An den vier Enden der Welt
An den vier Enden der Welt
Blaauwklippen Vineyards in Stellenbosch
3. Dezember 2011
Die Weingeschichte von Blaauwklippen begann 1682, als Gerrit Visser vom Gouverneur den Boden in der Region von Stellenbosch am Fuße der faszinierenden Bergkette zugeteilt bekam. Bis zum Einfall der Reblaus war Blaauwklippen hier eines der ersten Weingüter, später baute man Obst und Gemüse an. Als das verwahrloste Anwesen 1971 von Graham Bonzaier gekauft und mit Rebstöcken bepflanzt wurde, hatte man seit fast 100 Jahren keinen Wein mehr angebaut. Heute ist aus Blaauwklippen eines der besten Qualitätsweingüter des Anbaugebiets von Stellenbosch geworden, das als Partner zur deutschen Unternehmensgruppe Stefan Schörghuber gehört.
Blaauwklippen steht nicht nur für renommierte Weine, sondern bietet dem Besucher in den historischen Gebäuden auch ein Wein-Zentrum, ein berühmtes Restaurant und ein Kutschen-Museum. Wer den nach Kräutern und Gewürzen duftenden Garten durchquert, bekommt schon einen ersten sensorischen Eindruck von den Aromen der Weine. Im Wein-Zentrum kann man Bodenmuster des Terroirs anfassen und auf Displays alles über Weinanbau in Südafrika und die Weinbereitung auf Blaauwklippen nachlesen. Höhepunkte im Kutschen-Museum sind der Pferdebus, der bis 1905 zwischen Kapstadt und Stellenbosch verkehrte, und die Landauer von 1833/34, die einer Weinkollektion den Namen gab. Im Sommer sollten Sie eine Kutschfahrt durch die Weinberge nicht verpassen. Das Restaurant Barouche serviert köstliche Speisen aus Südafrika und Europa – und neben den Weinen von Blaauwklippen ein zünftiges Hefeweizen aus Schörghubers ureigenster Paulaner-Brauerei. Falls Sie am Kap feiern wollen, ist Blaauwklippen ein romantischer Ort für bis zu 600 Gäste.
Der Kellermeister und Direktor Rolf Zietvogel prägt zusammen mit engagierten und leidenschaftlichen Mitarbeitern, die vielfach schon seit drei Generationen auf dem Weingut tätig sind, maßgeblich den Erfolg. Der Badenser Zietvogel hat an der Fachschule für Weinwirtschaft in Weinsberg studiert und in Europa und Südafrika gearbeitet. Seine Philosophie des „geringen Eingriffs“ verfolgt das Ziel der minimalen Einflussnahme bei der Weinherstellung, was sich unter anderem in der ausschließlichen Verwendung rebsorteneigener Hefen ausdrückt.
Mit seinen anerkannten Spitzenqualitäten sammelt Blaauwklippen seit Jahren Preise bei Wettbewerben ein. In John Platter's Wine Guide, Südafrikas Weinbibel, rangiert er mit diversen 3- und 4-Sterne Ratings.
Die rund 105 ha Weinberge von Blaauwklippen rund 30 km östlich von Kapstadt erstrecken sich auf bevorzugten südlichen Hängen der Berge von Stellenbosch und sind nach Westen ausgerichtet. Der Name des Weinguts soll zurückgehen auf die von einem Mineral blau gefärbten Steine des Flusses, der durch Blaauwklippen fließt.
Boden und Mikroklima sind vor allem für rote Reben ideal; die unterschiedlichen Höhenlagen bringen Weine unterschiedlichen Charakters hervor. Es werden Zinfandel, Cabernet Sauvignon, Shiraz, Merlot, Malbec und Petit Verdot, aber auch weiße Trauben wie Muscat und Riesling angepflanzt. Geerntet werden im südafrikanischen Herbst von Februar bis April nur vollreife Trauben – alles ohne Maschinen.
