An den vier Enden der Welt
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Weine aus Rumänien: Sensationen und Schätze für Entdecker
10. Februar 2020
Noch immer muss Rumänien indes mit dem Image-Problem kämpfen, das es mit seinen Weinen zweifellos noch hat. Doch wer jetzt den Klassiker auflegt, „für den Preis bekomme ich aber...“, und die üblichen Verdächtigen aufzählt, wird eben niemals die wahren Schätze finden. Dabei ist es ganz einfach: Eine Flasche hochwertigen Wein aus Rumänien öffnen und schon ist man mitten auf der Schatzinsel. Hier gibt es die Massenirrtümer aus den Supermärkten nicht mehr, hier haben es die Weingüter auch nicht nötig, sich mit Schockweinen und Special Effects zu positionieren. Rumänien bietet vielfältige und verlässliche Rebsortenstilistiken in herausragender Qualität und mit authentischem Charakter an – man muss sie nur ausfindig machen. Dafür darf man gelegentlich auch hartnäckig nachfragen und sich freundlich empören, wenn der Weinhändler vor Ort oder online keine rumänischen Weine im Sortiment hat: Es gilt, neue Akzente zu setzen auf dem Weg zum Genuss des Besonderen.
Geschichte des Weinbaus in Rumänien
Rumänien gehört zu den ältesten Weinbauregionen in Europa. Schon vor 6.000 Jahren war hier bekannt, wie Wein hergestellt und gelagert wird. In den Eichenwäldern wuchsen wilde Weinreben wie die autochthone Vitis Silvestrii, die zur Grundlage der Dacian-Rebe wurde. Handel betrieb man im Gebiet der heutigen Dobrudscha an der Schwarzmeerküste schon zu Zeiten Herods, Homers und des von Kaiser Augustus hierher verbannten Dichters Ovids, die allesamt den Wein literarisch anpriesen. Ovid ist in Rumänien noch immer präsent: Auf seinem Grab in Constanza steht seine Statue, Ovidiu ist ein beliebter Männername und ein populärer Wein vom Sherry-Typ heißt "Lacrima lui Ovidiu", die "Träne des Ovid". Die 165jährige römische Besatzung machte Dacia (Dakien) zur römischen Provinz, prägte Münzen mit Ähren und Trauben und hinterließ die lateinische Sprache als Grundlage für Rumänisch.
Ab dem 10. Jahrhundert bildeten sich die Fürstentümer (Voévodats) Siebenbürgen, Walachei und Moldau, deren Feudalherren (Woiwoden) ausgedehnte Weinberge besaßen. In den folgenden Jahrhunderten bedienten sich erst Ungarn, dann das Osmanische Reich und schließlich Österreich-Ungarn an zahlreichen rumänischen Gebieten. Weinbau betrieb man fast ausschließlich für den Eigenbedarf bis sich im 12. Jahrhundert deutsche Siedler aus dem Rheinland als „Siebenbürger Sachsen“ in Rumänien niederließen, in Transsilvanien Flächen für den Weinbau erschlossen und diese mit Traminer, Riesling und Neuburger bestockten. Mit dem in ganz Europa begehrten Wein wurde reger Handel betrieben. Als nächstes schickte im 18. Jahrhundert Maria Theresia als Erzherzogin von Österreich und Königin von Böhmen und Ungarn Schwaben aus Deutschland nach Rumänien, die als „Donau-Schwaben" oder "Banater Schwaben“ im Banat Weinanbau in ganz neuen Dimensionen betrieben. Die geografische Region Rumäniens wurde zu einer der größten Weinproduzenten in Europa, an deren Weinen sogar Napoleon Gefallen fand. Die französische Kultur, Erziehung, Technik und die französische Sprache wurden vom rumänischen Bildungsbürgertum hoch geschätzt. Seit dem 19. Jahrhundert investierten Winzer aus Frankreich, Italien und Deutschland in rumänische Weinberge.
