Wer guten Wein schätzt, tritt hierzulande einer Kellereigenossenschaft mit Argwohn entgegen. Noch immer wird aufgrund Jahrzehnte langer Erfahrung dort Massenweinwirtschaft vermutet, obgleich sich bei den meisten Kellereien in Deutschland längst eine Hinwendung zu hochwertigen Qualitätsweinen vollzogen hat. Ganz anders war und ist das in Südtirol. Hier stehen die 170 Genossenschaften mit ihren zentralen Kellereien schon seit einigen Jahrzehnten im Mittelpunkt des südtiroler Qualitätsweinbaus und zwar nicht selten mit international renommierten Spitzenweinen. Immerhin werden in Südtirol noch heute rund 70 % des Weins in genossenschaftlich geführten Kellereien gekeltert. Auch die bei uns verbreitete Betrachtung einer Weinbaugenossenschaft als eine Art Kolchose liegt in Südtirol völlig fern. Hier ist jeder Weinbauer Miteigentümer der Kellerei und am Erfolg jedes einzelnen Weins interessiert. Mit dem System der Genossenschaften wurde seinerzeit auch das Kartell der Weinhändler in der Region aufgebrochen, die die Winzer mit geringen Ankaufpreisen in Armut hielten, weil die angelieferten Trauben der geringste Kostenfaktor bei der billigen Massenproduktion sein sollten.
Pionierarbeit in dieser Hinsicht hat
von Anfang an die
Kellerei Schreckbichl –
italienisch Colterenzio – geleistet, weil sie als eine der
jüngsten Kellereien aus einer
kleinen Rebellion gegen die
Massenweinproduktion und die
damalige einseitige Ausrichtung auf die
Vernatsch-Rebe entstanden ist:
1960 verließen 28 Weinbauern die
Girlaner Kellereigenossenschaft,
gründeten ihre
eigene Genossenschaft und
erbauten eine
Kellerei inmitten von Weinbergen mit Blick auf die Dolomitengipfel. Sie
benannten den
Betrieb nach dem
Heimatort, aus dem die
meisten von ihnen kamen, dem kleinen
Weiler Schreckbichl am
südöstlichen Rand des Weindorfs
Girlan in der
Großgemeinde Eppan an der Weinstraße, etwa
10 Kilometer südwestlich der Hauptstadt
Bozen.
Eppan an der Weinstraße ist das
größte Weinanbaugebiet in
Südtirol. Der
Wortteil bichl im
Namen steht
mundartlich für
Hügel, denn die
Dörfer hier im
Überetsch sind
umgeben von einer
faszinierenden Hügellandschaft aus der letzten Eiszeit. Was als
Genossenschaft ein
Neuanfang war, kann eigentlich auf eine
uralte Weingeschichte zurückblicken: Schon
um 1200 wurde hier
vinum schrechpuhlensis ausgeschenkt, dem der
Überlieferung gemäß
Erzherzog Sigismund im
15. Jahrhundert auf
Schloss Sigmundskron oberhalb von Bozen gerne und reichlich
zusprach.
Heute betreiben über 300 Familien als Mitglieder der Genossenschaft Weinbau, überwiegend im Nebenbetrieb. Viele sind familiengeführt und besitzen weniger als einen einzigen Hektar Rebfläche. Das ist oft die Folge der erbrechtlichen Realteilung in Südtirol bei der die Parzellen unter den Erben gleichmäßig aufgeteilt wurden und jede Art und Größe von Grundvermögen traditionell behalten wird. Auch wer nur wenig Rebfläche besitzt, lässt sich beim Weinbau gerne mit Ratschlägen, Schulungen und einem regelmäßigen Erfahrungsaustausch innerhalb der Genossenschaft unterstützen.
