An den vier Enden der Welt
An den vier Enden der Welt
Das Weingut Hirtl in Poysdorf: Ausdrucksstarke Spitzenqualität und typischer Weinviertel-Stil als Abbild der Natur
Wir haben schon einige Weingüter aus Poysdorf in Niederösterreich vorgestellt und kehren immer wieder zurück in diese klingende Weinbaugemeinde des Weinviertels, denn hier muss man hin, wenn es um Grünen Veltliner geht. Poysdorf ist das inzwischen wohl weltbekannte Kompetenzzentrum für diese Rebsorte. Es liegt im Bereich Falkenstein im Nordosten des Weinviertels. Man befindet sich im Zentrum eines großen Dreiecks zwischen Wien, Brünn und Bratislava. Es sind gut 70 Kilometer bis zur Bundeshauptstadt und 15 Minuten bis zur tschechischen Grenze. Die Weinbaugebiete Carnuntum und Wien grenzen südlich an das Weinviertel, Wagram und Kamptal liegen südwestlich, das Waldviertel ganz im Westen. In der Habsburger Monarchie zählten das Weinviertel und das angrenzende Südmähren zu den reichsten Gebieten des Landes, heute ist es Österreichs größtes Weinanbaugebiet und eine der ältesten bäuerlichen Kulturlandschaften Mitteleuropas.
Auf dieser breiten, soliden Grundlage geht Martin Hirtl gerne eigene Wege mit seiner Umtriebigkeit, Neugier und seiner düsentriebmäßigen Experimentierfreude. Sie hat im Weingarten dazu geführt, dass er den Ökotendenzen vorauseilend schon länger biologisch wirtschaftet. Schädlinge werden nicht vertilgt, sondern in die Irre geleitet und böse Käfer durch gute Käfer verdrängt. Besonderen Wert legt er auf die gute Frisur der Rebstöcke im Rahmen der Ertragsreduzierung. Hier sind kurzer Rebschnitt, Ausdünnen und Grünschnitt angesagt, bei der er – um den Nährstoffhaushalt der Rebe nicht zu stören – die Trauben teilt, anstatt sie komplett wegzuschneiden.
Mit dieser Art Knowhow, Erfahrung, intuitivem Gespür, Innovationsfreude und Qualitätsstreben erscheint es nahezu selbstverständlich, dass sich in jeder Flasche Hirtl-Wein das sensorische Herz des sanft abfallenden Hügellands des nördlichen Weinviertels in vielfältigen Facetten, aber immer in einem unnachahmlichen Stil schmecken lässt. Da darf man schon mal das eine oder andere Glas nachschenken.
Wir stellen vier Weine vom Weingut Hirtl vor, die wir gerade verkostet haben. Als Begleitung der Weine sind Speisen aus der Gourmetküche angemessen. Ein sicherer Weg zum perfekten Genuss führt über die beiden Speiseöle von Familie Hirtl, die wir hier präsentieren. Danach folgen die Beschreibungen der Weine, die wir 2019 verkosten konnten.
2022 Gelber Muskateller Frizzante
Ein Teil der Muskateller-Trauben dieses Frizzante kommt aus der Riede Rösselberg am westlichen Ortsausgang von Poysdorf wenige Meter vom Weingut Hirtl entfernt. Der Name Rösselberg kommt von der früheren Nutzung als Pferdeweide. Der Boden wird von tiefgründigem Löss beherrscht, ideal für eine Aromarebsorte wie der Gelben Muskateller, die bei voller physiologischer Reife ihre Fruchtigkeit im Keller ausspielen kann.
Der weißgoldene Frizzante mit den grünlichen Reflexen perlt im Glas lebendig und mit einer feinen Mousse anhaltend vor sich hin. Sein intensiver Duft weht in Richtung tropischer Früchte mit Litschi und Passionsfrucht, dazu Pfirsich, Limette und viel Muskatblüte. Wir erleben im Mund eine üppige feinsüßliche Fruchtigkeit mit hervorgehobenen Aufritten von Litschis, weißen Pfirsichen, einigen Ananasstückchen und Mandarinenscheiben nebst einer kleinen floralen Abrundung mit der Assoziation von weißen Blüten. Er ist mit seinem schlanken Körper und der gut eingestellten Kohlensäure frisch, saftig, spritzig und perlt zusammen mit der wunderbaren restsüßlichen Fruchtigkeit in ein beschwingtes Finish. Das ist der animierende, sommerliche Fresh&easy-Wein für jede schöne Begegnung, auch die mit sich selbst.
