Anfang des Jahres der vinophile, klingende Abend, bei dem er zusammen mit Heike Näkel vom Ahr-Weingut Meier-Näkel zu ausgesuchten Weinen den Sänger und Songwriter Stephan Maria Glöckner auftreten ließ.
Inzwischen ist Nik Weis ganz oben angekommen, was Qualität und darauf beruhende Reputation angehen. Seine Rebschule, mit der er die Rebsortengenetik fördert und der Traubenmonokultur entgegen wirkt, stattet weit mehr als die eigenen Weinberge oder die deutschen Anbaugebiete mit Rieslingklonen aus. Sie gehört heute zu den größten privat geführten in ganz Deutschland. Nik Weis bewirtschaftet mit dem St. Urbanshof rund 45 Hektar Rebfläche, die zu 98 % mit Riesling bestockt sind, der Rest verteilt sich auf Weißburgunder, Grauburgunder und Spätburgunder. Diese 2 % sind keine Relativierung der Ausrichtung auf den Riesling, sondern neugieriges Experimentieren mit Burgundersorten. Die Weinberge liegen in den Einzellagen Leiwener Laurentiuslay, Piesporter Goldtröpfchen und Mehringer Blattenberg mit der Katasterlage Layet an der Mittelmosel und Ockfener Bockstein, Wiltinger Schlangengraben sowie Schodener Saarfeilser Marienberg an der Saar. Damit operiert das Weingut in zwei Weinwelten, die nicht nur weingeografisch, sondern auch sensorisch höchst unterschiedliche Ansätze bieten.
Die bis zu 60 Grad steilen Hänge der Mittelmosel werden tagsüber von der Sonne verwöhnt, während in der Nacht kalte Luftströmungen aus dem Hunsrück und der Eifel das Tal durchziehen. Gleichzeitig behalten die Rebstöcke warme Füße, denn das graue, blaue und rote, stark verwitterte und tonige Schiefergestein speichert die Hitze des Tages und gibt sie in den Nächten an die Reben ab. Die Riesling-Reben lieben das Spiel der Temperaturamplituden und bedanken sich mit einer perfekten Ausreifung, einer starken Aromatik, einem soliden Säuregerüst und viel Eleganz im Wein. An der Saar sind die Weinberge vielfach weniger steil und seltener sonnenexponiert nach Süden ausgerichtet, was in Zeiten des Klimawandels einen unerwarteten Charme bekommt. Der hat hier noch einen anderen Effekt, denn die bislang nahezu unabänderliche starke Säurebetonung an der Saar lässt sich seit der zunehmenden Erderwärmung durch offensives Hinausschieben der Ernte reduzieren. Der Devonschiefer ist an der Saar oftmals mit vulkanischen Basaltarten oder Grauwacke vermischt, was für eine sehr spezifische Mineralität in den Weinen sorgt.
Seit 2000 ist das Weingut Nik Weis Mitglied im VDP. Daher sind die Weine in die Klassifikation des VDP eingestellt, also VDP.Gutswein über VDP.Ortswein und der VDP.Ersten Lage bis zum Großen Gewächs aus der VDP.Großen Lage. Alljährlich werden über zwanzig verschiedene Weine in etwa 300.000 Flaschen abgefüllt. Die trockenen und feinherben Weine bekommen ein weißes Label, die frucht- bis edelsüßen Weine das schwarz-goldene St. Urbans-Hof-Etikett. Alle Flaschen tragen seit 2006 die Gebietsbezeichnung Mosel, während es zuvor Mosel-Saar-Ruwer hieß und zwar seit 1909, etikettiert seit 1936. Das Weingut gehört auch noch der Vereinigung FAIR’N GREEN an, die Produktion und Absatz der Weine zertifiziert. Das ist keiner der verbreiteten Nachhaltigkeits- und Umweltbewahrungsvereine, bei FAIR’N GREEN werden auch soziale Aspekte wie Bezahlung der Erntehelfer oder Gewicht der zu schleppenden Flaschen berücksichtigt, autarke alternative Stromquellen verlangt und auf Fortbildung des Personals geachtet.
