An den vier Enden der Welt
An den vier Enden der Welt
Zantho im Burgenland: Österreichs großer Kellereibetrieb setzt Maßstäbe für höchste Qualität zum attraktiven Preis
Andau liegt im äußersten Osten Österreichs im nördlichen Teil des Burgenlandes am Seewinkel nahe dem Neusiedler See, keine 10 Kilometer von der ungarischen Grenze. Bis Wien sind es rund 80 Kilometer, bis Bratislawa in der Slowakei rund 60 km. Etwa 50 Winzerfamilien liefern hier einem der modernsten und effizientesten Kellereibetriebe Österreichs zu, der sich mit einem einzigartigen Projekt zum Ziel gesetzt hat, den burgenländischen Qualitätsweinbau zu fördern.
Vor 20 Jahren taten sich der Frauenkirchener Winzer Joseph Umathum und der Geschäftsführer des Winzerkellers Andau, Wolfgang Peck, zusammen und gründeten mit Mitgliedern des Winzerkellers die Zantho GmbH. Mit den besten Winzern der Genossenschaft sollten nach einem strikten Regelwerk Weine höchster Qualität aus einheimischen Rebsorten von lokalen Winzern produziert werden.
Foto: © Ralph Darabos
Der Name Zantho leitet sich von der ursprünglichen Bezeichnung von Andau ab, wie sie in der ältesten datierten Urkunde von 1487 und noch einmal 1525 auftauchte. Das Wort kommt aus dem Altmagyarischen, der Vorläufersprache des Ungarischen und steht für Ackerland oder "karger, steiniger Boden", was ja gut zum lokalen Weinbau passt.
Das Traubengut für den Kellereibetrieb liefern rund 50 Winzerinnen und Winzer in der Umgebung von Andau im Weinbaugebiet Neusiedlersee. Es sind ausgewählte und vertraglich langjährig gebundene Genossenschaftsmitglieder des Winzerkellers Andau, die speziell geschult sind und auf ihren kleinen Flächen in familiären Betrieben die Weingärten nach den Vorgaben von Zantho bearbeiten. Das Weinbaugebiet Neusiedlersee reicht von den Hügeln östlich des Sees und der großen Weinstadt Gols über den flachen Heideboden bis hinunter zum Seewinkel mit den rund vierzig salzhaltigen Seen, den Laken. Die Gegend rühmt sich des tiefst gelegensten Punkts Österreichs, der hier auf 114 Metern Meereshöhe liegt. An der Rebenfreundlichkeit der Weingärten sind die 2.000 Sonnenstunden und rund 300 Sonnentage pro Jahr schuld.
Zantho verfügt heute über rund 80 Hektar Rebfläche bei seinen Vertragswinzern. Nach dem Reglement von Zantho wird in den Weingärten naturnah unter Berücksichtigung eines umweltschonenden Pflanzenschutzes ohne Herbizide gewirtschaftet, der Ertrag kontrolliert, eine kompromisslose Laubarbeit geleistet und mit strenger Selektion ausschließlich per Hand gelesen.
Erzeugt werden vornehmlich Rotweine aus den Rebsorten Zweigelt, Sankt Laurent, Blaufränkisch, Pinot Noir, Cabernet Sauvignon und Merlot. Daneben gibt es Weine aus den weißen Sorten Muskat-Ottonel, Sauvignon Blanc, Welschriesling, Grüner Veltliner, Scheurebe und Rheinriesling. Außerdem werden zwei nach traditioneller Methode erzeugte Schaumweine angeboten. Die Weine sind im Sortiment nicht als Riedenweine eingestellt, sondern ausschließlich als Rebsortenweine. Die Spitze bilden die Reserve-Weine aus den Sorten Zweigelt, Sankt Laurent, Pinot Noir, Cabernet Sauvignon und Merlot, die nur in guten Jahren gemacht werden. Die Flaschen dieser Linie ziert ein edles Samtetikett mit goldener Eidechse. Alle Weinflaschen von Zantho verwenden seit 2005 den recycelbaren Vino-Lok-Glasverschluss. Fast 50 % der Produktion werden in über 40 Länder exportiert. Zantho-Weine gibt es nicht nur in der Luft bei Austrian Airlines und Delta, sondern auch auf dem Wasser bei Viking Lines und G&P Cruises.