2022 Rosé trocken
Im Glas lädt er mit einem zarten Altrosa und violetten Blitzen ein. Er entsendet fruchtige Aromen von Erdbeeren, Roten und Schwarzen Johannisbeeren, Himbeeren, Brombeeren, einigen minzigen Kräutern und einen Hauch Zitrusfrucht. Er schmeckt fruchtig-spritzig, aber eben nicht süßlich-klebrig, und zeigt stolz seine präsente Säure, die glücklicherweise nicht weggezaubert wurde, sondern mit der Fruchtsüße und einer interessanten feinen Kräuterwürze eine Harmonie der Frische eingegangen ist. Auf diese Weise wird ein schmelziger Nachhall unterstützt, der uns lange herumschmatzen lässt auf der saftigen, trocken-herben Fruchtigkeit. Das ist der sichere Knaller für die Grillparty. Er würde sich aber auch nicht gegenüber gebratener Leber mit Äpfeln oder gegen einen Ziegenkäse wehren.
2022 Weinviertel DAC Grüner Veltliner Franz
Im strohgelb ausgeleuchteten Glas entwickelt er schon nach wenigen Minuten eine kristallklare, kühle Kernobst-Aromatik von reifen gelben Alexanderbirnen, Idared-Äpfeln und Grapefruit mit zusätzlichen pikanten Würznoten, die veltlinertypisch pfeffrig erscheinen. Am Gaumen kommt zusammen mit den Bukettaromen und der dezenten Extraktsüße eine kräftige Würze an. Quitten, Äpfel und Birnen drängeln sich in den Vordergrund und passen gut zur frischen Säure und der dezenten Mineralik. Die schöne pikante Würze hallt mit einem leichten Gerbstofftouch nach. Ein eleganter DAC mit einem harmonischen Körper und vollmundiger Energie. Bleiben wir in der Küche bei den Klassikern und servieren den Wein zu einem Wiener Schnitzel – den Onkel Franz hätt’s bestimmt gefreut.
2021 Riesling Exklusiv trocken
Der Riesling aus der Linie Exklusiv zeigt sich in einer glänzenden strohgelben Farbe mit einigen grünlichen Reflexen. Expressiv lockt er mit den herrlichen Aromen von weißen Pfirsichen, frischen Aprikosen und Cantaloupe-Melonen. Mit zunehmender Öffnung kommen immer mehr Zitrusnoten vom Limettentyp hervor. Eine vibrierende Säure und eine saftige Fruchtfülle von Aprikosen und aus Zitrusrichtungen verwöhnen die Zunge. Herzhaft rassig und trinkanimierend frisch tritt der Riesling Exklusiv an. Der Alkohol zeigt sich nicht aggressiv, sondern ist ordentlich verpackt und setzt als Geschmacksträger mit Fülle und Kraft eine elegante Extraktsüße noch oben drauf, vor allem im langen Finish. Ein trinkfreudiges Energiebündel, das einen Red Snapper vom Grill wiederbelebt oder einem Zitronenhühnchen Flügel verleiht.
Hanf ist wie Lein eine sehr alte Kulturpflanze und kann bis zu vier Metern hoch werden. Hanföl ist ein Pflanzenöl, das aus den Samen des Hanfs (cannabis sativa) gewonnen wird. Es verleiht den Speisen einen angenehmen Geschmack, sollte aber nicht erhitzt werden. Es ist reich an Vitaminen, Spurenelementen und sekundären Pflanzenstoffe, vor allem aber an mehrfach ungesättigten Fettsäuren, die der Körper nicht selbst bilden kann, vor allem die wichtigen Omega-6- und Omega-3-Fettsäuren in dem besonders günstigen Verhältnis von 2:1 bis 3:1. Wie auch bei anderen hochwertigen Pflanzenölen erhält die Kaltpressung durch die relativ geringe Presstemperatur von 40 °C bis 60 °C die Inhaltsstoffe am besten.
Das Hanföl hat eine satte, grasgrün-goldene Farbe, duftet intensiv nach frischen Heublumen und lädt immer wieder zu langem Schnüffeln ein. Im Geschmack zeigt sich die hohe Qualität an der Reinheit der leicht nussigen Note. Wir fühlen am Gaumen eine perfekte Textur, nicht klebrig dick, aber auch nicht dünn wie Wasser. Mit seiner sanften Milde gleitet es in einen angenehm harmonischen, aromatischen Nachgeschmack hinein ohne jede Bitterkeit. Träufeln Sie es mal auf frisch entblätterte und noch warme Artischocken-Herzen.
