An den vier Enden der Welt
An den vier Enden der Welt
Das Weingut Prinz von Hessen im Rheingau: Mit fruchtig frischen Bio-Schätzen an Deutschlands Riesling-Spitze
Das Adelsgeschlecht derer von Hessen gibt es schon seit über 800 Jahren, das Weingut Prinz von Hessen seit 1957. Es wurde von Philipp Landgraf von Hessen gegründet, als die Hessische Hausstiftung zur Wahrung der Kulturwerte des hessischen Fürstenhauses sieben Hektar Rebfläche vom Kommerzienrat Krayer erwarb. Die Hessische Hausstiftung ist eine von zwei Stiftungen, in denen das Haus Hessen die Kunst- und Kulturgüter der Landgrafen und Kurfürsten von Hessen-Kassel sowie der Landgrafen und Großherzöge von Hessen-Darmstadt pflegt und bewahrt. Heinrich Donatus Philipp Umberto Prinz und Landgraf von Hessen, Enkel des Gründers, ist heute der geschäftsführende Vorstand der Stiftung und repräsentiert zusammen mit seiner Ehefrau Floria, Landgräfin von Hessen, das Weingut und die weiteren Betriebe der Stiftung. Dazu gehören zwei der besten 5-Sterne-Hotels in Deutschland: das Schlosshotel Kronberg im Taunus und das Grandhotel Hessischer Hof in Frankfurt am Main mit dem Restaurant Sèvres und der legendären Jimmy’s Bar. Der Stiftung gehört darüber hinaus die Güterverwaltung in Schleswig-Holstein mit landwirtschaftlichen Betrieben und dem Hotel Ole Liese, dem Restaurant Hessenstein und dem Gut und Trakehner Gestüt Schloss Panker. In Sachen Wein besitzt Donatus Landgraf von Hessen noch ein Weingut in Kalifornien, aus dem Weine mit dem Label Panamera kommen. Das Familienwappen der Prinzen und Landgrafen von Hessen, der rot-weiß gestreifte Löwe von Heinrich I., dem Begründer des hessischen Fürstenhauses, ist seit 60 Jahren auch das hessische Landeswappen.
Das Weingut Prinz von Hessen befindet sich am südöstlichen Rand von Johannisberg, dem berühmten Ortsteil von Geisenheim, das im Westen an Rüdesheim angrenzt und direkt am Rhein liegt. Gegenüber auf dem anderen Rheinufer ist Rheinland-Pfalz mit Bingen und Ingelheim. Ganz in der Nähe des Weinguts wird die Lage Johannisberg vom 50. Breitengrad durchzogen, der auch Kasachstan und Kanada durchquert und der bis zum Klimawandel als nördliche Grenze des kommerziellen Weinbaus angesehen wurde. Wir sind im hessischen Weinanbaugebiet Rheingau, das der Rhein über eine Strecke von nur 50 Kilometern ausnahmsweise nicht von Süden nach Norden, sondern von Osten nach Westen durchfließt, so dass die meisten Weinberge in südlicher Ausrichtung angelegt werden konnten.
Die Sonne scheint in den Weinbergen rund 1.700 Stunden im Jahresmittel und liefert damit im an sich schon milden Rheinklima die höchste Energiezufuhr im gesamten Rheingau. Die Böden bestehen vorwiegend aus Taunusquarzit mit starken Auflagen von mittel- bis tiefgründigem, teilweise sehr steinigem Löss-Lehm oder Kies mit hohem Kalkanteil, der Wärme speichert, sich nicht zu stark verdichtet, einigermaßen Wasser hält und ordentlich Mineralien an die Reben abgibt. In einigen Lagen gibt es auch Böden mit sedimentiertem Schiefergestein und mit Meeressand. Alles in allem offenkundig ein erstklassiges Terroir für die Riesling-Rebe. Zu 80 % wird dementsprechend Riesling angebaut, daneben Weißburgunder und Scheurebe, insgesamt machen die weißen Sorten 90 % aus, 10 % sind rote Sorten mit Spätburgunder, Frühburgunder, Merlot nebst etwas Cabernet Sauvignon und Cabernet Franc. Alljährlich werden rund 300.000 Flaschen abgefüllt, das Weingut gehört damit zu den zehn größten Erzeugern im Rheingau. Das umfangreiche Sortiment umfasst auch drei in traditioneller Flaschengärung hergestellte Sekte und den extra alten Premiumbrand „Prinz von Hessen XO“, der 1985 gekeltert und 1990 destilliert wurde und danach im Eichenfass reifte – 2015 bewertete der Gault&Millau ihn als besten Weinbrand Deutschlands.
