An den vier Enden der Welt
An den vier Enden der Welt
Generation Riesling: Das Weingut Ehrhart in der Pfalz
1. Juni 2012
Das Weingut Ehrhart ist ein authentisches Südpfälzer Familienweingut in Eschbach zwischen Landau und der französischen Grenze, die nur etwa 15 km entfernt ist. Vom Opa bis zum 12jährigen Jüngsten sind alle mit Wein befasst und sorgen für den wachsenden Erfolg des Weinguts und seiner Weine. 1988 übernahmen Reinhold und Ute Ehrhart die Betriebsleitung in dem seit 1952 bewirtschafteten Weingut, das sie auf heute 11 Hektar vergrößerten. Seit sechs Jahren haben sie ein Gästezimmer-Appartement eingerichtet mit eigenem Eingang vom Innenhof, wo man den Blick auf die Weinberge und den Wein genießen kann.
Die Ehrharts haben ihre eigene Weinpyramide gebaut – so kann man sich locker in den Qualitäten und den Rebsorten von unten nach oben durchtrinken: Von der Basis der Gutsweine über die Weine mit den selbst vergebenen 2- und 3-Sternen bis zu den Lagenweinen an der Spitze. In der Spitzenlage Leinsweiler Sonnenberg stehen auf dem Osthang des Sonnenbergs über 45 Jahre alte Riesling-Reben und auf dem Südhang die besten Spätburgunder-Rebstöcke. Der Ilbesheimer Rittersberg trägt hauptsächlich Grauburgunder.
Familie Ehrhart gehört zu den Betrieben, die verstanden haben, dass Qualität schon im Weinberg und nicht erst im Keller gemacht wird. Im Weinberg werden die Rebzeilen begrünt, die Traubenzone wird entblättert, die Triebe werden reduziert. Das Bemühen um ein biologisch rücksichtsvolles Weinbergsmanagement und um die Ernte im Vollreifestadium fördert das Potenzial für moderne Weine. Im Keller werden die Weißen meist durch mehrstündige Maischestandzeit zum Start der Gärung veranlasst. Nach dem Abpressen und Abschwemmen der Sedimente im Edelstahl wird temperaturkontrolliert vergoren. Erst im Frühjahr wird der Wein filtriert und kommt auf die Flasche. Die roten Trauben werden entrappt und bleiben mit Beerenhäuten mehrere Tage lang in der alkoholischen Gärung bis sie in großen Holz- oder neuerdings häufiger in Barrique-Fässern weiter ausgebaut werden. Mit seinen weißen und roten Burgundern beweist Benjamin Ehrhart, dass man in der Südpfalz hervorragende Pinots in die Flasche bringen kann.
Wir konnten sechs Weine vom Weingut Ehrhart verkosten.
2011 Riesling trocken
Wir haben einen 2-Sterne-Wein im Glas, der fruchtig duftet und an Zitronen ebenso wie an grüne Äpfel erinnert. Im Mund werden die Früchte von jungen grünen Pflanzen umrankt, dazu ein ordentlicher Schuss Säure und Kohlensäure, die den Wein zu einem frischen, klaren Allestrinker machen, zumal er einen ordentlichen Abgang vorzuweisen hat.
2011 Sauvignon blanc trocken
Als diese Trauben in den Keller kamen, wurden sie entrappt und blieben acht Stunden auf der Maische, bevor sie abgepresst wurden. Der Most war drei Wochen lang auf der Feinhefe und wurde reduktiv filtriert. Damit will man die Oxidation verhindern und den Transport fruchtiger Primäraromen sowie weineigener Kohlensäure in die Flasche begünstigen. Andererseits sollen damit ganz schlicht die restliche Hefe und die Bakterien vom Wein abgetrennt werden, damit sich keine unschöne Essigsäure entwickelt. Weinberge und Kellerkünste haben den 2011 Sauvignon blanc trocken zu einem richtig schön grünfruchtigen Wein in der 2-Sterne-Klasse gemacht, der alles von der Sauvignon blanc-Traube hat und Spaß macht auf der Sommerterrasse. Aus dem Glas steigen Noten von Stachelbeeren, grüne Paprika, etwas Ananas und Äpfel. Geschmacklich runden sich die grün-gelben Töne ab durch Aromen von leichten Kräutern, reifen Limonen und frisch angeschnittener Passionsfrucht. Seine Säure ist wohl dosiert und bleibt auch im Abgang frisch und schlank.