Bio Kürbis-Kernöl 100% rein
Das sortengerecht relativ dickflüssige Bio Kürbis-Kernöl zeigt sich farblich satt dunkelgrün und duftet leicht nussig. Im Mund verteilt sich schnell der nussige Geschmack, der zunehmend intensiver wird. Am Gaumen kommt ein zartes Röstaroma an, was mit der Nussigkeit perfekt harmoniert und für einen langen Nachhall sorgt. Natürlich können Sie mit diesem exzellenten Öl ein leckeres Baguette beträufeln. Aber genießen Sie es lieber auf einem Chicorée-Salat mit gehobeltem Parmesan oder tropfenweise auf Vanilleeis.
Wir stellen die Weine vor, die wir 2019 verkosten konnten.
2018 Grüner Veltliner trocken Classic
Die Trauben für diesen Classic-Wein sind rund um Poysdorf auf einem sandig-lössigen Boden gewachsen, der Wein wurde im Edelstahl ausgebaut.
Im Glas erstrahlt der Classic hell und klar in Grüngelb. Es duftet intensiv nach gelben Äpfeln und gelben Philipsbirnen, dazu kommen ein süßlicher Hauch von reifen Reineclauden und kleine vegetabile Anklänge. Im Mund werden die Früchte von einer zarten Würze und einem Touch Zitrus begleitet. Die lebendige Säure formt die leicht süßliche Fruchtigkeit zu einer saftigen Frische, schlank und spritzig. Im Abgang zeigt der Wein sich pikant und ausgewogen mit einer schönen Tendenz zum zarten Schmelz – ein ausgesprochen trinkfreudiger Classic-er. Er verträgt sich mit vielerlei Köstlichkeiten aus der österreichischen Küche, servieren Sie ihn also ganz klassisch zu einem Backhendl mit Erdäpfelsalat.
Grüner Veltliner Weinviertel DAC Ried Kirchberg 2018 trocken
Im Glas entfaltet sich ein ansprechendes, geschliffenes Bukett von reifen hellgelben Äpfeln und Birnen, weißen Blüten und jungen gelbgrünen Pflaumen. Eine feine Kräuterwürze vom Typ Wiese im Morgentau schwebt herum. Am Gaumen begegnen die Äpfel und Birnen einigen Nüssen und leicht vegetabilen Nuancen. Alles steigert sich druckvoll zu einem saftigen, sanft extraktsüßen Fruchteindruck, der durch die frische Säure und eine interessante feine Mineralik herrlich aufgefangen und in ein langes, dezent pikantes Finish geleitet wird. Ein vielfach prämierter Wein, der kongenial einen kräftig gewürzten Schweinsbraten oder einen Süßwasserfisch mit einer starken Soße begleitet.
Die nach Süden und Südosten ausgerichtete Riede Bürsting ist ebenfalls von schwerem Lehmboden mit tiefgründigem, etwas kalkhaltigen Löss und Sand geprägt, was gehaltvolle Grüne Veltliner verspricht. Der Wein ist ebenfalls im Edelstahl ausgebaut mit mindestens viermonatiger Reife.
Der Wein funkelt im Glas in einem hellen Gelbgrün mit silbernen Reflexen. In der Nase schlägt er eine etwas andere Richtung ein als der Grüne Veltliner vom Kirchberg. Im Bürsting-Veltliner sind die Düfte von Golden-Delicius Äpfeln und gelbgrünen Birnen grundsätzlich eher kühler und herbfruchtiger, lassen andererseits aber leicht florale und kräuterige Noten plus einer Spur von Honig durch. Den Gaumen versorgt eine schmackhafte, spritzige Verbindung von Fruchtigkeit und Würze – alles umarmt von einer frischen, aktiven Säure. Den saftigen, nachhaltigen Abgang begleiten eine sanfte Gerbstoffspur, vor allem aber pikante Anklänge und eine reife mineralische Richtung. Das ist ein gut strukturierter Grüner Veltliner, der seine vollmundige Substanz, seine ganz leicht süßlich touchierte Extraktfülle und seine vitale Harmonie gerne vorzeigt und mit seiner frischen Eleganz in der Veltliner Erst-Liga mitspielt. Das hochwertige Geschmackserlebnis des Bürsting-Veltliners kommt besonders gut zur Geltung zu einer typischen Brettljause mit Schinken, Speck und Schweinsbraten, aber auch zu einer mit getrockneten Früchten pikant gefüllten Kalbsbrust.