Der Name „Rumänien“ (rumänisch „România”) leitet sich von dem lateinischen Adjektiv romanus ab und wird erst seit dem 19. Jahrhundert offiziell als Bezeichnung für die Gebiete verwendet, die zum heutigen Staat Rumänien gehören und aus dem Zusammenschluss der Fürstentümer Moldau und Walachei am 24. Januar 1859 entstanden. Sie erstritten 1877 ihre Unabhängigkeit vom Osmanischen Reich und erklärten sich 1881 zum Königreich. Die Weinanbaugebiete veränderten sich laufend mit den politischen Entwicklungen. Nach der Reblaus-Katastrophe in den 1880ern hatten die Winzer bei der Rekultivierung zwar französische Rebsorten oder solche aus Deutschland und Italien angepflanzt, im 20. Jahrhundert blieben Weine aus Rumänien aber im Wettbewerb mit den bevorzugten originären französischen Weinen zurück, im Land selbst verbreiteten sich Weine von nichtedlen Reben.
Die „Vereinigung“ von 1918 bis 1920 brachte die letzten historischen Provinzen Dobroudja, Bessarabien, Bukowina, Siebenbürgen und Banat in dem jungen Nationalstaat zusammen, was seit 1990 am 1. Dezember, dem Großen Unionstag, alljährlich gefeiert wird. Zwischen den beiden Weltkriegen wurden enge Beziehungen zu Deutschland und Österreich hergestellt. 1940 annektierte Russland Bessarabien und die nördliche Bukowina, Ungarn holte sich Teile von Nord-Siebenbürgen und Bulgarien die Süd-Dobroudja. Zwischen dem Ersten und dem Zweiten Weltkrieg förderte der rumänische Agrarminister Garifild die Verbesserung der Qualität der Weine, indem er gesetzlich den Anbau edler Rebsorten unterstützte und die verbreiteten nichtedlen Rebsorten durch eine verstärkte Kontrolle eingrenzte. Nach dem Zweiten Weltkrieg verlor das Land wiederum Gebiete an die Sowjetunion. 1948 wurde die Monarchie abgeschafft und die Volksrepublik Rumänien als kommunistischer Satellitenstaat gegründet. Mit der Kollektivierung und dem Zwang zur Massenweinproduktion vollzog sich eine Kehrtwende weg von dem bereits eingeschlagenen Weg zu Qualitätsweinen. Fortan landeten in Deutschland rumänische Tankweine anonym im Billig-Sekt und begründeten mit horriblen, billigen und fröhlichen Produkten wie der berüchtigten bunten Flasche „Schwarze Mädchentraube“ das schlechte Image vom rumänischen Wein als Liebfrauenmilch Osteuropas.
Mit der Reprivatisierung von Weingütern nach dem blutigen Volksaufstand 1989 und dem Ende der Sowjetzeit, vor allem aber nach dem Beitritt Rumäniens zu Europäischen Union 2007, zogen moderne und innovative Techniken in die Keller ein. Immer mehr einheimische Winzer und ausländische Investoren wandten sich der Erzeugung hochwertiger Qualitäten zu und steigern weiter das Ansehen rumänischer Weine in der Welt.
Es ist ungewohnt entspannend, für den guten Geschmack mal nicht mit überzogenen Preisen oder gar mit Subskriptionsaufrufen abgestraft zu werden, sondern die Gewissheit zu haben, das einem guten Wein Angemessene zu bezahlen. Man profitiert bei rumänischen Weinen ohnehin schon von den geringeren Produktionskosten in Osteuropa, so dass man letztlich einräumen muss, dass, gemessen an der hohen Qualität, oftmals unglaublich wenige Euros aufgerufen werden. Wer allerdings Billigheimer in der Art Discounter-Regal ganz unten erwartet, sollte sich seine Weine genau da holen und darf sich mit Bahndamm-Auslese begnügen.
