Volkach an der Mainschleife erleben
Volkach an der Mainschleife erleben
1. Oktober 2011
Copyright f. alle Fotos dieser Seite: D. Rosenbaum
Wir sind in Volkach angekommen, im Herzen des fränkischen Weinlands an der Mainschleife.
Volkach wurde schon von den Grafen von Castell im 13. Jahrhundert ummauert, das Stadtbild prägte jedoch deren Nachfolger, das Würzburger Hochstift, durch die Stadtpfarrkirche, das Rathaus, Amtsgericht und den Zehnthof.
Volkach erstreckt sich zwischen zwei Tortürmen längs einer breit angelegten Hauptstraße. Zum Main hin sind noch Mauern und Türme der Stadtbefestigung erhalten. Am Marktplatz mit dem uralten Marktbrunnen steht man vor dem prächtigen Rathaus aus dem Jahr 1544. Es unterstreicht, dass es den Volkachern durch ihren ertragreichen Weinbau nicht an Selbstbewusstsein mangelte. Der Renaissancebau weist eine für Unterfranken typische doppelläufige Treppe auf. Hier befindet sich auch in weiträumig modern gestalteten Räumen die Tourismus-Information. Einen Besuch wert ist die spätgotische Stadtpfarrkirche St. Bartholomäus von 1413 mit ihrem auffallend quadratischen 54 m hohen Turm und einer reich stuckierten Decke. Die meisten Bürgerhäuser stammen aus dem 17. und 18. Jahrhundert.
Man muss es Volkach, diesem Kleinod unter den vielen historischen Städtchen in Franken, wirklich lassen: Es weiß seine berühmten Weine auch mit den passenden Kennzeichen auszustatten. Davon zeugt zuallererst in einer stillen Seitenstraße das prachtvolle Interieur des 1719/20 erbauten Schelfenhauses. Ein bürgerliches Palais, das sich der angesehene Volkacher Ratsherr und Handelsmann Johann Georg Adam Schelf errichten ließ. Zu einer Zeit, die geprägt war durch eine hoch entwickelte Kultur der Geselligkeit. Nach denkmalpflegerisch korrekter Restaurierung und Erweiterung der Stätte kann die Weinstadt heute an jene Epoche galanten Treibens wieder anknüpfen. Später Barock und frühes Rokoko bestimmen die Atmosphäre in den Schelfenhaus-Räumen, im Fest- und Bildersaal, im Kleinen und im Ofensaal. Ihre Dimensionen sind eher intim, variabel gehalten für 20 bis 100 Gäste, die bei Tagungen und Seminaren, privaten oder offiziellen Anlässen das Schöne vor Augen haben möchten. Vom Geist und Geschmack des Herrn Schelf und seiner Epoche zeugen üppig ornamentierte Stuckdecken, zumeist der griechischen Mythologie entlehnte Motive der Bilder und Skulpturen, insbesondere aber das stattliche Treppenhaus. Es dokumentiert ein ausgeprägtes Repräsentationsbedürfnis seines Erbauers, der sich Anregungen auch bei der gebauten Musik Balthasar Neumanns im nahen Würzburg geholt haben mag. Heute steht sein Palais weit offen für jeden, der es im Rahmen einer Stadtführung sehen möchte. Im Untergeschoss betreibt die Deutsche Akademie für Kinder- und Jugendliteratur ihre Geschäftsstelle und im Seitentrakt ist die Stadtbibliothek untergebracht.
Es gibt in Volkach verschiedene Hotels und Gasthöfe in historischen Gebäuden oder Winzerhöfen. Wir haben diesmal im Weingut-Gasthof Zum Storchen solide gewohnt, gleich am Unteren Tor, Hauptstraße Ecke Storchengasse. Der Gasthof bietet eine reichhaltige Speisekarte und eine gemütliche Weinstube. Im modernen Gästehaus um die Ecke befinden sich die ordentlich ausgestatteten Zimmer – und es gibt eine Parkmöglichkeit auf dem Hof. Die Liste der traditionell fränkisch ausgebauten eigenen Weine reicht vom Silvaner, Weißburgunder und Riesling bis zum Blauen Zweigelt. Probieren Sie hier mal die edelsüßen Rieslaner-Jahrgänge.
