An den vier Enden der Welt
An den vier Enden der Welt
Die Sektkellerei Szigeti im Burgenland: Sortenvielfalt und Flaschengärung aus Österreich
Eigentlich wollte Peter Szigeti nach seiner Ausbildung an der Tourismusschule von Klessheim in der Gastronomie weitermachen. Als jedoch sein Bruder Norbert Szigeti von einem Aufenthalt aus der Champagne mit der Idee zurückkehrte, aus dem Weinbaubetrieb der Eltern eine Sektkellerei mit Flaschengärung zu machen, gründeten sie 1991 gemeinsam ihr eigenes Unternehmen in Gols am Neusiedlersee im Weinanbaugebiet Burgenland. Über 25 Jahre lang war Norbert Szigeti für die Produktion verantwortlich und fungierte als Kellermeister, während sich Peter um den Vertrieb kümmerte. Das ist seit Mitte letzten Jahres Geschichte, denn Norbert Szigeti verkaufte seine Anteile am Unternehmen an seinen Bruder Peter und schied aus dem Betrieb aus. Er betreibt nunmehr zusammen mit seiner Frau Brigitte die Sektkellerei A-NOBIS, deren noch im Bau befindliches eigenes Produktionsgebäude in Zurndorf nordöstlich von Gols im Winter eröffnet werden soll.
Peter Szigeti ist jetzt also Alleineigentümer der Sektkellerei Szigeti. Zusammen haben sie über all die Jahre erreicht, dass Szigeti zu den führenden Sektherstellern Österreichs zählt und jährlich mehr als eine Million Flaschen Sekt und Frizzante abfüllt. Daneben werden noch Weine für andere Winzer – auch mit großen Namen in der Weinszene – versektet, weil für diese der Aufwand der Flaschengärung zu groß ist.
Die Sektkellerei Szigeti ist bekannt für fruchtig-frische Sekte und Frizzante mit einem attraktiven Preis-/Leistungs-Verhältnis. Sie ist indes kein Weingut mit Versektung im üblichen Sinn, denn es werden keine eigenen Weinberge bewirtschaftet: Man bekommt geliefert: Etliche Winzer zum großen Teil in der Region Neusiedlersee, aber auch in Tschechien und Ungarn, sind Vertragspartner von Szigeti und bringen bestes Traubenmaterial für die Sektproduktion. Nur wenn „österreichischer Sekt“ auf der Flasche steht, dann sind ausschließlich österreichische Trauben drin. Fachlich korrekt, wenn auch etwas schnöde, wird solch ein Unternehmen branchengemäß Lohnversektung genannt.
Der Schwerpunkt der Produktion bei Szigeti liegt auf den Rebsorten Grüner Veltliner, Welschriesling und Weißburgunder. Es werden aber auch Sekte aus anderen weißen Sorten und Rosé-Sekte von roten Trauben, insbesondere von der österreichischen Traditionssorte Zweigelt gemacht. Wichtig waren im Hause Szigeti immer die hohe Qualität und Sortenvielfalt. Das Sortiment umfasst heute über 40 Variationen vom einfachen Frizzante über fruchtige, sortenreine Sekte bis hin zu Terroir- und Lagensekten. Neuerdings werden auch Sekte angeboten, die der neuen Qualitätsverordnung entsprechen und die Bezeichnung „g.U.“ tragen dürfen. Sekt mit diesem Qualitäts-Siegel darf nur verkauft werden, wenn die Einhaltung der Kriterien vom Bundesamt für Weinbau in Eisenstadt oder der Höheren Bundeslehranstalt und Bundesamt für Wein und Obstbau in Klosterneuburg amtlich festgestellt worden ist. Die Bezeichnung „g.U. Klassik“ garantiert, dass die für den Grundwein verarbeiteten Trauben aus einem österreichischen Bundesland stammen und auch in Österreich verarbeitet wurden und dass der Sekt mindestens 9 Monate auf der Hefe lagerte. Die Sektkellerei Szigeti hat übrigens als Gründungsmitglied des Österreichischen Sektkomitees maßgeblich an der Entwicklung und Umsetzung der neuen Qualitätsgesetzgebung mitgewirkt.
Wenn Sie Übrigens schon immer einmal wissen wollten, wie die Perlen in den Sekt kommen, dann bietet sich eine Kellerführung in der Sektkellerei Szigeti an: Erleben Sie, was es mit dem Rütteln auf sich hat, wieviele Flaschen man täglich manuell rütteln kann (30.000), was man unter „Méthode Traditionnelle“ versteht, wie man degorgiert und warum die Dosage dem Sekt Charakter geben kann.
Wir konnten sechs Sekte der Sektkellerei Szigeti verkosten.
Das ist einer der ersten Sekte aus der neuen Klassifikation der Sektpyramide, die generell keinen Jahrgangssekt verlangt. Die Dosage für diesen Sekt wurde aus einer Weissburgunder Trockenbeerenauslese und Likör komponiert.
Der Grüne Veltliner brut – Klassik präsentiert sich im Glas in einem wertigen Goldgelb mit hellgrünen Reflexen und lebendiger Perlage. Er duftet intensiv und füllig nach frischen und gedörrten Äpfeln der Sorte Boskop, nach grünen Birnen, etwas Hefe und einer sortentypischen Spitze vom weißen Pfeffer. Alles kommt mit einer angenehm mineralischen Frische herüber. Im Geschmack begegnet uns wieder die kräftige Apfelaromatik, neben der noch einige Goldkiwis, ein Touch Zitrus und eine Schwarzbrotschnitte mitmachen. Im Nachhall bringt sich der Grüne Veltliner noch einmal mit seiner sortentypischen Pfeffernote in Erinnerung. Ein überaus fruchtiger Sekt mit einem opulenten Körper, der viele Facetten zeigt, zu denen auch leicht süßliche und würzige Richtungen gehören, die in das im Abgang straffe Säuregerüst ordentlich eingebunden sind. Der Grüner Veltliner brut – Klassik ist ein exzellenter, vielseitiger sommerlicher Begleiter, beispielsweise zu einem Salat mit Hähnchenbrust.