In den letzten zehn Jahren wurden 170 neue Weingüter gegründet und rund 35.000 Hektar Fläche erstmalig bepflanzt. Mit 5,1 Millionen Hektolitern (2018) gehört Rumänien zu den 13 Toperzeugerländern in der Welt. Zwar ist die bewirtschaftete Rebfläche seit 1990 um rund 22 % zurückgegangen, aber mit aktuell 191.000 Hektar (2018) liegt es noch weit vor Deutschland. Die meisten der rumänischen Qualitätsweingüter sind im europäischen Vergleich mit regelmäßig weit mehr als 50 Hektar Anbaufläche relativ groß, weil das Engagement für Spitzenweine insbesondere angesichts von noch nicht beseitigten Unzulänglichkeiten in Infrastruktur und Bürokratie eine solide materielle Grundlage braucht, die ganz kleine Familienweingüter selten aufbringen. Dazu passt, dass nur knapp 40 % der Anbaufläche in privater Hand ist, während rund die Hälfte von Genossenschaften bewirtschaftet wird, der Rest ist sogar noch staatlich. Darüberhinaus keltern viele Klöster eigenen liturgischen Wein. Von den privaten Weingütern verkaufen etwas mehr als die Hälfte Flaschenweine. Einer der Vorteile der rumänischen Qualitätswinzer im europäischen Wettbewerb sind die interessanten einheimischen Rebsorten, die 40 % der Weinproduktion abdecken und ein erlesenes Sortiment mit beeindruckender Vielfalt an außergewöhnlichen Qualitätsweinen ermöglichen.
Die Weinanbauregionen in Rumänien
Eigentlich ist man in Rumänien überall im Weinland – die Weinanbauregionen decken mit rund 90.000 Hektar nahezu das ganze Land ab: von den Hängen der Karpaten und dem geheimnisumwobenen Transsilvanien (Siebenbürgen) über die Walachei und Moldova (Moldau oder Moldavien) bis zum Dobrogea-Plateau am Donaudelta oder entlang der Schwarzmeerküste. Es gibt in Rumänien acht gesetzlich festgelegte Hauptanbaugebiete mit zahlreichen Sub-Regionen. 80 Prozent aller rumänischen Weine werden in den drei Hauptanbaugebieten Muntenia, Moldova und Oltenia erzeugt.
Die Region Muntenia mit der berühmten Anbauzone Dealu Mare liegt rund neunzig Autominuten nördlich von Bukarest. Sie macht einen bedeutenden Teil der Walachei aus und wird daher als Große Walachei bezeichnet. Hier an den Hängen der Karpaten wachsen vor allem Reben für große Rotweine. Das warme, durch Luftströmungen vom Schwarzen Meer begünstige Klima fördert die Herstellung von eleganten, nicht übermäßig tanninreichen Weinen mit großem Potenzial, so dass Dealu Mare auch das Bordeaux Rumäniens genannt wird. Der bekannte Weißwein Tămȃioasă Romȃnească stammt aus Pietroasele im Osten von Muntenia, wo die Reben in kalkhaltigem Boden wachsen und man es ausnutzt, dass die Trauben häufig von Botrytis befallen werden.
Oltenien ist die „Kleine Walachei“ im Südwesten des Landes. Hier keltern einheimische Winzer für den eigenen Verbrauch verbreitet liebliche Weißweine und Rotweine, oftmals nach russischer Tradition. Die Sorte Crâmpoșie ist sehr verbreitet, während hohe rote Qualitäten von den Sorten Fetească Neagră und Cabernet Sauvignon kommen.
Die Region Moldova östlich der Karpaten an der Grenze zu Moldawien und der Ukraine ist mit knapp 37.700 Hektar die mit Abstand größte Weinbauregion Rumäniens. Zu knapp zwei Dritteln wird Weißwein und zu rund einem Drittel Rotwein hergestellt, dazu kommen rund 10 % Rosé-Weine. Hier gibt es sehr unterschiedliche Böden und verschiedene klimatische Bedingungen. Bekannt ist das Gebiet Moldau insbesondere für seinen süßen Dessertwein Grasă de Cotnari aus der Gegend um die Gemeinde Cotnari. Die Subregion Panciu ist bekannt für ihre Schaumweine.