Im Weingut wird der größte Teil des Energiebedarfs durch die eigene Photovoltaikanlage gedeckt. Im Keller kommt modernste Technik zum Einsatz, die eine schonende Produktion erlaubt. Einige Guts- und Ortsweine werden mit Reinzuchthefen vergoren, bei den meisten Weinen wird auf Spontangärung gesetzt. Auch wenn angesichts des Riesling-Schwerpunktes überwiegend mit temperaturkontrollierter Edelstahltank-Vergärung gearbeitet wird, so kommen doch Holzfässer unterschiedlichster Größe und Holzart zum Einsatz. Dabei werden vielfach die im Rheingau typischen Stück- und Halbstückformate (1.200 bzw. 600 Liter) aus deutscher Eiche für die Reifung der Weine verwendet. Die Rotweine jedenfalls lagern für zehn bis zwölf Monate in Barriques und in großen Holzfässern.
Tradition und Moderne - wohl keinem Weingut in deutschen Anbaugebieten gelingt es, diese Symbiose mit jeder Flasche gegenständlich vorzuzeigen. Hierfür muss man sie nicht einmal öffnen, sondern es genügt ein Blick auf das Etikett, das als einzigartige visuelle Marke die Botschaft von royaler Tradition mit dem Anspruch auf Innovation vermittelt: Das historische Wappen des Hauses und Landes Hessen riesengroß auf grellfarbigem, poppigem Untergrund, je nach Qualitätsstufe von Türkis, royalem Kobalt- oder noblem Tauben-Blau. Die über alle Qualitätsstufen ausschließlich mit Drehverschluss versehenen Flaschen sind obendrein auffällig rotweiß streifig gekapselt. Mit diesem Design leuchtet jede Flasche in den Regalen des Weinhandels, glänzt auf jeder Messe und funkelt auf jedem Verkostungstisch – immer lockt, noch bevor von ihrem edlen Inhalt die Rede ist, die Flasche mit ihrer imposanten Ästhetik und Haptik. Da der Trend derzeit eher zu einem reduzierten Flaschendesign geht, war der Schritt zu dem von der Agentur Fuenfwerken kreierten Auftritt mutig, hat aber bestimmt ganz wesentlich zu den enorm gestiegenen Absatzzahlen beigetragen.
Das Weingut Prinz von Hessen zählt zu den besten Riesling-Erzeugern Deutschlands, was zahlreiche Preise und Auszeichnungen sowie Sterne, Trauben und Punkte in allen Weinführern und Magazinen bestätigen. Seine Weine sind auf den Karten japanischer Spitzenrestaurants zu finden, es exportiert mit rund 40 % einen erheblichen Produktionsanteil, davon wiederum die größte Partie in die USA.
Wir konnten elf Weine und einen Sekt des Weinguts Prinz von Hessen verkosten.
2023 Bio Riesling trocken VDP.Gutswein vegan
Die Trauben für diesen Riesling wurden bei der Ernte streng selektioniert. Im Keller wurde nach einer gewissen Maischestandzeit schonend abgepresst und der Most im Edelstahl spontan und gekühlt vergoren.
Im Glas leuchtet der Gutswein in einem vornehmen hellen Gelb mit grünlichem Schimmer, was jugendliche Frische ankündigt. Das bestätigt bereits das Bukett, das herrliche Noten von reifen Aprikosen, weißem Pfirsich, frischen Zitrusfrüchten und Charentais-Melonen freigibt. Ein einladendes Opening mit einem animierend fruchtigen, feinen Sinneseindruck. Fast nahtlos geht die fruchtige Duftigkeit in fruchtige Geschmacksnoten über, zu denen jetzt grüne und gelbe Äpfel, Birnen, Mirabellen und ein kleiner Touch Orangenschale hinzukommen. Die Riesling-Säure ist so gut eingebunden, dass sie die leicht süßliche Frucht sanft, aber lebhaft begleitet, womit der trockene Charakter des Weins erhalten bleibt und sich ein fester Körper mit kristallklarer Frische und feiner Eleganz entwickelt. Immer wieder begeistern uns neue, interessante und filigrane Geschmacksnuancen, die nicht zuletzt der unterschiedlichen physiologischen Reife der geernteten Trauben zu verdanken sein dürften. Im langen geschmeidigen, manchmal leicht herben Abgang mit dem winzigen Anklang an Gerbstoffe kommt die leicht salzige Mineralität gut zum Ausdruck. Das ist ein Riesling von der Basis der Klassifikations- und Qualitätspyramide und doch erfreut er Genießerinnen und Genießer mit seinem besonderen Geschmacksprofil bereits auf so hohem Niveau, dass man sich fragt, was denn da noch kommen wird, auf dem Weg an die Spitze. Der Bio Gutswein Riesling ist jedenfalls ein unangefochtener Einstiegsklassiker im Bereich der trockenen Rieslinge aus dem sonnigen Terroir des Rheingaus. Er ist der harmonische, universelle Begleiter für rieslingaffine Speisen mit Fisch oder hellem Fleisch, aber auch für weiße Weichkäsesorten.