Beim Ergebnis legt er Wert auf Ausgewogenheit. Die Fruchtaromen des Rieslings müssen das Terroir, das Klima und den Vegetationsverlauf abbilden. Eine knackige Säure muss von einer natürlichen Fruchtsüße gebändigt werden, die leicht salzige Schiefermineralität muss einen seidigen, nicht zu extrovertierten Rahmen bilden. Wenn alles perfekt ausbalanciert und im für Moselweine typischerweise moderaten Alkoholvolumen verpackt ist, dann bringt der Genuss eines Nik-Weis-Rieslings von der Mosel oder der Saar unvergessliche Erlebnisse. Das hat längst auch international Niks Spitzenruf gefestigt. Die langjährige Fokussierung auf herausragende Qualität hat ihm und seinen Weinen mit jedem neuen Jahrgang Auszeichnungen und höchste Bewertungen gebracht – in Weinführern, bei Verkostungen von Fachmagazinen und besonders vom Weinpapst Parker, der regelmäßig mehr als die magischen 90 Punkte vergibt und die Edelsüßen mit 99 Punkten direkt am Übergang in den Rieslinghimmel empfängt. Weinführer Eichelmann erhob Nik Weis 2019 zum „Weltklasse-Weingut“.
Wir konnten neun Weine des Weinguts Nik Weis verkosten.
Die Trauben für diesen Gutsriesling kommen aus verschiedenen Lagen in der Umgebung des Weinguts, die eher flacher und nur leicht hängig sind. Die 40 bis 70 Jahre alten Rebstöcken stehen häufig auf Flusssedimentböden mit stark verwittertem Schiefer, Sand, Kies und Lehm. Gärung und Ausbau erfolgten mit wilden Hefen vollständig im Edelstahl.
Der Mosel-Gutswein macht sich im Glas mit einem markanten pflanzlich- und schiefer-würzigen, kräuterigen Duft bemerkbar, dazu kommen fruchtige Aromen von Aprikosen und frischen grünen Äpfeln umrankt von einer mineralischen Note, alles zart angedeutet, keineswegs stürmisch. Im Geschmack bleiben die feinen Kräuterrichtungen und die Fruchtaromen erhalten und bekommen einen Zitrusakzent nebst einem Hauch hefiger Töne aufgesetzt. Die geschliffene und kühle Fruchtigkeit verbindet sich mit der lebendigen, reifen Säure zu einer Frische, die das nachhaltige, pikant-mineralische Finale prägen. Es ist dieser spritzige Frischeeindruck, der den Körper dieses Rieslings leicht und beschwingt erscheinen lässt und einen saftigen, fast süffigen, jedenfalls locker strömenden Trinkfluss animiert. Ein raffinierter, individueller Einstiegswein mit einer feinen Struktur, einer gewissen Tiefe und der weingutstypischen Harmonie. Er bringt zu jeder Jahreszeit den Moselsommer ins Glas und macht sich auch gut zu einer Vitello Tonnato Vorspeise, zu Wolfsbarsch vom Grill oder Meeresfrüchte-Pasta.
Die Rebstöcke für diesen Gutsriesling stehen im hängigen bis steilen Wiltinger Schlangengraben auf viel rotem Saarschiefer mit Quarziten. Der Boden ist auch hier von Flusssedimenten mit Sand, Kies und Lehm durchzogen. Ausgebaut wurde der Wein nach Spontanvergärung im Edelstahltank. Einen Saar-Riesling feinherb zu komponieren, bringt alles, was das eher kühlere Terroir der Saar zu bieten hat, auf den höchsten Geschmacksgipfel.
Schon im Bukett zeigt der Saar-Riesling seine mineralische Herkunft vor, präsentiert sich aber auch ausgesprochen fruchtfreudig mit klassischen Noten von Pfirsichen, Äpfeln, einigen Quitten und weißen Blüten plus einem Touch tropischer Mango und Zitrus. Schon der erste Schluck betört durch das herrliche Zusammenspiel von Frucht, Säure und Mineralität. Feine, präzise Pfirsich- und Zitrustöne treffen auf eine sanfte, leicht salzige Schieferaromatik und lassen ganz hinten eine kleine Spur Kräuterigkeit vom Rotschiefer erkennen. Die fruchtige Restsüße wird von einer straffen, koketten Säure eskortiert, die einen wundervollen langen Abgang voller Eleganz stützt. Ein finessenreicher, schlanker, charakterstarker Saar-Riesling: harmonisch, leicht und luftig. Reichen Sie ihn als eleganten Aperitif zu jeder Gelegenheit oder zu einem indischen Hähnchen-Curry.