Die meisten
Lagen der
Gesamtrebfläche von
315 Hektar befinden sich im
Überetsch um
Schreckbichl,
Girlan und
Eppan, aber auch in angrenzenden Zonen
nördlich in Richtung
Bozner Becken,
südlich in Richtung
Salurn und nahe der
Grenze zum
Trentino. Die
Weinberge liegen oftmals
zwischen schneebedeckten Bergen in
fruchtbaren Tälern in einer
Meereshöhe von 230 bis 650 Metern und bieten den Rebstöcken
verschiedene Bodenstrukturen an wie
verwittertes Geröll mit
hohem Kalkanteil und
Schwemmlandböden aus
Kies und
Schotter oder
Sandstein. In vielen Lagen
der Mitglieder herrscht ein höchst
unterschiedliches Mikroklima, das
in jedem Tal andere Ausprägungen haben kann. Doch immer ist die
meteorologische Spannung zwischen
Alpen und
Mittelmeer allgegenwärtig. Südlich des
Alpenhauptkamms gibt es grundsätzlich warme
Sommer und eher
wenig Regen. Typisch ist auch die
hohe Temperaturamplitude zwischen
Tag und
Nacht, die die
Rebstöcke zu
Höchstleistungen anspornt.
Durch die oftmals weit auseinander liegenden Rebflächen mit unterschiedlichen Eigenschaften kann Schreckbichl viele Weine mit individueller Identität anbieten, was gut zum aktuellen Trend passt, auf Herkunft und Terroir zu setzen. Dazu tragen auch die 13 verschiedenen Rebsorten bei, die von den Mitgliedern heute angebaut und mit großer Sorgfalt erhalten werden: Chardonnay, Sauvignon Blanc, Weißburgunder, Pinot Grigio, Gewürztraminer, Goldmuskateller, Müller-Thurgau, Riesling, Blauburgunder, Cabernet Sauvignon, Lagrein, Merlot und Vernatsch. Rund 35 Prozent aller Weine sind Rotweine, 65 Prozent Weißweine. Jährlich werden fast zwei Millionen Flaschen abgefüllt.
Auch wenn für die
Genossenschaftsmitglieder von Beginn an die
Qualität ihrer Weine eine
starke Motivation war, so gelang es erst dem langjährigen
Obmann Luis Raifer, der
1979 die
Geschäftsführung übernahm, eine
gnadenlose Qualitätsoffensive zu starten, die nicht nur die
Kellerei Schreckbichl in die
Spitzenklasse der
renommiertesten italienischen Weingüter hob, sondern die gesamte
südtiroler Weinwirtschaft mitriss. Als
ersten Schritt ersetzte er auf dem
Weinberg Lafóa direkt hinter der Kellerei die ungeliebten
Vernatsch-Reben durch
Cabernet Sauvignon und später auch
Sauvignon Blanc, was damals in der
Region nahezu als
Sakrileg galt. Unter Luis Leitung wurde
Schreckbichl dann zu einer der
ersten Kellereien, die auch
hochwertigen Weißweinen in dem damals eher für schlichte Rotweine bekannten Südtirol einen
rasanten Qualitätsschub verpassten. Generell führte
Luis Raifer die
radikale Ertragsreduzierung ein und
gründete eine
besondere Qualitätsgruppe, die heute über
70 Mitglieder umfasst und die mit
innovativen Methoden die
Qualität der Weine immer weiter
steigert. Das wird seit Jahren regelmäßig durch
höchste Auszeichnungen der
Fachwelt wie den
drei Gläsern vom
Gambero Rosso, von
Weinmagazinen wie
Falstaff oder
Wine spectator bis hin zu
Weinkritikern wie
Robert Parker gewürdigt.