Das ist tatsächlich der klassische Rheingau-Riesling, wie man ihn in aller Welt kennt und liebt. Geschmacklich könnte man ihn als feinherb einstufen, nach den analytischen Werten von Säure und Restzucker liegt er im leckeren Niemandsland zwischen den gesetzlich definierten Bereichen von trocken und halbtrocken.
Schon das Bukett begeistert mit den Düften von reifen grünen und roten Äpfeln, dazu Charentais-Melone, Litschis und Aprikosen, abgerundet mit freundlichen Nuancen von Zitrus und einem adretten Sträußchen Küchenkräuter. Im Hintergrund schweben vor allem mit längerer Öffnung zunehmend eine gewisse Exotik und ein floraler Hauch mit. Der Gaumen wird verwöhnt von der kühlen, saftigen Fruchtfülle und der vibrierenden Säure, die den Wein zusammen mit einer höchst dezenten Mineralität herzhaft rassig und trinkanimierend frisch rüberbringen. Vielfältige Aromenkomplexe gehen in die Tiefe und sind doch filigran abgestimmt. Die vollendete Harmonie von markanter Säure und Restsüße bindet die Alkoholgradation von 12,2 Volumenprozent gut ein, die sowohl das spitzig-frische Mundgefühl als auch die süßliche Aromatik intensiviert. Ein saftiger, endlos dahinschmelzender Abgang fördert den dringenden Wunsch nach dem nächsten Glas. Der Riesling Classic ist ein fulminantes Geschmackserlebnis und eine fantastische Begrüßung auf allerhöchstem Niveau für alle netten Gäste.
2023 Bio Weissburgunder VDP.Gutswein vegan
Mit strengster Selektion wurde für diesen Wein geerntet, denn nur hochgesunde und makellose Trauben erhalten die feine Frucht der Rebsorte. Vergoren wurde im Gegensatz zu einigen früheren hitzegestressten Jahrgängen ausschließlich in Edelstahltanks. Etwa neun Monate lag der Wein auf der Feinhefe.
Der Weißburgunder Gutswein schwingt sich mit konzentrierten Düften von grünen Birnen, Zitrus und einem Touch von jungen Walnüssen in die Nase. Von Anfang an lässt sich die frische Fruchtigkeit erduften – distinguiert, nicht etwa dreist und stürmisch. Im Mund formt sich ein besonderes Burgunder-Erlebnis: Eine herrlich leichtfüßige Fruchtigkeit von gelben Pfirsichen, Honigmelonen und Birnen umspielt cremig und zärtlich die Zunge. Eine schöne Würze und eine kleine vegetabile Nuance werden von der feinen Fruchtsüße großzügig umarmt. Die Fruchtigkeit schmilzt nur so dahin und unterstützt zusammen mit der dezenten Säure einen weichen, ausgewogenen Abgang. Gut strukturiert und friedlich harmonisch präsentiert sich dieser Weißburgunder vollmundig und mit feiner Eleganz. Das ist selbstverständlich der geborene Spargelwein, er brilliert aber auch zu Jakobsmuscheln aus der Pfanne.