Dieser Gutsriesling ist ein ganz besonderer Terroirwein, der viele sensorische Merkmale vom blauen und roten Schiefer aus Lagen in Mehring an der Mosel und Wiltingen an der Saar und von 40 bis 60 Jahre alten Reben mitbringt. Mit natürlichen Hefen im Edelstahl vergoren ist er halbtrocken ausgebaut.
In der Nase imponiert sogleich die besondere Art der mineralischen Komponenten mit den berühmten Assoziationen von frisch aus der Erde geholten feuchten Feuersteinen. Das übertönt aber weder den frischen Fruchtkorb mit Apfel, Aprikose, Mirabelle, Birne und Zitrus noch die leichten Nuancen von weißen Blüten und einigen Kräutern nebst einem winzigen Anklang von frischem Heu. Alles schwebt elegant und sehr komplex hin- und her. Im Mund fügen sich die leicht salzig mineralischen Noten ausgeglichen ein in die feinen, saftigen Fruchteindrücke aus den Bukettaromen und von exotischer Ananas. Sie sind mit einer schönen Restsüße in die kristallklare Säure und die feine Würze eingebunden. Es kommen eine sanfte Feuersteinmineralität vom Blauschiefer mit einer leicht rauchigen Richtung und eine zarte Rotschieferwürze zusammen, was dem Finish einen interessanten Charakter verleiht. Ein federleichter Wein mit einer gefälligen Extravaganz, der sein Terroir mit Stolz und einer komplexen Struktur präsentiert. Das ist ein hochwertiger Begleiter für einen klassischen Lachs vom Grill oder gerne auch etwas schräg zu einem bayerischen Leberkäs.
2020 Wiltlinger Alte Reben Riesling VDP.Ortswein
Der 2020 Wiltlinger Alte Reben Riesling fächelt ein fruchtig-würzig-florales Lüftchen von roten und gelben Äpfeln, Pfirsichen, roter Grapefruit und einigen überreifen Stachelbeeren aus dem Glas, eingerahmt von einem klaren mineralischen Schiefertouch. Über die Zunge rollt er reichhaltig und schön abgerundet mit einer ganz eigenen, vielschichtigen Tiefe und einem gut strukturierten Extrakt. Die feinsüßlichen Fruchtaromen aus der duftigen Aromatik gefallen auch im Mund und verschmelzen mit der ausgereiften Säure zu einem schlanken, aber festen Körper. Bis ins nachhaltige Finale ist gut wahrnehmbar, dass die rotschiefrige Mineralik anders als eine blaue oder graue weniger Feuerstein, sondern eher deftig kräutig-würzige bis ganz dezent erdige Nuancen mit einem Hauch von Gerbstoffen verbreitet. Das ist ein herzlich-herzhafter Wein, der mit raffiniert abgefedertem Biss und präziser Substanz stilistisch perfekt die Klassik der Saar schmecken lässt. Er ist ein vielseitiger Speisebegleiter, der weder Fisch noch Fleisch scheut. Für den Anfang können Sie ihn passgerecht zu einem echten Wiener Kalbsschnitzel mit Kartoffelsalat servieren. Er lockert aber auch Schluck für Schluck und Flasche für Flasche jeden geselligen Gesprächsabend auf.