Die Weine
der Kellerei sind in fünf Linien
eingestellt. Die Classic Linie
umfasst reinsortige Weine
von großer Typizität
mit fruchtigem
Geschmack
und herben
bis frischen
Aromen
. In der Reihe Selektion
findet man gereifte
, elegante Weine
aus ausgewählten Weinbergen
, in denen die Erträge extrem reduziert
werden. In der Lagenlinie
gibt es die im Eichenholz
ausgebauten Weine
aus klassifizierten
Einzellagen
, die optimal die Eigenarten
der Reben
und des Terroirs
ausdrücken. Die Qualitätslinie Lafòa,
die auf Luis Raifer zurückgeht
, umfasst hochbewertete charakterstarke Spitzenweine
mit großem Alterungspotenzial
. In der Reihe
mit den Initialen
von Luis Raifer
– LR
–gibt es besondere Kreationen
und Innovationen
wie eine lange auf der Feinhefe im Holzfass gereifte
Cuvée
aus Chardonnay
, Weißburgunder
und Sauvignon Blanc
. Das Sortiment
mit aktuell 38 Weinen
verrät aber auch, dass es im Rahmen
einer Genossenschaft
nicht selbstverständlich
ist, sehr individuelle Weine
aus der Ernte eines einzelnen Weinbergs
einer Einzellage
herauszubringen. Es gibt zwar noch keine ausdrücklichen Bio-Weine
im Sortiment. Dennoch stellen etliche Mitglieder
der Genossenschaft
weiterhin aus Überzeugung auf biologischen
Weinbau
um, obwohl sich die Kosten
der mit einer Zertifizierung
verbundenen Umstellung
für kleine
Anbauflächen
kaum rechnen
. Allerdings wird bei Schreckbichl
schon lange darauf geachtet
, dass in den Weinbergen
im Einklang
mit der Natur gewirtschaftet
und ausschließlich von Hand geerntet
wird.
Im großzügigen
Keller ist der
ökologische Fortschritt deutlich
sichtbar. Das
Traubengut wird an die
Traubenannahmestelle geliefert und unter
Ausnützung der
Schwerkraft weitergeleitet. Die
Weißweintrauben werden, sofern sie nicht für die
Ganztraubenpressung vorgesehen sind,
entrappt,
gequetscht und in die darunterliegenden sechs edlen
Bucher-Pressen befördert, die als Membranpressen äußerst
schonend arbeiten, um die
Aromen zu
erhalten. Alle
Rotweintrauben werden
abgebeert,
gequetscht und kommen in die
Maischebehälter.
Gärung und
Ausbau erfolgen in Edelstahltanks und in
Beton- und
Holzfässern. Seit dem Abschluss der Umbauarbeiten 2012 machen
Photovoltaikpaneele und ein
Wärmerückgewinnungssystem die Kellerei zu einem großen Teil
energie-autark. Die
Photovoltaikanlage deckt über die
Hälfte des
Energiebedarfs und kann auch viele
Maschinen sowie
Computer antreiben. Das
Wärmerückgewinnungssystem erlaubt, etwa
70 Prozent des
Warmwasserbedarfs selbst zu
decken. Die großen
baulichen Investitionen vor über 10 Jahren haben auch den
Kellereibauten ein
neues Gesicht gegeben – die urban anmutende
Gitterstruktur mit
Holz soll den
Fassdauben im Keller
ähneln. Auf diese Weise wird die
Verbindung von
Tradition und
Innovation auch
äußerlich sichtbar gemacht.
Nicht erneuert wurde hingegen der über
40 Jahre alte und
zeitlose schwarze Turm auf den
Etiketten der Weinflaschen. Er ist bis heute auch
nicht unmodern geworden, denn seine
symbolhafte Reflexion der
160 Schlösser und
Ansitze im
Umkreis ist
nach wie vor aktuell.
Die Kellerei Schreckbichl hat in nur 60 Jahren die Südtiroler Weinkultur maßgeblich geprägt und gehört heute zu den Spitzenproduzenten in Südtirol. Sie hat eine schöpferische Verbindung zwischen Tradition, Innovationskraft und Weitsicht verwirklicht, dabei ganz besonders auf die Wertschätzung des Fleißes und der handwerklichen Exzellenz ihrer Mitglieder gesetzt und dabei selbst experimentelle Ansätze nicht vernachlässigt. Wo sonst, wenn nicht in einer Genossenschaft ist die Qualität der Weine von der Anlieferung hochwertigen Traubenmaterials abhängig – eine fast triviale Bestätigung des Basiswissens, dass die Qualität des Weins im Weinberg anfängt. Eins vereint alle, die am Erfolg von Schreckbichl beteiligt waren und sind: Die facettenreichen und charakterstarken Weine sollen nicht nur schmecken, sondern neben der Rebsorte auch das Eigenwillige und das Typische der Weine aus Südtirol erlebbar machen. Dafür sorgt heute das Team um Geschäftsführer Hubert Dorfmann, Obmann Maximilian Niedermayr, Kellermeister Martin Lemayr und Verkaufsleiter Alex Ferrigato.