Feste feiern in Volkach
Ein idealer Anlass, Volkach und die Mainschleife zu besuchen, sind die zahlreichen Festaktivitäten.
Wie wäre es denn einmal mit Fisch und Frankenwein? Die Monate September bis Dezember gelten als die hohe Zeit der gesundheitsbewussten Feinschmecker, jener Leute also, die auf die hohe biologische Wertigkeit von Fischgerichten schwören. Für sie sind die alljährlichen Volkacher Fischwochen geradezu eine Reise wert. Dank der Koppelfischereigenossenschaft und der Kitzinger Fischerzunft warten Hecht und Aal, Karpfen und Zander, Forelle und Schleie, Waller und andere Speisefische auf den Besucher in Becken oder auf Tellern. Zwar ziert der Reichtum des Mains an Fischen die meisten Speisenkarten der bodenständigen Gastronomie während aller R-Monate. Aber Höhepunkt ist der traditionelle Fischmarkt vor dem Rathaus in Volkach am Samstag, den 15. Oktober, von 10 bis 15 Uhr. An einem Tag die Fischvielfalt kennen lernen? Da man an der Mainschleife keinen Stress kennt, geht der Fischmarkt am Sonntag, 16. Oktober, zusammen mit dem Herbstmarkt von 11 bis 18 Uhr in der Volkacher Innenstadt weiter.
Phantasievolle Zubereitungsarten erhöhen den Genuss: Erlesene Rezepturen haben an der Mainschleife eine lange Tradition. Frisch gebacken und auch mit frischen Beilagen garniert, munden Karpfen, Zander oder Hecht doppelt gut. An der Mainbrücke hat der Bezirk Unterfranken zudem einen Fischlehrpfad angelegt. Volkach ist aber auch ein Paradies für Selbst-Angler. Gut 30 Fischarten bevölkern dort den noch jungen Main. Ein Idealrevier also für Sportangler bis in den Winter hinein. Was den Angelsport an der Mainschleife besonders attraktiv macht, sind die Strukturunterschiede des etwa 15 Kilometer langen Flussabschnitts. Das reicht von verkrauteten Stillgewässern und ruhigen Uferbecken bis zu stark und stärker strömenden Segmenten, wie sie Raubfische bevorzugen, etwa Hecht, Barbe und Forelle.
Schließlich sei daran erinnert, dass Volkach stets die passenden Weine zu den fränkischen Flussfischmahlzeiten bereithält, vorzugsweise einen frischen, rassigen Riesling oder einen kräftigen Rieslaner.
Sie können sich auch schon den wichtigsten Wein-Termin in Volkach im nächsten Jahr 2012 notieren – das 64. Fränkisches Weinfest: Das Alter ging an diesem Fest spurlos vorüber, es ist bewundernswert frisch und munter geblieben. Auch 2012 steht die größte und älteste Schunkel-Fete im Revier des Bocksbeutels vom 10. - 14. August als wichtiger Termin in den Kalendern der Frankenwein-Liebhaber. Einige Lagen, die sich schon seit Goethe höchster Gunst erfreuen, werden zu verkosten sein: Volkacher Ratsherr, Kirchberg, Escherndorfer Lump und Fürstenberg, Sommeracher Katzenkopf und Nordheimer Vögelein.
Im HÖRERLEBNIS stellt Marco Maiberger, Leiter der TouristInformation, Volkach an der Mainschleife vor.
Rathaus in Volkach
Hörerlebnisse mit Marco Maiberger, Leiter der TourismusInformation Volkach
Hörerlebnisse mit Klaus Behringer vom Hotel Behringer in Volkach
Hotel Behringer in Volkach
Hörerlebnisse mit Waldemar Sperling, Weinfestdirektor aus Frankenwinheim, ehem. Leiter der TourismusInformation Volkach
Blick vom Schloss Hallburg
Schippern auf dem Main
An Steuerbord grüßt die Wallfahrtskirche Maria im Weingarten vom Reben übersäten Kirchberg herüber. 1158 erstmals erwähnt und in der jetzigen Form im 15. Jahrhundert erbaut, war sie lange Zeit die Pfarrkirche für alle Orte an der Mainschleife und wurde immer wieder mit kostbaren Andachtsbildern und Kunstwerken ausgestattet. Vor allem aber mit der berühmten Madonna im Rosenkranz, die 1524 das letzte Schnitzwerk von Tilman Riemenschneider war. Die Kirche wurde über die Grenzen Frankens bekannt, als im August 1962 Kunstdiebe die Madonna raubten. Auf Initiative des Chefredakteurs des “Stern” und nach Lösegeldzahlung von 100.000 DM wurde das Versteck in einem Acker bei Ochsenfurt bekannt gegeben.