Weinviertel DAC Reserve 2017 Grüner Veltliner trocken
Im Glas funkelt und strahlt der Wein gelbgrün und silbrig. Eine zart pflanzlich-florale, gelbfruchtige bis exotisch-tropische und ganz leicht kräuterige Duftigkeit empfängt die Nase. Reife Quitten, saftige Gellerts Butterbirnen, rotgelbe asiatische Mangos und Paranüsse sind dabei, aber auch ein Touch von Limonen einerseits und blondem Tabak andererseits. Über die Zunge gleitet der Wein erstaunlich schlank und feinsaftig mit einer kühlen Fruchtigkeit, einer dezenten Extraktsüße und einer handwerklich hervorragend austarierten Säure. Freundliche florale und würzige Noten mit einem Hauch von Waldhonig machen im schmelzigen Finale noch lange gute Laune und Lust auf das nächste Glas. Eine vollmundige Reserve, die durchaus komplex, auf jeden Fall straight, kompakt und energiereich auftritt und zugleich mit einer animierenden Frische und vielschichtigen Kraft begeistert. Servieren Sie diese Reserve zu einem gebratenen Wolfsbarsch mit cremigem Steinpilzrisotto oder zu einem Kaninchenbraten mit Pfeffersauce, Pfifferlingen und glasierten Erbsen.
Grüner Veltliner Reserve 2016 halbtrocken
Die Trauben für die halbtrockene Reserve kamen aus den nach Süden ausgerichteten Parzellen in der Riede Waldberg. Hier nahmen die Reben im Jahrgang 2016 viel Wärme und Sonne auf, wobei die Lehmanteile im Boden soviel Feuchtigkeit hielten, dass der extrem trockene Sommer keine größeren Schäden anrichtete. Der Wein reifte in Stahltanks mehr als ein Jahr auf der Feinhefe.
Es ist ein fescher Grüner Veltliner geworden. Aus dem grüngelb schimmernden Glas sendet er sofort starke Fruchtaromen aus mit Noten von reifen gelben Birnen, Äpfeln und Quitten mit einem leicht nussigen und vegetabilen Hintergrund. Im Mund hat man wieder einmal den Beweis, dass grandiose Qualitäten im Zusammenspiel von Rebsorte, Terroir und der engagierten Kreativität des Winzers entstehen. Die feine Säure unterstützt die gar nicht einmal so spektakuläre Restsüße der halbtrockenen Ausbaurichtung mit einer genialen Verspieltheit, die Raum lässt für Raffinesse, aber auch für Kraft. Da beeindrucken dann nicht nur die fast schon erwartete Fruchtigkeit, sondern auch eine Vielfalt an sensorischen Nuancen von pikant kräuterig-würzig über dezent erdig-mineralisch bis zu einem Hauch von Mokka und einer interessanten Gerbstoffspur. Das nachhaltige, kraftvolle Finale bestätigt die Strahlkraft und den guten Körper dieser Reserve.
Riesling Selektion 2015 trocken
Energisch drängeln die Düfte aus dem Glas in die Nase. Mit zunehmender Belüftung wird das Aromenspektrum immer vielfältiger und vor allem intensiver: reife Aprikose, weiße und gelbe Nektarinen, reife gelbe Pflaumen, rote Grapefruit und einige Limetten. Am Gaumen imponiert der Wein mit seiner frischen Aromatik, dem feinem Spiel und der Reinheit seiner geschmacklichen Komponenten von Weinbergpfirsichen, Aprikosen, reifer Ananas und sogar ein winziger Touch Cassis. Man schmeckt den unverkennbaren lebhaften Rieslingcharakter des nordöstlichen Weinviertels. Vertrauen Sie sich mit allen sensorischen Sinnen seiner Kraft und Aromatik an, legen Sie die alltäglichen Sorgen in die unterste Schublade und genießen Sie Schluck für Schluck seine noble, vollmundige und aristokratische Struktur. Der Riesling Selektion 2015 ist ein unvergessliches Solo-Erlebnis, aber auch ein extrovertierter Verstärker einer Vorspeise vom Räucherlachs oder eines Broccoli-Gratins.