Wir konnten sechs Weine von Schreckbichl verkosten.
2021 Pfefferer Goldmuskateller Vigneti delle Dolomiti IGT
Die Weißweinsorte Moscato Giallo
oder auch Goldmuskateller
ist eine autochthone
Sorte
Italiens
. Möglicherweise brachten schon die Römer
den Goldmuskateller
nach Südtirol
, als sie 15 v.Chr
. in die Täler vorstießen
, die damals zum antiken Rätien
gehörten. Die Goldmuskateller ist spätreifend
und braucht daher eine warme
Umgebung
. Die bei voller Reife knallgelben Trauben
sind lockerbeerig
, die Beerenhaut
dickschalig
, das Ertragsniveau
ist meist hoch
. In Südtirol
hatte die Goldmuskateller-Rebe
eine große Bedeutung
und wurde schon immer Pfefferer
oder Pfeffertraube
genannt
, warum
, weiß
niemand
mehr genau. Jedenfalls wurde sie nicht
dort verortet, wo
der Pfeffer wächst
, vielmehr entwickelt
diese Varietät
des sehr klonfreudigen weißgelben Muskatellers
im Wein
eine energische würzige Aromatik
, die an
Pfeffer erinnert
. Die Rebsorte
wurde von Obmann Luis Raifer
und Kellermeister Fanz Sinn
erstmals 1978/79
als Exot vinifiziert
, inzwischen ist der Pfefferer
der meistverkaufte
Wein
von Schreckbichl
. Die Goldmuskateller-Reben
der Genossenschaft stehen auf sandigen Schotterböden
. Die Trauben
werden bei niedrigen Temperaturen
im Edelstahl
vergoren
, der Wein
bleibt bis zur Abfüllung im folgenden Frühjahr
auf
der Feinhefe
liegen.
Der 2021 Pfefferer leuchtet das Glas hell und goldgelb aus. Er duftet intensiv würzig und hocharomatisch, die typische, leicht blumige Muskateller-Aromatik mit Jasmin- und Rosenblüten hält sich eher im Hintergrund. Sie lässt die fruchtigen Aromen von weißem Pfirsich, Cantaloupe-Melone, Ananas und Orangen, aber auch pikant-würzigen und kräutrigen Noten mit einer kleinen Anmutung von schwarzem Pfeffer, Estragon und Minze den Vortritt. Die expressive Melange macht Appetit auf den ersten Schluck. Der löst einen ungeahnten Hang zur Sucht aus, so fruchtig, würzig und spritzig schmeckt der Wein. Im Fruchtspektrum imponieren im Mund zarte exotische Akzente von Mandarinen, gelben Pfirsichen und reifer Ananas und geben herrlichen Anklängen von weißen Blüten Raum. Eine feine Würze umrahmt die Fruchtigkeit mit kleinen pikant-pfeffrigen Spitzen und vereint gut ausbalanciert die leicht salzige Mineralität mit einer lebendigen Säure in einem langen, frisch-saftigen Abgang, der einen feinen Touch von Restsüße belebt. Ein Wein, der trotz seiner dichten Textur leichtfüßig und frisch über die Zunge fließt und gleichzeitig eine gewisse Eleganz vermittelt. Das ist der Lifestyle-Wein für alle Fälle, der gerne einen Open-End-Abend mit sommerlicher Lust und Laune begleitet. Sie können ihn aber auch einem echten Wiener Schnitzel mit einer Portion Spargel aufdrängen, ohne dass es Verstimmungen gibt.
2020 Berg Weissburgunder Südtirol DOC
Das ist ein Wein aus der
Einzellage Eppan Berg. Die
Bezeichnung Berg bezieht sich auf den inmitten von Weinbergen liegenden
Ortsteil=Fraktion der
Gemeinde Eppan an der Weinstraße im
Überetsch.