2011 Weißburgunder trocken
2010 Leinsweiler Sonnenberg Riesling alte Reben [37]
Soweit die Erharts ihren Weinberg am Osthang des Leinsberger Sonnenbergs mit Riesling bestückt haben, stehen die 30 bis 50 Jahre alten Stöcke hier auf Verwitterungsböden aus Buntsandstein und etwas Muschelkalk, tiefgründig geht es zum Löss, Lehm, und Keuper. Eine erstklassige Lage, wo bei den Nachbarn auch Erste Gewächse wachsen. Der Wein entwickelt in der Nase fruchtige, pflanzliche Aromen mit Mirabellen, Grapefruit und einem touch Zitrus. Ein ordentlicher Schluck und schon genießen wir eine wie mit Feuersteinen mineralisch geschliffene Frucht, eine feine Säurestruktur und eine konzentrierte fruchtige Komplexität, bei der uns neben den dominanten Zitrusfrüchten auch Papayas und Mangos ansprechen. Mit Eleganz geht es in einen prägnanten feinfruchtigen Abgang mit einem herrlich buntsandsteinigen Nachhall. Verpacken Sie Filets vom Weißen Heilbutt mit kräftig mit Salz und Pfeffer und einer Prise Rohrzucker gewürztem Schmand in eine Folie und alles rauf auf den Grill. Dann schwimmt der Heilbutt im Mund aber lecker ab mit dem Wein.
Mit zwei Sternen beginnen die Spätburgunder bei den Ehrharts. Dieser hier ist traditionell vergoren, 14 Monate im Holzfass gereift und mit Filtration in seine Burgunderflasche geflossen. Er funkelt rubinrot im Glas, aus dem wir Brombeeren, Heidelbeeren und Kirschen erschnüffeln. Im Mund landet ein leicht erdiger, aber aromareicher Spätburgunder ohne Schnörkel und mit anhaltender Kirsch- und Beerenfrucht, Kräutern und Holztönen. Mit seinen 13,5% Alkohol und ordentlichen Tanninen powert er in den Abgang. Das ist kein dünnes pfälzer Rotgerinsel, sondern ein wirklich gut gemachter, reifer Pinot Noir zu einem unschlagbaren Preis und zum Sofortgenuss.
2008 Leinsweiler Sonnenberg Spätburgunder [LS]
Wir nähern uns dem roten Höhepunkt des Weinguts Ehrhart, mit dem die Familie einen echten Spätburgunder-Knüller aus der Pfalz vorweisen kann. Ein Wein, in den sich Benjamin Ehrhart regelrecht verliebt hat. Er hat die Trauben vollfruchtig geerntet und den Most 23 Monate im Barrique aus ausschließlich europäischer Eiche gelassen, danach konnte er noch ein Jahr in der Flasche reifen. Wir schnüffeln Nüsse, eine heiße Schokolade und Omas schmackhaftes Heidelbeerkompott, in das einige Preiselbeeren hineingeraten sind. Diese Aromen setzen sich im Mund fort mit noch mehr Beeren, aber auch Lakritz- und Holznoten, dazu die gehörige winzige Portion Veilchen und Vanille. Wir schmecken Waldspaziergang und Pilzsuche, Tannen und Zedern. Die ganze Szene ist gut verpackt in einen trockenen Tanninmantel und kräftige Säure. Im Abgang bleibt er in guter Erinnerung: süßlich-warm, leicht rauchig und kirschig. Ein edler Tropfen zum aktuellen Genuss, der von Jahr zu Jahr noch mehr begeistern wird. Wäre spannend zu wissen, wie Benjamin Ehrhart den Leinsweiler Sonnenberg Spätburgunder im Folgejahrgang 2009 noch gesteigert hat.
Besuchen Sie mit Benjamim Ehrhart im Hörerlebnis das Familienweingut und lassen Sie sich von der Vorstellung der Weine begeistern.
alle Fotos: Copyright Weingut Ehrhart
HÖRERLEBNIS mit Benjamin Ehrhart