An den vier Enden der Welt
An den vier Enden der Welt
Das Weingut Fabre Montmayou: Topweine mit französischem Esprit aus Argentinien
Die 900 Kilometer westlich von Buenos Aires im äußersten Westen Argentiniens gelegene Weinbauregion Mendoza ist mit etwa 160.000 Hektar Rebfläche die größte des Landes mit einem Anteil an der Gesamtproduktion von bald 80 %. Sie erstreckt sich in einer Meereshöhe von 500 bis 1.200 Metern über 300 Kilometer lang am Fuße der noch weiter im Westen aufsteigenden Anden. In der von den Departements Luján de Cuyo und Maipú gebildeten Subzone Alta del Río Mendoza südwestlich der Stadt Mendoza liegen die Weinbaubereiche Luján de Cuyo und Vistalba. Rund 18 Kilometer südlich von Mendoza Stadt und nur 200 Meter vom sich hier verbreiternden Río Mendoza entfernt führt die lange baumbestandene Allee Roque Saenz Peña an scheinbar endlosen Weingärten entlang und gibt den Blick frei auf die flachen, rötlichen Gebäude einer berühmten Weinkellerei mit einer ganz besonderen Geschichte.
Das Weingut Fabre Montmayou in der Roque Saenz Peña ist umgeben von mehr als 15 Hektar eigener Weingärten, in denen fast ausschließlich Malbec auf alten Reben wächst. Immerhin gehörte Hervé Joyaux Fabre zu den ersten in Argentinien, die den im Cuvée beliebten Malbec reinsortig auf die Flasche brachten. Zu Fabre Montmayou gehören heute insgesamt rund 90 Hektar in den besten Lagen von Mendoza und Patagonien. Angebaut werden die weißen Sorten Torrontés und Chardonnay und die roten Malbec, Cabernet Sauvignon, Cabernet Franc, Merlot und Shiraz.
Wie konnten fünf Weine von Fabre Montmayou verkosten.
2019 Phebus Torrontés, Mendoza
Schon in der transparenten Flasche zeigt sich der Wein in einem sehr hellen Gelb. Im Glas verbreitet er intensive Aromen von weißen Pfirsichen, Zitrusfrüchten, Aprikosen, Birnen und Honigmelone und einen Hauch von Jasmin – ein typisches Torrontés-Bouquet. Dann kann man den Mund nicht voll genug bekommen: Ausgewogene Zitrus-Blumenaromen, Litschis, weißer Pfirsich, Grapefruit, Mandarine, Mango, Passionsfrucht und grüne Birnen – eine ungeheure geschmackliche Vielfalt an Primäraromen tobt herum. Eine feine Süße steigert die Fruchtigkeit und wird von einer saftigen Frische umrahmt während die lebendige Säure die knackige Spitzigkeit fördert. Im leicht cremigen Abgang verwöhnt er noch lange und intensiv mit seinen Fruchtaromen und einem Touch Mineralität. Der Torrontés von Fabre Montmayou bringt einen vollmundigen Körper mit, ist aber gleichwohl ein leichtfüßiger Wein mit einer üppigen Pracht in Richtung Eleganz, ähnlich einem weißen Bordeaux. Er hat von allem etwas: die Frische vom Sauvignon Blanc, die blumige Lebendigkeit von Viognier, die Fruchtigkeit vom Chardonnay und die Aromatik vom Muskateller. Wenn das kein Hidden Champion ist – auf jeden Fall der universelle Sofortwein zum leckeren Genuss bei jeder Gelegenheit. Er begleitet auch gerne ganz klassisch ein gebratenes Hähnchen mit Sweet Chili Sauce oder argentinische Rindfleisch-Empañadas mit grüner Chilisoße.
2017 Malbec Reservado, Mendoza
In Argentinien gibt es einfachen Tischwein (Vino de Mesa, Vino Común), den aus bestimmten Edelreben erzeugten Qualitätswein (Vino Reserva) und den Vino Fino, einen gelagerten Qualitätswein. Anders als in Europa sind mit der Bezeichnung Reserva oder Reservado gesetzlich also keine herausgehobenen und durch Anbau- oder Ausbauregularien umrissene Qualitätsmerkmale festgelegt.
Im Glas steht der Wein in einem dunklen Rot mit violetten Rändern. Er gibt schnell einen ausdrucksvollen Duft frei mit festen Fruchtnoten von schwarzen und roten Beeren, reifen dunklen Kirschen, getrockneten Kräutern, etwas Tabak, etwas schwarzer Pfeffer und einige Veilchen. Wir entdecken sogar einen Hauch von Garrigue-Würze, womit wir bei den südlichen Cevennen wären – die Herkunft des Malbec lässt grüßen. Die Röstnoten vom Holz sind angenehm verhalten, schön würzig und leicht vanillig. Geschmacklich startet der Malbec Reservado mit einem weichen Auftakt und entfaltet dann zunehmend seine feste Struktur mit Noten von dunklen Beerenfrüchten wie Brombeeren, Heidelbeeren und Schwarzen Johannisbeeren, dazu frische Pflaumen, Gewürze, Mokka und Schokolade. Spuren von Gewürznelken und Veilchen sind raffiniert mit der Vanille vom Eichenholz verwoben. Nach einiger Zeit der Belüftung ist auch ein dezenter, schöner Lakritzgeschmack wahrnehmbar. Im geschmeidigen und langanhaltenden Finish sind glatte, leicht süßliche und mit der Säure gut ausbalancierte Tannine präsent. Ein durchaus komplexer, sehr harmonischer und runder Wein, der eine moderne Eleganz mitbringt. Er passt argentinisch perfekt zu einer Parrillada, einer Grillplatte mit einem Bife de Chorizo (Rumpsteak).