Berg ist auch als
Adelszentrum mit der
größten Dichte an
Herrschaftssitzen und
Schlössern bekannt. Die
Weißburgunder-Reben sind ein
traditionsreiches Aushängeschild der
Eppaner Weinlandschaft, die sich von
480 bis 615 Meter Meereshöhe erstreckt und den Reben
tiefgründige, wasserversorgte Böden aus
Moränenschutt und
lehmigen Kalkschotter mit
dominierendem Dolomit und
rotem Lehm mit hohem Eisenanteil bietet. Es ist eine von der
Morgensonne verwöhnte und
nicht überhitzte Ostlage, die vom direkt darüber
aufragenden Mendelkamm tagsüber abgeschattet wird – in Zeiten der
Klimaveränderung ein
großer Vorteil. Die starken
abendlichen Fallwinde vom
Mendelberg kühlen die
Reben in der
Nacht herab, sorgen damit für eine
Steigerung der
Aromatik, eine
gute Durchlüftung des
Traubenbehangs und
verringern die
Krankheitsanfälligkeit. In den
Parzellen der
Genossenschaftsmitglieder stehen die
bis zu 40 Jahre alten Reben in
Spalier- und
Pergl-Anlagen. In der
Kellerei gärte der Most im
kleinen und
großen Holzfass. Der
Wein reifte zehn Monate auf der
Feinhefe, bevor die
einzelnen Partien assembliert wurden.
Der Berg Weißburgunder präsentiert sich im Glas in einem klaren Strohgelb mit grünlichen Reflexen. Er verströmt ein sommerliches Flair von frischen roten Äpfeln, grünen Birnen, Zitrus und weißen Blüten, hinzu kommen einige Nüsse, etwas Vanille und eine kleine Würze von Majoran und Beifuß, alles umweht von einem Hauch Mineralik. Im Geschmack überzeugen die fruchtigen Bukettaromen mit einer ergänzenden dunkelbeerigen Nuance, dazu feine Kräuter, ein gewisser vegetabiler Anklang und eine dezente vanillige Ahnung vom Holz. Der feste, runde Abgang wird von einer netten kleinen Gerbstoffspur und einer bemerkenswert lebendigen Säure unterstützt, die zusammen mit der nahezu filigranen Mineralität vom Kalk eine schöne weiche Saftigkeit vermitteln. Hier trifft eine gradlinige Textur auf druckvolle Eleganz und kühle Frische. Am Tisch begleitet der Wein gerne Pasta mit Meeresfrüchten, er ist aber auch ein attraktiver Begleiter eines bürgerlichen Hühnerfrikassees.
2020 Lafóa Sauvignon Südtirol DOC
Auf dem 430 Meter hohen Bergrücken Lafóa
zwischen Girlan
und Schreckbichl
begann
wie erwähnt der Qualitätsfeldzug
von Luis Raifer
. Heute tragen vier Weine
den Namen Lafóa
als Ausdruck
für Spitzenweine
mit einzigartigem Charakter
und Langlebigkeit
. Das Terrain ist durch einen sandig, schottrigen Moränenboden
mit einem Kalksteinanteil
geprägt, wo die Reben
in Guyot-Erziehung
wachsen. Der Lafóa Sauvignon
wird seit
dem Jahrgang 1993 abgefüllt
. Die großartigen künstlerischen Jugendstil-Etiketten
der Lafóa-Linie
erinnern
zwar an Gustav Klimt
, stammen
aber tatsächlich aus dem Grafikstudio Guardenti
im toscanischen Lucca
und stellen eine Skulptur
des 2003 verstorbenen Malers
und Bildhauers
Guido Anton
Muss
aus Gröden
dar: als Sinnbild
der lebendigen Natur
umgeben Kleinlebewesen
des Erdenreichs
die Säule
, die sich nach oben dem Sonnenlicht öffnet
. Die Trauben
für diesen Sauvignon
wurden ausschließlich per Hand gelesen
und streng selektiert
. Nach kurzer
Mazeration
wurden sie schonend gepresst
. Der Most
gärte
je zur Hälfte im Edelstahl
und im großen
und kleinen Eichenholz
, wo er die malokatische Gärung
durchlief. Der Wein
reifte
etwa acht Monate
auf der Hefe
bis zur Assemblierung
der Partien
.
