An den vier Enden der Welt
An den vier Enden der Welt
Das Kap der guten Weine
Die Südafrika Weininformation, die deutsche Niederlassung des südafrikanischen Exportverbands „Wines of South Africa“ (WOSA), feierte am 9. Oktober 2011 das zehnjährige Jubiläum der Südafrika Weinshow mit einer großen Präsentation im Berliner Hotel Ellington.
50 Aussteller, darunter 39 Winzer, die persönlich angereist waren, stellten ihre Weine und das Weinland Südafrika vor. Über 600 Weine gab es zu verkosten. Rund 500 Gäste, zumeist Fachbesucher, nutzten die Gelegenheit, sich über das südafrikanische Sortiment zu informieren und von der Vielfalt der Weine beeindrucken zu lassen.
Das Ausstellerangebot auf der Weinshow war repräsentativ für die Angebotsstruktur der südafrikanischen Weinwirtschaft: Zahlreiche familiengeführte Weingüter stehen neben etablierten Markenweinerzeugern und passionierten Quereinsteigern. Die Unterschiedlichkeit der Betriebe und auch die natürliche Diversität im Hinblick auf Boden und Klima beflügeln derzeit die Dynamik der südafrikanischen Weinbranche. Zu den diesjährigen Highlights der Veranstaltung zählten die Terroir-Verkostungen „Sauvignon Blanc“ und „Shiraz“, die einen direkten Vergleich unterschiedlicher Herkünfte und Erzeuger ermöglichten. Die Verkostung einer Auswahl von 5- und 4-Star-John-Platter-Weinen des „John Platter South African Weinguide 2011“ schließlich begeisterte angesichts des hohen Qualitätsniveaus und der eigenständigen Stilistik der südafrikanischen Weine. Auch renommierte Verkoster staunten über den Qualitätssprung der südafrikanischen Weine in den letzten drei Jahren.
Neben namhaften Marken und Großanbietern gibt es in Südafrika zahlreiche private Weingüter, die meist inhabergeführt sind und damit eine sehr persönliche Philosophie vorweisen. Derzeit verarbeiten 504 private Kellereien und Weingüter (Private Cellars), 58 Genossenschaften (Co-operative Cellars), die KWV sowie 23 produzierende Großhändler die Trauben zu Wein. Insgesamt gibt es rund 3.839 traubenerzeugende Landwirte.
Noch immer entstehen neue Weingüter, die sich zum Teil aus den Genossenschaften herauslösen oder Quereinsteiger, die ihren Traum vom eigenen Weingut verwirklichen möchten. Die jährlich immer dicker werdende Ausgabe des südafrikanischen John Platter Wineguide belegt diese Dynamik. Eine moderne Weinmachergeneration, die weltweit Erfahrungen sammeln konnte, ist stolz auf das heimische Potenzial und konzentriert sich auf die klare Profilierung einer Identität.
Heute blickt das Regenbogenland mit Stolz auf seine moderne und qualitätsbewusste Weinwirtschaft. Die Rebfläche umfasst 102.000 Hektar. In Südafrika liegt der Anbau weißer Rebsorten nur noch bei 56%. In den Statistiken der südafrikanischen Weinwirtschaft belegen Chenin Blanc einen Spitzenanteil von 18,6%, gefolgt von den internationalen Rebsorten Chardonnay mit 9% und Sauvignon Blanc mit 8,2%. Gemäß dem weltweiten Nachfragetrend nach Rotweinen hat sich auch der Kap-Weinbau entsprechend entwickelt. Heute wächst auf 12,5% der Rebflächen Cabernet Sauvignon und Merlot auf 6,5%. Einen wahren Siegeszug verbuchte Shiraz, der sich mit einem Anteil von 9,8% vor der südafrikanischen Spezialität Pinotage mit 6% zur zweitwichtigsten Rotweinsorte von internationalem Format am Kap entwickelt hat. Immer beliebter werden auch so genannte „Cape Blends“ mit Pinotage als Cuvée Partner. Das Geschmacksbild der Kapweine unterscheidet sich, dank des kühlen Klimas, von dem ansonsten eher komplexen Neue Welt-Weinstil durch fruchtbetonte Eleganz und lebendige Frische vor allem bei den Weißweinen. Dagegen werden die Rotweine gerne als eine Verschmelzung des europäischen und modernen Typus bezeichnet.
