Seit nunmehr über zwanzig Jahren gehört Carcassonne in der heutigen Region Okzitanien gleich zweimal zum Weltkulturerbe der UNESCO: einmal mit der mittelalterlichen Altstadt, der Cité Médiévale, und zum zweiten mit dem Canal du Midi.

Die am rechten Ufer des Flusses Aude gelegene Cité Médiévale ist eine befestigte Altstadt, wie sie in ganz Europa einzigartig ist – sowohl, was ihre architektonische und militärische Anlage angeht, als auch ihr hervorragender Erhaltungszustand. Immerhin hat sie schon 2.000 Jahre Geschichte erlebt, zumeist Eroberungszüge, von denen die religiöse Bewegung der Katharer und die frühmittelalterlichen Kreuzzüge am deutlichsten Spuren hinterlassen haben. Historisch gesehen kamen allerdings zuerst die Iberer, dann die Römer, die Westgoten, die Sarazenen und schließlich die Feudalherrschaft in den zwei Jahrhunderten der Dynastie der

Trencavel, die Carcassonne aufblühen ließ. Schließlich gelangte die Stadt unter die Herrschaft der Könige von Frankreich, die sie als Festung ausbauen ließen. Im 18. Jahrhundert verkam die militärisch aufgegebene Anlage und wurde allein durch das Engagement des Gelehrten Jean-Pierre Cros-Mayrevieille, des Schriftstellers Prosper Mérimée und des Architekten Viollet-le-Duc vor dem Abriss bewahrt.

Die historische Altstadt, die „Cité“ wird von einer drei Kilometer langen Stadtmauer aus zwei Ringmauern mit 52 Türmen umschlossen. Ein großer Teil der heute noch immer bewohnten Cité Médiévale ist über die Stadttore Porte Narbonnaise und Porte d’Aude zugänglich und kann besichtigt werden. Höhepunkte eines Rundgangs sind die Basilika St. Nazaire aus dem 12. Jahrhundert und die Burg Château Comtal. Das Theater im mittelalterlichen Stadtkern wurde 1908 anstelle des ehemaligen Klosters Saint-Nazaire errichtet. Es heißt heute Théâtre Jean Deschamps als Hommage an den Initiator des berühmten Festivals de la Cité, und hat mehr als 3.000 Plätze. Es ist in das Festival de Carcassonne eingebunden, das jedes Jahr im Juli mit Theater- und Opervorstellungen, mit Konzerten, Zirkus und Tanzaufführungen mehr als 200.000 Besucher anzieht.

Auf dem linken Ufer der Aude liegt die Bastide Saint Louis, die unter der Herrschaft des französischen Königs Saint Louis im Jahre 1260 entstanden ist. Die Bastide ist ein im Schachbrettmuster um den heutigen Platz Carnot herum angeordnetes Stadtviertel, das von den im 18. und 19. Jahrhundert auf den ehemaligen

Festungsgräben errichteten Boulevards begrenzt wird. Es handelt sich um ein höchst sehenswertes Ensemble mit dem atemberaubenden architektonischen Reichtum der Hôtels Particuliers. Wundervolle Fassaden, prunkvolle Tore, Treppen und Innenhöfe wechseln einander ab, alle aus der Blütezeit der Textilindustrie von Carcassonne. Hinzu kommen im Viertel Bastide zahlreiche Denkmäler wie der Platz Carnot mit seinem Neptunbrunnen, in dessen Nähe einst Balzac und Stendhal wohnten. Eine weitere Sehenswürdigkeit ist die typisch mittelalterliche, imposante Pont Vieux aus dem 14. Jahrhundert, die lange die einzige Verbindung zwischen der Bastide St. Louis und der Cité Médiévale war.

Das zweite Kulturerbe der UNESCO von Carcassonne ist der Canal du Midi. Er wurde im 17. Jahrhundert von Pierre Paul Riquet erbaut, um eine Verbindung zwischen Atlantik und Mittelmeer zu schaffen. 12.000 Frauen und Männer arbeiten zwanzig Jahre lang an den 240 Kanalkilometern von Toulouse bis zum Thau See. Der Canal

du Midi ist zwischen 20 und 24 Metern breit und durchschnittlich drei Meter tief. Es gibt 63 Schleusen, 126 Brücken, 55 Aquädukte und sieben Kanaltunnel. Damals stand natürlich der Transport von Waren im Vordergrund, heute starten vom Hafen in Carcassonne aus Rundfahrten, Flusskreuzfahrten und Hausboottouren. Entlang der Ufer des Kanals führen die von Bäumen verschiedener Arten geschützten einstigen Leinpfade. Sie sind neben den Schleusen, Aquädukten und Kanalbrücken nicht nur eine touristische Sehenswürdigkeit, sondern Ziel beliebter Wander- und Fahrradausflüge. 

Carcassonne lädt zum Besuch etlicher Museen ein, darunter das Musée des Beaux Arts, das Maison de la Chevalerie – ein originalgetreues mittelalterliches Haus –, das „Centre Joë Bousquet et son temps“, das Leben und Werk des surrealistischen Dichters Joë Bousquet zeigt, oder das Musée de l’Inquisition mit gruseligen Folterinstrumenten aus mehreren Jahrhunderten.

Man kann Carcassonne mit einem Reiseführer in Buchform selbst erkunden, es gibt aber auch geführte Besichtigungen, die zwischen einer Stunde und einem ganzen Tag dauern. Daneben stehen für einige Sehenswürdigkeiten und für das Bastide-Viertel Audio-Guides bereit. Verpassen Sie auch nicht den Markt mit regionalen Produkten auf dem Place Carnot, der jeden Dienstag, Donnerstag und Samstag Vormittag stattfindet.

Wer zu seinem Aufenthalt in Carcassonne auch einmal ein erfrischendes Bad nehmen möchte, kann nur zehn Autominuten entfernt in den Lac de la Cavayère springen oder sich dort mit Freizeitaktivitäten und

Spaziergängen erholen. 

Carcassonne ist nicht nur eine Stadtbesichtigung oder einen Kurzaufenthalt, sondern einen ganzen Urlaub wert: Die wunderschöne Umgebung des Departements Aude und des Katharerlands lockt mit der Landschaft des Languedoc, mit bunten Volksfesten und vielen außergewöhnlichen Sehenswürdigkeiten wie der Abtei St. Hilaire, der Burg Lastours oder der Altstadt von Lagrasse. 

Selbstverständlich bietet Carcassonne jede Art von Kulinarik. Bemerkenswert ist indes, dass ein Chêf mit zwei Michelin-Sternen und zwei Chêfs mit einem Stern die Gastronomieszene bereichern. Auch Weinliebhaber und Weintouristen kommen auf ihre Kosten. Nicht nur die Weine vom Terroir der Cité de Carcassonne sind zu verkosten, sondern etliche Appellationen in der Umgebung wie Cabardes, Corbière und Fitou, Limoux, Malepère oder Minervois.

Wichtig für den Urlaub in Carcassonne ist auf jeden Fall der Carca‘Pass für 9,50 Euro, mit man mit Familie, zu zweit oder mit Freunden zum ermäßigten Preis die Stadt und seine Umgebung kennen lernen kann: Besichtigungen, Kultur, Freizeitbeschäftigungen, Aktivitäten, Vorstellungen und Gastronomie.

Sarah Seguy vom Office de Tourisme stellt auf der ITB 2018 Carcassonne, die Sehenswürdigkeiten und weitere touristische Anziehungspunkte vor.