Blaauwklippen bietet seine Weine in vier Linien an: die frisch-fruchtige Landau-Serie, die Cultivar Selection, die die typischen Merkmale jeder Rebsorte prägnant zum Ausdruck bringt, sowie die edle Vineyard Selection und die neue Reserve-Linie, in denen ausschließlich hochwertigste Trauben von Terroir-spezifischen Reben verarbeitet werden.
Wir konnten sechs Weine, Zinfandel-Weine der Vineyard Selection und Reserve-Kollektion und einen Siegerwein aus der Blend-Competition verkosten.
Die seit Mitte des 19. Jahrhunderts zumeist in Kalifornien angebaute rote Rebsorte Zinfandel stammt nach neuesten Forschungen ebenso wie der italienische Primitivo von der kroatischen Rebe Crljenak ab. Die Herkunft des Namens ist ungewiss, tauchte jedenfalls erstmals in den USA auf, wohin die Reben aus Österreich-Ungarn gelangten. Zinfandel ist in Südafrika kaum verbreitet, Blaauwklippen war mit das erste Weingut, das in den späten 70ern unter dem Önologen und Kellermeister Walter Finalyson den Zinfandel in Stellenbosch angepflanzt hat. Inzwischen hat man hier eigene Wege gefunden, um die problematischen unterschiedlichen Reifestadien der Trauben am Rebstock in den Griff zu bekommen. Die Beherrschung der Kunst der sortentypischen Kultivierung und eines qualitätsorientierten Ausbaus haben den Zinfandel zum „Signature-Label“ des Weinguts und Blaauwklippen zum Zinfandel-Marktführer in Südafrika gemacht.
Vineyards Selection White Zinfandel 2009
Vineyards Selection Zinfandel 2006
Das ist innerhalb der Edel-Serie eigentlich der Einsteiger-Zinfandel, der allerdings unmissverständlich klar macht, dass wir uns auch insoweit auf dem Niveau der Spitzenqualitäten bewegen, denn was hier als Einstiegswein offeriert wird, würden andere Weingüter gerne als Höhepunkt auf ihrer Liste haben. Der Wein war 14 Monate im Barrique, 40% neue, der Rest gebraucht. Es kommen 14,5 % Alkohol ins Glas, wo es satt violett funkelt. Der Duft assoziiert reife Früchte, Backpflaumen, dazu eine Prise gemahlenen bunten Pfeffers. Jemand denkt laut an eine 80%-Kakao-Schokolade. Im Mund explodieren die Trockenfrüchte, die Backpflaumen kann man sich eingeweicht süffig vorstellen, dazu kommen Aromen von frischen Brombeeren und Heidelbeeren. Nach einiger Standzeit schmecken wir auch rote Früchte, blaue Früchte, ein ganzes Fruchtspektrum eröffnet sich, das von der markanten Säure noch lange im Abgang gehalten wird. Wenn Sie den Vineyards Selection Zinfandel 2006 nicht verstecken wollen, reichen Sie ihn zu einem gespickten Rehrücken mit einer aromatischen Wild-Sauce oder einem indischen Curryknaller.
Vineyards Selection Cabriolet 2006
Vinyards Selection Zinfandel Noble Latest Harvest 2008
Jetzt wird es richtig lecker. Der berühmte Blaauwklippen-Zinfandel als liebevoll im Barrique ausgebaute Trockenbeerenauslese, das hört sich schon einzigartig an, ist tatsächlich sensationell. Es ist der erste Late Harvest Zinfandel Südafrikas. Beim Michelangelo International Wine Award 2008 erhielt er die Goldmedaille und wurde zugleich zum innovativsten Wein der Veranstaltung gekürt.