2023 Bio Scheurebe VDP.Gutswein vegan
Beschwingte Düfte von Zitrus und Aprikosen, von Kiwis, Äpfeln und Holunderblüten, aber auch die rebsortentypischen Richtungen von Schwarzen Johannisbeeren, Stachelbeeren und rosa Grapefruit schweben aus dem Glas. Alles expressiv, aber dennoch leise und freundlich, niemand drängelt sich dominant nach vorne. Den Gaumen schließt der Wein mit aromatischem Charme auf. Exotische Früchte und Anmutungen von Würze aus der Spontanvergärung umkreisen das Cassis- und Stachelbeer-Zentrum und verbreiten gemeinsam mit der spannenden Säure das berühmte saftige Mundgefühl. Im Finale genießen wir seinen sinnlichen Schmelz und die spritzige Frische. Eine komplexe, hochelegante Scheurebe, die Wohlgefühl verbreitet. Sie tanzt kulinarisch auf vielen Hochzeiten und begleitet sowohl eine klassische Pasta mit Meeresfrüchten als auch gefüllte Paprikaschoten oder ein indisches Kokos-Hähnchen-Curry
2023 Bio Rosé trocken VDP.Gutswein vegan
Im Glas zeigt sich der Rosé in einem hellen Lachsrosa. In die Nase steigen rote Früchte und versetzen einen gleich in den Gute-Laune-Modus. Erdbeeren, Rote Johannisbeeren und Kirschen sind dabei, obendrein sogar einige Äpfel. Am Gaumen kommt eine trockene Fruchtigkeit an, keine klebrige Süße, sondern ein Flirt von Frucht und einer kleinen Mineralität, der fast schon komplex wirkt. Die sehr dezente Säure führt in einen samtigen Abgang, der die Frucht saftig und erfrischend dahinschmelzen lässt. Ein leichter, vornehmer Begleiter jeder sommerlichen Festivität. Mit diesem Rosé können sich auch diejenigen aus der Deckung wagen, die ihren Rosé bisher heimlich getrunken haben, um nicht aus dem Trockentrinkerimage zu fallen.
2023 Bio Rosé feinherb VDP.Gutswein vegan
Die Rebstöcke stehen in Lagen mit Böden aus Löss-Lehm, verwittertem Gestein und auf sandig-lehmigem Untergrund. Vergoren wurde gekühlt im Edelstahl mit ausgedehntem Hefelager. Das eine fördert Fruchtigkeit und Frische, das andere Aromatik und Harmonie. Dieser Rosé ist assembliert aus Spätburgunder – teilweise mit Pinot Noir Klonen – und einem Schuss Merlot.
In einem zarten Lachsrosa glänzt der Wein im Glas. Intensive Fruchtaromen verbreiten sich in der Nase, aber nicht nur aus dem bekannten Spektrum der Spätburgundertöne. Zum Potpourri reifer Beerenfrüchte mit Erdbeeren und Himbeeren kommen überraschende Eindrücken von Orangenschalen, Mandarinen und Zitrus hinzu. Im Geschmack sind die Aromanoten dezent eingebunden in eine erstaunlich anregende Säure und eine herrliche Fruchtsüße, die einen langen cremigen Nachhall umrahmen. Ein edler Rosé mit einem köstlich aromatischen Körper, einem raffinierten Frucht-Säurespiel und einer saftigen Frische. Das ist der perfekte Animator auf jeder Grillparty, der aber auch fruchtige Desserts verzaubert oder als Solist die Köpfe verdreht.
Der Royal ist gleichsam der trockenere Mitspieler des Classic-Rieslings. Die strenge Selektion bei der Ernte hat für Klarheit und Gradlinigkeit im Wein gesorgt. Ausgebaut wurde im gekühlten Edelstahltank.
Es duftet unwiderstehlich aus dem Glas: Weiße Pfirsiche und zarte Aprikosen vereinen sich mit Orangenblüten, reifen gelben Äpfeln und Spuren von Kräutern mit Minze. Über allem liegt ein aufregender Hauch von Mineralik und Exotik. Im Mund fasziniert die klare, salzig-mineralische, rassig-schlanke Struktur des Weins. Seine knackige Säure ist perfekt austariert mit den intensiven, leicht süßlichen und von leisen Zitrustönen begleiteten Fruchtaromen und einer kräftigen Würze mit Anklängen an Nüsse. Eine grandiose, kühle Frische empfängt die Zunge und eröffnet ein komplexes, körperreiches Spiel der Aromen, das in einem saftigen, anregenden Abgang lange nicht loslassen will. Ein wahrhaft majestätisch-royaler Rheingau-Riesling. Er begleitet mit seinem eleganten, adligen Habitus gerne eine gebratene Maischolle oder Schweinerouladen im Speckmantel oder ganz verwegen einen Schäuferle Braten aus dem Rohr.