Gelber Muskateller 2018 trocken
Im Glas schimmert der Wein hell, leuchtend und strohgelb. Langsam aber stetig öffnet sich eine ganz individuelle Aromatik von Holunderblüte, Birne, Papaya und etwas Muskat, zusammen mit einem kleinen Ton Zitrus und Minze. Im Mund bemerkt man sofort den schlanken Charakter, der nicht aus der Richtung der sattmachenden Wärmestrahler kommt, sondern distinguiert cool und animierend auftritt. Die Fruchtigkeit ist feinsaftig und nicht überladen, die Säure ist frisch und nicht betäubend. Eine kleine Zitrus-Auswahl von Limette bis Zitronenmelisse kleidet die sortentypische, hier sehr zarte Süßlichkeit adrett ein. Im fruchtig-saftigen Abgang kommen auch florale, vegetabile und kräuterige Spuren gut zur Geltung. Das ganze sensorische Spektrum ist wieder einmal mit bemerkenswerter Harmonie eingebunden. Dieser Muskateller wirkt nicht engmaschig oder gar breit, sondern tritt vollmundig, locker, klar und luftig zugleich auf – Typ Leichtigkeit des Seins. Ein duftiger Begrüßungswein, der auch zu chinesischen Bratnudeln mit Schweinefleisch oder Frühlingsrollen mit Zitronengras und Sweet Chili Soße brilliert.
Chardonnay Exklusiv 2018 trocken
Mit großem Erfolg hat Martin Hirtl eine fruchtbetonte, frische und doch kraftvolle Stilistik in Anlehnung an burgundische Richtungen herbeigeführt, jenseits des fast schon altbackenen International-Neue-Welt-Stils, in der gewöhnlich alles steckt, was der Keller Richtung Holz, Vanille und Butter hergibt. Gleichwohl muss die Nase hier nicht auf die Begrüßung durch ein Potpourri von reifen exotischen Früchten verzichten, die von frühen Äpfeln, Zitrus und Honigmelonen in Schach gehalten werden. Am Gaumen begegnen wir erneut diesem herrlich fruchtig-frischen Exotik-Mix mit einer süffigen Extraksüße und lebendiger Säure. Vollmundig und körperreich umhüllt der Chardonnay Exklusiv die Zunge und lässt im fast cremigen Finale uns noch lange auf den markanten Fruchtaromen herumschmatzen. Servieren Sie ihn im großen Burgunderglas, um die Aromatik und den Geschmack spontan zu steigern. Traumpartner dieses Chardonnays könnten eine getrüffelte Poularde aus dem Rohr oder gutbürgerliche Rinderrouladen sein.
Merlot Exklusiv 2017 trocken
In einem dunklen, dichten Purpurrot mit zinnoberroten Rändern glänzt der Merlot im Glas. Sein Bukett springt die Nase nicht an, sondern gleitet sanft und samtfruchtig aus dem Glas: Himbeeren, eingelegte Preiselbeeren, echte Heidelbeeren und einige Brombeeren sind dabei. Aus dem Hintergrund winken ein Hauch von Wacholder und kleine pikante Spitzen von Gewürzen mit schwarzem Pfeffer. Der Wein schmeckt nach roten wie schwarzen Waldbeeren und frühreifen Zwetschgen und macht erstaunlichen Druck im Mund. Er bietet den vom Bukett her bekannten pikanten Zug von Würze, jetzt aber abgerundet mit einem interessanten Hauch von Mokka. Die dezente Säure sorgt für eine wunderbare Struktur mit Kraft und Wärme, vor allem im großartigen Finale. Verwöhnen Sie diesen Merlot mit einer Lammkeule in einer kräftigen Fleischsoße mit Kartoffelklößen. Und nicht vergessen, ihn drei bis vier Stunden zuvor zu öffnen.
One in Red 2015 Cuvé trocken
Das granatrot ausgeleuchtete Glas blitzt immer wieder violett auf und lockt mit einer nahezu undurchdringlichen, geheimnisvollen Dichte. Extrovertiert drängeln vollfruchtige Düfte aus dem Glas: Heidelbeeren, Brombeeren, Weichselkirschen, Schwarze Johannisbeeren und einige Himbeeren – ein opulentes Fruchtensemble. Obendrein erfreuen Anmutungen von dezenten Röstaromen, von Mokka und von erdig-pikanten Nuancen. Im Mund präsentieren sich die Cuvée-Sorten mit lebendiger Finesse. Graziös wie auf einem Gemälde setzen sich die Fruchtaromen mit der frischen Säure, einigen vegetabilen Tönen, einem Hauch von Zartbitterschokolade und feinsandigen, samtigen Tanninen auf der Zunge zusammen, ausdrucksstark und vielschichtig. Im langen Nachhall verabschiedet sich die Cuvée mit sanfter Extraktsüße und schönem Schmelz. Der Wein ruft geradezu nach einem Rehrücken mit Waldpilzen in Sahnesoße und tritt dazu als elegante Köstlichkeit auf.
24.07.2023
Fotos: © C. Bruckener/Weingut Hirtl
Fässer und Flaschenfotos: © Weingut Hirtl