Der Lafóa Sauvignon Blanc schaut uns aus dem Glas in einem hellen Strohgelb an und sendet zartgrüne Reflexe aus. In der Nase outet er sich weder als der Gras-Typ noch als gelber Fruchtexote – so einfach ist das bei einem Alpen-Sauvignon eben nicht. Vielmehr stellt er selbstbewusst eine eigenes, vielschichtiges Aromenprogramm zusammen: Hier werden floral-blumige Akzente von Holunder- und Akazienblüten gesetzt, dezente würzige Töne von Wacholder, Melisse, Salbei und Liebstöckl kommen hinzu und alles zusammen umrahmt die intensiven fruchtigen Richtungen von Grapefruit, Ananas, Stachelbeeren und Rhabarber. Immer wieder wehen leicht vanillige Röstaromen vom Eichenholz in die Nase. Am Gaumen protzt der Sauvignon Blanc mit einer stoffigen Saftigkeit von hellen Früchten, einer Portion Cassis und floralen, vegetabilen und kräutrigen Tönen. Die vitale Säure und die leicht salzige Mineralität betonen im langen schmelzigen Finale den Gesamteindruck der Frische und Luftigkeit. Das ist ein Wein auf hohem Niveau, der Energie und Kraft bietet, der vollmundig ankommt und komplex und elegant ist. Er offenbart schon in seiner Jugend eine dichte Substanz und Tiefe, die Grundlage für eine gute Lagerfähigkeit sein dürfte. Reichen Sie ihn zu einer Lachsforelle aus der Pfanne oder zu frischem Ziegenkäse.
2020 Lafóa Chardonnay Südtirol DOC
Die Chardonnay-Trauben vom Lafóa-Weinberg kamen zur Ganztraubenpressung, die Gärung erfolgte in neuen und vorbelegten Eichenbarriques, in denen einige Partien die malokatische Gärung durchliefen. Der Wein reifte zehn Monate auf der Feinhefe und ruhte weitere sechs Monate auf der Flasche.
Aus dem Glas entwickeln sich spontan dichte, tiefgründige, gelbe Fruchtaromen von Aprikosen, eingemachten Birnen, gelben Äpfeln – wie dem Südtiroler Golden –, von Mangos und Honigmelonen, dazu kommen prägnante, leicht rauchig-röstige Töne von Haselnüssen. Im Mund wird das Fruchtspiel von einer feinen pikanten Würze, von Toastnoten und mineralischen Spitzen begleitet und von einer Holznote unterstrichen, die einen nicht anspringt, sondern angemessen under cover rangiert. Im nachhaltigen Abgang umhüllt der Chardonnay dicht und cremig die Zunge. Kraft und Klassik stehen hier nicht für die brioche-buttrige, alkohollastige Holzkeule aus dem internationalen Weinreich. Der Lafóa-Chardonnay tritt frank und frei auf, mit ausbalancierter Struktur, gezähmter Säure, feingliedriger Eleganz und vibrierender Finesse. Es ist ein Charakterwein, der es sich nicht nehmen lässt, individuell seine südtiroler Herkunft und die Ausprägung der Rebsorte im Alpenraum vorzuführen. Genießen Sie diesen Chardonnay zu einer Dorade aus der Pfanne oder zu Penne mit Gorgonzolasoße.
2019 Siebeneich Merlot Riserva Südtirol DOC
Siebeneich ist ein von Apfelbäumen und Weinbergen umgebener Ortsteil der
Gemeinde Terlan im
Etschtal nordwestlich vom
Bozener Talkessel Richtung Meran. Hier stehen die
Rebstöcke in
Spalier-
Anlagen auf
wärmespeichernden Verwitterungsböden mit
Quarz- und
Porphyrgestein, das mit seiner
trockenen Struktur den
Reben nur
geringe Erträge ermöglicht. Allerdings
wachsen hier die
besten Merlot-Reben in
Südtirols Süden. Die
Trauben wurden in der
Kellerei in
Edelstahltanks bei
28° bis 30° C auf der
Maische mit
Battonage vergoren, also dem
Aufrühren der
Hefe und
Umwälzen der
Traubenschalen. Rund
12 Monate lang
reiften dann
ein Drittel des
Weins in
französischen Barriques und
zwei Drittel im
großen Holzfass. Es folgten weitere
zwölf Monate der
Flaschenruhe.