In Lorch besitzt das Weingut Prinz von Hessen Parzellen in der VDP.ERSTE LAGE® Schlossberg an der Burgruine Nollig oberhalb des malerischen Weinstädtchens. Der Boden ist hier von Schiefer mit kalkhaltigem Löss geprägt. Die Spontanvergärung erfolgte nach längere Maischestandzeit in gekühlten Edelstahltanks und Holzfässern.
Der Lorcher Riesling lädt ein mit Aromen von grünen und gelben Äpfeln, Pfirsich, rosa Grapefruit, Limetten und einem Hauch von Jasminblütenhonig. Am Gaumen kommt er kräftig an, reif, delikat, energisch. Er ist ordentlich strukturiert und transportiert fruchtig-süßliche Kernobstnoten, umhüllt von schmelzigen würzigen Tönen. Die griffige Säure ist quicklebendig. Vor allem aber beeindruckt seine charaktervolle salzige Mineralität wie vom Feuerstein. Im langen Abgang entwickelt er nochmals eine enorme Spannung, bei der die herrliche, kühle Mineralik von einer kleinen charmanten Gerbstoffnote gestützt wird. Das ist der hochwertige, überzeugend ausbalancierte Ortsriesling für den hochwertigen Rund-um-die-Uhr-Genuss, Sie können ihn aber auch zu einem gedünsteten Meeressaibling auf Wurzelgemüse reichen.
Was Johannisberg angeht, so besitzt Prinz von Hessen hochwertige Parzellen in der insgesamt nur zwei Hektar großen Lage Klaus, die unweit des Weinguts unterhalb des Schlosses Johannisberg liegt. Sie ist nach Süden ausgerichtet und verfügt über ein kalkreiches, tiefgründiges Terrain mit Löss und Kiesadern. Im Keller profitierte der Wein von einem langem Hefe-Rendezvous.
Im Glas glänzt der Johannisberger hellgelb mit grünlichen Reflexen. Er spendiert mit zunehmender Belüftung ein intensives Bukett mit großzügig ausgeprägten Fruchtaromen von reifen Pfirsichen, Aprikosen, Mirabellen und grünen Äpfeln. Dazu kommen vielgestaltige Zitrustöne mit Grapefruit sowie lockende Spuren von Mandeln, Honig und Sternanis. Die Vielfalt der Aromatik bestimmt auch die kraftvolle, aber vornehme und fein-würzige, elegante Begegnung am Gaumen. Das ist ein Wein, der vollmundig und stets fruchtig eine energiereiche Frische verbreitet und ordentlich Druck macht bis er im saftigen, mineralischen Finale mit deutlichen und perfekt angepassten Anklängen an Eichenholznoten dahinschmilzt. Seine freundlichen Säurespitzen sind gut austariert und streicheln die leicht süßliche Fruchtigkeit, die zuweilen mit kleinen nussigen und winzigen blumigen Anklängen erfreut. Das lange Hefelager hat dem noch jungen, doch schon jetzt konturenstarken Wein ein beachtliches Potenzial mitgegeben, so dass es interessant sein wird, seine Entwicklung in den nächsten Jahren zu beobachten. Lassen Sie sich aber schon jetzt von seiner Eleganz verwöhnen, zum Beispiel ganz klassisch zu einem Rindfleisch-Carpaccio oder ganz bodenständig zu Schwäbischen Maultaschen aus der Pfanne.
2022 Dachsfilet Riesling trocken
Der noch jugendliche Wein schickt in die Nase feine und hochkomplexe Aromen, die mit ihrem exquisiten, facettenreichen Charakter überraschen: Im Vordergrund stehen nämlich nicht nur die üblichen Verdächtigen wie Pfirsiche, Äpfel und Zitrusfrüchte, sondern auch hochreife Stachelbeeren und schwarze Johannisbeeren, exotische Früchte, Feuerstein, Karamell und ein Touch Hefe nebst einem winzigen Hauch von Röstaromen und Mineralik. Am Gaumen erneut ein eigenständiger Eindruck von außergewöhnlicher, kraftvoller Riesling-Grandiosität: Zu den Bukettaromen kommen Aprikosen und würzige Kräuter mit mineralischen und holzigen Anklängen hinzu, aber auch dezente blumige und nussige Nuancen. Alles sammelt sich zu einer saftigen Frische mit einer zupackenden dichten und extraktreichen Struktur. Die aktive, aber reife Säure bindet die verhaltene Fruchtsüße ein und bildet den Wein stringent trocken ab, wobei er dank des Holzeinsatzes und des langen Hefelagers harmonisch und abgerundet erscheint. Die spontane Gärung auf der Maische hat ihm zu einer üppigen Fülle und dichten Stoffigkeit verholfen, aber auch eine bemerkenswert aromatische Finesse mitgegeben. Es ist schon erstaunlich, was sich der Rieslingfrucht auf diese Weise entlocken lässt. Das Filetstück aus dem Dachsberg ist ein einzigartiger, innovativer Riesling mit einer sehr individuellen Identität und unwiderstehlichem Charme. Er rangiert in der Premium-Linie des Weinguts und ist zu Recht zu einem nachgefragten Aushängeschild geworden. Dekantieren Sie ihn vor dem Einschenken und erfreuen Sie ihn und sich mit großbauchigen Rotweingläsern.