Auf dem gegenüberliegenden Ufer thront die Vogelsburg mit ihrer Klosterschänke und dem heimeligen Weingarten. Sie wurde als karolingischer Königshof gebaut und im Jahre 906 dem Kloster Fulda geschenkt. Seit 1957 gehörte die Anlage den Augustinus-Schwestern, die eine Tagungsstätte unterhielten, das Ausflugslokal bewirtschaften und Weinbau betrieben. In diesem Jahr wurde die Stiftung Juliusspital Hausherr. Der unter Naturschutz stehende Hangwald ist kaum zu begehen und ein Refugium seltener Tiere und Pflanzen. Aber hier wächst auf 2 ha auch Wein als Lage Vogelsburger Pforte.
Jung und Alt sind jedenfalls begeistert von der MS Undine und den vielen Sehenswürdigkeiten wie auch der lauschigen Landschaft und der Weinberge zu beiden Seiten des Flusses. Die Undine fährt nach Fahrplan von März bis November; die 90-Minuten-Fahrt kostet 9 Euro, am Sparmontag nur 7 Euro. Es gibt auch die Große Schleusenrundfahrt mit Berg- und Talschleusung, die fast 3 Stunden dauert und 14 Euro kostet.
Ausflug zum Schloss Hallburg
Mit seinen gemütlichen Weinstuben und seinem zauberhaften Garten ist die Hallburg drinnen wie draußen ein romantisches Erlebnis. Unter dem großen Blätterdach gewaltiger Kastanien, Linden und Akazien erstreckt sich ein geradezu zauberhafter Wein- und Biergarten. Auf über 400 Jahre altem Pflaster sitzt man im bedienten Bereich vor dem Schloss.
Ursprünglich dürfte der Burgberg eine keltische Fliehburg gewesen sein, wo man vor Feinden Schutz suchte. »Hall«, früher nur »hal«, leitet sich vom keltischen »hel« ab, was soviel heißt wie schützen, verbergen. Seit dem Jahr 1000 besteht der Unterbau des Turms. Viele Urkunden und Schriftstücke aus früherer Zeit gingen im Bauernkrieg verloren, als Volkacher und Fahrer Bauern die Burg schleiften. Doch schon wenige Monate später mussten sie diese in harter Arbeit wieder aufbauen. Der heutige Schlossbau entstand auf der alten Burganlage im 17. Jahrhundert.
Die Lage über dem Main eignete sich einst als Zollstätte. Die Lehnsherren des Würzburger Fürstbischofs erhoben hier seit 1356 den Zoll. Die Familie, die über Jahrhunderte dort herrschte, hieß dann auch „von Zollner“, später „von Zöllner“. Einer von ihnen muss im 16. Jahrhundert mit den normalen Steuern nicht ausgekommen sein und hielt Geiseln fest, deren Freikauf er erpresste. Dem schaute der Fürstbischof nicht lange zu, ließ den feinen Herren verhaften und in Würzburg öffentlich enthaupten. Seit 1806 ist das Schloss im Besitz der Grafen von Schönborn, die es zunächst als Jagdschloss nutzten. Heute wird rund um das Schloss vornehmlich Weinbau betrieben; die Lage Hallburger Schlossberg umfasst 30 ha.