Südafrikas Weinbautradition reicht zurück bis ins 17. Jahrhundert und fußt auf den Wurzeln europäischer Einwanderer. Die Weine Südafrikas werden in drei großen Weinanbaugebieten in einer großen Region etwa westlich von Kapstadt erzeugt. Es gibt fünf Hauptregionen: Breede River Valley, Cape South Coast, Coastal Region, Little Karoo und Olifants River. Diese umfassen wiederum 22 unterschiedliche Distrikte und etwa 64 kleinere Bezirke, zu denen interessante neue Gebiete wie Elim, Philadelphia und Prince Albert Valley gehören.
Sie alle erstrecken sich vom historischen Constantia an den Hängen des Tafelbergs bis zu den Landschaften rund um die jahrhundertealten Städtchen Stellenbosch, Paarl und Franschhoek. Diese liegen weit im Landesinneren im fruchtbaren Tal des Breede Rivers. Und noch weiter, bis zu den sanften Hügelketten des Olifants River und den trockenen Flussbetten von Calitzdorp, reichen die Weinbaugebiete der Kapregion. Einige der Weinrouten an denen die Orte Constantia, Durbanville, Darling, Stellenbosch, Helderberg, Paarl, Franschhoek, Wellington und Walker Bay liegen, sind innerhalb einer Autostunde von Kapstadt aus bequem zu erreichen.
In dieser Region schaffen der Atlantische und der Indische Ozean ein gemäßigtes maritimes Klima. Die meisten Niederschläge fallen während der Vegetationsruhe im Winter, d. h. im europäischen Sommer. Die trockenen Sommer- und Herbstmonate bieten optimale Reifebedingungen, die kühlen Nächte sorgen für die Erfrischung der Reben und damit für den Erhalt der traubeneigenen Aromatik. Massive Bergketten und die geschützten Täler bedingen in den Weinregionen ein unterschiedliches Mikroklima. Die Besonderheit des südafrikanischen Klimas, dank der beiden Ozeane und die weltweit ältesten Weinbergsböden schaffen einzigartige natürliche Rahmenbedingungen, die auch in Südafrika die Terroir-Diskussion fördern und in eleganten Weinstilen für den Weinkenner erlebbar wird.
Dabei sind die Rahmenbedingungen für Winzer und Unternehmer durchaus herausfordernd: Aufgrund des Klimawandels zeigt die Vegetation neue Tendenzen, wie beispielsweise extreme Regenfälle während der Erntephase. Neben dem gestiegenen Qualitätsbewusstsein richten die Kapwinzer ihren gemeinschaftlichen Fokus eindeutig auf die Förderung des nachhaltigen Wirtschaftens, was vielerorts schon durch die Wasserknappheit erforderlich wird. Im Weinbau wie auch in der Kellerwirtschaft und im Marketing greift verstärkt das Verständnis für den schonenden Umgang mit natürlichen Ressourcen wie Wasser und Energie und die Erhaltung der einzigartigen Natur in der Kapregion.
Mit der Gründung der „Biodiverstiy and Wine Initiative“ 2005 hat Südafrikas Weinbranche eine Vorbildfunktion im Bereich Nachhaltigkeitsmanagement eingenommen. Die von Winzern und Naturschützern gemeinsam erarbeiteten Richtlinien schreiben unter anderem vor, dass Rebflächen nur mit Zustimmung der Naturschutzverbände angelegt werden dürfen und nur dann, wenn sich keine schützenswerten Arten auf dem Grundstück befinden. Außerdem wurden die zahlreichen Bestimmungen zum Schutze der natürlichen Wasserressourcen und beim Einsatz von Pflanzenschutzmitteln auf den Erhalt der Biodiversität verstärkt. „Wir sind überzeugt, dass Unternehmer jetzt Verantwortung für den Erhalt der Lebensqualität zukünftiger Generationen übernehmen müssen!“ argumentiert Su Birch die weit reichende Marketingkampagne „Variety is in our Nature“. Damit dies kein bloßes Lippenbekenntnis bleibt, ist die Weinwirtschaft bestrebt, dass in spätestens zwei Jahren nur noch Weine, die unter geprüften Kriterien für Nachhaltigkeit und sozialer Integrität produziert wurden, exportiert werden dürfen.
26.10.2011
Foto: Copyright D. Rosenbaum
➭ mehr Infos über
Weine aus Südafrika
Download
Weinverkostung bei der Südafrika Weinshow
Copyright: Südafrika Wein Information