2022 Steckenpferd Riesling Spätlese
Die Rebstöcke dieses Weins stehen in den Weinbergen des Weinguts um Johannisberg herum, die unterschiedliche Bodenstrukturen aufweisen. Der Wein ist ausschließlich im Edelstahl ausgebaut.
Im Glas schimmert die fruchtsüße Spätlese weißgold mit silbernen Reflexen. Schon das Bukett begeistert: reife grüne und gelbe Äpfel, Litschis, reife Papaya, Mangos, einige Aprikosen, ein paar Limetten und rote Grapefruit. Über die Zunge gleitet der Wein mit einem zärtlichen Schmelz voller kerniger Frucht und Würze. Die Restsüße wirkt nicht plump und aufdringlich, sondern ist mit der verspielten Säure und den mineralischen Anklängen fast filigran verbunden. Alles steht in einem wunderbaren Einklang und trifft sich mundfüllend zu einem saftig-süffigen Finish. Ein komplexer, eleganter, lustvoller Wein, der gute Laune und Lebensfreude vermittelt. Genießen Sie ihn als eindrucksvollen Solisten oder zu einem thailändisch gewürzten Zitronenhähnchen.
2019 Winkeler Hasensprung Riesling brut
Noch immer wird viel zu selten beachtet, dass ein Sekt niemals besser sein kann als der Grundwein – mit anderen Worten: je besser der Grundwein, desto besser der Sekt. Wie üblich stammen die Trauben aus der Vorernte, um die bei der Sektbereitung erwünschte Säurestruktur zu sichern. Die Trauben lagen 12 Stunden auf der Maische, wurden schonend abgepresst, der Most kam für 12 Monate ins große Holzfass. Seit dem Abschluss der zweiten Gärung in der Flasche im Jahr 2020 ruht er auf der Feinhefe, degorgiert wird nach Bedarf. Je länger die Lagerzeit, desto feiner wird die Perlage. Mit zunehmender Länge wird außerdem mehr Reife in die Fruchtigkeit implantiert.
Im Glas zeigt der Sekt eine eindrucksvoll wertige goldgelbe Farbe und eine stabile feine Perlage, wie ein Nieselregen von unten. Schon der Duft lässt eine gediegene Terroir-Stilistik erkennen: Reife Mirabellen und Birnen, Jasmin Blüten und Brioche sowie viele Zitrusfrüchte recken sich der Nase entgegen – alles umweht von einem Hauch von Mandeln und nussig-karamelligen Röstaromen. Der Gaumen wird trotz des Holzausbaus des Grundweins dank der prägnanten Säure mit spritziger Frische, pikanter Saftigkeit und einer Anmutung von Restsüße ausgestattet, die direkt aus der Rieslingfrucht mit cremiger Mousse über die Zunge perlt. Leicht salzig mineralisch und harmonisch würzig klingt der Winkeler Hasensprung Lagensekt noch lange nach. Wie bei den Weinen des Hauses imponiert das gut strukturierte Zusammenspiel der Aromen mit der Kraft der Säure und dem dezenten Touch vom Holz, der die Vollmundigkeit noch vertieft. Ein Sekt, der elegant und komplex eine terroirbezogene Stilistik präsentiert, die eindeutig im Grundwein, wenn nicht schon im Weinberg angelegt ist. Sie können ihn zu Graved Lachs im Mund schäumen lassen oder mit ihm zu jeder Tages- und Nachtzeit eine passende Gelegenheit herbeitrinken. Es ist ein raffinierter Sekt für Träumer und Genießer.
20.08.2024
Fotos: © Weingut Prinz von Hessen