Wir haben einen rubin- bis dunkelroten Wein mit granatroten Nuancen im Glas. Er offenbart in der Nase die volle Rebsortenfrucht des Merlots. Viele reife Pflaumen, allerlei dunkle Waldbeeren, schwarze Kirschen, feine mediterrane bis minzige Gewürznuancen und eine Portion dunkler Schokolade drängeln in die Nase. Hinzukommt ein winziger Hauch von Toast und süßlicher Vanille. Am Gaumen begeistert der Siebeneich Merlot mit einem vollmundigen, würzigen Geschmack, einer angenehmen reifen Fruchtigkeit und einer gut ausbalancierten alpinen Struktur. Die Säure ist zurückhaltend, das Holz geschmacklich mit einigen Mokkanuancen ordentlich untergebracht, dazu präsentiert er eine kleine rauchige Kakao-Note. Die bei der Rebsorte ohnehin nicht aggressiven Tannine sind fein eingewoben und unterstreichen die Eleganz des Weins. Der lange, herb-saftige und herrlich schmelzige Abgang wird von einer vollmundigen Fruchtigkeit und Würze getragen. Ein komplexer, dichter, sehr harmonischer Merlot, der Druck macht am Gaumen und gleichwohl mit einer sortentypischen Samtigkeit imponiert. Verwöhnen Sie sich und diesen Merlot mit einer Rehkeule in einer kräftigen Fleischsoße und südtiroler Knödeln. Und nicht vergessen, ihn drei bis vier Stunden zuvor zu öffnen.
2019 St. Daniel Blauburgunder Riserva Südtirol DOC
Dieser Blauburgunder
stammt aus der kühlen Einzellage St. Daniel
bei Montan
im Bozner Unterland
. Die kleine Ortschaft Montan
liegt am Rande des Naturparks Trudner Horn
, eingebettet in prachtvolle Obst- und Weingärten
. Auf dem in 350 bis 450 Meter Meereshöhe
gelegenen Plateau
wachsen die Reben für die besten
Blauburgunderweine Südtirols
. Die Rebstöcke
der Kellerei stehen in 20jährigen Spalier-Anlagen
auf vulkanischen Böden
mit Moränen
-Schotter
. Die Wurzeln
müssen sich ordentlich in die Tiefe strecken
und versorgen
die Rebe
mit reichlich Mineralität
. Die gelesenen Trauben
wurden nach kurzer Kaltmazeration
abgepresst
, der Most
zwei Wochen
im Edelstahl vergoren
. Der Wein
wurde anschließend für 12 Monate zu zwei Dritteln
im großen Eichenfass
und zu einem
Drittel
in französischen Barrique-Fässern
ausgebaut – einschließlich malokaltischer Gärung
. Er ruhte
nach der Abfüllung ein Jahr
auf der Flasche
.
Im Glas schimmert der St. Daniel Blauburgunder in einem adretten Rubinrot mit violetten Reflexen. Die Aromatik ist von dem sortentypischen markigen Kirschton, von Brombeeren und etwas Cassis sowie feinen Gewürznoten durchzogen – die Nase seufzt begeistert. Die Zunge wird vom Extrakt und den körnigen, gut strukturierten Tanninen umhüllt. Eine milde Säure und zarte Herbheit halten sich im Hintergrund, um den großen Burgunderauftritt nicht zu stören. Das lange stoffige und gehaltvolle Finish ist von herber Fruchtigkeit, samtiger Würze und feiner Mineralik geprägt, während sich das Holz eher zurückhält. Ein komplexer Wein: reif, körperreich, dicht und elegant. Mit diesem Wein können Sie in die Küche mit einem riesigen Stück Wild einziehen oder Sie stellen etwas kleiner dimensioniert eine leckere Platte verschiedener Schokoladensorten zusammen.