Foto: © Studio Helmreich
Zantho hat als außergewöhnlicher Betrieb inzwischen weit über Österreich hinaus Maßstäbe für hochwertige Weine zu attraktiven Preisen gesetzt – und das sind immer authentische Weine aus lokalen Trauben des Burgenlands.
Wir konnten acht Weine von Zantho verkosten.
2020 Muskat Ottonel
Der Wein entfaltet eine intensive, typische Muskatelleraromatik mit einer betörenden Blumigkeit von Holunderblüte über Flieder bis Zitronenmelisse. Darüber weht ein herrlicher Hauch von weißen Pfirsichen und Südsee mit Papaya und Passionsfrucht. Im Geschmack zeigt er die Bukettaromen in einem schlanken und kühlen Rahmen vor, dazu kommt eine mineralische Würze und eine griffige Säure, die den Eindruck einer leicht herben Frische unterstützt. Auch im Finish begleiten uns die durchweg gut untergebrachte florale Muskatnote und die dezente Fruchtsüße. Ein leichtfüßiger und saftiger Schmeichler für jeden Sommerempfang. Dabei können Sie hervorragend Ihr Weinwissen heraushängen lassen, denn wer kennt hierzulande schon Muskat Ottonel näher. Gerne begleitet der Wein auch einen grünen Salat mit Kräutern, einem Hauch Zitrone und frischem Ziegenkäse.
2020 Grüner Veltliner Reserve
Grüner Veltliner ist nicht nur die wichtigste Weißweinsorte Österreichs, sondern auch der Wachau. Dieser Reserve stammt von den Trauben der ältesten der bei den Vertragswinzern stehenden Grüner Veltliner Rebstöcke. Der Most wurde im Stahltank vergoren und reifte zur Hälfte für 12 Monate in Eichenfässern.
Das Bukett steuert interessante tropische Richtungen an – Ananas und Papaya, Vanille und Grapefruit. Eine rauchige Würze in der Nase erinnert an Tabak und sehr dezente Holztöne. Im Geschmack sind dichte Fülle, feiner Fruchtschmelz mit Mango- und Limetten-Exotik, stramme Struktur und reife Eleganz angesagt. Das Zusammenspiel von Kraft und Finesse strahlt Charakter aus und wird im Abgang von einer leicht salzigen Mineralik angemessenen unterstützt. Ein komplexer, ausdrucksstarker Grüner Veltliner, bei dem es in den nächsten Jahren noch viel zu entdecken geben wird. Servieren Sie Ihn zu einer kräftigen Speise, gerne auch zu einem Tandoori-Chicken aus der indischen Küche.
2020 Blaufränkisch
Aus dem Glas stürmen Aromen von Brombeeren voran, dann folgen schwarze und rote Kirschen, Heidelbeeren nebst schwarzen Johannisbeeren und ganz hinten stellen sich Veilchen, Zimt und ein Hauch von Minze an. Die vielschichtige, beerenbetonte Feinfruchtigkeit ist mit interessanten mineralischen Noten unterlegt. Am Gaumen stehen konzentrierte, saftige Fruchtnoten in der Warteschlange, um sich mit dem nächsten und übernächsten Schluck so richtig zu entfalten. Ein ganzer Wald voller Beeren spült mit frischer und gut verteilter Säure und einer dezenten Würze heran, einige Zwetschgen, Kräuter und Kirschen reißt er mit. Im Abgang werden wir noch einmal an Kirschen, Beeren und das stabile Tanningerüst des Blaufränkisch erinnert. Ein lebendiger, frisch-jugendlicher Wein mit ausbalancierter Fruchtstilistik. Der 2020 Blaufränkisch begleitet Sie perfekt zu einem Rehbraten – der Knüller dazu wären Ingwer-Zwetschgen-Knödel oder entsprechende Rösti.
2019 Zweigelt Reserve
Im rotdunkel ausgeleuchteten Glas entwickelt der Zweigelt Reserve duftige, sortentypische Aromen. Fruchtige Richtungen von Süßkirschen, Schattenmorellen, Brombeeren, Zwetschgen und Himbeeren nehmen es mit kleinen würzigen Spuren von Zimt und Anis und einem Hauch von Nugatschokolade auf. Geschmacklich kommt er primärfruchtig mit Kirschen und Waldbeeren rüber, bietet aber auch ein schönes würziges Spektrum mit feinen rauchigen Röstaromen und etwas Mokka. Im kirschfruchtig und würzig getragenen Nachhall kommen sanfte erdig-mineralische Anklänge zum Zuge. Die frischespendende Säure und das vornehme Tanningerüst tragen zu Eleganz und einer für den Zweigelt nicht selbstverständlichen Struktur bei. Das ist der pointierte Animator zu sonntäglichen Fleischrouladen oder zu Omas Hasenbraten.