Dobrogea (Dobrudscha) ist mit 13.400 Hektar die hügelige Küstenregion zwischen Donau und Schwarzmeerküste, wo der Herbst lange dauert und es sehr beliebt ist, Chardonnay und Muskateller bis zu zwei Jahren im Holzfass reifen zu lassen. Im Landesinneren stehen die Rebstöcke auf Kalkstein, an der Küste auf alluvialem und sandigen Untergrund.
Transsilvanien (Siebenbürgen) bildet mit 5.000 Hektar ein hoch gelegenes Plateau im Zentrum Rumäniens. Es ist eine cool climate Region mit traditionell frischen, fruchtigen Weißweinen, die oftmals mit Weinen aus dem Elsass verglichen werden. Neben den lokalen Rebsorten wie Fetească Albă oder Fetească Regală werden verbreitet Sauvignon Blanc und Chardonnay angebaut. Inzwischen werden zu etwa einem Drittel auch Rotweine hergestellt. Bedeutende Subregionen sind Târnave mit Jidvei und Lechinţa. Die Produktion hochwertiger Weine gibt immer mehr Dorfbewohnern in der von Landflucht geplagten Region Arbeit und Perspektiven.
Weitere Weißweine findet man in den kleineren nördlichen und nordwestlichen Weinbauregionen an der Grenze zur Ukraine bzw. zu Ungarn: Maramureș und Crișana mit dem berühmten Miniș. Beide zusammen sind etwa 3.600 Hektar groß und erzeugen in der Regel leichte und trockene Weiße, die mit Moselweinen verglichen werden.
In den überwiegend kleinen Subzonen im rund 4.000 Hektar großen bergigen Banat zwischen der ungarischen Grenze und den Karpaten werden von vielen privaten Winzer Rotweine wie Cabernet Sauvignon und Cadarcă gekeltert, aber auch süße Rotweine in ungarischer Tradition. Gleichwohl überwiegt die Weißweinproduktion mit zwei Dritteln. Das Gebiet Teremia-Mare ist bekannt für seine Weißweine vom Welschriesling.
Geografie, Klima und Böden
Rumänien liegt am Schwarzen Meer zwischen Mittel- und Südosteuropa und erstreckt sich mit 238.391 km² über den Karpatenbogen bis zur Pannonischen Tiefebene. Das Land grenzt im Süden an Bulgarien, im Westen an Serbien und Ungarn, im Nordosten an die Ukraine und im Osten an Moldavien. Es hat rund 19,5 Millionen Einwohner.
Die Voraussetzungen für den Weinbau sind in Rumänien bestens. Das Land liegt geografisch auf den gleichen Breitengraden wie Frankreich und Norditalien und bietet den Reben vielerorts vergleichbare gemäßigte klimatische Verhältnisse an. Nordrumänien erstreckt sich über den 47. Breitengrad und ist dem südlichen Elsass und dem nördlichen Burgund sehr ähnlich. Südrumänien zieht sich vom 43. zum 44. Breitengrad und liegt damit auf der Höhe der französischen Mittelmeerküste bei Montpellier im Einzugsbereich der Provence und des Languedoc-Roussillon und in Italien zwischen der Toskana und der Emilia Romagna. Natürlich hat Rumänien ganz eigene Klimastrukturen. Grundsätzlich herrscht ein kontinentales Klima, das von den riesigen Landmassen des Nahen Ostens und Russlands beeinflusst wird. Die bis zu 2.500 Meter ansteigenden Karpaten schützen die östlichen Regionen vor kalten Winden. Im Westen der Gebirgskette ist das Klima maritim, während die Walachei und der Süden mit dem Donaudelta von mediterranen Einflüssen verwöhnt werden. In Transsilvanien wiederum gibt es sehr heiße Sommer und sehr kalte und in den bergigen Gegenden auch schneereiche Winter – bislang jedenfalls.
Die Bodenverhältnisse in Rumänien sind sehr vielfältig: Die Rebanlagen in der Nähe der vielen Flüsse stehen oft auf feuchtem Schlemmland mit Braunerde, Schwarzerde, Löß, Lehm und Sand. Zu den Karpaten hin beherrschen kalksteinreiche Verwitterungsböden mit Humusauflagen das Terrain.