2019 Mehringer Layet Riesling VDP.Großes Gewächs
Kraft trifft Vitalität, Feingliedrigkeit trifft Ausdrucksstärke, so könnte man dieses Große Gewächs in die Schlagzeilen heben. Der komplex-expressive Riesling offeriert freigiebig seine duftigen Mittelmosel-Aromen von Äpfeln, weißen Pfirsichen, Zitronenmelisse und weißen Blüten. Alles vermittelt den Eindruck der kühlen Reife und Gediegenheit, bei der die energisch-lebhafte Kräuterwürze und die markante Nasser-Stein-Mineralik wie selbstverständlich dabei sind. Auch am Gaumen eröffnet sich intensiv ein unverwechselbarer, fast verspielter Charakter aus Mineralität, süßlicher Frucht und griffiger, aber feinmundiger Säure. Zitrusfrüchte, Pfirsiche und Äpfel bilden das solide Fruchtspektrum, umgeben von einer filigranen Würze und einer feuersteinartigen Mineralität. Im herrlich schmelzigen Abgang verfolgt uns noch lange die tiefe Mineralität mit der schönen Würze und der dichten, ausgewogenen und seidigen Struktur. Wir schmatzen auf dem hocheleganten, körperreichen Vermächtnis einer großen steinigen Schieferlage herum. Ein Wein mit großem Charakter, der noch sehr viele Jahre Freudensprünge auslösen wird. Erfreuen Sie sich und den Wein schon jetzt mit einem Kaninchenbraten aus dem Rohr an einer klassischen Sahnesoße oder betrachten Sie ihn als Hochgenuss pur wo immer Sie ihn genießen mögen.
2019 Bockstein Riesling VDP.Großes Gewächs
Verführerisch und expressiv klettert eine fruchtig-florale Duftigkeit mit einer gradlinigen Mineralik aus dem Glas. Dann vermählen sich weiße Pfirsiche, reife Aprikosen und rote Grapefruit mit wilden Kräutern und reichlich Blütenblumen von Wiesen im kühlen Morgentau. Man bekommt vom herrlich wechselnden Aromenspiel in der Nase gleich einen komplexen Gesamteindruck, der den Gaumen vorglüht für den ersten Schluck. Der transportiert dann die saftigen Fruchtnuancen mit einer netten kleinen Restsüße in den Mund und integriert sie in die lebendige Säure und die subtile, salzige Mineralität. Hinzukommt eine multiple, leicht herbe Würze, die unaufdringlich, aber gut zu schmecken im Hintergrund agiert. Alles fließt glücklich und vereint in einen langen Abgang. Das ist ein komplexes Großes Saar-Gewächs mit seidiger Textur, gradliniger Kante, geheimnisvoller Tiefe und vollendeter Eleganz. Zu diesem magischen Wein passen die langweiligen, aber pairungssicheren Meeresfrüchte, als klassisches Gericht die gebratene Seezunge oder als mutiges der Rheinische Sauerbraten.
2016 Laurentiuslay Riesling VDP.Großes Gewächs
Dass man einen exquisiten, faszinierenden Wein im Glas hat, bemerkt als erstes die Nase. Sie freut sich über die erdig-mineralisch dichten, komplexen Töne mit kraftvollen, herrlich herben Aromen von Gewürzen wie Muskatnuss, Fenchel, Nelke und Piment. Dann kommen reife Aprikosen, Orangen- und Zitronenzesten und etwas Grapefruit hinzu. Bei weiterer Öffnung lassen sehr feine Röstaromen aus dem Fuderfass grüßen, die einen Hauch Weihnachtsbäckerei und eine pikante Ingwernote mitbringen. Alles wird von dezenten floralen und feinsten Kräutern begleitet. Wie bei ganz großen Rieslingen weht auch ab und an eine Anmutung von Cassis aus dem Glas. Der Gaumen wird saftig und druckvoll von den herben bis zart süßlichen Fruchtaromen verwöhnt. Gleichwohl drängelt der Wein nicht, sondern schwebt intensiv, aber fast leichtfüßig und mit perfekt austarierter Säure durch den Mund. Er ist klar und sauber, vegetabile und nussige Noten behaupten sich neben der Frucht, eine feine Cremigkeit und eine vibrierende Finesse treffen auf eine gut integrierte mineralische Textur. Tiefgründig und kraftvoll geht er in einen fülligen, dichten Abgang. Ein großer Moselriesling mit außergewöhnlicher Spannung und einer Vielschichtigkeit jenseits der Primäraromen, die eine spektakuläre Entwicklung über viele nächste Jahre erahnen lassen. Der Wein ist der geborene und erkorene Solist, er zeigt seine Impressionen aber auch gerne unter Missachtung der üblichen Verdächtigen in einem Bereich, der regulär mit Rotweinen flankiert wird, beispielsweise zu Hirschkeule aus dem Ofen mit Preiselbeersoße und Kartoffelklößen. Er ziert aber auch viele andere kraftvolle Fleischgerichte, gerne auch an einer festlichen Tafel mit würdevollem Kerzenschein.