2017 Sankt Laurent Reserve
In der Nase entfalten sich tiefe Eindrücke von reifen Schwarzkirschen, Brombeeren, Heidelbeeren und Spuren von Orangenzeste. Dazu gesellen sich einige rote Johannisbeeren, florale Töne und ein Kräuterpotpourri, dazu kleine rauchige Noten von blondem Tabak. Am Gaumen präsentiert der Wein sich dunkelbeerig und schön würzig mit einer fülligen, gut ausbalancierten Textur, die im langen, saftigen Finale von abgerundeten süßlichen Tanninen, einer pikanten Säure und einer sanften Rauchnote mit Mokkatouch umrahmt wird. Ein vollmundiger Wein, der Spannung aufbaut und eine gute Substanz bietet. Abseits der super passenden, aber langweiligen Hirschbegegnungen, können Sie den Wein zu einem Wildschweinragout mit einer Pfifferlingspfanne servieren.
2018 Cuvée 1487 Reserve
Diese Cuvée ist eine Komposition aus Cabernet Sauvignon, Zweigelt und Merlot. Ihr Name knüpft an die erste urkundliche Erwähnung des Ortes Andau als Zantho im Jahr 1487 an. Die Cuvée ist im Stahltank bei relativ hohen Temperaturen von 28° C bis 30° C vergoren und ruhte für 18 Monate in größtenteils neuen Eichenholzfässern.
2017 Beerenauslese
Der Wein strahlt uns mit einem kräftigen Goldgelb an. Das berühmte Bukett der Scheurebe entwickelt sich zu einem gar übersinnlichen Duft. Nuancen von tropischen Früchten wie Maracuja, Ananas und Mandarinen treffen auf einen Touch von Zitrusfrüchten und auf kräuterige Spuren und florale Anmutungen von Holunderblüten. Am Gaumen offenbart sich ein honigsüßes Potpourri von gelben Äpfeln, Ananas, Litschis, Charente-Melonen, Orangen, dann wieder Holunder, etwas Honig, dazu eine runde Würze. Das raffinierte Zusammenspiel von hohem Restzucker und griffiger Säure mit der kleinen mineralischen Abrundung lässt den Wein überraschend schlank und spannungsvoll erscheinen. Im Finish verabschiedet er sich harmonisch, cremig und eben herrlich süß. Das ist eine sehr zugängliche Beerenauslese, mit der man Glas für Glas hemmungslos und wonnig herumschmatzen kann, die aber auch eine österreichische Mehlspeise beeindrucken dürfte.
2018 Trockenbeerenauslese Cuvée
Im Glas haben wir jetzt eine Cuvée aus 60 % Weißburgunder, 30 % Welschriesling und 10 % Rheinriesling. Das Bukett überschlägt sich mit reifen, süßlich-würzigen Tönen von Birne, Grapefruit, kandierten Limetten, Backpflaumen, gedörrten Aprikosen und tropischen Früchten. Dazu weht ein Hauch von weißen Rosen, Nüssen und Lindenblütenhonig heran. Schlückchenweise entfalten sich nussige und florale Noten und Nuancen von gelben Äpfeln, Ananas, Zitrus und diversen Südfrüchten. Diese Trockenbeerenauslese hat trotz der Überlegenheit des Weißburgunders ein stabiles Säuregerüst vor allem vom Welschriesling bekommen. Es liefert ein himmlisches Spiel von Säure und Restsüße, zu dem noch eine gewisse verhalten salzige Mineralik hinzukommt. Alles stürzt in einen endlos langen schmelzigen Abgang. Ein konzentrierter Dessertwein, der schlückchenweise süchtig macht. Das ist ganz klar der Wein zu den üblichen Verdächtigen wie Blauschimmelkäse. Machen Sie es einmal anders als die anderen und reichen Sie ihn zu einem süß-scharfen thailändischen Hähnchencurry.
12.04.2022
Alle Fotos © Zantho^, soweit nicht anders angegeben