Die Rebsorten in Rumänien
Da auf dem Inlandsmarkt Weißweine stärker nachgefragt sind, machen weiße Sorten rund 80 Prozent der angebauten Reben aus, die überwiegend in den nördlichen Regionen des Landes wie Moldova und Transsilvanien stehen. Es werden jedoch immer mehr rote Trauben angebaut, um dem internationalen Markt auch insoweit den Facettenreichtum rumänischer Weine zeigen zu können. Die meisten Rotweine stammen aus Muntenia und Moldova. Insgesamt soll es in Rumänien fast 60 autochthone Rebsorten geben, von denen einige landesweit im Qualitätsweinbau verbreitet sind. Viele autochthone Sorten wurden in Rumänien erst in den letzten Jahren wiederentdeckt, insbesondere Mustoasă de Măderat, die mit Müller-Thurgau verglichen wird und leichte Sommerweine liefert, und Grasă Cotnari, die ebenso wie die säurestarke Frâncuşă gerne als Süßwein ausgebaut wird.
Die weißen Fetească-Trauben sind die am weitesten verbreiteten Rebsorten Rumäniens. Fetească bedeutet auf Rumänisch "Jungfrau" (im Deutschen oft simpel mit Mädchen übersetzt) und wird von den beiden weißen Sorten Fetească Regală – königliche Jungfrau – (rund 15 % der Gesamtmenge), Fetească Albă – weiße Jungfrau – (11 %) und der roten Fetească Neagră – schwarze Jungfrau – (3 %) geteilt. Fetească Albă ist mit einem kurzen Vegetationszyklus und der frühen Reife bestens für Weinberge in Nordrumänien geeignet, wo sie ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Zucker und Säure entfaltet, während im Süden oftmals die Säure sehr gering ausfällt. Fetească Regală, mit der 30% der weißen Trauben erzeugt werden, ist beständig gegen Winterfrost, mag aber weder Kälte im Frühjahr noch sommerliche Trockenheit. Sie ist erst Mitte bis Ende September reif.
Bedeutende weiße Rebsorten sind: Crâmpoșie, Frâncuşă, Galbenă de Odobeşti und die sehr alte Sorte Tămȃioasă Romȃnească aus der Region am Schwarzen Meer, deren hohes Mostgewicht Tradition hat. Sie bringt natürlich-süße oder halbtrockene, bernsteinfarbene Weißweine – auch "Weihrauch-Wein" genannt – mit außergewöhnlich subtilen Aromen von Honig, Basilikum und frisch gemahlenem Kaffee hervor.
Die rote Fetească Neagră erlebt gerade wieder eine Renaissance. Über mehrere Jahrzehnte wurde sie in Deutschland in den Weinprodukten der berühmt-berüchtigten „Schwarzen Mädchentraube“ missbraucht. Dabei liefert sie im modernen, ertragsreduzierten Anbau langlebige Spitzenweine mit einem breiten stilistischen Spektrum, angefangen beim feinen Burgunderstil à la Pinot Noir bis zu opulenten, holzumspielten Tanninträgern. Die Rebe ist sehr kräftig, verträgt Winterfrost und Trockenheit gut, ist aber anfällig für Krankheiten und Frühlingsfrost.
Andere rote Sorten sind die sehr alte Băbească Neagră, die Neuzüchtung Negru de Drăgășani, ferner Busuioacă de Bohotin (Schwarzer Traminer) in Moldova und Cadarcă, der Wein des kaiserlichen Hofes von Wien während der Regierungszeit von Kaiser Franz Josef im 18. Jahrhundert, der nichts mit dem bulgarischen Massenwein-Süßgeschoss zu tun hat, sondern ähnlich dem roten Băbească Neagră durch feine Aromen von frischen Nelken imponiert.