Mit dem fruchtsüßen Kabinett hat Nik Weis einen Wein in der klassischen Tradition von Saar-Mosel-Ruwer gemacht in dem Stil, der einst den Ruhm dieser Weine begründet hat. Als VDP.Große Lage steht er für den Moselklassiker, dessen Charme sich niemand ernsthaft entziehen kann.
Im Aromenspiel überholt ein feiner Zitrusduft mit tropischen Nuancen die Noten von Äpfeln, Pfirsichen und reifen gelben Stachelbeeren und lässt auch die wunderbaren hellen floralen, rauchigen und kräuterig-würzigen Töne durch, die zärtlich mineralisch unterlegt sind. Der Gaumen freut sich über eine klare, schmelzige, süßlich-saftige Fruchtspannung von Zitrus über Töne von Aprikosen, Mandarinen und weißen Johannisbeeren, aber auch über die tiefgründige, rauchige Schiefermineralität im Hintergrund. Die animierende Säure ist fein und vibrierend, sie untermalt distinguiert die natürliche Fruchtsüße in einem überaus harmonischen Zusammenspiel. Im fast endlosen Finale bleibt der Kabinett noch lange in guter Erinnerung: straff und geschliffen mit dezenter Extraktsüße, filigraner Säure, einer würzigen Kräuternote und kühler Mineralität. Das ist ein eleganter Riesling, saftig und fein mit druckvollem Körper. Er zeigt die Eigenarten des Saar-Terroirs und seine Herkunft mit animierender Frische und Fruchtigkeit vor. Ein leuchtender, verführerischer Solist für milde Sommer- und entspannte Kaminabende und eine einwandfreie, klassische Eskorte für einen Red Snapper in Kokos-Mango-Soße oder einen uralten holländischen Kummin-Gouda.
2015 Leiwener Laurentiuslay Riesling Auslese Goldkapsel VDP.Große Lage
Ein verführerisches Bukett entweicht dem Glas. Es begegnet uns aber keineswegs das übliche exotische Fruchtpotpourri mit seichten blumigen Beigaben. Hier geht es robuster zu mit einem hochkomplexen Panorama von Gewürzen, Mineralien und einer dezenten Fruchtduftigkeit. Robust heißt hier nicht plump, daher umkreisen so gegensätzliche Aromen wie Nelken, Brennnesseln, Orangen- und Holunderblüten, blonder Tabak und Feuerstein die dichten Fruchtaromen von Limetten, gelben Nektarinen, Äpfeln, Mango und Papaya und fordern zum endlosen Herumschnüffeln auf. Über die Zunge quillt er üppig süßlich, aber mit einer imposanten Frische. Die Bukett-Aromen gehen nicht unter, sondern werden mit jedem Schluck intensiver und kleiden den Gaumen dicht und differenziert aus, ohne klebrig oder marmeladig zu werden. Das Geheimnis der kühlen Feinsaftigkeit ist die Balance zwischen Fructose-Süße und knackiger Säure. Beides ist mit dem zarten Gerbstoffgerüst und der starken Mineralik einfühlsam ausbalanciert. Wie bei allen klassischen Edelsüßen ist die Balance der Schlüssel zum Genuss. Es kommt auf das Zusammenspiel von strukturierter Säure, süffiger Frucht, sanfter Würze und delikater Mineralik an. In diesem Riesling haben wir der genialen Komposition die erstaunliche Feinsaftigkeit, die energische Substanz, die konzentrierte Textur und als Fazit dieses herrlich schwerelose Auslese-Erlebnis zu verdanken. Sie dürfen mit diesem Wein gerne von einem Krebsgericht mit indischem Curry ablenken oder ihn gleich als Solisten reichen, Ihre Gäste und er haben es verdient.
10.06.2021
alle Fotos: © Weingut Nik Weis