Bei der Südafrika-Weinshow 2011 in Berlin war der Zinfandel Noble Latest Harvest 2008 der absolute Türöffner zu Blaauwklippen. Hinter dem Wein steckt auch mehr als nur der Kampf um Harmonie von Süße und Säure, hier schaut das Terroir heraus und dazu die zuckerreiche Rebsorte Zinfandel. Fermentiert und gereift in kleinen Eichenfässern ist ein Wein zum ewigen Süffeln entstanden, den man nicht aus dem Mund lassen möchte. Hier haben wir einen sortenreinen und noch dazu sortentypischen Zinfandel – tiefdunkel im Glas, er verströmt komplexe, wilde Aromen, die wir gar nicht schnell genug zusammen bekommen. Die ruppigsten waren Tabak und Schokolade, die ein völlig falsches Bild ergeben. Da sind die diversen Fruchtaromen bis hin zur tropischen Palette schon akzeptabler. Jedenfalls begegnet uns ein reichhaltiger Geschmack von Himbeeren, Hedelfinger-Schwarzkirschen, superreifen Viktoria-Pflaumen und Rosinen mit einer Prise Zimt und Nelken. Wir können diese Rarität Zinfandel Noble Latest Harvest 2008 gar nicht loslassen, was angesichts der 0,375l-Abfüllung eine großzügige Order empfiehlt. Am Gaumen tummelt sich eine überzeugende Harmonie von Restsüße, seidigen Tanninen und sanfter Säure, die manchem Eiswein gut anstünde. Die europäischen Süßweine dürften ohnehin neidisch werden auf die stolzen 11,5% Alkohol, mit denen der Wein ein knackiges Gerüst für den Aufbau von Süße und Säure erhält. Die Plauderei aus dem Nähkästchen sagt, dass es die Tannine sind, die das Final nicht mehr enden lassen wollen und süchtig machen auf den nächsten Schluck. Egal, der Wein ist einzigartig lecker. Sie können ihn für ein ebenso schnuckliges Dessert spendieren – aber glauben Sie mir, der wahre Genuss erschließt sich pur aus dem Glas ohne Menüabenteuer. Ist es nicht das schönste Kompliment für einen Wein, wenn er so hochwertig ist, dass jede Speise den Solo-Genuss trüben würde?
Reserve Zinfandel 2009
Blaauwklippen-Kellermeister Rolf Zeitvogel hat 8 Jahre Erfahrungen aus dem 1982 angelegten Weinberg und aus dem Keller in die neue Toplinie, die Reserve-Kollektion, eingebracht. Es waren Jahre einer selbst auferlegten Geduld, um mit Anbauexperimenten, Lagenselektion oder technischer Raffinesse bei Fermentation, Gärung oder Lagerung eine Stilistik zu erreiche, die Blaauwklippen internationalen einen der ersten Plätze bei den Zinfandel-Kostbarkeiten verschafft. Die selbstverständlich handselektierten und vollreifen Trauben werden mit Hilfe der natürlichen Weinbergshefen in französischen und rumänischen Eichenfässern spontanvergoren, danach kommen sie für rund 18 Monate in neue französische Barriques. Die Perfektion der Kreation des Reserve Zinfandel 2009 hat sich gelohnt: Wir können gar nicht genug schnüffeln in der Fülle der Aromen von Pflaumen, überreifen Weintrauben und Rosinen, jede Menge Gewürze, etwas dunkle Schokolade und Lüftchen von Vanille, alles umrahmt von freundlichen Barrique-Noten. Geschmacklich begegnet uns eine ähnliche Reichhaltigkeit, die sich hier als dicht und komplex, aber nicht klebrig, sondern harmonisch ausbalanciert bezeichnen lässt und durch die Präsenz sanfter und gemütlicher Tannine unterstützt wird. Die sorgen für einen ebenfalls komplexen und herrlich langen Abgang, der uns immer wieder schmatzend und schluckend andere Geschmacksnoten registrieren lässt. Es lässt sich angesichts der Hochwertigkeit des Reserve Zinfandel 2009 kaum andenken, zu welch unzähligen kraftvollen und würzigen Speisen der Wein passt. Wir haben ihn zu einem gut gewürzten Rehrücken mit rohen Klößen und pikanter Pflaumensauce serviert, es war ein köstliches, vollendetes Wein-Erlebnis.
Estate Barouche BC 25 2007
Das Weingut Blaauwklippen und seine Weine können sie im Hörerlebnis mit Mirko Semmler-Lins vom Vertriebspartner Wine Shopper erleben.
alle Fotos: Copyright Weingut Blaauwklippen
Hörerlebnis mit Mirko Semmler-Lins vom Vertrieb wineshopper