2016 Malbec Grand Reservado, Mendoza
Die Trauben für diesen Wein kommen aus Vistalba und Luján de Cuyo, wo über 50 Jahre alte Rebstöcke in Weinbergen mit Lehm, Kalkstein und Sand stehen und Erträge von 35 hl pro Hektar hervorbringen. Ende März bis Mitte April wurde in zwei Durchgängen handgeerntet. Mazeration und Gärung erfolgten methodisch wie beim Malbec Reservado, allerdings kam hier nicht nur ein Teil, sondern der gesamte Wein für zwölf Monate in französische Eichenbarriques.
In der Nase entfaltet er ein komplexes, elegantes und vollfruchtiges Bukett mit Noten voller Brombeeren, aber auch von dunklen Kirschen, Himbeeren, Süßholz und Veilchen plus einigen Wildkräutern und einem Hauch von schwarzem Pfeffer. Am Gaumen treffen die Bukettaromen auf dezente Pflaumen- und Würztöne vom Eichenholz und vorsichtige Nuancen von Schokolade und Lakritze. Ein langer, starker Abgang bindet nicht nur die Säure, sondern die kräftigen, feinkörnigen Tannine ordentlich ein. Ein reichhaltiger, kühner, fruchtgeprägter Malbec mit feinem mineralischen Schwung, griffigem Pep und verheißungsvoller Eleganz. Sie können ihn gut zehn Jahre liegen lassen oder jederzeit zu einem saftigen Steak oder einer urigen Hirschkeule genießen. Auf jeden Fall lohnt es sich, den Wein ein bis zwei Stunden vorher in eine Karaffe zu geben.
2016 Cabernet Sauvignon Barrel Selection Patagonia
Im Glas sehen wir den Wein in der Mitte fast schwarz und am Rand dunkel rubinrot. Er entfaltet Düfte von reifen Brombeeren, Kirschen, roten Johannisbeeren, Zeder und dunkler Schokolade mit schüchternen floralen Anklängen an Veilchen und Rosen. Die aromatische Komplexität ist beeindruckend und prägt auch den Geschmack, der ergänzt wird durch würzige Richtungen von Eukalyptus und Minze, aber auch von getrockneten Zwetschgen und leicht rauchig-vanilligen Röstaromen. Die Zunge umspielen eine interessante kleine Süßlichkeit und eine aktive Säure. Bei all der fülligen Frucht überrascht gleichwohl die überragende Frische und die feine, aber tiefgestaffelte Mineralität dieses Cabernet Sauvignon als Abdruck des patagonischen Terroirs: Ein gut zu trinkender Wein mit einer großen Struktur, weichen reifen Tanninen und einer fast cremigen Konsistenz mit sehr guter Länge. Das ist der herzhafte Weinbegleiter zu einem extravaganten Hangar-Steak vom Rind aus dem Short Loin, bei uns meist als Nierenzapfen bekannt. Und vergessen Sie nicht die würzigen Tropfen einer argentinischen Chimichurri-Soße.
2015 Grand Vin, Mendoza, Partida Limitada
Mit einem tiefdunklen Rubinrot und violetten Rändern verströmt er verführerische Aromen aus völlig unterschiedlichen Richtungen: dunkle Pflaumen, Brombeeren, Schwarzkirsche, Lakritze, Mokka, Leder, Zeder, Karamell, Balsamico – es könnte noch weitergehen. Auf jeden Fall kommen auch feine florale Nuancen von Veilchen und ein Hauch Vanille aus französischer Eiche hinzu. Es ist ein überaus komplexes Bukett, das uns lange und gierig schnüffeln lässt. Am Gaumen hat der Wein mit seinem vollen Körper einen konzentrierten, reifen und geschmeidigen Auftritt. Die üppige Fruchtigkeit verwöhnt die Zunge geradezu: Ein kräftiger Kirsch-Start wird begleitet von Brombeeren, Erdbeeren, Cassis, Pflaumen, Veilchen, Leder, Pfeffer und Tabak. Alles ist köstlich eingebunden in eine fast schiefrige Mineralität, eine angemessene Säure und runde, gut strukturierte und leicht süßliche Tannine. Im Finale lässt seine Kraft nicht los, der Alkohol von 14,5 Volumenprozent hält die dichte und aromatische Muskulatur lange zusammen. Ein Wein mit hervorragender Ausgewogenheit, fulminanter Energie und distinguierter Eleganz, der mit dem Terroir von Luján de Cuyo die Alte und Neue Welt zusammenführt – irgendwo zwischen Super Tuscan und Bordeaux linkes Ufer. Sie können ihn locker noch 15 bis 20 Jahre lang optimieren, aber auch hier und heute sich und diesen außergewöhnlichen Wein ganz klassisch mit einer Lammkeule aus dem Rohr oder ganz verwegen mit einem Mousse au chocolat erfreuen.
14.01.2020
Fotos: © Weingut Fabre Montmayou/
Harald L. Bremer Import
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