Einige internationale Rebsorten werden in Rumänien schon seit so vielen Jahrzehnten angebaut, dass sie als angestammte Sorten eingestuft werden können. Sie beeindrucken oft mit Stilistiken, die so manche französische und italienische Interpretation in den Schatten stellen. Angebaut werden insbesondere die weißen Sorten Riesling, Muscat Ottonel (4 %), Sauvignon Blanc (5 %), Aligoté (5 %), Gewürztraminer, Pinot Gris, Chardonnay und Gutedel. Der rumänische Riesling ist zumeist ein Welschriesling (6 %) – auch italienischer Riesling genannt –, seltener ein Rheinriesling (unter 2 %). Von den roten Sorten stehen in den Weinbergen vor allem Merlot (13 %), Cabernet Sauvignon (5 %), Blaufränkisch (Kekfrankos/Lemberger) sowie Pinot Noir, Blauer Portugieser und Shiraz. Gründe für die traditionelle Verbreitung der internationalen roten Sorten sind ganz sicher in den Neupflanzungsprogrammen nach der Reblausplage gegen Ende des neunzehnten Jahrhunderts zu sehen, teilweise werden sie ergänzend dem kommunistischen Regime in den sechziger Jahren zugeschrieben, das in einem ersten Pflanzungsprogramm französische Sorten einführte und erst im zweiten Programm heimische Rebsorten verordnete.
Qualitätsstufen, Güteklassen und Herkunft
Seit 1972 regeln die Weingesetze in Rumänien Produktionsstandards und Kennzeichnung, was im Zuge der Vorbereitungen des EU-Beitritts 2007 ergänzt wurde. Allgemein liegen das französische Konzept der kontrollierten Herkunftsbezeichnungen und die deutsche Gesetzgebung mit den am Zuckergehalt der Weine gemessenen Qualitätsstufen zugrunde.
Das Zusammenspiel von Güteklassen, Qualitätsstufen und den 18 geschützten geografischen Angaben ist ähnlich komplex wie ein Wein. Die wichtigsten Qualitätskategorien jedenfalls sind Vin de masă und Vin de regiune superioră (beides Tafelwein) sowie Vin cu denumire de origine controlată (DOC und DOCC). Es gibt derzeit 33 DOC-Bereiche. Darüber hinaus werden zusätzlich noch Qualitätseinstufungen vergeben, die den deutschen von Kabinett bis Trockenbeerenauslese entsprechen. So findet man beispielweise häufig die Kombination DOC-CMD (vin cu denumire de origine controlată din struguri culeși la maturitate deplină), was ein Kabinett-Wein mit geschützter Ursprungsbezeichnung ist.
Hinzu kommen die Typisierungen Reservă (Reifung mindestens sechs Monate Eichenfass und sechs in der Flasche), Vin de Vinotecă (mindestens ein Jahr Eichenfass und vier Monate Flasche) und Vin Tănăr (Jungwein – Vermarktung bis Ende des Lesejahrs).
Es kommt allerdings vor, dass – ähnlich wie in Italien – angesehene Weingüter ihre Spitzenweine, soweit das Gesetz es zulässt, nicht in das Qualitätssystem einstellen, um nicht den Zwängen der Regularien zu unterliegen und in der Komposition der Weine kreativer sein zu können.
Wir haben auf unserer Reise in Rumänien viele großartige Weine von Qualitätsweingütern der Premium Wines of Romania verkostet: SERVE, Davino, Cotnari, Nachbil, Alira, Villa Vinèa, Oprişor, Bala Geza, Liliac, Vinarte und Corcova. Teilen Sie mit uns Überraschung, Faszination und Leidenschaft – wir stellen mit den vier Weingütern SERVE, Davino, Liliac und Villa Vinèa einen bedeutenden und repräsentativen Teil der Romanian Identity vor.
Im Hörerlebnis stellt Ana Rodica Capatina, Präsidentin von Premium Wines of Romania, den Verband vor und gibt einen Überblick über die Ziele, die Mitgliederstruktur und die Perspektiven des Qualitätsweins in Rumänien.
HÖRERLEBNIS mit Ana Rodica Capatina, Präsidentin von Premium Wines of Romania
Foto © D.R.
Foto: © : Weingut Liliac
Foto: © : Weingut Liliac
Foto: © : Weingut Villa Vinèa
Foto: © : Weingut Villa Vinèa
Foto: © : Weingut Villa Vinèa
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