Bio Welschriesling brut
Die Trauben für den 100% Welschriesling Sekt kommen aus Weingärten im Seewinkel. Die Dosage wurde aus einer Scheurebe Trockenbeerenauslese und Likör hergestellt.
Pinot Blanc brut
Klar und goldgelb mit leichten grünen Reflexen schimmert der Weiße Burgunder im Glas und perlt anhaltend und fein. In der Nase wird es gelbfruchtig und leicht nussig – burgundermäßig eben. Gelbe Aromen von Birnen und Äpfeln, aber auch Weinbergpfirsich strecken sich aus und verbinden sich mit floralen weißen Blüten. Im Mund sammelt sich spontan eine frische Saftigkeit von gelben und grünen Birnen mit einem frischen Säurespiel und einer dezenten Mineralik. Töne von Nüssen, Limonen und Melisse nebst Mango tauchen auf und leiten in ein wieder von Birnenfrucht angeführtes Finish über. Das ist ein vielschichtiger Pinot Blanc mit einer ausgesucht cremigen Textur, der gut ausbalanciert ist und eine feine Eleganz vermittelt. Er ist der perfekte schäumende Begleiter einer geräucherten Lachsforelle.
Muskat Ottonel extra dry Klassik g.U. Burgenland
Auch das ist ein Klassik-Sekt nach der neuen Klassifikation, dessen Trauben ausschließlich aus dem Burgenland kommen. Er schmückt sich mit einem kräftigen Strohgelb mit zartgrünen Reflexen. Intensiv und offensiv schickt er sein exotisch anmutendes Bukett aus dem Glas mit der leichten, aber typischen Muskatelleraromatik und der wahrhaft klassischen Blumigkeit von Holunder-, Flieder- und Orangenblüten bis zu Zitronenmelisse. Darüber weht ein herrlicher Hauch süßlicher Exotik mit Litschis und etwas Papaya. Über die Zunge perlt der Sekt kraftvoll und cremig mit Abdrücken von Orangen, Limonen, Muskatweintrauben und Mangos. Seine dezente Mineralität, seine Tropenfruchtanklänge und seine kleine Säure fügen sich im langen Finale bemerkenswert harmonisch mit der dominierenden, gut eingebundenen Restsüße in einem molligen Körper zusammen. Diese elegante Komposition genießen auch erklärte Trockentrinker mit Begierde – allerdings heimlich, damit ihr Trockentrinker-Image nicht in Gefahr gerät. Der Muskat Ottonel extra dry Klassik ist der ideale Desert-Sekt, beeindruckt aber auch als lustvoller Schmeichler zur Eröffnung der Sommerparty.
Nicht nur bei uns, sondern auch in Österreich schimmern zumindest im Sommer immer mehr Sektgläser rosa. Rosé liegt voll im Trend, zumal Rosé-Sekt stets als etwas besonders Edles angesehen wird und anders als ein Rosé-Wein nicht den Ruf des Bonbonwassers überwinden muss.
Mit dem 2017 Pinot Noir Rosé brut haben wir erstmals einen Jahrgangssekt im Glas, noch dazu aus dem Jahrgang 2017, der im Burgenland Spitzenweine hervorgebracht hat. Er funkelt uns an mit einer feinen, vornehmen Perlage und einem intensiven Lachsrosé. Die Rebstöcke stehen auf den Kalkstein- und Schotterböden des Leithabergs. So muss ein Rosé-Sekt duften: Vanille, dunkle Piemont-Kirschen, Rote Johannisbeeren und einige rote Rosen – wir meinen sogar winzige Röstaromen zu entdecken. Und dann erst der Geschmack: Erdbeeren der neuen Sorte Magnum, Himbeeren, einige Heidelbeeren und im krassen Gegensatz dazu zarte Töne von Limetten, vor allem im geschmeidigen Abgang. Ein Sekt mit einer vollmundigen Struktur, einem ausgesprochen pinot-fruchtigen, daher nicht übermäßig süßlichen Charakter und einem sorgfältig angelegten milden Säureniveau; schwungvolle, hochwertige Eleganz für die Terrasse, Grillfeier oder Gartenparty.
2015 Welschriesling brut Langer Acker-Pamhagen g.U. Burgenland
Dieser Jahrgangs-Lagen-Sekt ist zwar vollmundig und üppig, aber keineswegs übermäßig opulent, sondern von höchster Eleganz. Im Glas glänzt die quicklebendige Perlage als sehr feine Mousse, die weiter stabil bleibt. In der Nase verbreitet sich eine gereifte, fast komplexe Aromatik mit schöner Weinbetonung und einem Hauch von Vanille. Hauptsächlich geht es in der Nase allerdings floral zu mit Anklängen von grünen Äpfeln und Zitrus. Im Mund perlt der Sekt munter, energisch und anhaltend mit einem breiten, reifen Fruchtspektrum, in dem auch exotische Richtungen und Trockenobst angesteuert werden. Gerade im Nachhall werden die Würze des Welschrieslings und seine lebendige Säure noch einmal herausgearbeitet. Beindrucken Sie Ihre Gäste mit einem Brut-Lagensekt der Oberklasse, gerne auch am Ende eines mehrgängigen Menus.
30.07.2019
Fotos: © Sektkellerei Szigeti
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