Die seit Mitte des Jahrhunderts bestehende Gaststätte erfuhr 1991 durch den Grafen von Schönborn und die Familie Hartmann einen entscheidenden Umbau. Die Chefin der Restauration ist die ehemalige Deutsche Weinkönigin von 1983, Karin Molitor-Hartmann. Sie und ihre Familie ließen Saal und Weinrestaurant völlig neu gestalten. Gepflegt wird hier eine jahreszeitlich ausgerichtete fränkische Küche, aber auch internationale Spezialitäten gehören zum Angebot. Ausgeschenkt werden Weine des Weingutes Graf von Schönborn, der drei Frankenwein-Linien unter dem Label des VDP anbietet. Ein stilvoller Weinverkauf befindet sich auf dem Burgberg gegenüber dem Schlossvorplatz. Nicht nur Kulinarisches hat die Hallburg zu bieten: Jeden Sonntag von Mai bis September beginnt um 11 Uhr ein zünftiger Jazz-Frühschoppen im Garten, immer Dienstag erklingen Oldies, zu denen unter dem Sternenhimmel getanzt wird, und ganzjährig gibt es im barocken Schönbornsaal Kammerkonzerte, Ausstellungen, Brunch mit Musik, kulinarische Weinproben, einen großen und beliebten Künstler-Weihnachtsmarkt und vieles mehr.
Im Hörerlebnis treffen wir Waldemar Sperling auf der Hallburg. Er hat über Jahrzehnte als Leiter der TourismusInformation in Volkach die Volkacher Mainschleife zum attraktivsten Reise- und Ausflugsziel im Fränkischen Weinland gemacht. Heute ist er 1. Vorstand des SV Frankenwinheim und Direktor des Weinfestes in Frankenwinheim.
Wohlsein auf Fränkisch – Gasthof und Hotel Behringer
Behringer – das ist in Volkach inzwischen eine Institution. Zum einen ist es ein wunderschönes romantisches Hotel, direkt am Marktplatz, und ein lauschiges, urgemütliches Gasthaus in einem Hinterhof in der Hauptstraße, das Hinterhöfle. Ulrike und Klaus Behringer haben daraus den Inbegriff der romantischen und gemütlichen Gastlichkeit an der Mainschleife gemacht – willkommen bei den Behringers.
Im Hotel Behringer erwartet den Gast angenehmer Komfort inklusive SAT-TV, Internetzugang und leckeres Frühstücksbuffet. Im Hinterhöfle genießen Sie fränkische Schmankerln und leichte Spezialitäten vom Feinsten. Dazu kann man aus einer umfangreichen Weinkarte Frankenwein von regionalen Winzern zu vernünftigen Preisen ordern oder sich das Bier aus dem Hahn fließen lassen. Für kleinste Gäste gibt es Ziegen zum Streicheln oder Plantschen im Brunnen.
Mit leidenschaftlichem Engagement stellt Klaus Behringer im HÖRERLEBNIS das Hinterhöfle und das Hotel Behringer vor.
Café Zuckerscheune – Volkachs süßes Geheimnis
Wenn Sie Volkach Richtung Südosten auf der Straße 2260 verlassen, so erreichen Sie nach 6 km das zu Volkach gehörende, eher unscheinbare Örtchen Eichfeld. Direkt an der Volkacher Straße, quasi mitten im Ort, fällt das Café Zuckerscheune auf. Hier haben Martina Irlinger und Christian Enkelmann von 2006 bis 2009 mit Hilfe vieler Freunde und Verwandter ein altes Fachwerk-Gehöft umgebaut zu einem wunderschönen fränkischen Bauernhof-Café ohne die übliche Wiener Caféhausmélange.
Es empfiehlt sich durchaus auch, die Zuckerscheune schon mal zum Frühstück zu besuchen, entweder als „Süß“ oder „Herzhaft“ oder auch als Rührei mit Schinken. Das kann sich dann zur Brotzeit mit Schweinskopfsülze, Wurstsalat oder Flammkuchen steigern, wozu man selbstverständlich einen frischen Schoppenwein oder diverse Biere serviert bekommt. Übrigens ist die Zuckerscheune auch der ideale Ort für gastwirtschaftlich und konditormäßig individuell betreute Familienfeiern im Fränkischen.
Rathaus in Volkach
Der Volkacher Treppenbaumeister August Weissenseel an den von ihm gebauten Festwagen für das Weinfest und andere Umzüge
Das Hinterhöfle von Behringer
Klaus Behringer und Waldemar Sperling im Hinterhöfle
Blick vom Schloss Hallburg auf die Mainschleife
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Schloss und Gaststätte Hallburg
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Text mit Fotos
Marco Maiberger
Klaus Behringer
Waldemar Sperling
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